Collection Noire

L'orpheline 2014

L'orpheline von Serge Lutens
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7.5 / 10 275 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Serge Lutens für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2014. Der Duft ist rauchig-würzig. Es wird von Shiseido Group / Beauté Prestige International vermarktet. Der Name bedeutet „die Waise”.
Aussprache
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Duftrichtung

Rauchig
Würzig
Holzig
Harzig
Erdig

Duftnoten

WeihrauchWeihrauch MoschusMoschus
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Duft
7.5275 Bewertungen
Haltbarkeit
7.4208 Bewertungen
Sillage
6.4217 Bewertungen
Flakon
7.9202 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.045 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 22.04.2024.
Wissenswertes
Das Parfum ist Teil der Kollektion „Collection Noire”.

Rezensionen

27 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
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112 Rezensionen
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Top Rezension 45  
Orphan - Das Waisenkind
Wie habe ich mich auf die Post gefreut, als ein Päckchen von Lutens hereinkam. Das Wetter ist in den letzten Tagen ziemlich im Tiefgang. Der Sommer lässt auf sich warten und hier bei mir drückt es die Temperatur auf sage und schreibe 13 Grad im Juli! Da bevorzugt man ja schon mal ein paar dickflüssige Düfte, die Wärme und Kühle in sich tragen. Warm und Kalt - verschmolzen in einem Duft! Für was spritziges, süßes habe ich derweil keine Nerven. Ich brauch was, was mich mit seiner ganzen Aura eindeckt, mich einhüllt und an einem anderen Ort trägt. Da wo sich die Sonne auch mal den ganzen Tag blicken lässt und ihre Wärme auf das Volk niederschickt.

Als ich das erste mal auf L'orpheline gestoßen bin, musste ich bei dem Namen schmunzeln. Ich erinnerte mich dabei an einem , eher mehr schlechten, als rechten Horrorfilm, der Orphan das Waisenkind hieß. Dennoch habe ich ihn mir angesehen. Vom Ende bis zum Schluss. Wobei der Charakter des Kindes total auf Eiseskälte ausgelegt war. Der ganze Film war vollgepackt von Kühle. Wenn nicht immer gut über die Bühne gebracht. Das ginge viel besser. Aber man nagte an dem Bösewichtkonzept, ohne es aber komplett dem Zuseher zu überbringen.

L'orpheline ist auch ein kühler Duft. Untermauert von kristallklarem Quellwasser, aus dem feinster Moschus hervorquillt. Das Wasser sprudelt nur so dahin. Der Duft gibt sich äußerst bedrohlich, schon beim aufsprühen. Das Mysterium dieses Duftes öffnet sich, wenn feinster Weihrauch die Kulisse sprengt und sich ein ganz sachter Unterton von Würze in den Duft begibt. Als würde jemand ins kühle Nass, einen Tropfen Würze hineingeben. Die Suppe salzen, damit es kräftig im Geschmack wird. Der Duft pendelt nur so dahin. Kühl, dann wird es warm. Dann wiederum kühl. Es lässt einem einen Schauer über den Rücken fahren, wenn man sich den Weihrauch bis zum Anschlag hineinzieht. So einen Duft von Weihrauch , habe ich selten wo wahrgenommen. Fantastische Umsetzung, ohne dabei einen modrigen Kirchengeruch im Nachklang zu haben. Rauch umhüllt einen. Nimmt einen für sich ein. Kalter Rauch, der sich bedrohlich in die Zellen zieht und langsam die Augen verschließen lässt. Es verschlägt einem an Orte, an die man sich niemals gewagt hat. Der Duft wird umwirbelt von einem Hauch von Sand. Er geleitet auf der Haut, zieht sich in alle Ecken und macht einen ganz schön exzentrisch und extravagant.

So riecht nur Gott in Frankreich oder eben auch ein Waisenkind, was bis zum Kern vor Boshaftigkeit nur so glänzt.

