
Bühne frei! - 15 zauberhafte Duftbekanntschaften aus Spanien
¡Hola! ¡Saludos! ¿Que tal?
Vor Kurzem bin ich von einer Rundreise durch ein herrlich untouristisches Nordspanien zurückgekehrt: Malerische Landschaften und Wanderwege voller Mohnblütenzauber, gepflegte Bergdörfer, Hafenstädte, Parkanlagen, verwinkelte Altstadtgassen mit erfreulich vielen belebten Bars, Metzgern, Feinkostgeschäften, Frisören - und natürlich kleinen, oft eigenständigen Parfümerien (alleine ich habe 14 aufgesucht bzw. zumindest fotografiert, darüber vielleicht mal mehr...)
Heute möchte ich euch aber die wahren Helden des Landes vorstellen: 15 waschechte, fleißige und bodenständige Spanier/innen, die den Laden am Laufen halten und ihr schönes Land liebenswert machen. Jede/r einzelne hat sich über einen Verschenkeflakon gefreut und gerne einen Foto-Gruß für Parfumo hinterlassen. Für mich waren die Begegnungen tolle Gelegenheiten, eingerostete Spanischkenntnisse auszubauen und das zu tun, was mir mehr liegt als fachkundige Duft-(Chemie-)Analysen oder beneidenswert fundierte Blogs über KI & Co.: Echten Menschen im echten Leben zu begegnen, ein Stück weit Interesse an ihrem Arbeits-/Alltag zu zeigen und kleine Duftfreuden mit ihnen zu teilen...
Also, Bühne frei für...
Esmeralda, 28, Küchenhilfe in San Ildefonso

Die nette Esmeralda servierte mir am ersten Urlaubsmorgen die erste (perfekte!) Frühstückstortilla des Urlaubs: Auf der Suche nach den aseos (Toiletten) verlief ich mich in ihre Küche, in der sie gerade huevos (Eier) verarbeitete... Es war eine kleine Challenge, mit meinen eingeschlafenen Spanischvokabeln erstmals "el concepto de Parfumo" zu erklären, aber sie verstand halbwegs und freute sich über ihren Oudy Eau de Parfum, den sie dulce (süß) und especial fand.
Carmen, 71, Ehrenamtliche in der Kirche

Noch keine 48 Stunden im Land zog es mich in die erste Kirche - ich liebe Weihrauchduft und nutze jede Gelegenheit, Kerzen für besonders wichtige Menschen in meinem Leben anzuzünden. (Wobei ich mich niemals daran gewöhnen werde, dass die Spanier statt Wachskerzen elektrische Lichter verwenden:-) Carmen arrangierte gerade blumige Altargestecke, fragte, ob ich zum Fotografieren mehr luz (Licht) bräuchte und ließ das ganze Gotteshaus hell erstrahlen. Außerdem erzählte sie stolz, dass sie seit über 30 Jahren honorario (ehrenamtlich) in ihrer Kirche tätig sei und ihr die Arbeit mit Blumen Freude bereite - Wie gut, dass in ihrem Mod Vanilla Eau de Parfum zumindest etwas fresia (Freesie) enthalten ist.
Happy Aurelia, coole Kellnerin bei 33°C in Las Médulas

Aurelia rettete mein Leben! - Mit eiskalter limonada. Welch' Wohltat nach einem ausgedehnten Spaziergang durch Las Médulas - eine malerische Berglandschaft, die entfernt an den Grand Canyon erinnert. Beim Bestellen sagte sie fröhlich, dass ihr mein perfume fresco gut gefiele (hatte ich nach der Wanderung frisch nachgesprüht). Unverzüglich zog ich den Verschenkeflakon Happy Perfume aus dem Rucksack, wir testeten ausgiebig und er wanderte zu ihr. Sie konnte ihr Glück kaum fassen: "El oro huele genial, genial!!" ("Der Duft riecht genial!") rief sie ganz aufgeregt, als sie nach dem perfekten Fotospot für ihre Duftpräsentation suchte. Selten hat ein Duftname so perfekt zur Beschenkten gepasst wie hier:-)
Verliebter Paco aus Salamanca in Ponferrada

