01.04.2017 - 10:10 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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47
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Unkommentierte Düfte No. 96
Dass ich noch mal einen Kommentar zu einem Rose-Oud-Duft schreiben würde, obwohl ich mich doch bei jeder Gelegenheit über diesen inzwischen allzu ausgetretenen Pfad in der (Nischen-)Parfümerie beschwere...
Nachdem ich eine kleine Abfüllung dieses hochgelobten und offenbar ausgesprochen seltenen Duftes ergattert hatte (nur beim königlich-britischen Hoflieferanten Fortnum & Mason erhältlich, s.o.), bisher aber kein Kommentar vorlag, versuche ich mich an einer hoffentlich nicht allzu subjektiven Betrachtung und der Frage, ob eine Anschaffung lohnen könnte.
Lassen wir das o.g. Faktum beiseite, dass die Rose-Oud-Kombination bei fast allen Nischenmarken begegnet und inzwischen auch mehr und mehr im Massenmarkt angekommen ist. Welcher Hersteller, der etwas auf sich hält, hat es nicht schon mal mit dieser stark gefragten Komposition versucht?
Lassen wir auch das Faktum beiseite, dass Roja-Düfte in einem Preissegment angesiedelt sind, das einigen als Ausweis von Qualität, anderen als Beleg für unappetitlich dekadente Preisgestaltung gilt.
Dabei ist Taif Aoud trotz seiner Exklusivität in Bezug auf das Angebot nicht einmal ein ausgesprochen teurer Roja. 395 britische Pfund will der Hoflieferant für eine 50 ml-Flasche. Da gibt es schon auf der Homepage von Roja Dove teurere Fläschchen. Diese Feststellung ist weder i.S. von unreflektiertem Snobismus noch politischem Sarkasmus zu verstehen. Ich gebe das hier einfach mal so wieder.
Trotzdem darf man für diesen Preis allemal höchste Qualität erwarten. Bekommt man die? Ist das hier großartig?
Die Schönheit liegt - wie so oft - im Auge (und der Nase) des Betrachters.
Was ich selbst dazu sagen kann: Der Duft gefällt mir und das, obwohl ich Kompositionen aus Rose und Oud nur noch schwer ertragen kann, weil sie bis vor einigen Jahren das Nischensegment, überspitzt ausgedrückt, regelrecht dominierten. Hier allerdings ist die Balance, wie ich meine, gut gelungen, weil der Duft weder allzu arabisch-orientalisch, noch allzu barock oder aufdringlich schwülstig daher kommt. Rose und Oud befinden sich in einer ausgewogenen Balance, die eine schöne Brücke zwischen Orient und Okzident schlägt. Bei allem floralen Rausch, den dieser Duft verströmt, dominiert für mich sehr klar eine grüne, kaum pudrige Rose, deren Süße zunächst wenig erdrückend, eher natürlich erblüht. Das Oud ist immer spürbar, ohne penetrant zu wirken. Im Auftakt erscheint es mir ein wenig medizinisch (fast synthetisch), aber dieser Eindruck verliert sich mit der Zeit und dann bleibt es angenehm harmonisch präsent, ohne zu dominieren. Aufmerksam geworden durch das Statement von Kankuro würde ich meinen, dass dieser Duft spürbare Aldehyde enthält, ohne sich mit dem charakteristischen obstartig floralen Geruch der meisten Aldehyde (wie man sie aus klassischen Damendüften kennt) über die Rose-Oud-Kombination zu legen. Die Wirkung ist eher eine andere: Der Duft hat etwas sehr Damenhaftes, Klassisches, ohne verstaubt zu wirken, ist wohl letztlich eher für Frauen geeignet. Als Mann würde ich ihn gerne zu Hause benutzen, aber nicht ausführen wollen.
Alles in allem bleibt es aber bei einem klaren Fokus auf Rose und Oud, zugegebenermaßen in großer Harmonie, ohne jedoch für spannende Überraschungen zu sorgen. Da passiert auch im weiteren Duftverlauf nicht viel. Der Duft haftet gut, hat eine sinnvoll proportionierte Aura, ohne der Raum zu füllen, wird aber im Drydown zunehmend schwerer, öliger, dichter. Das kann man mögen, führt aber auch zu noch stärkerer Konzentration auf diese orientalische Rose, die dann ganz zuletzt in der haftenden Basis überdies recht süß wirkt.
Alle anderen Inhaltsstoffe kann man sich einbilden, sind aber, wie so oft in den sehr komplexen Roja-Düften (die immer wieder an 80er-Kreationen erinnern) kaum auszumachen. Wer da mehr differenzieren kann, hat meinen vollen Respekt.
Ob man dem Duft dann noch Punkte abziehen möchte, weil er für den Preis nicht mehr bietet, als das oben Beschriebene, entscheidet gleichfalls die Perspektive des Betrachters. Ich selbst habe ihn ohne Blick auf den Preis bewertet. Wer das allerdings aus nachvollziehbaren Gründen berücksichtigen will, muss die Wertung vielleicht noch etwas reduzieren.