Ich bin vollkommen weggetreten. So etwas exzentrisches habe ich schon lange nicht mehr auf der Haut gehabt. Er ist einmalig. Dieser Beton von Quellwasser, aus denen sich verschiedene Noten hinausbewegen, ist wirklich einmalig. Er rinnt - er stockt nie. Er lässt sich förmlich treiben. Von einer höheren Kraft. Das meine Lieben! - Das nenne ich hohe Parfumkunst! Etwas in der heutigen Gegenwart zu schaffen, das es an kaum ein Parfum erinnert. Nicht nur am Rande. Einen Exzentriker zu schaffen, der sich zwischen Kühle und Wärme einpendelt und durch dem der prächtigste Weihrauch fließt, ist wahrlich eine Herausforderung. Etwas Sandelholz vernehme ich mit der Zeit, wodurch das Parfum etwas maskuliner dann erscheint, als es eigentlich schon ist.

Der Duft ist für mich aber dennoch für beide Geschlechter geschaffen. Dieses hin und her pendeln - das könnte man auch den Geschlechtern zu teilen. Dieses Spiel von Kalt und Warm lässt die wenigsten kalt. Dennoch muss ich sagen, das nicht alle Gefallen an ihm finden. Eindruck wird er schinden, aber viele könnten Gefahr laufen, sich in einen Irrgarten zu begeben und daraus nicht mehr hinausfinden. Da er für manche einfach unlösbar erscheinen mag. Der Duft braucht Zeit, Raum und Liebe, damit man ihn kennen lernen kann. Vor allem , aber verstehen. Ein Waisenkind? Ein Einzelgänger? Definitiv ja. Der Name ist perfekt gewählt. Da dachte sich einer, da mach ich ein Parfum, was einem isoliert und nachdenklich macht. Für die innere Balance. Für das eigene ICH.

L'orpheline ist für mich ein ganz klarer Meilenstein aus dem Hause Lutens. Hier kommt wieder diese strikte Linie vom Lutens zum Vorschein. Klarheit wird hier eingepackt, Stil und Erhabenheit. Er hebt sich ab, aber dennoch drückt er keinen nieder, da er sich doch nicht so egoistisch gibt. Auch wenn in meinen Augen und in meiner Nase, da schon auch ein Klang von Egoismus mithallt.

Die Sillage würde ich im Mittelfeld sehen. L'orpheline ist ein Duft, der nur für EINEN gemacht ist. Man sollte sich mit ihm alleine beschäftigen. Das Mysterium selbst lösen. Er ist keiner, der in die Welt hinausgetragen werden will und sich präsentieren will. Das hat er auch nicht nötig. Er sackt in einem ein, lässt sich dort nieder und befriedigt die Sinne. Klarheit schwingt hier immer mit, der sich gut eingebettet sieht in den ganzen Noten. Niemals wird der Duft ins dreckige gezogen. Er sackt auch nicht in die Tiefe. Er hängt förmlich in mir. Im Inneren.

Das ist ein Duft, der einfach für sich selbst sein will. Für sich und seinen Träger. Er ist lange zu vernehmen und schmeichelt der Haut. Bis zu 8 Stunden nehme ich in in voller Fahrt wahr. Erst nach 10 Stunden klingt er langsam ab. Sein Abgang ist genauso exzentrisch , wie sein Aufstieg.

*
Das Leben ist kein intellektuelles Rätsel, das es zu lösen gilt, sondern ein Mysterium, das es zu erfahren gilt.
19 Antworten
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Nurmalso

72 Rezensionen
Nurmalso
Nurmalso
Top Rezension 32  
When routine bites hard and ambitions are low
Altern ist ja mal grundsätzlich nichts schönes. Aber es hat auch einige Vorteile. Einer davon ist, dass man den ersten Liebeskummer hinter sich gebracht hat. Der, von dem man glaubt, dass es nie wieder besser wird. Dass das jetzt das Ende ist. Der Herzschmerz, bei dem man nichts mehr runterkriegt und an nichts anderes mehr denken kann. Wo man tränenleer vor sich hinstarrt und spürt wie die Eingeweide Achterbahn fahren. Das wird nie wieder aufhören. Ich werde nie wieder glücklich werden. Nie wieder! Heute weiß man es besser.

Ich bin aber noch jetzt in der Lage mit nur einem Lied genau dieses Gefühl in mir abzurufen. „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division ist der gesungene Liebeskummer. Das merkt man spätestens, wenn Ian Curtis mit dunklem Timbre die Zeile „When routine bites hard and ambitions are low“ singt. Er war die Begleitmusik zu meinem ersten gebrochenen Herzen.

