31.07.2016 - 14:03 Uhr
Meggi
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30
Uch bun un urnsthufter Munn!
Klinik für plastische Chirurgie Prof. Dr. Holtkötter-Hasenbichl, eines Montags um Viertel nach acht:
„Uch hutte gurn uinen Turmun. Zum Mundwunkel-Untfurnen.“
„Wie meinen? Machen Sie doch bitte beim Sprechen den Mund richtig auf!“
„Guht nucht, uch durf kuin Grunsen ruskuren. Uch hutte gurn uinen Turmun. Zum Mundwunkel-Untfurnen.“
„Ah – äh… kein Grinsen riskieren…. Ja. Und sie wünschen einen Termin zum Mundwinkel-Entfernen? Äääääh, aber warum? Welchen medizinischen Grund kann das haben?“
„Kuinen. Uch wull nur nucht mur grunsen. Uch bun un urnsthufter Munn!“
„Ernsthaftigkeitswunsch hin oder her - so einen Blödsinn machen wir nicht. Wir sind ein seriöses Haus.“
--------------------------------
Behörde für Einwohner-Angelegenheiten, via Senzarisa, Rom, am nachfolgenden Dienstag gegen elf.
„Uch muchte muinen Numun undern.“
„Scusi, signore, verstehe ich recht: Sie möchten Ihren Namen ändern?“
„Ju.“
„Wie heißen Sie denn?“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Aha. Und wie wollen Sie heißen?“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Äh…das verstehe ich nicht. Zeigen Sie mir mal bitte Ihren Ausweis. … Aaaaaaha. Sie heißen Lorenzo Villoresi. Und heißen möchten Sie…“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Das sagten Sie bereits. Werden Sie wegen Ihres Namens beleidigt oder verspottet? Mit Rennfahrern verwechselt?“
„Nuin. Muin Numu ust nur zu fruhluch. Uch bun un urnsthufter Munn!“
„Ja…äh…nee, also Leuten, die ihre Namen zu fröhlich finden und ernsthafter heißen möchten, können wir nicht helfen. Außerdem ist jetzt sowieso gleich Mittagspause. Werden Sie Bademeister! Da dürfen Sie den ganzen Tag Halbstarke anranzen, dass sie nicht vom Beckenrand springen sollen. Schlechte Laune garantiert. Buon giorno, signore!“
--------------------------------
Die berichteten Ereignisse erklären erstens das nasenscheinliche gelegentliche Bestreben des Herrn Villoresi, auch noch die lockerflockigsten Zutaten irgendwie ins Seriöse, wenn nicht gar Miesepetrige zu bugsieren (siehe etwa das spaßbefreite „Aura Maris“) – der Herr ist halt ein ernsthafter Mann! Zweitens wird angesichts des empfohlenen Nebenjobs die Neigung verständlich, selbst aus sehr unterschiedlichen Zutaten eine Hallenbad-Anmutung zu zaubern. Konkret: Diesen chlor-/pipihaft-stichigen Dreh in die Atemluft zu bekommen. In „Uomo“ und „Piper Nigrum“ waren es Zitrus und Rosmarin, hier tatsächlich (anscheinend) Lavendel und Nelke(?). Ich bin verblüfft!
Den Auftakt von Garofano bestreitet – nachdem ein spaßloser Nelken-Hauch sich zunächst wieder zurückgezogen hat - eine hell-staubige, unsüße Lavendel-Wachs-Mischung. Wäre sie süßer, dächte ich an Lavendelhonig. Schon nach ein paar Minuten wartet der Duft mit besagter Hallenbad-Note auf. Daneben ist freilich rasch wässrige Edelrose denkbar, der sich nach einer halben Stunde eine florale Seife beigesellt, kräftig-maskulin.
Gegen Mittag wird es zunehmend stichig. Die Nelke darf haltlos vor sich hin motzen wie ein griesgrämiger Pensionär. Dass allmählich eine Vanille-Beigabe die Zutat Heliotrop enthüllt, ändert an der unbeirrten Grantigkeit ebenso wenig, wie es die Ehefrau eines entsprechenden Ruheständlers durch Tätscheln des beigefarben-bejackten Armes ihres Mannes vermag. Das Hallenbad gibt sich (womöglich sind meine Synapsen inzwischen darauf gepolt) übrigens mitnichten geschlagen. Aha. Vielleicht ein betagter Oberstudienrat a. D. auf Badekur?
Am Nachmittag wird das Wachs stärker, zusammen mit der Vanille ist das Aroma phasenweise verdammt nah an jenen Amber-Vanille-Noten, die zuweilen mit klebriger Penetranz dem Träger stundenlang gewaltig auf die McNuggets gehen. Die vorliegende Variante hält sich allerdings wacker eine Nasenbreite davon weg - einen Rest Lavendel vermeine ich nämlich durchweg wahrzunehmen. Direkt auf der Haut ist auch die Rose weiterhin präsent. Abends haben wir es mit akzeptabler Vanille zu tun, zuverlässig nachspeisenfrei gehalten.