Paco fiel mir auf, weil er gut roch und ganz unscheinbar seinen Kaffee trank. (Ich war am Nachbartisch in eine illustre Altherrenrunde hineingeraten, die der Barbesitzer mit Schulfreunden veranstalte - seit über 40 Jahren, jeden Sonntag ab 10h. Diesmal gab es sogar vier selbstgekelterte Weine zur Empanada, alles köstlich - aber das ist eine andere Geschichte...) Jedenfalls machte ich Paco - vom Wein von meinen Spanischkenntnissen überzeugt:-) - kurzerhand ein Kompliment zu seinem Duft (es war das spanische Invictus) und wir kamen ins Plaudern: Er käme so oft wie möglich aus Salamanca hierher, 3h Autofahrt pro Strecke, seine Freundin lebe hier und arbeite in einer Bar muy cerca (in der Nähe), relacion, larga distancia, internet - comprendo todo - ich verstehe alles :-) Außerdem findet er Düfte auch toll und sucht sich von meinen Minis den Refreshing Lagoons of Laos für seine Freundin aus.
Zauberhafte Kellnerin, zauberhaftes Café, zauberhafter Ort Molinaseca

Molinaseca - was für ein niedliches 872-Einwohner-Örtchen: Eine verwinkelte Gasse, 2-3 kleine Bars, alles schön freundlich und fein herausgeputzt... Langsam erinnere mich: Hier war ich schon mal (Jakobsweg 2017)! Damals bin ich nach anstrengendem Tagesmarsch, einfachem Pilgermahl und Dusche hundemüde ins Pilgerbett gefallen, jetzt sitze ich erholt am romantischen Wasserlauf und genieße bei Sonnenschein Café con Leche, den die flotte Kellnerin mit ihrem zauberhaften Lächeln serviert... - Ich teile mein Reiseglück, indem ich sie beim Bezahlen mit einem Flakon Full Iris überrasche. Auch sie ist ein gutes Bespiel dafür, wie gut und augenscheinlich gerne viele junge Spanier in der Gastronomie professionelle Arbeit verrichten.
Saxophonklänge voller Sehnsucht im Küstenstädtchen Gijon

Sonnige 25°C, wolkenloser Himmel, warmer Wind und der traumhafte Duft vom Meer in der Luft... Ich erkunde das Künstenstädtchen Gijon und versuche, aus spanischen Wortfetzten bekannte Vokabeln herauszuhören. Stattdessen vernehme ich in der Ferne den charakteristischen Klang eines Saxophons, laufe ihm entgegen und bleibe ergriffen vor dem Straßenmusiker stehen: Noch nie empfand ich den klaren und durchdringenden Klang des Saxophons so stimmig zur Untermalung der unstillbaren und kraftvollen Sehnsucht, die das Meer und die Möwen plötzlich in mir auslösen... Ich lege dem Musiker ein paar Münzen und Wakening Woods of Scandinavia auf seine Tasche und gehe zur Promenade, runter zum feinsandigen Strand... zu den kreiSenden Möwen, die die Freiheit ausrufen...
Herbergsvater Stromberg und seine herzliche Assistentin

Unterkunft Nr. 5 (von insgesamt 9). Wieder ein Hostel, wieder ein Glücksgriff: Sehr zentral gelegen, sauberes und geräumiges Zimmer, Küche zur Mitbenutzung und genügend Gemeinschaftsbäder für eine ganze Kompanie - PLUS Stromberg als Herbergsvater: Ein asketischer und schweigsamer Typ mit Hang zu Einwortsätzen. Spontan wäre man geneigt, ihn für unsympathisch zu halten. Später lauschte ich jedoch, wie er sich mit einer Reinigungskraft unterhielt. Ich verstand wenig, hörte aber am Tonfall und ihrer Reaktion, dass er sehr freundlich zu ihr war, sie sogar zum Lachen brachte. Also zog ich beim Auschecken mit zwei Flakons bewaffnet in den Sprachkampf: "Ich habe zwei Fragen an Sie beide"... - "una pregunta demasiada / eine Frage zu viel..." antworte er trocken und grinste frech. Wusste ich doch, dass er "trotzdem" ein Guter war. Glücklicherweise gefielen beiden die für sie auserkorenen Acqua Di Pino bzw. Comme une Evidence muy, muy bien (sehr, sehr gut) und so schenkte er mir sogar ein Lächeln - der Mann, der eigentlich nicht lächeln kann:-) Seine fröhliche und fleißige Kollegin war so wie so ein großer Schatz.
Vicky, 35, strahlender Sonnenschein mit großem Verkaufstalent

