20.08.2012 - 13:03 Uhr
Palonera
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Palonera
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Klimaanlage zum Aufsprühen
Gestern im Ruhrgebiet: Gefühlte 50 Grad im Schatten, kein einziger trockener Faden am Leib, das Licht so hell, daß meine Sonnenbrille kapitulierte, ein heißer Wind, der direkt aus meinem Backofen zu strömen schien.
Ich war mit Geocachern unterwegs, jenen etwas merkwürdigen, aber harmlosen Schnitzeljägern, die an den absonderlichsten Orten auf Schatzsuche gehen – je abgelegener und unzugänglicher das Gelände, desto besser.
Unser Ziel: Eine seit zehn Jahren verlassene Wurstfabrik mit Nebengebäuden – Betreten eigentlich verboten, doch das kümmert Geocacher nicht.
Überhaupt sind Geocacher hart im Nehmen und haben weder Angst vor Schmutz noch vor Gerümpel und vor schlechten Gerüchen schon gar nicht.
So schien es meinen Begleitern auch nichts auszumachen, durch die diversen Hinterlassenschaften bereits weitergezogener Obdachloser zu stapfen, die vermutlich den letzten Winter in einem zur Fabrik gehörenden Wohnhaus verbracht hatten und ohne längere Zeit getragene Kleidung und nicht verbrauchte Lebensmittel weitergewandert waren.
Ich bin keine Geocacherin, ich bin nicht hart im Nehmen – bevor mir angesichts dieser Gerücheküche endgültig die Sinne schwinden konnten, fiel mir die Flasche "Gentiana" in meinem Rucksack ein.
Das hat mir an diesem Tag womöglich das Leben gerettet...
Dabei hätte ich, ganz ehrlich, "Gentiana" vermutlich nie getestet, wenn ich bereits zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens gewußt hätte, daß hinter dieser klangvollen Bezeichnung der doch ein wenig hausbackene Enzian steht.
Es wurde schon erwähnt: "Blau, blau, blau..." – Oma liebte Heino und hörte ihn den lieben langen Tag, ich hörte notgedrungen mit, bis mich meine Ertaubung davon erlöste.
So hat alles etwas Gutes.
Und so entstehen Assoziationen, die man mitunter sein Leben lang nicht los wird.
Doch nicht überall, wo Enzian – in welcher Schreibweise auch immer – draufsteht, ist auch Heino drin, daher:
Keine Blümelein, keine Hüttenromantik, keine keuschen Küsse – was da aus dem Flacon auf meine Haut trifft, ist so bitter-herb und brizzelnd frisch, daß es schon fast adstringierend wirkt.
Die alles überstrahlende Grapefruit ist zehnmal konzentrierter als in der großen Schwester Pamplelune, weist hier jedoch kein einziges Zuckerkörnchen auf.
Sofort wird der Kopf klar, scheint die Temperatur um mich herum um mindestens fünf Skalenstriche zu sinken, kann ich freier atmen.
Diese Eröffnung ist perfekt für einen Sahara-Tag und hält erfreulich lange an.
Langsam nur, sehr langsam tritt ein erdig-holziger Ton hinzu, der die säuerliche Fruchtigkeit noch unterstreicht und den Duft zugleich runder und weicher macht, jedoch nicht warm und noch immer nicht süß.
Das muß die von Turandot erwähnte Enzianwurzel sein, denn Blüten kann ich noch immer nicht erkennen, vermisse sie aber auch nicht.
"Gentiana" wirkt auf mich wie eine Klimaanlage zum Aufsprühen – und bei Bedarf auch wie eine Gasmaske, denn obwohl die Creation selbst bei kräftigerer Dosierung (die freilich nicht erforderlich ist, zwei Sprüher bringen mich gut durch einen halben Arbeitstag) nicht aufdringlich ist, gelingt es ihr, unangenehme Gerüche zuverlässig zu überdecken, ohne gleichzeitig Schnappatmung auszulösen.
"Genialia" – für mich.
Und trotzdem: Ein Geocacher werde ich in diesem Leben nicht mehr!
Ich war mit Geocachern unterwegs, jenen etwas merkwürdigen, aber harmlosen Schnitzeljägern, die an den absonderlichsten Orten auf Schatzsuche gehen – je abgelegener und unzugänglicher das Gelände, desto besser.
Unser Ziel: Eine seit zehn Jahren verlassene Wurstfabrik mit Nebengebäuden – Betreten eigentlich verboten, doch das kümmert Geocacher nicht.
Überhaupt sind Geocacher hart im Nehmen und haben weder Angst vor Schmutz noch vor Gerümpel und vor schlechten Gerüchen schon gar nicht.
So schien es meinen Begleitern auch nichts auszumachen, durch die diversen Hinterlassenschaften bereits weitergezogener Obdachloser zu stapfen, die vermutlich den letzten Winter in einem zur Fabrik gehörenden Wohnhaus verbracht hatten und ohne längere Zeit getragene Kleidung und nicht verbrauchte Lebensmittel weitergewandert waren.
Ich bin keine Geocacherin, ich bin nicht hart im Nehmen – bevor mir angesichts dieser Gerücheküche endgültig die Sinne schwinden konnten, fiel mir die Flasche "Gentiana" in meinem Rucksack ein.
Das hat mir an diesem Tag womöglich das Leben gerettet...
Dabei hätte ich, ganz ehrlich, "Gentiana" vermutlich nie getestet, wenn ich bereits zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens gewußt hätte, daß hinter dieser klangvollen Bezeichnung der doch ein wenig hausbackene Enzian steht.
Es wurde schon erwähnt: "Blau, blau, blau..." – Oma liebte Heino und hörte ihn den lieben langen Tag, ich hörte notgedrungen mit, bis mich meine Ertaubung davon erlöste.
So hat alles etwas Gutes.
Und so entstehen Assoziationen, die man mitunter sein Leben lang nicht los wird.
Doch nicht überall, wo Enzian – in welcher Schreibweise auch immer – draufsteht, ist auch Heino drin, daher:
Keine Blümelein, keine Hüttenromantik, keine keuschen Küsse – was da aus dem Flacon auf meine Haut trifft, ist so bitter-herb und brizzelnd frisch, daß es schon fast adstringierend wirkt.
Die alles überstrahlende Grapefruit ist zehnmal konzentrierter als in der großen Schwester Pamplelune, weist hier jedoch kein einziges Zuckerkörnchen auf.
Sofort wird der Kopf klar, scheint die Temperatur um mich herum um mindestens fünf Skalenstriche zu sinken, kann ich freier atmen.
Diese Eröffnung ist perfekt für einen Sahara-Tag und hält erfreulich lange an.
Langsam nur, sehr langsam tritt ein erdig-holziger Ton hinzu, der die säuerliche Fruchtigkeit noch unterstreicht und den Duft zugleich runder und weicher macht, jedoch nicht warm und noch immer nicht süß.
Das muß die von Turandot erwähnte Enzianwurzel sein, denn Blüten kann ich noch immer nicht erkennen, vermisse sie aber auch nicht.
"Gentiana" wirkt auf mich wie eine Klimaanlage zum Aufsprühen – und bei Bedarf auch wie eine Gasmaske, denn obwohl die Creation selbst bei kräftigerer Dosierung (die freilich nicht erforderlich ist, zwei Sprüher bringen mich gut durch einen halben Arbeitstag) nicht aufdringlich ist, gelingt es ihr, unangenehme Gerüche zuverlässig zu überdecken, ohne gleichzeitig Schnappatmung auszulösen.
"Genialia" – für mich.
Und trotzdem: Ein Geocacher werde ich in diesem Leben nicht mehr!
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