Damals war man medial nicht besonders informiert. Man musste sich schon sehr viel Mühe geben, um etwa über eine Band zu erfahren. Und Joy Division fand nicht in der Bravo statt. Also erfuhr ich erst viele Jahre später, dass Sänger und Gitarrist Ian Curtis schon nicht mehr lebte, als die Single 1980 auf den Markt kam. Mit 23 Jahren hatte er eines morgens beschlossen, sich in seiner Küche zu erhängen. Aus Liebeskummer? Reine Spekulation.

Ian Curtis hat sicher nicht nach Parfum gerochen, als er im Studio das Lied einsang. Aber wenn es diesen Duft damals schon gegeben hätte, wäre jede Menge L'orpheline durch den fensterlosen Raum geweht. Obwohl Weihrauch laut Angaben dominanter sein sollte, hat eindeutig Moschus das Rennen gewonnen. Begleitet wird er von angekokeltem Papier und etwas Pfeffer. Alles nicht stark und heftig, sondern so vor sich hin wabernd wie dunstiger Nebel. Ein extrem traurig melancholischer Duft, der eine gewisse Aussichtslosigkeit in mir verbreitet.

L'orpheline stehe ich ziemlich ratlos gegenüber. Ebenso ratlos und hilflos wie einer 14-jährigen mit schlimmen Liebeskummer.

15 Antworten
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Milathecat

6 Rezensionen
Milathecat
Milathecat
Top Rezension 41  
Nervenklinik de Luxe
1.Tag. Zwangseinweisung. Mit Baldrian ( Castoreum? ) Tröpfchen ruhig gestellt.
2.Tag. Besuch in der Klinikkapelle ( Weihrauch ).
3.Tag. Gruppengespräch ( Moschus ).
4.Tag. Meditation ( Gräser und Holz ).
5.Tag. Freiwillige Einweisung in die Geschlossene ( Salbei und Citrus ).
Fazit: Einmaliger Duft mit Suchtpotenzial.
8 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Lilienfeld

48 Rezensionen
Lilienfeld
Lilienfeld
Top Rezension 31  
Melancholie
Oder

Wer nie sein Brot mit Tränen aß...

J.W. von Goethe
-

Mit dem Druck auf den Sprühknopf begrüßt mich umhüllend eine dunkelbunte Wolke Traurigkeit,
lässt aus der Mitte meiner Brust, schwarz- weiße Bilder steigen.

Die Eröffnung ist eine klare Ansage, ein mit Aldehyd aufgepumpter lavendeliger leicht seifiger Weihrauchwirbel, gepaart mit einer Spur Wacholder und einer dezenten süß-fruchtigen Note Bergamott.

Dicht, kühl, glasklar, irgendwie sehr metallisch, etwas abweisend, bestimmend. In der Tat kann man das was einem als Leitfaden des Duftes in die die Nase steigt, als *Rasierwassernote bezeichnen. Diese Note soll nach meinem Dafürhalten den nicht vorhandenen Vater repräsentieren.
Ablehnung, das Unaussprechliche, nicht zu Verstehende, den *Fehler, - Schuld.

Mich erinnerte der Duft sofort an die Kirchgänge in meiner Kindheit, seh mich
im winterlichen Frühdunkel
die verschneite, schmale Promenade entlangstapfen, kann das Knarren der Holztür beim Öffnen hören, spüre die Wärme der alten Fußheizung unter der Sitzbank und rieche die aufsteigende
Luft, die sich langsam mit Weihrauch mischt...hat schon etwas Sakrales.

Serge Lutens hat Fougere Noten in den Duft gebaut;) und ich bin beruhigt, dass diese für mich doch sehr prominente Lavendelnote kein nasale Einbildung ist. Klassisch, ein wenig altmodisch im Herzen, Kopf und Basis sind aber sehr heutig.

--
-> Fougere Moos - Holz (Patchouli, Vetiver, Sandelholzöl), viel krautig frische Bestandteile, aber auch Lavendel, Geranium, Ylangöl und Rose. Ebenso gehört Cumarin stets dazu. Der Fougere Akkord kann weiterhin noch Neroli- und Bergamotteöl, Vanillenoten, Anisaldehyd, Harze und Moschus, enthalten.
--
Ich rieche eine sehr deutliche Aldehyd- Eröffnung, Weihrauch, Lavendel, Seifiges von Kopf bis Mitte Herznote, Fruchtiges, Cumarin, Gewürznelke, Holziges, nicht wenig Patchouli, wässrig- Kühles ( Moos ?) Moschus, von mir aus auch der keksige;) ->Cashmeran- eine Idee Vanille und etwas süchtig machendes, dezent glattledriges in der cremig-leicht pudrig werdenden Basis ...oder so...