Was macht man, wenn man all' seine Schuhe im vorherigen Hotel vergisst? A) Man schlürft mit seinen Adiletten munter durch die Gegend (und hofft, dass die Treter rechtzeitig zur letzten Unterkunft nachgeschickt werden)? oder B) Man geht in ein Schuhgeschäft und kauft sich neue? - BEIDES! Die hübsche Vicky - ursprünglich aus Teneriffa, für den Job auf's Festland gezogen - fand meine Urlaubsanekdote jedenfalls increíble (unglaublich) und setzte - erfolgreich! - alles daran, dass ich mit neuen Sommersandalen den Laden verließ... Unser Gespräch war eine wirre Mischung aus ihrem bescheidenen Englisch und meinem bescheidenen Spanisch. Für einen Austausch über Duftvorlieben (flores y citricos / verdes y herbales...) sowie platformas sociales como tiktok y instragram hat es trotzdem gereicht... Und dass ihr der 4711 Lemon & Ginger gefallen hat, war doch sonnenklar:-)
Mittagstisch-Wartezeit-Geplauder am Bierhahn in Oviedo

Und was macht man, wenn man sich die Wartezeit auf das menú del día (Tagesmenü) vertreiben möchte? Man verwickelt den schüchternen Bierjungen, der hinter der Bar seine cañas (kleine Biere) zapft, in einen Plausch über cerveza con und sin alcohol, schwenkt irgendwie auf Düfte um - und wundert sich sehr über seinen ausgereiften Geschmack: "no cítrico o fresco... me gustan fragrancias aromaticas y verdes" (o.ä.). Als die köstlichen croquetas de jamón eintreffen, erlöse ich den armen Kerl... Und nach dem Essen schenke ich ihm als Entschädigung den sagenhaften Sperone und freue mich, dass er sich trotz Schüchternheit freut.
Der neugierige Alvaro aus Gijon: Eres Ruso? Polaco? Checo?

Der kommunikative Promenadenmusiker Alvaro verschönerte meine Kaffepause - zu seinen lauschigen Akkordeonklängen schmeckte der spanische Café Bombón (eine Kaffeespezialität mit Espresso und Kondensmilch) doppelt so gut... Zwischen den Liedern warf er mir über die weite Promenade immer wieder kürze Fragen zu... Am Ende wusste er mehr über mich als umgekehrt. - Eine ganz neue Erfahrung für mich:-)
Schwarztee im morgendlichen Sprühnebel...

Diese außergewöhnlich aufmerksame Kellnerin verhalf mir zu einer wunderbaren Teezeit auf der Terrasse ihres heimeligen Hotels. Nach dem Frühstück im trubeligen Frühstücksraum wollte ich etwas Stille und Ruhe, Zeit für mich. Die wunderbare Hotelfachfrau schien dies zu erspüren. In Sekundenschnelle deckte sie mir einen netten Tisch auf der Terrasse ein und servierte mir mein geliebtes Heißgetränk. So konnte ich gemütlich und vom Nieselregen geschützt eine Tasse Tee lang den herrlichen Ausblick auf die Päpstliche Universität vom Comillas genießen... - DAS ist Luxus für mich!
Jose, 78, Renter / ehemals Mautgebühren-Kassierer aus Bilbao

