03.07.2021 - 20:49 Uhr
Serenissima
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Serenissima
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17
duftende Jungmädchenträume
Der neueste Duftbrief von Turandot enthielt, neben wieder sehr Schönem, auch eine sehr interessante Broschüre des Hauses „Le Galion“.
Wir pflegen über die Jahre hier hinter den Kulissen einen recht engen Kontakt und daher weiß sie auch immer sehr gut, was mich interessiert und womit sie mir eine Freude machen kann.
Natürlich fiel mir auch sofort „Sortilège“ ein, das mir meine Mutti als Parfum de Toilette schenkte; ich war gerade vierzehn oder fünfzehn Jahre alt und fühlte mich plötzlich so erwachsen.
Und auch Turandot hat eine ähnliche Erinnerung, die ebenfalls mit „Sortilège“ zusammenhängt.
Wir sind fast gleich alt und so wissen wir noch beide, wie es war, an Sonn- und Feiertagen im Konfirmationskleid unterwegs zu sein, das noch, solange es passte, als „fein“ bei entsprechenden Gelegenheiten getragen wurde. Und sicher dufteten wir auch recht intensiv nach „Sortilège“.
Das wurde wohl damals als der angemessene Duft für sehr jungen heranwachsenden Frauen als passend empfunden.
Ich erinnere mich noch gut, dass mein Flacon nicht allzu groß war und wahrscheinlich 30 ml fasste.
Ein eleganter Glasflacon der angenehm in der Hand lag und mittels eines schlanken schwarzen Deckels den Duftschatz darin einschloss; damals wurde noch getupft und nicht gesprüht.
Die Geschichte des Hauses „Le Galion“ wurde oft erzählt und ist doch immer wieder interessant.
1930 gründete Prinz Murat, ein Verwandter von Joachim Murat, König von Neapel und Schwiegersohn Kaiser Napoleons I., in Paris das Parfumhaus „Le Galion“.
Seitdem segelt die Galeone, das dreimastige Segelschiff mit den vom Wind geblähten Segeln, als Firmenwappen auf den geschmackvollen Flacons.
Die Marke „Le Galion“ Parfumeurs de Paris war geboren.
Die ersten Düfte, die kreiert wurden, trugen die Namen „Chypre“, „Indian Summer“, „Champ de Mai“, „Il n’est qu’à ma“, "Fougère" und schließlich „111“ und „222“.
Ein eindrucksvoller Start also in die große Welt der Düfte.
1935 verkaufte Prinz Murat sein Unternehmen an Paul Vacher; schon damals ein berühmter Parfumeur, der bereits 1927 für das Modehaus von Jeanne Lanvin den wunderbaren Duft „Arpège“ kreiert hatte.
(Sein Name sollte später in Verbindung mit Christian Dior noch glanzvoller strahlen.)
Und bereits im Jahr darauf entstand die Duft-Ikone des Hauses: „Sortilège“.
Ein Duft, den die Frauen rund um die Welt trugen, der sie verzauberte.
85 Jahre ist das inzwischen her: unvorstellbar!
Und doch ist „Sortilège“ noch nicht vergessen, sondern gerade in dieser Dekade wiederauferstanden.
Mit etwas weniger Ballast, dafür aber sicher flotter und jünger.
Aber davon soll jetzt nicht die Rede sein; wir bleiben bei dem „Sortilège“ als Eau de Parfum, das Turandot und mir die gemeinsame Teenager-Erinnerung brachte.
Die Duftpyramide von „Le Galion“ (und auch an anderer Stelle) unterscheidet sich doch in einigen Duftnoten von der hier wiedergegebenen.
So werde ich versuchen aus denen, die „Le Galion“ in seiner Broschüre aufführt, ein Duftbild zu malen, das dem uns bekannten eleganten und doch feinen Duftwesen der Erinnerung einigermaßen nahekommt.
Ich bin sicher, Turandot wird später meine Fehler korrigieren oder noch einige Farbtupfer an den rechten Stellen hinzufügen.
„Sortilège“ ist aus der Familie der Blumenchypre-Düfte und startet so auch mit den zauberhaften Frühlings-Blumenklassikern Maiglöckchen, wie immer weiß, keck und ein bisschen versteckt, gern auch unter den Büschen des Flieders, dessen dicke Blütendolden einige „Etagen“ höher verschwenderisch ihren Duft verteilen.
Ylang-Ylang, hier dritte Duftschönheit im Bunde, gibt diese beiden großzügig mit seinem Duft.
Das Strahlen von Aldehyden fügt noch mehr Ausdruckskraft hinzu und sichert so einen eindrucksvollen Auftritt.
