25.04.2014 - 09:36 Uhr
Gaukeleya
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Gaukeleya
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36
Monte Solaro
Ach, wie ich es mag, wenn das richtige Pröbchen zur richtigen Zeit, zur richtigen Stimmung ins Haus kommt! Heute: Jour d´Hermès Absolu, von der lieben MiauMiau (hab vielen Dank, meine Liebe!).
Es ist Freitag, der letzte im April, die erlechzte Sonne strahlt vom Himmel, und die Luft ist voll von warmer, balsamischer Pracht, ganz viele Blüten sind in vollem Rotz & Feuerschweif aufgegangen, die paar kahlen Spätgrüner (Eichen, Eschen, und auch der Ahorn im Garten hat es dieses Jahr irgendwie nicht so eilig) fallen gar nicht mehr auf dazwischen.
Ich sprühe mir Jour d´Hermès auf, weil mir nach Frühling, ja, nach Sommer zumute ist, und ich schauen möchte, was dieser Duft heute so für mich und meinen Gefühlszustand tun kann. Eine Menge! Das finde ich schnell begeistert heraus.
Erstaunlich kräftig legt er gleich los, üppig, fruchtig-würzig legt er sich auf meine Haut. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, ich sehe eine reife, samtige Aprikose, die mit Nelken gespickt und mit rosa Pfeffer überhaucht ist. Doch als würde er sich geradezu erschrecken angesichts seines temperamentvollen Vorpreschens, setzt sich rasch die elegante, feine Hermes-Note durch, die Sillage bleibt keinesfalls so mächtig wie zunächst vermutet.
Ich erschnuppere Ähnlichkeit zu dem Hermeschen Monsungarten, doch Jour bleibt vollmundiger und lieblicher, die Gardenie bringt eine Art träge Sinnlichkeit mit rein, ohne Überhand zu gewinnen. Delikat ist dieses Zusammenspiel, fürwahr!
Doch Meister Ellena schafft es auch diesmal, dem Duft in seiner Einfachheit noch ein paar weitere Facetten beizufügen: nach ca. 40-60 Min. ziehen sich Gardenie & Samtaprikose etwas zurück, und es bleibt ein feinherber, etwas trockener Dufteindruck auf der Haut, der die Trägerin/den Träger unaufdringlich und ruhig umhüllt.
Ach, das ist ganz wunderbar! Das ist: Sommer in der Flasche, das ist Italien, das ist Dolce far niente vom Feinsten!
Das mag an meinen Assoziationen liegen, die mir unweigerlich hochkommen, wenn ich Jour d´Hermès trage (rein Fakteninteressierte können jetzt aufhören zu lesen, romantisch-episch zugeneigte LeserInnen werden gern jetzt mal mitgenommen).
Sommer 2003 — Bella Italia ruft. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal. Da war dieser eine Tag, als eine Tagesfahrt von Ischia nach Capri anstand. Mit einem Taxi die Serpentinen rauf nach Anacapri, von wo es evtl. weitergehen sollte auf den höchsten Berg von Capri, den Monte Solaro.
Touristenmengen. Hunderte (Tausende?). Ächz. Am Fusse des Monte Solaros, direkt an der Sessellift-Station, die zum Gipfel führt, befindet sich ein kleines Café. Meine Begleitung ist ganz heiss auf eine Fahrt hinauf auf den Berg, aber ach, ich habe ja leider so Höhenangst, nein, nein, ich mag nicht, nie im Leben, ich traue mich nicht. Ich warte lieber draussen auf der Caféterrasse im Schatten des Sonnenschirms.
Es ist früher Nachmittag, und obwohl sich die Menschen auf der Piazza und in den Gassen drängeln, sitzt kaum ein Gast im Café. Ich bestelle einen Capuccino bei dem eleganten, Würde ausstrahlenden, älteren Kellner und schaue missmutig auf das Treiben, während meine Begleitung im Horror-Sessellift verschwindet.
An den Nebentisch setzen sich zwei ältere Frauen, Amerikanerinnen, wie ich vermute, und fangen an, sich sehr laut zu unterhalten, was meine Ohren schmerzlich quält. Sie wollen noch nichts bestellen, sie würden erstmal warten, versuchen sie dem Kellner klarzumachen, der sich seinen Unmut darüber mit unbewegter Miene nicht anmerken lässt.
