19.01.2024 - 13:50 Uhr
Axiomatic
101 Rezensionen
Axiomatic
Top Rezension
43
Der unbeugsame Mann
1987
Dieses magische Jahr spiegelte die Quintessenz der Dekade wider.
Gesetzte Ziele wurden erreicht.
Eine vollkommene Durchdringung modischer Diktate erreichte ihren Zenit.
Etliche gesellschaftliche Gruppen frönten dem Markenfetischismus, das Etikett des Herstellers genoss höhere Achtung als das eigentliche Kleidungsstück. Mitunter trug man bewußt ein solches Zeichen lose genäht am Ärmel des Anzugsjacketts spazieren; sexy deplatziert an der Knopfleiste der Jeans sorgte es für neugierige Blicke in der Hoffnung, die entsprechende Unterhose stünde irgendwo im Hochglanz-Magazin abgelichtet. Ein Garant für modisch konforme Zweisamkeit.
Bis zum Ende der Dekade sollten sich die herrschenden Trends nur marginal ändern, breiter konnten die Schulterpolster und amphorischer die Bundfaltenhosen nicht werden.
Ach ja, der große Absturz der Börse im Oktober jenen Jahres sollte den Beginn verschleppter Finanzkrisen markieren.
Für die gemütliche Ablenkung sorgte die gefällige Plastikpop-Sparte in den Ohren, am besten in kristallklarer Tanzbein-Maxiversion.
So ein Rick Astley ließ die Hüften der Massen schwingen, der würde Dich niemals aufgeben, niemals. Mit Sicherheit!
Alles lief wie geschmiert.
Und dann kam er, der Dritte im Bunde.
Zisch!
Eine ironische Eröffnung von Fougère, die sich gewaschen hat.
Die Bergamotte wird von jener übel beleumundeten Lavendel-Bande geknebelt. Ein Murks und ab übern Jordan!
Das unvergleichliche Erkennungszeichen jener Bande, die gefürchtete Schieberkappe an Beifuß, sorgt für Angstschweiß.
Hier wird es ernst!
Hanseatisch nüchtern fügt sich jene leicht staubig dunkle Wacholderbeere dem herben Grün der Bande.
Etwas Thymian noch dazu und fertig ist der maskuline Kraftakt, recht eiweißhaltig.
Ungemütliche Blicke und nervöses Zucken.
Dass man kein Kind von Traurigkeit ist, bezeugt der recht englische Moschus. Der setzt sich lasziv auf eine Holzbank mit einer einladend bequemen Patchouli-Lasur.
Die sehnsuchtsvolle Rücksitzbank in trällernden, populären Liedern hat hier ausgedient.
Werd’ doch endlich mal erwachsen!
Doch das Herz wird nicht leichtfertig vergeben, schließlich setzt der hedonistische Zeitgeist gewisse Schranken.
Da schlummert eine Rose im mineralisch knackigen Moos, um sich nur bei ernstgemeinten - ergo seltenen - Annäherungen zu öffnen.
Erst mit dem erlaubten Zutritt zur gehüteten Intimität zeigt sie ihre leicht fruchtige Pracht, blendend konterkariert vom Patchouli, leicht weihrauchig. Helle und dunkle Noten, kontrastreich.
Das edle Herz des dritten Mannes.
Schweigsame Blicke sagen oft mehr, als lautes Gehabe.
Denn diese Duftkomposition zeichnet sich durch ein gewisses Understatement aus.
Was von der Farbflüssigkeit her recht frisch anmutet, grüner geht es nun wirklich nicht mehr, entpuppt sich als ein immer dunkler werdendes menschelnde Fougère, welches das klassische Thema Rose-Patchouli im Herzen hexenbrettartig trägt.
Der gute Pierre Bourdon zauberte einen Duft, der den Zeitgeist nicht besser karikieren und schlagen konnte.
Ihr wollt biederen Neokonformismus, bitte sehr, hier habt Ihr was zum Genießen!
Denn jene herben, fast bitteren Kräuter, die eingebaute Körperlichkeit und die geisterhafte Rose werden Euch dieses eingeübte Lächeln - heute dank sozialer Netzwerken wieder aufgefrischt - schön einfrieren und nach Luft schnappen lassen, seifige Moosbasis hin oder her!
Der Erzähler trug den dritten Mann an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit.
Eckte er an, umso bestätigter feierte er die kongenial pochende Interpretation eines Fougère.
Den Stinker gab es in einer weißen Verpackung, recht unscheinbar, zu kaufen.
Und passend dazu erschien auch in Weiß ein musikalisches Gegengift, New Order 1987 Substance.
Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!
Eine der schönsten Einkaufserinnerungen des Schreiberlings.
Und sollte dieses aufmüpfige Wesen mal unverstanden die Tanzfläche verlassen, sich fehl am Platz fühlen, dann gab es ein Quäntchen Trost.
Denn irgendwer verstand auch den Duft und den Wandel von Joy Division zu New Order.
Und Ceremony passte einfach für eine gefühlte Ewigkeit zu Beifuss, Wacholder und Moschus.
So schuf er sich einen Platz am Rande, wo es sich gut aushalten ließ.