Melancholie und Schwermut mit den Mitteln der Parfumkunst nach außen projeziert, nachfühl und riechbar gemacht. Dem beklemmenden Gefühle das der Duft auslöst, der Unsicherheit, der Angst davor in die Untiefen der eigenen Seele zu stürzen, verloren zu gehen, wirkt zaghaft eine unschuldige Kraft entgegen, man bangt mit.

Schwarzweiß --> ein bedrohlich- beklemmend-angstmachender Balanceakt über dem Nichts.

http://tinyurl.com/kuaxjte

Kinderseelen spüren kunterbunt, oder eben schwarz- weiß, irgendwann.

Der Duft trägt beide Geschlechter in sich, hat eine hart- männliche Seite ( Rasierwassernote;)
und eine zart- zerbrechlich, leicht süß, weibliche Gesamtheit ( für mich ) .
Die stete Spannung zwischen den beiden Polen stellt sich mir als Prozess einer Aufarbeitung, nicht als Hervorhebung des Gegensatzes dar. Ich empfinde L'Orphelines Parfumcharakter als zärtlich- weiblich, mit einer nicht geringen charmant- erotischen Ausstrahlung. In der Basis bekomm ich die Nase fast nimmer vom Handrücken. Die Kopfnote ist ein tolles Feuerwerk, ich hab die Probe ratz- fatz weggesprüht, da mir die Öffnung so einen wunderbar kribbeligen Nasenflash beschert. Ab der Herznote wird's hautnah. Die Haltbarkeit finde ich mit fünf Stunden okay, für einen Lutens ist das gnädig.
Tragen kann man den Duft ob seines kühl- warm changierendem Charakters rund ums Jahr. Es ist ein sehr gemäßgter, im Prinzip ein leicht zu tragender Oriental-Fougere den man nicht verstehen muss, er ist eh mit sich selbst beschäftigt;)
So dargestellt ist er für Nasen die sich mit Lutens Düften nicht leicht tun, ein perfekter
Einsteiger. Er hat auch etwas Schickes;) das schieb ich einmal der metallischen Note zu ) Ich bin mir sicher, L'Oprheline wird ein Renner. Und nein, ich glaube, nicht das Iso-E drinnen ist.
Wenn, dann Ambroxan.
18 Antworten
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 25  
Trio mit vier Düften
Dass Pyramiden nicht selten mehr verschweigen bzw. verschleiern als enthüllen, ist mir mittlerweile natürlich bekannt. Dennoch ist es stets aufs Neue reizvoll, Kreationen mit identischen Angaben nebeneinanderzuhalten - selbst wenn, wie hier, der Beipackzettel insgesamt sparsam ausgefallen ist. Genau das dachte sich auch Puck1 und ehe ich mich’s versah, flatterte (vielen Dank dafür!) nach Erscheinen meines Kommentars zu Magnetic Blend 8 von Initio eine Probe von L'orpheline herbei, auf dass ein Vergleich erfolgen könne. Ein solcher Wunsch ist mir Befehl. Bereits der jeweilige Auftakt belegt freilich, das sei vorweggenommen, die Weisheit des ersten Satzes geradezu mustergültig.

Der Lutens braucht verblüffend lange, um in Gang zu kommen. Minuten vergehen, bevor sich aus einer muffig-diffusen Schicht allmählich eine Linie herausschält: Heller Weihrauch, überflügelt nicht bloß von einer artifiziellen Sauber-Moschus-Note, sondern zudem vermutlich von Hedion/Helional o. Ä., der Duft zeigt nämlich zunächst eine das Metallische streifende Wässrigkeit und stellt sich mithin unleugbar in eine Reihe mit den arg reduzierten Eaus aus demselben Hause – mit dem Gedanken bin ich offensichtlich nicht allein.

