20.02.2018 - 15:37 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Die (Seufzer-)Brücke zwischen gestern und heute
Im Grund hat er sich gut geschlagen - vergegenwärtigt man sich seine damalige Situation. Begonnen hatte alles mit Roma (Damen), mit dem die seinerzeit junge Parfummarke Laura Biagiotti um den Dekadenwechsel zwischen den 80er und den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts für ungeahnte Bewegung auf dem Parfummarkt sorgte. Und weil Roma (Damen) so überaus erfolgreich war, verwunderte es kaum, dass man mit Venezia (Damen) und Roma (Herren) diesen Erfolg zu verstetigen suchte. Und dann kam schließlich er: Venezia Uomo, also: Herren - quasi der Bastard eines Bastards aus dem Hause Biagiotti, der sich dafür - wie schon gesagt - recht wacker schlug.
Seine Dekade - die 90er - war besonders in der Welt der Herrenparfums eine der Neuorientierung und des Umbruchs: die krautigen Fougères der 80er versanken langsam im Dunst der Geschichte, während gleichzeitig der Aufstieg aquatischer und - für Männer neu damals - explizit süßer Düfte vonstatten ging. Dufthistorisch betrachtet ist Venezia Uomo so etwas wie das Bindeglied zwischen der scheidenden Mode und der kommenden. Das kann man mutlos finden oder visionär - und man erkennt es womöglich auch erst mit der Erfahrung und Distanz von nun gut zwei Jahrzehnten - wie so viele Kennzeichen vergangener Jahrzehnte sich erst mit etwas Abstand offenbaren.
Sein Auftakt - viel klassischer als Bergamotte, Estragon, Lavendel und Zitrone geht es nicht - spricht noch die Sprache der 80er, vielleicht um ein weniges moderner arrangiert. Auch seine Mitte folgt der Tradition zunächst, doch sind Jasmin und Rose bereits präsenter und floraler als es sich eigentlich für einen Herrenduft 'gehörte'. In seinem Fonds schließlich gibt er dem damaligen Zeitgeist nach, wird einschmeichelnd und süß und ungewöhnlich - war Tonka seinerzeit doch noch lange nicht der olfaktorische Gassenhauer, der seitdem draus geworden. Und unabhängig von seiner wahrscheinlich von mir dufthistorisch überhöhten Rolle ist Venezia Uomo kein schlechter Duft.
Fazit: zwischen Venedigs Dogenpalast mit seinen berüchtigten Bleikammern und dem benachbarten 'Neuen Gefängnis' spannt sich die sogenannte 'Ponte dei Sospiri' über den Rio di Palazzo, die Seufzerbrücke. 'Seufzerbrücke' deswegen, weil die - übrigens erst viel später begründete - Legende erzählt, dass die Verurteilten von hier aus einen letzten - seufzenden - Blick auf die Lagune werfen konnten. Einen solch letzten Blick zurück - auf das Duftwesen der 80er - wirft auch Venezia Uomo. Ob das ein Grund zum Seufzen ist, will ich gar nicht bewerten. Und wie gesagt: er schlug sich wacker damals als Bastard eines Bastards - und das alleine hat unseren Respekt verdient.
Seine Dekade - die 90er - war besonders in der Welt der Herrenparfums eine der Neuorientierung und des Umbruchs: die krautigen Fougères der 80er versanken langsam im Dunst der Geschichte, während gleichzeitig der Aufstieg aquatischer und - für Männer neu damals - explizit süßer Düfte vonstatten ging. Dufthistorisch betrachtet ist Venezia Uomo so etwas wie das Bindeglied zwischen der scheidenden Mode und der kommenden. Das kann man mutlos finden oder visionär - und man erkennt es womöglich auch erst mit der Erfahrung und Distanz von nun gut zwei Jahrzehnten - wie so viele Kennzeichen vergangener Jahrzehnte sich erst mit etwas Abstand offenbaren.
Sein Auftakt - viel klassischer als Bergamotte, Estragon, Lavendel und Zitrone geht es nicht - spricht noch die Sprache der 80er, vielleicht um ein weniges moderner arrangiert. Auch seine Mitte folgt der Tradition zunächst, doch sind Jasmin und Rose bereits präsenter und floraler als es sich eigentlich für einen Herrenduft 'gehörte'. In seinem Fonds schließlich gibt er dem damaligen Zeitgeist nach, wird einschmeichelnd und süß und ungewöhnlich - war Tonka seinerzeit doch noch lange nicht der olfaktorische Gassenhauer, der seitdem draus geworden. Und unabhängig von seiner wahrscheinlich von mir dufthistorisch überhöhten Rolle ist Venezia Uomo kein schlechter Duft.
Fazit: zwischen Venedigs Dogenpalast mit seinen berüchtigten Bleikammern und dem benachbarten 'Neuen Gefängnis' spannt sich die sogenannte 'Ponte dei Sospiri' über den Rio di Palazzo, die Seufzerbrücke. 'Seufzerbrücke' deswegen, weil die - übrigens erst viel später begründete - Legende erzählt, dass die Verurteilten von hier aus einen letzten - seufzenden - Blick auf die Lagune werfen konnten. Einen solch letzten Blick zurück - auf das Duftwesen der 80er - wirft auch Venezia Uomo. Ob das ein Grund zum Seufzen ist, will ich gar nicht bewerten. Und wie gesagt: er schlug sich wacker damals als Bastard eines Bastards - und das alleine hat unseren Respekt verdient.
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