Denn sich unterkriegen lassen, das können andere, lehrte der Lavendel.
Und das ist, was zählt.
Dieses magische Jahr spiegelte die Quintessenz der Dekade wider.
Gesetzte Ziele wurden erreicht.
Eine vollkommene Durchdringung modischer Diktate erreichte ihren Zenit.
Etliche gesellschaftliche Gruppen frönten dem Markenfetischismus, das Etikett des Herstellers genoss höhere Achtung als das eigentliche Kleidungsstück. Mitunter trug man bewußt ein solches Zeichen lose genäht am Ärmel des Anzugsjacketts spazieren; sexy deplatziert an der Knopfleiste der Jeans sorgte es für neugierige Blicke in der Hoffnung, die entsprechende Unterhose stünde irgendwo im Hochglanz-Magazin abgelichtet. Ein Garant für modisch konforme Zweisamkeit.
Bis zum Ende der Dekade sollten sich die herrschenden Trends nur marginal ändern, breiter konnten die Schulterpolster und amphorischer die Bundfaltenhosen nicht werden.
Ach ja, der große Absturz der Börse im Oktober jenen Jahres sollte den Beginn verschleppter Finanzkrisen markieren.
Für die gemütliche Ablenkung sorgte die gefällige Plastikpop-Sparte in den Ohren, am besten in kristallklarer Tanzbein-Maxiversion.
So ein Rick Astley ließ die Hüften der Massen schwingen, der würde Dich niemals aufgeben, niemals. Mit Sicherheit!
Alles lief wie geschmiert.
Und dann kam er, der Dritte im Bunde.
Zisch!
Eine ironische Eröffnung von Fougère, die sich gewaschen hat.
Die Bergamotte wird von jener übel beleumundeten Lavendel-Bande geknebelt. Ein Murks und ab übern Jordan!
Das unvergleichliche Erkennungszeichen jener Bande, die gefürchtete Schieberkappe an Beifuß, sorgt für Angstschweiß.
Hier wird es ernst!
Hanseatisch nüchtern fügt sich jene leicht staubig dunkle Wacholderbeere dem herben Grün der Bande.
Etwas Thymian noch dazu und fertig ist der maskuline Kraftakt, recht eiweißhaltig.
Ungemütliche Blicke und nervöses Zucken.
Dass man kein Kind von Traurigkeit ist, bezeugt der recht englische Moschus. Der setzt sich lasziv auf eine Holzbank mit einer einladend bequemen Patchouli-Lasur.
Die sehnsuchtsvolle Rücksitzbank in trällernden, populären Liedern hat hier ausgedient.
Werd’ doch endlich mal erwachsen!
Doch das Herz wird nicht leichtfertig vergeben, schließlich setzt der hedonistische Zeitgeist gewisse Schranken.
Da schlummert eine Rose im mineralisch knackigen Moos, um sich nur bei ernstgemeinten - ergo seltenen - Annäherungen zu öffnen.
Erst mit dem erlaubten Zutritt zur gehüteten Intimität zeigt sie ihre leicht fruchtige Pracht, blendend konterkariert vom Patchouli, leicht weihrauchig. Helle und dunkle Noten, kontrastreich.
Das edle Herz des dritten Mannes.
Schweigsame Blicke sagen oft mehr, als lautes Gehabe.
Denn diese Duftkomposition zeichnet sich durch ein gewisses Understatement aus.
Was von der Farbflüssigkeit her recht frisch anmutet, grüner geht es nun wirklich nicht mehr, entpuppt sich als ein immer dunkler werdendes menschelnde Fougère, welches das klassische Thema Rose-Patchouli im Herzen hexenbrettartig trägt.
Der gute Pierre Bourdon zauberte einen Duft, der den Zeitgeist nicht besser karikieren und schlagen konnte.
Ihr wollt biederen Neokonformismus, bitte sehr, hier habt Ihr was zum Genießen!
Denn jene herben, fast bitteren Kräuter, die eingebaute Körperlichkeit und die geisterhafte Rose werden Euch dieses eingeübte Lächeln - heute dank sozialer Netzwerken wieder aufgefrischt - schön einfrieren und nach Luft schnappen lassen, seifige Moosbasis hin oder her!
Der Erzähler trug den dritten Mann an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit.
Eckte er an, umso bestätigter feierte er die kongenial pochende Interpretation eines Fougère.
Den Stinker gab es in einer weißen Verpackung, recht unscheinbar, zu kaufen.
Und passend dazu erschien auch in Weiß ein musikalisches Gegengift, New Order 1987 Substance.
Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!
Eine der schönsten Einkaufserinnerungen des Schreiberlings.
Und sollte dieses aufmüpfige Wesen mal unverstanden die Tanzfläche verlassen, sich fehl am Platz fühlen, dann gab es ein Quäntchen Trost.
Denn irgendwer verstand auch den Duft und den Wandel von Joy Division zu New Order.
Und Ceremony passte einfach für eine gefühlte Ewigkeit zu Beifuss, Wacholder und Moschus.
So schuf er sich einen Platz am Rande, wo es sich gut aushalten ließ.
Denn sich unterkriegen lassen, das können andere, lehrte der Lavendel.
Und das ist, was zählt.
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