Chanelle
Top Rezension
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Blumigseifiger Aberglaube; finster - kaum.
Eine Kollaboration von Malle mit Elbaz, ausgeführt von Dominique Ropion? Jetzt bin ich aber mal neugierig.
(Und ja, abergläubisch bin ich auch, aber an einem Fr. 13. würde ich dennoch aus dem Haus gehen, so schlimm ist es nicht.)
Wessen Handschrift ist die maßgebliche? Monsieur Ropion hat über die Jahre einige meiner mainstream-Lieblinge mitzuverantworten gehabt, von Malle ist bei mir trotz Sympathie nie etwas wirklich hängengeblieben und Elbaz habe ich zum ersten Mal wahrgenommen, als er mit Lancôme kooperierte, aber nur was dekorative Kosmetik angeht, also kann ich das nicht wirklich beurteilen, selbst wenn ich mehrere Anleihen von Ropion an seine früheren Mega-Erfolge in "Superstitious" hineininterpretiere.
Was aber über allem Hin-und-Her-Überlegen schwebt, ist die Macht und Ausstrahlung dieses Duftes.
Diese Attribute erinnern mich wieder sehr an die Powerhäuser der 80er, in denen Ropion schon Großes geleistet hat, und auch Superstitious ist wieder großes Kino:
Die Kopfnote ist so geballt blumig, daß ich zurückschrecke, denn ich bin kein Blütenduftfreund. Aber Entwarnung, es ist "nur" Jasmin, der hier so dominant ist, und den mag ich. Jasminiger geht es kaum, die Ladung ist schon hart an der Grenze zum Atemrauben. Aber kurz vor der Grenze biegt der Duft auf die dunklere Spur ab, wird schwerer, aber auch seifigcremiger. Ein Widerspruch? Mitnichten. Eine saubere, weiche Patchoulinote tut sich positiv hervor.
Patchouli ist auch ein Angstgegner von mir, aber dieser ist 1. angenehm sauber, nicht emo; und 2. gekommen, um zu bleiben. Sehr schön und sehr selbstbewusst. Komischerweise denke ich hier wieder an die 80er, und zwar nicht in Richtung Patch, sondern an die klassischen Chypres, nicht zuletzt an Knowing von Estee Lauder.
Erst nach Stunden entwickelt sich eine pudrige Rose, die den Duft bis zum Ausklingen begleitet. Wieder eine superschöne dazu, auch für Nicht-Rosenfans like me.
Dieser Duft ist soviel mehr als die Summe aller Bestandteile, denn diese hätten mich normalerweise vom Testen abgehalten. Aber das Brimborium, was um seine Lancierung gemacht wird, stimmte mich neugierig.
Ich bereue nichts. Er ist das Geld wert.