22.03.2014 - 10:00 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Zen - japanische Duftzeremonie
Sicherlich nicht ganz zufällig entspricht das Zeichen der Internet-/Zeitschrift Monocle, das auf den Umverpackungen der drei Monocle-Düfte von Comme des Garcons aufgeprägt ist, dem Enso (japanisch „Kreis“), der im Zen-Buddhismus Leerheit und Vollendung verkörpert und Metapher und Symbol des Zen ist.
Im Gegensatz zu klassischen Religionen bietet Zen keine eigentlich Lehre, keine eindeutigen Antworten auf Fragen, kann aber helfen, die Verwirrungen zu lösen, die uns die niemals schweigenden Stimmen unserer Gedanken und unsere Illusion von einem „Ich“ bereiten.
Mir scheint, dass mit Sugi die ideale Verbindung von japanischer Ästhetik und europäischer Parfumtradition gelungen ist. Die Klarheit, Einfachheit und Radikalität des Duftes ohne komplexen philosophischen Überbau hat nichts von der katholisch-barocken Feierlichkeit vieler Düfte, nichts von der blumigen Verspieltheit europäischer Gartentradition, nichts von der schmelzenden Süße arabisch-opulenter Düfte. Der Duft ist reduziert auf Wesentliches, ist Duft an sich; so gesehen der Zen-Tradition näher als die meisten anderen mir bekannten Düfte.
Analog zu der dem Zen verpflichteten japanischen Teezeremonie biete ich hier einen Vorschlag zum angemessenen Genuss von Sugi.
Stelle den Duft bereit. Beachte ihn zunächst nicht. Sei ganz Du selbst.
Wandele durch Natur. Bereite dich durch das Abstreifen des Alltags auf den Genuss des Duftes vor. Du begibst dich damit auf die erste Stufe der Erleuchtung.
Ziehe dich mit dem Duft in einen ruhigen Raum zurück, der dir die nötige Gelassenheit schenkt. Richte dich nach innen.
Wende dich noch einmal der Natur zu und sei es nur durch einen Blick aus dem offenen Fenster.
Vermeide jede Eile beim Testen des Duftes.
Stelle sicher, dass Du innerlich und äußerlich gereinigt bist. Wasche dir, wenn nötig, noch einmal deine Hände und dein Gesicht. Stell sicher, dass keine anderen Gerüche deine Konzentration auf Wesentliches ablenken.
Lass dich im japanischen Kniesitz nieder. Komm zur Ruhe. Lass deine Unrast hinter dir.
Wenn Du Hunger verspürst, sind leichte Speisen ideal zur Vorbereitung: Obst und rohes Gemüse.
Stelle den Duft vor dich, öffne ihn ohne Hast. Konzentriere dich auf den Duft.
Sprühe Sugi auf deine gereinigte Haut, besonders geeignet ist die Oberfläche der Unterarme mit ihren feinen Härchen.
Warte eine kurze Weile.
Wenn Du nun an dem Duft riechst, behandle ihn mit Respekt. Lass dir Zeit in deinem Urteil.
Was riechst Du? Ich weiß nicht, was DU riechst, aber ICH rieche etwas, das der gelungenen Umschreibung in unten stehendem Kommentar sehr nahe kommt: alkoholische Schärfe von Gin, die zunächst die Duftentwicklung dominiert.
Dann koniferige Noten (Kiefer und oder Zypresse, wobei mir Letztere dominant zu sein scheint).
Der in den Duftnoten angegebene Pfeffer ist eher durch eine gewisse Schärfe präsent. Das Prickeln, das Pfeffer gelegentlich in der Kopfnote einiger Düfte hervorruft, ist hier nur dezent wahrnehmbar, während sich die alkoholische Schärfe nicht aus dem Duft löst und den Träger begleitet, der ohnehin wie die meisten CdG‘s kaum oder keine wesentliche Entwicklung kennt.
Florale Elemente bleiben dezent und untergründig.
Die Holznote, die gleichfalls von Anfang an erkennbar ist, entspricht dem leisen und doch wahrnehmbaren Geruch von hartem, durchgetrocknetem Holz, weniger dem von frisch aufgeschnittenem oder morschem, modrigen Holz; auch nicht diesem charakteristischen Waldgeruch, in den sich grüne Pflanzennoten mischen. Der Holzton bleibt kühl, trocken, elegant. Das Bild vom Gin im gedrechselten Holzbecher aus o.g. Kommentar erscheint mir in idealer Weise treffend.
Etwas fühle ich mich auch an das Holz vor unserem Kamin erinnert, das das Zimmer mit einer bewusst kaum noch wahrnehmbaren und doch vorhandenen Holznote erfüllt, die man erst bemerken würde, wenn das Holz nicht mehr dort läge, wenn die Präsenz durch eine Leerstelle gefüllt würde.
Durch diese Beschreibung sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Sugi ist kein leiser Duft. Sugi hat Charakter und ist ein klares Statement, mit dem sich viele, Männer und Frauen, Umgebung und Träger, nicht wohlfühlen werden.
Sugi ist zudem kein Duft, der sich nebenbei erschließt. Zen gibt keine einfachen Antworten. Zen ist Leben, Meditation, Versenkung, Konzentration. Dieses Prinzip verkörpert der Duft besser als jeder andere.
