Kopfnote 
Herznote 
Basisnote 
08.07.2011 - 19:49 Uhr
Apicius
1106 Rezensionen
Apicius
Sehr hilfreiche Rezension
5
Ist das wirklich Neroli?
Was darf noch als Ausdruck eines eigenen Stils durchgehen, und ab wann fangen Parfumeure an, sich selbst zu zitieren? Diese Frage muss man wohl bei einigen Parfums der neuen Art Collection stellen, erinnern sie doch sehr an schon Dagewesenes. Micallef bringt plötzlich eine ganze Reihe neuer Düfte heraus; dafür verschwinden ältere, wie zum Beispiel die komplette “Sea”-Serie! Zugleich wird an der Preisschraube gedreht. Bekam man ein Red Sea oder Yellow Sea lange für um die 120 €, so kosten die neuen Art Collection Düfte schon 165 €.
Nun ja, letztlich liegt es bei uns, ob wir das mitmachen. Zumindest bekommt man für dieses Geld einen schön verzierten Flakon; für diese Dinge hat man bei Micallef einfach ein “Händchen”. Nur muss man auch hier darüber hinwegsehen, dass die Svarovski-Kristalle fehlen, die auf den Flakons der Vorgängerserie so schön die edle Opulenz der Micallef-Düfte illustrierten.
Wenden wir uns den inneren Werten zu. Drei der sechs Parfums dieser Reihe gelten als Herrendüfte, nämlich die mit den schwarzen Kappen, die Damendüfte haben silberne. Im KaDeWe habe ich mich ansprühen lassen, als erstes mit der Nummer 201. Und ja - es ist ein typischer Micallef!
Neroli ist es, unterstützt von Orangenblüte, was im Zentrum dieses Duftes steht. Neroli ist jene Note, die den Kölnisch Wasser Akkord prägt. Jeder kennt sie, denn sie ist genau das, was das typisch “Omahafte” im 4711 Kölnisch Wasser ausmacht. Neroli ist flüchtig, und wird daher meist mit anderen, ebenso flüchtigen Zitrusnoten kombiniert. Dabei bringen Zitrone und Co. die frische Art, Neroli aber Schönheit und Opulenz ins Kölnische Wasser.
Doch Frische und Micallef? Das geht nicht zusammen. Hier wurde die Neroli-Seite noch mit Orangenblüte verstärkt! Mit dem Kölnisch Wasser Gedanken hat das Ergebnis nichts mehr zu tun. Nun gut, wir haben also einen anderen Ansatz. Im Herzen des Dufts treten dann Noten hinzu, die die Nr. 201 erst recht als opulenten Micallef-Duft identifizieren. Ich fühle mich plötzlich an Dinge wie Jewel/M.Micallef oder an Spicy for Him erinnert. Beides sind Ausnahmedüfte, mit denen Micallef wirklich der große Wurf gelungen ist. Diese Micallef-Note, die es da gibt, lässt sich kaum mit ein paar hingeworfenen Duftnoten beschreiben, drum lass ich es sein. Sagen wir es mal so: Guerlain hat die Guerlinade, doch bei Micallef scheint sich etwas Entsprechendes abzuzeichnen!
Genug des Lobes - mit Nr. 201 bin ich nicht zufrieden, und das liegt genau an der Neroli-Note. Sie ist mir zu dominant und vor allem: sie klebt wie die Pest! Das kann kein flüchtiges Neroliöl sein. Entweder gibt es einen synthetischen Ersatzstoff, der mit dieser geradezu monströsen Haltbarkeit aufwartet, oder aber die Parfümeure haben einen Weg gefunden, Neroli in dieser Weise zu fixieren. Schlimmer noch: Bekanntlich haben die Nischenparfümeure kein Alleinverwertungsrecht an Duftstoffen. Ich müsste mich da schon sehr täuschen, aber diese Art penetranter Nerolinote ist mir längst als Raumduft aus irgendeiner automatischen Beduftungsanlage begegnet. Nee, damit will ich nicht rumlaufen!
Dieses Neroli bzw. dieser neroliartige Stoff scheint übrigens auch in dem neuen Acqua di Parma Colonia Essenza vorzukommen - nach dessen Test mußte meine Kleidung in die Wäsche, weil das Zeug einfach nicht rausging. Bei Nr. 201 habe ich tunlichst darauf geachtet, wohin ich es sprühe.
Zur Basis hin ändert sich der Duft noch mal etwas. Die würzige Micallef-Note geht weg, und es bleibt ein Rest, den ich vor allem als trockenen Amber beschreiben würde. Jetzt riecht die Nr. 201 wie Pradas Amber pour Homme minus die Veilchennote. Auch hier greift Micallef auf schon Dagewesenes zurück, nämlich ihren hierzulande kaum bekannten Duft “Black Amber”!