Dass ich noch mal einen Kommentar zu einem Rose-Oud-Duft schreiben würde, obwohl ich mich doch bei jeder Gelegenheit über diesen inzwischen allzu ausgetretenen Pfad in der (Nischen-)Parfümerie beschwere...
Nachdem ich eine kleine Abfüllung dieses hochgelobten und offenbar ausgesprochen seltenen Duftes ergattert hatte (nur beim königlich-britischen Hoflieferanten Fortnum & Mason erhältlich, s.o.), bisher aber kein Kommentar vorlag, versuche ich mich an einer hoffentlich nicht allzu subjektiven Betrachtung und der Frage, ob eine Anschaffung lohnen könnte.
Lassen wir das o.g. Faktum beiseite, dass die Rose-Oud-Kombination bei fast allen Nischenmarken begegnet und inzwischen auch mehr und mehr im Massenmarkt angekommen ist. Welcher Hersteller, der etwas auf sich hält, hat es nicht schon mal mit dieser stark gefragten Komposition versucht?
Lassen wir auch das Faktum beiseite, dass Roja-Düfte in einem Preissegment angesiedelt sind, das einigen als Ausweis von Qualität, anderen als Beleg für unappetitlich dekadente Preisgestaltung gilt.
Dabei ist Taif Aoud trotz seiner Exklusivität in Bezug auf das Angebot nicht einmal ein ausgesprochen teurer Roja. 395 britische Pfund will der Hoflieferant für eine 50 ml-Flasche. Da gibt es schon auf der Homepage von Roja Dove teurere Fläschchen. Diese Feststellung ist weder i.S. von unreflektiertem Snobismus noch politischem Sarkasmus zu verstehen. Ich gebe das hier einfach mal so wieder.
Trotzdem darf man für diesen Preis allemal höchste Qualität erwarten. Bekommt man die? Ist das hier großartig?
Die Schönheit liegt - wie so oft - im Auge (und der Nase) des Betrachters.
Was ich selbst dazu sagen kann: Der Duft gefällt mir und das, obwohl ich Kompositionen aus Rose und Oud nur noch schwer ertragen kann, weil sie bis vor einigen Jahren das Nischensegment, überspitzt ausgedrückt, regelrecht dominierten. Hier allerdings ist die Balance, wie ich meine, gut gelungen, weil der Duft weder allzu arabisch-orientalisch, noch allzu barock oder aufdringlich schwülstig daher kommt. Rose und Oud befinden sich in einer ausgewogenen Balance, die eine schöne Brücke zwischen Orient und Okzident schlägt. Bei allem floralen Rausch, den dieser Duft verströmt, dominiert für mich sehr klar eine grüne, kaum pudrige Rose, deren Süße zunächst wenig erdrückend, eher natürlich erblüht. Das Oud ist immer spürbar, ohne penetrant zu wirken. Im Auftakt erscheint es mir ein wenig medizinisch (fast synthetisch), aber dieser Eindruck verliert sich mit der Zeit und dann bleibt es angenehm harmonisch präsent, ohne zu dominieren. Aufmerksam geworden durch das Statement von Kankuro würde ich meinen, dass dieser Duft spürbare Aldehyde enthält, ohne sich mit dem charakteristischen obstartig floralen Geruch der meisten Aldehyde (wie man sie aus klassischen Damendüften kennt) über die Rose-Oud-Kombination zu legen. Die Wirkung ist eher eine andere: Der Duft hat etwas sehr Damenhaftes, Klassisches, ohne verstaubt zu wirken, ist wohl letztlich eher für Frauen geeignet. Als Mann würde ich ihn gerne zu Hause benutzen, aber nicht ausführen wollen.
Alles in allem bleibt es aber bei einem klaren Fokus auf Rose und Oud, zugegebenermaßen in großer Harmonie, ohne jedoch für spannende Überraschungen zu sorgen. Da passiert auch im weiteren Duftverlauf nicht viel. Der Duft haftet gut, hat eine sinnvoll proportionierte Aura, ohne der Raum zu füllen, wird aber im Drydown zunehmend schwerer, öliger, dichter. Das kann man mögen, führt aber auch zu noch stärkerer Konzentration auf diese orientalische Rose, die dann ganz zuletzt in der haftenden Basis überdies recht süß wirkt.
Alle anderen Inhaltsstoffe kann man sich einbilden, sind aber, wie so oft in den sehr komplexen Roja-Düften (die immer wieder an 80er-Kreationen erinnern) kaum auszumachen. Wer da mehr differenzieren kann, hat meinen vollen Respekt.
Ob man dem Duft dann noch Punkte abziehen möchte, weil er für den Preis nicht mehr bietet, als das oben Beschriebene, entscheidet gleichfalls die Perspektive des Betrachters. Ich selbst habe ihn ohne Blick auf den Preis bewertet. Wer das allerdings aus nachvollziehbaren Gründen berücksichtigen will, muss die Wertung vielleicht noch etwas reduzieren.
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