Turandot
Top Rezension
32
Ja, aber.......
Ohne den Hintergedanken, einen alten Bekannten aus Jugendtagen wieder zu entdecken, empfinde ich den Duft erst mal als sehr angenehm. Hell, ein bisschen seifig, sauber, elegant, so präsentiert sich für mich Sortilege von Heute. Ja, das mag ich, das würde ich auch gerne tragen. Das ist ein Duft, der einem jeden Tag als feiner Begleiter dienen kann. Die Blütennoten sind harmonisch und kühl, ja fast zurückhaltend und die Basis ist geschmeidig und fein bis zum Ausklang. Ich habe mir jahrelang gewünscht, im Mainstream würde wieder mal ein Duft erscheinen, der L`Air du Temps-Liebhaberinnen gefallen könnte. Das wäre beim heutigen Sortilege durchaus der Fall.
Aber - mit dem alten sinnlich-femininen und raffinierten Sortilege von 1937 hat dieser Duft nichts gemeinsam. Die heutigen Macher der Marke lehnen sich weit aus dem Fenster, wenn sie behaupten, die Originalformeln wieder zum Leben erweckt zu haben. Das erkennt man schon, wenn man die Pyramiden vergleicht und so fehlt dem heutigen Sortilege eben nicht nur das Eichenmoos, sondern auch der Hauch Zibet. Jeder Parfumo weiss, dass dem Duft damit nicht nur Tiefe und Volumen, sondern eben auch Raffinesse und Sinnlichkeit abhanden gekommen ist.
Bin ich nun enttäuscht? Nicht wirklich, denn ich hatte es nicht anders erwartet. Es ging uns ja mit vielen klassischen Düften schon so und vielleicht ist es wirklich nicht möglich, nach den heutigen Richtlinien ein altes Parfum wieder auferstehen zu lassen. Sollte die Formel allerdings nur dem Zeitgeist angepasst worden sein, so hat man Sortilege damit keinen Gefallen getan.
Da Sortilege der einzige Duft von Le Galion ist, den ich früher gut kannte, wird es mir möglich sein, die übrigen Parfums des Hauses nun vorurteilsfreier zu bewerten. Sortilege habe ich nun erst mal abgehakt. 80% bekommt der Duft trotzdem, weil er mir - Nostalgie hin oder her - doch gut gefällt.