Fazit: Ein sicherlich guter Duft, leider nicht ganz mein Fall, ich wüsste nicht einmal, welcher Fraktion unter uns ich den empfehlen sollte. Am ehesten wohl den Freunden von 70er-/80er-Grünlingen.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
„Uch hutte gurn uinen Turmun. Zum Mundwunkel-Untfurnen.“
„Wie meinen? Machen Sie doch bitte beim Sprechen den Mund richtig auf!“
„Guht nucht, uch durf kuin Grunsen ruskuren. Uch hutte gurn uinen Turmun. Zum Mundwunkel-Untfurnen.“
„Ah – äh… kein Grinsen riskieren…. Ja. Und sie wünschen einen Termin zum Mundwinkel-Entfernen? Äääääh, aber warum? Welchen medizinischen Grund kann das haben?“
„Kuinen. Uch wull nur nucht mur grunsen. Uch bun un urnsthufter Munn!“
„Ernsthaftigkeitswunsch hin oder her - so einen Blödsinn machen wir nicht. Wir sind ein seriöses Haus.“
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Behörde für Einwohner-Angelegenheiten, via Senzarisa, Rom, am nachfolgenden Dienstag gegen elf.
„Uch muchte muinen Numun undern.“
„Scusi, signore, verstehe ich recht: Sie möchten Ihren Namen ändern?“
„Ju.“
„Wie heißen Sie denn?“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Aha. Und wie wollen Sie heißen?“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Äh…das verstehe ich nicht. Zeigen Sie mir mal bitte Ihren Ausweis. … Aaaaaaha. Sie heißen Lorenzo Villoresi. Und heißen möchten Sie…“
„Lurunzu Vullurusu.“
„Das sagten Sie bereits. Werden Sie wegen Ihres Namens beleidigt oder verspottet? Mit Rennfahrern verwechselt?“
„Nuin. Muin Numu ust nur zu fruhluch. Uch bun un urnsthufter Munn!“
„Ja…äh…nee, also Leuten, die ihre Namen zu fröhlich finden und ernsthafter heißen möchten, können wir nicht helfen. Außerdem ist jetzt sowieso gleich Mittagspause. Werden Sie Bademeister! Da dürfen Sie den ganzen Tag Halbstarke anranzen, dass sie nicht vom Beckenrand springen sollen. Schlechte Laune garantiert. Buon giorno, signore!“
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Die berichteten Ereignisse erklären erstens das nasenscheinliche gelegentliche Bestreben des Herrn Villoresi, auch noch die lockerflockigsten Zutaten irgendwie ins Seriöse, wenn nicht gar Miesepetrige zu bugsieren (siehe etwa das spaßbefreite „Aura Maris“) – der Herr ist halt ein ernsthafter Mann! Zweitens wird angesichts des empfohlenen Nebenjobs die Neigung verständlich, selbst aus sehr unterschiedlichen Zutaten eine Hallenbad-Anmutung zu zaubern. Konkret: Diesen chlor-/pipihaft-stichigen Dreh in die Atemluft zu bekommen. In „Uomo“ und „Piper Nigrum“ waren es Zitrus und Rosmarin, hier tatsächlich (anscheinend) Lavendel und Nelke(?). Ich bin verblüfft!
Den Auftakt von Garofano bestreitet – nachdem ein spaßloser Nelken-Hauch sich zunächst wieder zurückgezogen hat - eine hell-staubige, unsüße Lavendel-Wachs-Mischung. Wäre sie süßer, dächte ich an Lavendelhonig. Schon nach ein paar Minuten wartet der Duft mit besagter Hallenbad-Note auf. Daneben ist freilich rasch wässrige Edelrose denkbar, der sich nach einer halben Stunde eine florale Seife beigesellt, kräftig-maskulin.
Gegen Mittag wird es zunehmend stichig. Die Nelke darf haltlos vor sich hin motzen wie ein griesgrämiger Pensionär. Dass allmählich eine Vanille-Beigabe die Zutat Heliotrop enthüllt, ändert an der unbeirrten Grantigkeit ebenso wenig, wie es die Ehefrau eines entsprechenden Ruheständlers durch Tätscheln des beigefarben-bejackten Armes ihres Mannes vermag. Das Hallenbad gibt sich (womöglich sind meine Synapsen inzwischen darauf gepolt) übrigens mitnichten geschlagen. Aha. Vielleicht ein betagter Oberstudienrat a. D. auf Badekur?
Am Nachmittag wird das Wachs stärker, zusammen mit der Vanille ist das Aroma phasenweise verdammt nah an jenen Amber-Vanille-Noten, die zuweilen mit klebriger Penetranz dem Träger stundenlang gewaltig auf die McNuggets gehen. Die vorliegende Variante hält sich allerdings wacker eine Nasenbreite davon weg - einen Rest Lavendel vermeine ich nämlich durchweg wahrzunehmen. Direkt auf der Haut ist auch die Rose weiterhin präsent. Abends haben wir es mit akzeptabler Vanille zu tun, zuverlässig nachspeisenfrei gehalten.
Fazit: Ein sicherlich guter Duft, leider nicht ganz mein Fall, ich wüsste nicht einmal, welcher Fraktion unter uns ich den empfehlen sollte. Am ehesten wohl den Freunden von 70er-/80er-Grünlingen.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
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