Außerdem bemerke ich rasch – und erfreut! - eine Gesteins-Note wie in ‚Serge noire‘ (konkret: zwei Feuersteine, just zusammengedötscht). Jedenfalls zieht eine ferne Erinnerung diese Verbindung, ich habe den Schwarzen lediglich mal im Laden getestet. Na ja, immerhin verweist Herr Lutens auf seiner Seite auf Orpheus, der „Steine betören konnte“. Mir war allerdings neu, dass die dann Funken schlagen. Ich hatte auf Heulen getippt, so von wegen „steinerweichend“. Egal.

Drittens ist eine Idee anämischen Gewürzes mit an Bord – Pfeffer, denke ich. Das überrascht nicht, der passt in eine gedachte Schnittmenge von Feuerstein und dem Weihrauch hinein. Dass ich ihn „anämisch“ nenne, bedeutet nicht, er sei kaum wahrnehmbar; er ist vornean sogar recht gut zu riechen. Nur leider bietet er in erster Linie Schärfe und weniger Aroma. Das schlägt stilistisch in die gleiche Kerbe wie der Feuerstein. Ich hätte mir die beiden prima mit etwas größerem Abstand vorstellen können.

Im Fortgang empfinde ich die metallisch-synthetische Note im Untergrund zunehmend als störend. Sie raubt insbesondere dem Pfeffer sein Rest-Aroma und entwertet ihn. Auch der Weihrauch hätte meines Erachtens mehr Substanz oder Kontrast vertragen. Doch ein breiterer Auftritt ist nasenfällig gar nicht gewollt, im Gegenteil: zur weiteren Auffrischung des ohnehin Ätherischen scheint mir – ich spekuliere - Iris herangezogen. Grundsätzlich für Frische eine gute Idee, nicht hilfreich ist indes, dass ich dabei einen karottigen Einschlag wittere, an dem ich sie überhaupt erst zu erkennen vermeine.

Damit ist schon vor der Mittagszeit der Verlauf im Wesentlichen beendet. Am Nachmittag würde ich vielleicht karottige Iris auf Gestein hervorheben wollen, eine sachte Sauber-Moschus-Note umcremt und geleitet den still schwindenden Duft in ein olfaktorisches abendliches Ableben in Kunstholz-Gestalt. Tristesse eines sperrholz-möblierten Waisenhauses?

Der Initio ist diametral entgegengesetzt drauf: Cremig-warmer Weihrauch, ruhig und stilvoll, umhüllt einen Kern von Leidenschaft. Vor allem aber hat er Seele, Seele, Seele. Auch er beschränkt sich keineswegs auf die beiden angegebenen Zutaten. Insofern ist eine Suche nach Gemeinsamkeiten akademisch. Würde ich mit vorgehaltenem Flakon „Fuel for Life“ gezwungen werden, wimmernd irgendwas vorzubringen, es wäre Folgendes: Der Moschus spielt in keinem der Düfte eine derart dominante Rolle, wie es die Schriftform nahelegt. Das ist wenig genug, darüber hinaus ist seine jeweilige Aufgabe sehr unterschiedlich. Beim Lutens ist er verbindendes Element und Schmiermittel, beim Initio hingegen ist er eine Art Charaktergarant, der im Hintergrund die Richtung vorgibt.

Fazit: Das vierte Exemplar aus dem Eau-Trio ist nichts für mich.
16 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

45 kurze Meinungen zum Parfum
MiriamHaMiriamHa vor 7 Jahren
Ein kleines Waisenmädchen, gewaschen in den kalten Klostermauern nur mit Kernseife. Ich bin verliebt!
1 Antwort
BastianBastian vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Nur Weihrauch und Moschus?
Wer es glaubt wird seelig.
Wer nicht, kommt auch in den Himmel.
Vielleicht..
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Iris und Tonka auch dabei *
21 Antworten
LicoriceLicorice vor 2 Jahren
8
Duft
Ein feiner Schleier aus
Weiß, Grau und Pastell-Erde
legt sich schützend
auf deine Haut

Moschus/Weihrauch/Patch
in zarter Harmonie
15 Antworten
KankuroKankuro vor 7 Jahren
9
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Duft des Silbermondes in einer sternenklaren Nacht. Ohne Form, ohne Gestalt, und doch so kraftvoll und emotional. Wow.
4 Antworten
Rieke2021Rieke2021 vor 1 Jahr
6
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Die Waisin verbringt freudlose Tage hinter dunklen Klostermauern. Die strenge Oberin trägt Rasierwasser. Hoffnung verheißt eine Moschuswolke
8 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

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