29.08.2020 - 16:31 Uhr
FvSpee
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25
Colonialwaren VI: Heitere Kammermusik im lichten Wald
G.F. Trumpers Wild Fern verkörpert für mich das stille, heitere, pastorale England. Es ist das olfaktorische Gegenstück zu Ralph Vaughan Williams etwas später entstandenen kleinen sinfonischen Werken wie „The Lark Ascending“: Bescheiden und doch glänzend, verspielt und doch bedachtsam wohlgesetzt.
Obgleich weitgehend frei von Zitrik (das bisschen Bergamotte, ach, das ist keine richtige Frucht, das gehört zum Earl Grey!) ist Wild Fern zudem ein Cologne par excellence, unkompliziert (jedenfalls gibt es sich nicht so), schlicht, hochgradig erfrischend, im Charakter unaufdringlich, auch in der Haltbarkeit zurückhaltend. Vielleicht eher an Herren zu imaginieren, aber letztlich passend zu jedem feinen Menschen (freilich nicht zu Schrei- und Prahlhänsen beiderlei Geschlechts).
Der Duft beginnt stomatologisch hellgrün: Hellgrüne Kräuterstreifen in weißer kreidiger Zahnpaste (aus der Metall-, nicht Plastiktube) und hellgrüner Dentistenkittel inmitten wohldesinfizierter, fast metallischer Sauberkeit. Woher auch immer das kommt. Hier verspricht Wild Fern für einige wenige Minuten etwas schwierig zu werden. Sehr bald aber schließt eine feine, samtige Lavendelnote auf, rundet den Duft aufs Angenehmste ab und nimmt der Eröffnung ihre Spitzigkeit und dem Benutzer die Angst vorm Bohrer.
Als nächstes pulsen herbere, dunklere Kräuternoten nach, deutlich Basilikum, Estragon klingt für mich auch an, und wandeln das Bild erneut ein wenig, verschieben es erstmals nun tatsächlich in Richtung einer waldigen Kühle, wie sie sich für einen Fougère (und Fern ist ja schließlich nur das englische Wort darfür) gehört. Licht bleibt die Szene aber dennoch.
Hier nun, es sind noch keine zehn Minuten vergangen, stabilisiert sich das Bild und verschiebt sich dann nur noch graduell: Kühle, grüne, und doch heitere und helle Frische, durch welche die Minze des vielleicht nicht irritierenden, aber doch aufmerken lassenden Auftakts immer mal wieder kräftig durchschschlägt.
Nach vielleicht dreißig oder sechzig Minuten treten von Ferne holzige Anklänge und, woher auch immer, eine maritime Brise hinzu (warum auch nicht, England liegt auf einer Insel). Erdiges ist, obwohl Wild Fern immer geerdet bleibt, nicht auszumachen: Das wohl nur homöopathisch eingesetzte Patschuli mag im Riechzentrum irgendeinen nicht bewusst wahrnehmbaren Kontrapunkt setzen, agiert selbst aber nicht.
Tritt man nach einiger Zeit in den Raum, in dem man den Duft getestet hatte, liegt auch eine (fast süße) Weichheit in der Luft, die man auf der Haut nicht wahrgenommen hatte. Fein moosige Polster und kleine versteckte Waldhimbeeren vielleicht.
* * *
Wie auch bei meiner früheren Serie "Colonia statt Corona" seien einige Düfte kurz angetippt, die in diese Serie hier gehören würden, die ich aber nicht erneut kommentiere, weil ich dies schon früher, vor Eröffnung der Serie, getan hatte.
Colonialwaren VIa (Agua Brava)
Unter Colonialwaren III war „Brummel“ aus dem Hause Puig von Rosendo Mateu besprochen worden. Nachzutragen ist dazu das ebenfalls sehr klassische „Agua Brava“ aus demselben Hause von demselben Künstler, ähnlich konzipiert, jedoch grüner und noch schöner und unbedingt empfehlenswert. Ich habe es vor nicht allzu langer Zeit gesondert kommentiert.
Obgleich weitgehend frei von Zitrik (das bisschen Bergamotte, ach, das ist keine richtige Frucht, das gehört zum Earl Grey!) ist Wild Fern zudem ein Cologne par excellence, unkompliziert (jedenfalls gibt es sich nicht so), schlicht, hochgradig erfrischend, im Charakter unaufdringlich, auch in der Haltbarkeit zurückhaltend. Vielleicht eher an Herren zu imaginieren, aber letztlich passend zu jedem feinen Menschen (freilich nicht zu Schrei- und Prahlhänsen beiderlei Geschlechts).
Der Duft beginnt stomatologisch hellgrün: Hellgrüne Kräuterstreifen in weißer kreidiger Zahnpaste (aus der Metall-, nicht Plastiktube) und hellgrüner Dentistenkittel inmitten wohldesinfizierter, fast metallischer Sauberkeit. Woher auch immer das kommt. Hier verspricht Wild Fern für einige wenige Minuten etwas schwierig zu werden. Sehr bald aber schließt eine feine, samtige Lavendelnote auf, rundet den Duft aufs Angenehmste ab und nimmt der Eröffnung ihre Spitzigkeit und dem Benutzer die Angst vorm Bohrer.
Als nächstes pulsen herbere, dunklere Kräuternoten nach, deutlich Basilikum, Estragon klingt für mich auch an, und wandeln das Bild erneut ein wenig, verschieben es erstmals nun tatsächlich in Richtung einer waldigen Kühle, wie sie sich für einen Fougère (und Fern ist ja schließlich nur das englische Wort darfür) gehört. Licht bleibt die Szene aber dennoch.
Hier nun, es sind noch keine zehn Minuten vergangen, stabilisiert sich das Bild und verschiebt sich dann nur noch graduell: Kühle, grüne, und doch heitere und helle Frische, durch welche die Minze des vielleicht nicht irritierenden, aber doch aufmerken lassenden Auftakts immer mal wieder kräftig durchschschlägt.
Nach vielleicht dreißig oder sechzig Minuten treten von Ferne holzige Anklänge und, woher auch immer, eine maritime Brise hinzu (warum auch nicht, England liegt auf einer Insel). Erdiges ist, obwohl Wild Fern immer geerdet bleibt, nicht auszumachen: Das wohl nur homöopathisch eingesetzte Patschuli mag im Riechzentrum irgendeinen nicht bewusst wahrnehmbaren Kontrapunkt setzen, agiert selbst aber nicht.
Tritt man nach einiger Zeit in den Raum, in dem man den Duft getestet hatte, liegt auch eine (fast süße) Weichheit in der Luft, die man auf der Haut nicht wahrgenommen hatte. Fein moosige Polster und kleine versteckte Waldhimbeeren vielleicht.
* * *
Wie auch bei meiner früheren Serie "Colonia statt Corona" seien einige Düfte kurz angetippt, die in diese Serie hier gehören würden, die ich aber nicht erneut kommentiere, weil ich dies schon früher, vor Eröffnung der Serie, getan hatte.
Colonialwaren VIa (Agua Brava)
Unter Colonialwaren III war „Brummel“ aus dem Hause Puig von Rosendo Mateu besprochen worden. Nachzutragen ist dazu das ebenfalls sehr klassische „Agua Brava“ aus demselben Hause von demselben Künstler, ähnlich konzipiert, jedoch grüner und noch schöner und unbedingt empfehlenswert. Ich habe es vor nicht allzu langer Zeit gesondert kommentiert.
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