Die oben beschriebene Annäherung ist nicht ironisch gemeint. Sie ist dem Duft in seiner ästhetischen Klarheit angemessen.
Im Gegensatz zu klassischen Religionen bietet Zen keine eigentlich Lehre, keine eindeutigen Antworten auf Fragen, kann aber helfen, die Verwirrungen zu lösen, die uns die niemals schweigenden Stimmen unserer Gedanken und unsere Illusion von einem „Ich“ bereiten.
Mir scheint, dass mit Sugi die ideale Verbindung von japanischer Ästhetik und europäischer Parfumtradition gelungen ist. Die Klarheit, Einfachheit und Radikalität des Duftes ohne komplexen philosophischen Überbau hat nichts von der katholisch-barocken Feierlichkeit vieler Düfte, nichts von der blumigen Verspieltheit europäischer Gartentradition, nichts von der schmelzenden Süße arabisch-opulenter Düfte. Der Duft ist reduziert auf Wesentliches, ist Duft an sich; so gesehen der Zen-Tradition näher als die meisten anderen mir bekannten Düfte.
Analog zu der dem Zen verpflichteten japanischen Teezeremonie biete ich hier einen Vorschlag zum angemessenen Genuss von Sugi.
Stelle den Duft bereit. Beachte ihn zunächst nicht. Sei ganz Du selbst.
Wandele durch Natur. Bereite dich durch das Abstreifen des Alltags auf den Genuss des Duftes vor. Du begibst dich damit auf die erste Stufe der Erleuchtung.
Ziehe dich mit dem Duft in einen ruhigen Raum zurück, der dir die nötige Gelassenheit schenkt. Richte dich nach innen.
Wende dich noch einmal der Natur zu und sei es nur durch einen Blick aus dem offenen Fenster.
Vermeide jede Eile beim Testen des Duftes.
Stelle sicher, dass Du innerlich und äußerlich gereinigt bist. Wasche dir, wenn nötig, noch einmal deine Hände und dein Gesicht. Stell sicher, dass keine anderen Gerüche deine Konzentration auf Wesentliches ablenken.
Lass dich im japanischen Kniesitz nieder. Komm zur Ruhe. Lass deine Unrast hinter dir.
Wenn Du Hunger verspürst, sind leichte Speisen ideal zur Vorbereitung: Obst und rohes Gemüse.
Stelle den Duft vor dich, öffne ihn ohne Hast. Konzentriere dich auf den Duft.
Sprühe Sugi auf deine gereinigte Haut, besonders geeignet ist die Oberfläche der Unterarme mit ihren feinen Härchen.
Warte eine kurze Weile.
Wenn Du nun an dem Duft riechst, behandle ihn mit Respekt. Lass dir Zeit in deinem Urteil.
Was riechst Du? Ich weiß nicht, was DU riechst, aber ICH rieche etwas, das der gelungenen Umschreibung in unten stehendem Kommentar sehr nahe kommt: alkoholische Schärfe von Gin, die zunächst die Duftentwicklung dominiert.
Dann koniferige Noten (Kiefer und oder Zypresse, wobei mir Letztere dominant zu sein scheint).
Der in den Duftnoten angegebene Pfeffer ist eher durch eine gewisse Schärfe präsent. Das Prickeln, das Pfeffer gelegentlich in der Kopfnote einiger Düfte hervorruft, ist hier nur dezent wahrnehmbar, während sich die alkoholische Schärfe nicht aus dem Duft löst und den Träger begleitet, der ohnehin wie die meisten CdG‘s kaum oder keine wesentliche Entwicklung kennt.
Florale Elemente bleiben dezent und untergründig.
Die Holznote, die gleichfalls von Anfang an erkennbar ist, entspricht dem leisen und doch wahrnehmbaren Geruch von hartem, durchgetrocknetem Holz, weniger dem von frisch aufgeschnittenem oder morschem, modrigen Holz; auch nicht diesem charakteristischen Waldgeruch, in den sich grüne Pflanzennoten mischen. Der Holzton bleibt kühl, trocken, elegant. Das Bild vom Gin im gedrechselten Holzbecher aus o.g. Kommentar erscheint mir in idealer Weise treffend.
Etwas fühle ich mich auch an das Holz vor unserem Kamin erinnert, das das Zimmer mit einer bewusst kaum noch wahrnehmbaren und doch vorhandenen Holznote erfüllt, die man erst bemerken würde, wenn das Holz nicht mehr dort läge, wenn die Präsenz durch eine Leerstelle gefüllt würde.
Durch diese Beschreibung sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Sugi ist kein leiser Duft. Sugi hat Charakter und ist ein klares Statement, mit dem sich viele, Männer und Frauen, Umgebung und Träger, nicht wohlfühlen werden.
Sugi ist zudem kein Duft, der sich nebenbei erschließt. Zen gibt keine einfachen Antworten. Zen ist Leben, Meditation, Versenkung, Konzentration. Dieses Prinzip verkörpert der Duft besser als jeder andere.
Die oben beschriebene Annäherung ist nicht ironisch gemeint. Sie ist dem Duft in seiner ästhetischen Klarheit angemessen.
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