Trotz oder auch wegen dieser Kritik: Orangenblüte und Neroli in opulenter Darstellung - da sei doch ein wenig Kopfkino gestattet, um den Stil dieses Parfums in Worte zu fassen: Die Noten haben nämlich auch etwas beruhigendes, wärmendes und entspannendes. Mit Nr. 201 sehe ich mich an einem Spätsommerabend am Lago Maggiore, die untergehende Sonne wärmt mich noch, und ich genieße diesen herbeiwehenden Hauch von Orangenblüte, während ich auf meiner Lieblingsbank sitze, vor der teuren Seniorenresidenz! Ich denke, dafür lasse ich mir noch 30 Jahre Zeit.
Nun ja, letztlich liegt es bei uns, ob wir das mitmachen. Zumindest bekommt man für dieses Geld einen schön verzierten Flakon; für diese Dinge hat man bei Micallef einfach ein “Händchen”. Nur muss man auch hier darüber hinwegsehen, dass die Svarovski-Kristalle fehlen, die auf den Flakons der Vorgängerserie so schön die edle Opulenz der Micallef-Düfte illustrierten.
Wenden wir uns den inneren Werten zu. Drei der sechs Parfums dieser Reihe gelten als Herrendüfte, nämlich die mit den schwarzen Kappen, die Damendüfte haben silberne. Im KaDeWe habe ich mich ansprühen lassen, als erstes mit der Nummer 201. Und ja - es ist ein typischer Micallef!
Neroli ist es, unterstützt von Orangenblüte, was im Zentrum dieses Duftes steht. Neroli ist jene Note, die den Kölnisch Wasser Akkord prägt. Jeder kennt sie, denn sie ist genau das, was das typisch “Omahafte” im 4711 Kölnisch Wasser ausmacht. Neroli ist flüchtig, und wird daher meist mit anderen, ebenso flüchtigen Zitrusnoten kombiniert. Dabei bringen Zitrone und Co. die frische Art, Neroli aber Schönheit und Opulenz ins Kölnische Wasser.
Doch Frische und Micallef? Das geht nicht zusammen. Hier wurde die Neroli-Seite noch mit Orangenblüte verstärkt! Mit dem Kölnisch Wasser Gedanken hat das Ergebnis nichts mehr zu tun. Nun gut, wir haben also einen anderen Ansatz. Im Herzen des Dufts treten dann Noten hinzu, die die Nr. 201 erst recht als opulenten Micallef-Duft identifizieren. Ich fühle mich plötzlich an Dinge wie Jewel/M.Micallef oder an Spicy for Him erinnert. Beides sind Ausnahmedüfte, mit denen Micallef wirklich der große Wurf gelungen ist. Diese Micallef-Note, die es da gibt, lässt sich kaum mit ein paar hingeworfenen Duftnoten beschreiben, drum lass ich es sein. Sagen wir es mal so: Guerlain hat die Guerlinade, doch bei Micallef scheint sich etwas Entsprechendes abzuzeichnen!
Genug des Lobes - mit Nr. 201 bin ich nicht zufrieden, und das liegt genau an der Neroli-Note. Sie ist mir zu dominant und vor allem: sie klebt wie die Pest! Das kann kein flüchtiges Neroliöl sein. Entweder gibt es einen synthetischen Ersatzstoff, der mit dieser geradezu monströsen Haltbarkeit aufwartet, oder aber die Parfümeure haben einen Weg gefunden, Neroli in dieser Weise zu fixieren. Schlimmer noch: Bekanntlich haben die Nischenparfümeure kein Alleinverwertungsrecht an Duftstoffen. Ich müsste mich da schon sehr täuschen, aber diese Art penetranter Nerolinote ist mir längst als Raumduft aus irgendeiner automatischen Beduftungsanlage begegnet. Nee, damit will ich nicht rumlaufen!
Dieses Neroli bzw. dieser neroliartige Stoff scheint übrigens auch in dem neuen Acqua di Parma Colonia Essenza vorzukommen - nach dessen Test mußte meine Kleidung in die Wäsche, weil das Zeug einfach nicht rausging. Bei Nr. 201 habe ich tunlichst darauf geachtet, wohin ich es sprühe.
Zur Basis hin ändert sich der Duft noch mal etwas. Die würzige Micallef-Note geht weg, und es bleibt ein Rest, den ich vor allem als trockenen Amber beschreiben würde. Jetzt riecht die Nr. 201 wie Pradas Amber pour Homme minus die Veilchennote. Auch hier greift Micallef auf schon Dagewesenes zurück, nämlich ihren hierzulande kaum bekannten Duft “Black Amber”!
Trotz oder auch wegen dieser Kritik: Orangenblüte und Neroli in opulenter Darstellung - da sei doch ein wenig Kopfkino gestattet, um den Stil dieses Parfums in Worte zu fassen: Die Noten haben nämlich auch etwas beruhigendes, wärmendes und entspannendes. Mit Nr. 201 sehe ich mich an einem Spätsommerabend am Lago Maggiore, die untergehende Sonne wärmt mich noch, und ich genieße diesen herbeiwehenden Hauch von Orangenblüte, während ich auf meiner Lieblingsbank sitze, vor der teuren Seniorenresidenz! Ich denke, dafür lasse ich mir noch 30 Jahre Zeit.
3 Antworten