Das ist auch gut so! Denn jetzt folgen die Schönheiten, die so gern im Mittelpunkt stehen und auch alles dafür tun würden:
Der herb-süße Duft der Mimosen hält sich hier noch an die Narzisse, beide keine allzu großen „Duftmonster“, aber wunderschön in ihrer ganz eigenen Duftigkeit.
Die kurze Zurückhaltung in der Kopfnote wird aber durch den mächtigen und in den Abendstunden intensiv duftenden weißen Jasmin aufgegeben; er spielt sofort eine Hauptrolle in diesem Duftgemälde. Die Türkische Duftrose tut es ihm sofort nach; beide harmonieren wie immer sehr gut.
Ihre Hoheit Iris, schlank und edel, gesellt sich zu diesen hübschen Duftwesen, die ihr aber zu strahlend und transparent erscheinen; sie wünscht sich einen höheren Kuschelfaktor mit mehr Tiefe und so wird dieser Gartenblumentraum durch ihr Erscheinen pudriger und dadurch fraulich-sinnlicher, weicher.
Die Basis wandelt wieder auf den gut bekannten Chypre-Pfaden, so dass die leichte erdige Nuance von Vetiver sich sofort gut anpasst.
Sandelholz und Labdanum, das würzige Harz der Zistrose mit ihren immer etwas zerknittert wirkenden Blüten und Blättern, treten etwas rauer auf und hinterlassen so einen leicht kratzigen, sinnlichen Akkord, der durch warmen Moschustupfer und strahlendes Amber-Leuchten als Höhepunkt noch verstärkt wird.
„Sortilège“ als Parfum de Toilette war keine Duftgewalt, die laut oder belästigend daherkam.
Dieses in schönen Blumen- und würzigen Grün- und Brauntönen gemalte Duftbild war in seiner wohlduftenden Zartheit sehr gut passend zu uns doch noch sehr jungen Mädchen.
Es legte sich wie ein leichtes Duft-Mäntelchen um unsere noch zarten Schultern.
So lässt also die sehr schön und informativ gestaltete Broschüre einer Parfummarke Erinnerungen lebendig werden, die mich in dieser Nacht wachhalten.
Mehr als fünfzig Jahre ist es nun her, dass zwei junge „Fräulein“ das Kinderzimmer verließen und in Begleitung von „Sortilège“ Parfum de Toilette ihren Weg durchs Leben, nie ganz ohne Düfte, begannen.
War "Sortilège" unser Türöffner zu dieser Welt, welcher Duft wird sie wohl verschließen?
Wir pflegen über die Jahre hier hinter den Kulissen einen recht engen Kontakt und daher weiß sie auch immer sehr gut, was mich interessiert und womit sie mir eine Freude machen kann.
Natürlich fiel mir auch sofort „Sortilège“ ein, das mir meine Mutti als Parfum de Toilette schenkte; ich war gerade vierzehn oder fünfzehn Jahre alt und fühlte mich plötzlich so erwachsen.
Und auch Turandot hat eine ähnliche Erinnerung, die ebenfalls mit „Sortilège“ zusammenhängt.
Wir sind fast gleich alt und so wissen wir noch beide, wie es war, an Sonn- und Feiertagen im Konfirmationskleid unterwegs zu sein, das noch, solange es passte, als „fein“ bei entsprechenden Gelegenheiten getragen wurde. Und sicher dufteten wir auch recht intensiv nach „Sortilège“.
Das wurde wohl damals als der angemessene Duft für sehr jungen heranwachsenden Frauen als passend empfunden.
Ich erinnere mich noch gut, dass mein Flacon nicht allzu groß war und wahrscheinlich 30 ml fasste.
Ein eleganter Glasflacon der angenehm in der Hand lag und mittels eines schlanken schwarzen Deckels den Duftschatz darin einschloss; damals wurde noch getupft und nicht gesprüht.
Die Geschichte des Hauses „Le Galion“ wurde oft erzählt und ist doch immer wieder interessant.
1930 gründete Prinz Murat, ein Verwandter von Joachim Murat, König von Neapel und Schwiegersohn Kaiser Napoleons I., in Paris das Parfumhaus „Le Galion“.
Seitdem segelt die Galeone, das dreimastige Segelschiff mit den vom Wind geblähten Segeln, als Firmenwappen auf den geschmackvollen Flacons.
Die Marke „Le Galion“ Parfumeurs de Paris war geboren.
Die ersten Düfte, die kreiert wurden, trugen die Namen „Chypre“, „Indian Summer“, „Champ de Mai“, „Il n’est qu’à ma“, "Fougère" und schließlich „111“ und „222“.
Ein eindrucksvoller Start also in die große Welt der Düfte.