Die Begegnung mit José berührte mein Herz am meisten. Ich sprach ihn in einer Tapasbar an - weil er so lieb lächelte und alleine war. Im Laufe des Abends erfuhr ich, dass er seit 11 Jahren pensionista (Rentner) war, vor wenigen Jahren vom anderen Ende der Stadt in das barrio (Viertel) gezogen, nun über der Bar in Bilbao lebe und für sein Ein-Raum-Aparment gut 500€ bezahle. Er interessierte sich für meine Urlaubsfotos und wusste zu vielen der Orte Spannendes zu ergänzen. Als ich von der bombastischen Mohnblüte in seinem Land schwärmte, sang er mir spontan ein spanisches Lied über meine geliebten amapolas (Mohnblumen). José fand die Idee mit den Verschenkedüften encantador (zauberhaft), freute sich über die schöne recuerdo (Erinnerung) und bestand im Gegenzug für den Duft darauf, mich im Nachbarlokal auf einen echten baskischen Wein einzuladen. Und tatsächlich schmeckte der TXAKOLI wunderbar - so leicht und spritzig, dass er im Baskenland auch gerne als Aperitif am Vormittag serviert wird :-) José verabschiede mich mit einem galanten Handkuss von mir - ein wirklich sympathischer, freundlicher und höflicher Mann.
Anna, die bezaubernde Kellnerin mit der sinnlichen Stimme aus Logroño

In dieser Tapasbar habe ich zwei köstliche Salate als Tapas-Portionen gegessen: Ensalada rusa und ensalada de bacalao (Kabeljau) - stilvoll mit einem Eiskugelmacher portioniert und mit Crackern garniert - ein geschmackliches Highlight auf einer Reise mit sicherlich 55 unterschiedlichen Tapas. Obwohl Anna noch nicht lange in diesem Lokal arbeitete, wirkten all' ihre Handgriffe sehr routiniert. Es hat mir gut gefallen, wie lernbegierig sie sich von ihrem Vorgesetzten Dinge zeigen ließ und wie schwungvoll und gut gelaunt sie trotzdem ihren Laden im Blick und im Griff hatte. Als sie beim Bezahlen auch noch mein Parfüm lobte - ich trug einige Male den Hypnotic Poison, der mir nach einem Fotoshooting in einer einsamen Bucht sehr ans Herz gewachsen war... - beschloss ich kurzerhand, ihr den Duft zu schenken. Sie freute sich riesig und posierte voller Elan für ein Foto. "Parfumo, Instagram, Tiktok, no me importa (es ist mir egal) - me encanta el perfume mucho (ich liebe diesen Duft!)"
Abschiedklänge in Logroño

... und den letzten Verschenkeflakon auf dieser Reise - den White Musk - bekam eine Akkordeonspielerin in Logroño, die so vielen Menschen einen klangvollen Bummel durch die Altstadtgassen der Stadt bescherte...
Das waren sie, die schönsten Duftverschenkemomente meiner Spanienreise 2025... Natürlich gab es auch 2-3 Menschen, die sich für ein Foto nicht fotogénico genug fanden oder in der spanischen Hitze generell keine Düfte trugen. Aber durchweg ALLE, mit denen ich gesprochen habe, haben mit ihrer zugänglichen, entspannten und fröhlichen Art ihr tolles Land von der schönsten Seite repräsentiert und ich freue mich schon auf weitere Begegnungen und Reisen (z.B. Peru).
(Künftige Verschenkegeschichten wie immer im eigenen Thread - ich wollte ihn nicht mit so vielen Einzelgeschichten auf einmal überfrachten.)
Außerdem ist mir aufgefallen, dass es ÜBERALL im Land wunderschön duftende Rosen, viele Störche, leuchtende Mohnblumenfelder und unzählige Sitzbänke gab. Für mich immer wieder ein Zeichen, innezuhalten und sich Zeit zu nehmen für die Dinge, die ihre Zeit brauchen...

Ich schließe mich @Scentwolf an!
Danke, dass du uns an deinen Erlebnissen teilhaben lässt.
LG Karsten 🤙
Vielen Dank, dass wir teilhaben dürfen an dieser wunderbaren Reise, das Lesen hat mir wirklich Freude gemacht und natürlich all die schönen Fotos mit strahlenden Menschen. 😍
Gerne gelesen, sehr schön bebildert, macht Lust aufs Reisen.
Deine Berichte sind wirklich absolut außergewöhnlich. Und so positiv.
Vielen Dank, gerne gelesen!