Da kommen sie auch schon: die zu diesen Frauen offenbar zugehörigen Männer. Sie kommen aus der Sesselliftstation, und mit lautem Ächzen lassen sie ihre mächtigen Körper auf die Stühle fallen, während sie laut ausrufen: „Awesome! Phantastic! In my whole life, I´ve never seen such a beautiful place in the world!"
Und während sie sich den Schweiss von der Stirn wischen, bezahle ich meinen Kaffee, stehe auf und gehe zum Sessellift. Ich will weg von dem Lärm, der Umtriebigkeit, ich will: auf den Monte Solaro, den most beautiful place of the whole world.
Und als ich dann tatsächlich im Sessellift sitze, passiert dieses: sofort umfängt mich eine unglaubliche Ruhe. Der Lift zuckelt über Gärten hinweg, über Obstbaumwipfel, die ich mit den Füssen berühren kann, es ist ganz still, nur der warme Wind streichelt mich flüsternd, zusammen mit der Sonne. Ich atme reife Früchte, üppige Blüten, zarte Frische, die vom glitzernden Meer herübergetragen wird, die Würze von struppigem, trockenem Gras, und ich verfalle in eine Art Wohlfühlstarre. Die Fahrt dauert ca. 10 Minuten, und selten habe ich so etwas Schönes erlebt wie diesen Moment, in dem ich mich eins mit der Natur, mit mir und meiner Entscheidung fühlte, meiner Höhenangst eine Abfuhr erteilt zu haben.
Daran muss ich denken, wenn ich Jour d´Hermès trage, denn er riecht so wie die Gärten und die Hänge des Monte Solaros, die ich lautlos, gleichsam fliegend, überquerte.
Schade, dass er nicht besonders lange anhält, er ist viel zu schnell weg, so wie auch die Fahrt mit dem Lift leider viel zu schnell zu Ende war. Nach ca. 4 Stunden nehme ich nur noch einen Hauch von Duft war, der warm und süss und sinnlich auf meiner Haut schmilzt wie das üppige Gelati auf meiner Zunge, welches ich am Ende des Tagesausflugs genüsslich goutierte, als ich am Anleger stand und auf die Fähre zurück nach Ischia wartete.
Es ist Freitag, der letzte im April, die erlechzte Sonne strahlt vom Himmel, und die Luft ist voll von warmer, balsamischer Pracht, ganz viele Blüten sind in vollem Rotz & Feuerschweif aufgegangen, die paar kahlen Spätgrüner (Eichen, Eschen, und auch der Ahorn im Garten hat es dieses Jahr irgendwie nicht so eilig) fallen gar nicht mehr auf dazwischen.
Ich sprühe mir Jour d´Hermès auf, weil mir nach Frühling, ja, nach Sommer zumute ist, und ich schauen möchte, was dieser Duft heute so für mich und meinen Gefühlszustand tun kann. Eine Menge! Das finde ich schnell begeistert heraus.
Erstaunlich kräftig legt er gleich los, üppig, fruchtig-würzig legt er sich auf meine Haut. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, ich sehe eine reife, samtige Aprikose, die mit Nelken gespickt und mit rosa Pfeffer überhaucht ist. Doch als würde er sich geradezu erschrecken angesichts seines temperamentvollen Vorpreschens, setzt sich rasch die elegante, feine Hermes-Note durch, die Sillage bleibt keinesfalls so mächtig wie zunächst vermutet.
Ich erschnuppere Ähnlichkeit zu dem Hermeschen Monsungarten, doch Jour bleibt vollmundiger und lieblicher, die Gardenie bringt eine Art träge Sinnlichkeit mit rein, ohne Überhand zu gewinnen. Delikat ist dieses Zusammenspiel, fürwahr!
Doch Meister Ellena schafft es auch diesmal, dem Duft in seiner Einfachheit noch ein paar weitere Facetten beizufügen: nach ca. 40-60 Min. ziehen sich Gardenie & Samtaprikose etwas zurück, und es bleibt ein feinherber, etwas trockener Dufteindruck auf der Haut, der die Trägerin/den Träger unaufdringlich und ruhig umhüllt.