1935 verkaufte Prinz Murat sein Unternehmen an Paul Vacher; schon damals ein berühmter Parfumeur, der bereits 1927 für das Modehaus von Jeanne Lanvin den wunderbaren Duft „Arpège“ kreiert hatte.
(Sein Name sollte später in Verbindung mit Christian Dior noch glanzvoller strahlen.)
Und bereits im Jahr darauf entstand die Duft-Ikone des Hauses: „Sortilège“.
Ein Duft, den die Frauen rund um die Welt trugen, der sie verzauberte.
85 Jahre ist das inzwischen her: unvorstellbar!
Und doch ist „Sortilège“ noch nicht vergessen, sondern gerade in dieser Dekade wiederauferstanden.
Mit etwas weniger Ballast, dafür aber sicher flotter und jünger.
Aber davon soll jetzt nicht die Rede sein; wir bleiben bei dem „Sortilège“ als Eau de Parfum, das Turandot und mir die gemeinsame Teenager-Erinnerung brachte.
Die Duftpyramide von „Le Galion“ (und auch an anderer Stelle) unterscheidet sich doch in einigen Duftnoten von der hier wiedergegebenen.
So werde ich versuchen aus denen, die „Le Galion“ in seiner Broschüre aufführt, ein Duftbild zu malen, das dem uns bekannten eleganten und doch feinen Duftwesen der Erinnerung einigermaßen nahekommt.
Ich bin sicher, Turandot wird später meine Fehler korrigieren oder noch einige Farbtupfer an den rechten Stellen hinzufügen.
„Sortilège“ ist aus der Familie der Blumenchypre-Düfte und startet so auch mit den zauberhaften Frühlings-Blumenklassikern Maiglöckchen, wie immer weiß, keck und ein bisschen versteckt, gern auch unter den Büschen des Flieders, dessen dicke Blütendolden einige „Etagen“ höher verschwenderisch ihren Duft verteilen.
Ylang-Ylang, hier dritte Duftschönheit im Bunde, gibt diese beiden großzügig mit seinem Duft.
Das Strahlen von Aldehyden fügt noch mehr Ausdruckskraft hinzu und sichert so einen eindrucksvollen Auftritt.
Das ist auch gut so! Denn jetzt folgen die Schönheiten, die so gern im Mittelpunkt stehen und auch alles dafür tun würden:
Der herb-süße Duft der Mimosen hält sich hier noch an die Narzisse, beide keine allzu großen „Duftmonster“, aber wunderschön in ihrer ganz eigenen Duftigkeit.
Die kurze Zurückhaltung in der Kopfnote wird aber durch den mächtigen und in den Abendstunden intensiv duftenden weißen Jasmin aufgegeben; er spielt sofort eine Hauptrolle in diesem Duftgemälde. Die Türkische Duftrose tut es ihm sofort nach; beide harmonieren wie immer sehr gut.
Ihre Hoheit Iris, schlank und edel, gesellt sich zu diesen hübschen Duftwesen, die ihr aber zu strahlend und transparent erscheinen; sie wünscht sich einen höheren Kuschelfaktor mit mehr Tiefe und so wird dieser Gartenblumentraum durch ihr Erscheinen pudriger und dadurch fraulich-sinnlicher, weicher.
Die Basis wandelt wieder auf den gut bekannten Chypre-Pfaden, so dass die leichte erdige Nuance von Vetiver sich sofort gut anpasst.
Sandelholz und Labdanum, das würzige Harz der Zistrose mit ihren immer etwas zerknittert wirkenden Blüten und Blättern, treten etwas rauer auf und hinterlassen so einen leicht kratzigen, sinnlichen Akkord, der durch warmen Moschustupfer und strahlendes Amber-Leuchten als Höhepunkt noch verstärkt wird.
„Sortilège“ als Parfum de Toilette war keine Duftgewalt, die laut oder belästigend daherkam.
Dieses in schönen Blumen- und würzigen Grün- und Brauntönen gemalte Duftbild war in seiner wohlduftenden Zartheit sehr gut passend zu uns doch noch sehr jungen Mädchen.
Es legte sich wie ein leichtes Duft-Mäntelchen um unsere noch zarten Schultern.
So lässt also die sehr schön und informativ gestaltete Broschüre einer Parfummarke Erinnerungen lebendig werden, die mich in dieser Nacht wachhalten.
Mehr als fünfzig Jahre ist es nun her, dass zwei junge „Fräulein“ das Kinderzimmer verließen und in Begleitung von „Sortilège“ Parfum de Toilette ihren Weg durchs Leben, nie ganz ohne Düfte, begannen.
War "Sortilège" unser Türöffner zu dieser Welt, welcher Duft wird sie wohl verschließen?
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