14.05.2015 - 10:57 Uhr
Minigolf
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Minigolf
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Omas Lieblingsseife
Ich weiss noch, wie die Lieblingsseife meiner Oma roch: Frisch, grün, lavendelig-moosig, irgendwie "frischluftig", wie wenn frisch gewaschene Wäsche draussen an der Leine hing. Die Seife hiess Fougere von Roger und Gallet. Meine Oma hatte immer einen kleinen Vorrat davon und die runden Seifenstücke lagen eingewickelt in dünnem Seidenpapier mit einer Banderole, meist im Schrank zwischen Handtüchern oder hingen zwischen Röcken und Blusen. Das ganze Schlafzimmer roch oft danach beim öffnen der Schranktür. Da Oma nah am Wald wohnte und immer bei gekippten Fenstern schlief, wehte oft noch die frische, feuchte Waldluft herein und vermischte sich mit dem Duft der Seife. Dieser Geruch ist im Flakon von Jovoys "Fougere" eingefangen, nicht 100%, aber sehr ähnlich. Ich stellte mir als Kind und junges Mädchen einen Faun vor( meine Oma erzählte oft selbsterfundene phantastische Geschichten) im grünen Blätterkleid mit Astarmen und -Beinen, Zweiglein bilden Finger und Füsse. Das freundliche, drollige Gesicht blitzte vor leisem Schabernack. Wache Äuglein und ein feines Gehör. Wie meine Oma. So ein Duft ist mir seitdem nicht mehr begegnet, bis, ja bis ich eine Parfümerie betrat, nach ungewöhnlichen Düften Ausschau hielt und beinahe wieder unverrichteter Dinge gehen wollte, weil dergleichen nicht zu entdecken war. Da sah ich im untersten, hintersten Regal eine dunkelgrüne runde Schachtel stehen, einsam, mit einem Tester mit Restinhalt davor. Aufgesprüht, geschnuppert: Kopfkino! Da war er wieder, der Duftseifenfaun meiner Oma. Aufgetaucht aus dem Wald, lange Zeit verschollen. Der Duft hatte mal 70 Euro gekostet, ich habe 15 Euro Rausverkaufspreis bezahlt. Ich weiss nicht, ob es Düfte von Jovoy in Deutschland überhaupt noch gibt. Mich würden einige davon bestimmt interessieren.
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