10.03.2017 - 14:32 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
20
Zur Alternative geadelt
Eine klassische Rose-/Oud-Anmutung eröffnet. Die Oud-Note wirkt zunächst eher säuerlich (künstlich) als holzig, doch binnen Sekunden kommt was Holziges durch. Bevor die beiden sich auf der Haut breitmachen können, drückt allerdings nach ein, zwei Minuten von unten erstmal diffuses Gewürz nach. Das Rose-Oudett entweicht vorläufig in die Projektion. Die Rose entwickelt sich einerseits edelrosenhaft wässrig, auf der anderen Seite aber zugleich sauer-zugespitzt. Das erinnert an den Habitus der Montale-Rosen, bloß nicht derart überdreht.
Die bereits diagnostizierte Parallele zu Rose d’Arabie ist nachvollziehbar; ein Duft, den ich bestens kenne, weil er das Lieblings-Parfüm meiner Frau ist. Daneben ließen sich als enge Verwandten fraglos viele weitere Vertreter benennen. Ich persönlich empfinde gerade Rose d’Arabie als facettenreicher, raumgreifender und charaktervoller, und das liegt nicht allein an der Trägerin. Wobei der Mancera mitnichten eindimensional ist - siehe dazu unten.
Den Gewürzen komme ich auch nach einer halben Stunde nicht recht auf die Spur und muss aufgeben, denn selbst der vage Eindruck des Beginns verabschiedet sich. Am ehesten würde ich sagen, es handelte sich um eine Gemengelage aus vornehmlich Pfeffer und Rosenpaprika, vor geraumer Zeit gemahlen und seither im Gewürzschrank (Furnier, ohne Holz-Geruch!) weitgehend ihrer Schärfe und Aromen verlustig gegangen. Die Tür zu besagtem Gewürzschrank öffne ich nun und schnuppere mit einem Abstand von exakt 27,5 Zentimetern. „Hot“ (wie es beim Anbieter heißt) ist da jedenfalls gar nichts. Lassen wir es dabei bewenden.
Und befassen uns lieber wieder mit dem Thema Rose/Oud. Hier kommt es solide, angenehm, klar hauptdarsteller-orientiert, unprätentiös und unisex daher. Nebenbei sei freilich bemerkt, dass Mancera den Duft zwar unter „For all“ aufführt, im Text aber nicht nur feminin nennt, sondern sogar als „eternally feminine“ bezeichnet. Seltsam.
Während des Vormittags denke ich kurz über eine Unterlage aus „ambriertem Holz“ nach. Oud und Safran-Staub nebst einer Prise Süße lassen sich außerdem etwas später beinahe in Richtung helles Halspastillen-Leders interpretieren. Oder was auch immer. Ist ja letztlich egal. Was zählt, ist die dezent-gelungene Ein-bisschen-Abwechslung, die der Duft auf jene Weise erfährt.
Der stilvolle Auftritt gipfelt in einer geschmackvoll abgemischten fruchtig-rosig-cremig-holzigen Abstrahlung. Ein unaufdringlicher, dennoch präsenter Schleier liegt in meinem Büro, für mich selbst erst so richtig spürbar, als ich nach einiger Zeit der Abwesenheit an meinen Platz zurückkehre.
Im Laufe des Nachmittags lässt sich – vom Namen des Duftes her gedacht - der Dritte im Bunde nicht lumpen und liefert nunmehr deutlich seinen Beitrag ab. Moschus wird zum Haupt-Akteur und geleitet die vormaligen Protagonisten Rose und Oud in den Ruhestand. In diesem Fall eine gepflegte Senioren-Residenz; die cremig-saubere Aura, die der Duft jetzt verbreitet, hat nämlich durchaus Art, wenngleich sich allmählich auch an Rosen-Hautcreme denken ließe. Obwohl der Abend definitiv vom Moschus dominiert wird, ließe sich mit einem gewissen Wohlwollen lange von einem Dreiklang sprechen.