Ach, das ist ganz wunderbar! Das ist: Sommer in der Flasche, das ist Italien, das ist Dolce far niente vom Feinsten!
Das mag an meinen Assoziationen liegen, die mir unweigerlich hochkommen, wenn ich Jour d´Hermès trage (rein Fakteninteressierte können jetzt aufhören zu lesen, romantisch-episch zugeneigte LeserInnen werden gern jetzt mal mitgenommen).
Sommer 2003 — Bella Italia ruft. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal. Da war dieser eine Tag, als eine Tagesfahrt von Ischia nach Capri anstand. Mit einem Taxi die Serpentinen rauf nach Anacapri, von wo es evtl. weitergehen sollte auf den höchsten Berg von Capri, den Monte Solaro.
Touristenmengen. Hunderte (Tausende?). Ächz. Am Fusse des Monte Solaros, direkt an der Sessellift-Station, die zum Gipfel führt, befindet sich ein kleines Café. Meine Begleitung ist ganz heiss auf eine Fahrt hinauf auf den Berg, aber ach, ich habe ja leider so Höhenangst, nein, nein, ich mag nicht, nie im Leben, ich traue mich nicht. Ich warte lieber draussen auf der Caféterrasse im Schatten des Sonnenschirms.
Es ist früher Nachmittag, und obwohl sich die Menschen auf der Piazza und in den Gassen drängeln, sitzt kaum ein Gast im Café. Ich bestelle einen Capuccino bei dem eleganten, Würde ausstrahlenden, älteren Kellner und schaue missmutig auf das Treiben, während meine Begleitung im Horror-Sessellift verschwindet.
An den Nebentisch setzen sich zwei ältere Frauen, Amerikanerinnen, wie ich vermute, und fangen an, sich sehr laut zu unterhalten, was meine Ohren schmerzlich quält. Sie wollen noch nichts bestellen, sie würden erstmal warten, versuchen sie dem Kellner klarzumachen, der sich seinen Unmut darüber mit unbewegter Miene nicht anmerken lässt.
Da kommen sie auch schon: die zu diesen Frauen offenbar zugehörigen Männer. Sie kommen aus der Sesselliftstation, und mit lautem Ächzen lassen sie ihre mächtigen Körper auf die Stühle fallen, während sie laut ausrufen: „Awesome! Phantastic! In my whole life, I´ve never seen such a beautiful place in the world!"
Und während sie sich den Schweiss von der Stirn wischen, bezahle ich meinen Kaffee, stehe auf und gehe zum Sessellift. Ich will weg von dem Lärm, der Umtriebigkeit, ich will: auf den Monte Solaro, den most beautiful place of the whole world.
Und als ich dann tatsächlich im Sessellift sitze, passiert dieses: sofort umfängt mich eine unglaubliche Ruhe. Der Lift zuckelt über Gärten hinweg, über Obstbaumwipfel, die ich mit den Füssen berühren kann, es ist ganz still, nur der warme Wind streichelt mich flüsternd, zusammen mit der Sonne. Ich atme reife Früchte, üppige Blüten, zarte Frische, die vom glitzernden Meer herübergetragen wird, die Würze von struppigem, trockenem Gras, und ich verfalle in eine Art Wohlfühlstarre. Die Fahrt dauert ca. 10 Minuten, und selten habe ich so etwas Schönes erlebt wie diesen Moment, in dem ich mich eins mit der Natur, mit mir und meiner Entscheidung fühlte, meiner Höhenangst eine Abfuhr erteilt zu haben.
Daran muss ich denken, wenn ich Jour d´Hermès trage, denn er riecht so wie die Gärten und die Hänge des Monte Solaros, die ich lautlos, gleichsam fliegend, überquerte.
Schade, dass er nicht besonders lange anhält, er ist viel zu schnell weg, so wie auch die Fahrt mit dem Lift leider viel zu schnell zu Ende war. Nach ca. 4 Stunden nehme ich nur noch einen Hauch von Duft war, der warm und süss und sinnlich auf meiner Haut schmilzt wie das üppige Gelati auf meiner Zunge, welches ich am Ende des Tagesausflugs genüsslich goutierte, als ich am Anleger stand und auf die Fähre zurück nach Ischia wartete.
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