Ein Preis-Leistungs-Tipp, der nichts Neues bietet, sich trotzdem nicht verschüchtert verstecken muss. Toll für Leute, die bloß ab und zu Rose-Oud möchten und denen deshalb die Lust fehlen mag, die Schweinepreise anderer Hersteller zu zahlen.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
PS: Als Addendum sei erwähnt, dass meine Frau den Duft mochte und meinte, das sei „doch einer, den wir schon kennen.“ Als ich auf den Armani verwies, sagte sie, dass sie sich den Mancera als Alternative vorstellen könne. Das ist praktisch ein Ritterschlag - mehr geht nicht.
Die bereits diagnostizierte Parallele zu Rose d’Arabie ist nachvollziehbar; ein Duft, den ich bestens kenne, weil er das Lieblings-Parfüm meiner Frau ist. Daneben ließen sich als enge Verwandten fraglos viele weitere Vertreter benennen. Ich persönlich empfinde gerade Rose d’Arabie als facettenreicher, raumgreifender und charaktervoller, und das liegt nicht allein an der Trägerin. Wobei der Mancera mitnichten eindimensional ist - siehe dazu unten.
Den Gewürzen komme ich auch nach einer halben Stunde nicht recht auf die Spur und muss aufgeben, denn selbst der vage Eindruck des Beginns verabschiedet sich. Am ehesten würde ich sagen, es handelte sich um eine Gemengelage aus vornehmlich Pfeffer und Rosenpaprika, vor geraumer Zeit gemahlen und seither im Gewürzschrank (Furnier, ohne Holz-Geruch!) weitgehend ihrer Schärfe und Aromen verlustig gegangen. Die Tür zu besagtem Gewürzschrank öffne ich nun und schnuppere mit einem Abstand von exakt 27,5 Zentimetern. „Hot“ (wie es beim Anbieter heißt) ist da jedenfalls gar nichts. Lassen wir es dabei bewenden.
Und befassen uns lieber wieder mit dem Thema Rose/Oud. Hier kommt es solide, angenehm, klar hauptdarsteller-orientiert, unprätentiös und unisex daher. Nebenbei sei freilich bemerkt, dass Mancera den Duft zwar unter „For all“ aufführt, im Text aber nicht nur feminin nennt, sondern sogar als „eternally feminine“ bezeichnet. Seltsam.
Während des Vormittags denke ich kurz über eine Unterlage aus „ambriertem Holz“ nach. Oud und Safran-Staub nebst einer Prise Süße lassen sich außerdem etwas später beinahe in Richtung helles Halspastillen-Leders interpretieren. Oder was auch immer. Ist ja letztlich egal. Was zählt, ist die dezent-gelungene Ein-bisschen-Abwechslung, die der Duft auf jene Weise erfährt.
Der stilvolle Auftritt gipfelt in einer geschmackvoll abgemischten fruchtig-rosig-cremig-holzigen Abstrahlung. Ein unaufdringlicher, dennoch präsenter Schleier liegt in meinem Büro, für mich selbst erst so richtig spürbar, als ich nach einiger Zeit der Abwesenheit an meinen Platz zurückkehre.
Im Laufe des Nachmittags lässt sich – vom Namen des Duftes her gedacht - der Dritte im Bunde nicht lumpen und liefert nunmehr deutlich seinen Beitrag ab. Moschus wird zum Haupt-Akteur und geleitet die vormaligen Protagonisten Rose und Oud in den Ruhestand. In diesem Fall eine gepflegte Senioren-Residenz; die cremig-saubere Aura, die der Duft jetzt verbreitet, hat nämlich durchaus Art, wenngleich sich allmählich auch an Rosen-Hautcreme denken ließe. Obwohl der Abend definitiv vom Moschus dominiert wird, ließe sich mit einem gewissen Wohlwollen lange von einem Dreiklang sprechen.
Ein Preis-Leistungs-Tipp, der nichts Neues bietet, sich trotzdem nicht verschüchtert verstecken muss. Toll für Leute, die bloß ab und zu Rose-Oud möchten und denen deshalb die Lust fehlen mag, die Schweinepreise anderer Hersteller zu zahlen.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
PS: Als Addendum sei erwähnt, dass meine Frau den Duft mochte und meinte, das sei „doch einer, den wir schon kennen.“ Als ich auf den Armani verwies, sagte sie, dass sie sich den Mancera als Alternative vorstellen könne. Das ist praktisch ein Ritterschlag - mehr geht nicht.
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