It's time to shine! 10 Düfte für Queen of Drags
Mittlerweile ist die Show fast zur Hälfte vorbei und ich habe eigentlich keine Zeit für einen Blogbeitrag. Dennoch muss ich unbedingt ein paar Zeilen zu Queen of Drags verfassen – schweiß doch auf Examen und Abgabetermine. Denn ein wenig Aufmerksamkeit haben die Queens hier definitiv verdient. Für alle, die es noch nicht richtig kennen, hier eine kurze Zusammenfassung:
Queen of Drags ist eine Castingshow und wer schon einmal Germany’s Next Topmodel gesehen hat, der weiß, wie QoD funktioniert. Ein bestimmtes Thema, eine Challenge und in der Jury sitzt die Klum und fällt mit zwei anderen ihr Urteil. Das Vorbild dazu ist die US-amerikanische Sendung RuPaul’s Drag Race. Hier wie dort gibt es einen Stall voll Dragqueens, die wöchentlich eine oder mehrere Aufgaben zu bewältigen haben, wobei mindestens eine pro Woche die Sendung verlassen muss.
Im Gegensatz zu GNTM ist hier massiv die Kreativität der Kandidatinnen gefordert, die sie auch grandios abliefern. Es werden Bühnenauftritte zu (Playback-)Songs geboten mit passender Choreografie und selbstgeschneiderten Outfits.
Ein weiterer, großer Unterschied sind die Damen selbst: Stehen bei GNTM hauptsächlich bildschöne Teenagerinnen vor der Kamera, die sich mühelos mit zwei Augenaufschlägen durchs Leben lavieren können, zeigt QoD ein anderes Kaliber. Viele der Jungs und Mädels hatten kräftig zu knabbern in ihrer Vergangenheit, litten und leiden unter Entfremdung von Elternteilen und bringen einen anderen, ernsten Hintergrund mit.
Die Jury der Show besteht bekanntermaßen aus Heidi Klum, der österreichischen Grand-Prix-Gewinnerin Conchita Wurst und Bill Kaulitz von Tokio Hotel. Über Bill freue ich mich besonders. In den 2000ern hatte ich kaum Bezug zu seiner Musik und bin nun sehr glücklich darüber, was für einen interessanten und sympathischen Menschen ich hier neu kennen lernen darf. Dass Heidi auch die Queens beurteilen soll, stieß zuvor auf Kritik, hauptsächlich, da ihr die nötige Kompetenz abgesprochen wird. Im US-amerikanischen Vorbild der Sendung sitzt ein wahrer Star der Drag-Szene in der Jury, nämlich RuPaul. Daher liegt es für viele nahe, bei uns eine ähnliche Größe anzustellen. Diesen Gedanken teile ich grundsätzlich – wie wunderbar wäre es, beispielsweise Olivia Jones jede Woche sehen zu dürfen? Oder Mary Morgan (kennt die noch wer)? Allerdings sind mir die Hintergründe nicht bekannt. Vielleicht wurde Olivia gefragt und sie hat abgelehnt, da sie als Unternehmerin und Gastronomin schlicht keine Zeit für einen zehnwöchigen Aufenthalt in Kalifornien hat. Und wie mein Freund zu Recht meint: Heidi lockt Menschen vor den Bildschirm, die die Show anderweitig vielleicht nicht sehen würden. Und gesehen zu werden haben diese Damen unbedingt verdient.
Aber jetzt endlich zur Berechtigung dieses Blogs in einem Parfümforum – die Düfte. Natürlich macht sich der Süchtige viele Gedanken, wie die schillernden Mädels wohl riechen könnten und welches Parfüm sie ideal verkörpert. Die Reihenfolge ist rein parteiisch und spiegelt mein Wunschergebnis des Castings, persönliche Sympathien und Antipathien wieder – deal with it, gurrrl.
10. Yonce Banks:
Yonce ist Paderbornerin und repräsentiert die moderne, junge Dragqueen. Sexy, an zeitgenössischen Popsängerinnen orientiert und immer mit einer Mannschaft von Tänzern auf der Bühne. Ich persönlich habe Schwierigkeiten, ihre Auftritte auseinanderzuhalten, da sich viele Elemente von Woche zu Woche wiederholen. Als Duft für Yonce könnte ich mir "Decadence" von Marc Jacobs vorstellen. Süß, aktuell, laut und austauschbar, aber in grandioser Verpackung.
Yonce Banks zum Motto Fairytale
9. Hayden Kryze:
Hayden ist Schweizerin, was man leider nicht wirklich hört, wenn sie spricht. Ohne Drag-Hülle ist sie ein äußerst schnuckeliger, junger Mann von 20 Jahren. Als Künstlerin geht sie in eine moderne, „straßige“ Richtung mit Einflüssen aus R’n’B. Das ist eine erfrischende Ergänzung zum klassischen Dragleben und sehr interessant zu sehen. Während der Sendung haben sie und Kollegin Aria für eine kurze Liebesgeschichte gesorgt, die durch ihren frühen Ausstieg schnell wieder vorbei war. Als Duft für Hayden sehe ich einen süßen Gourmand wie "Back to Black" von Kilian. Rauchig und lecker mit einem deutlichen „Komm näher“ in der Sillage.
Hayden - außerirdisch und futuristisch
8. Samantha Gold:
Samantha Gold (stolze Trägerin des Titels „Miss Tuntenball Graz“) entstammt der Olivia-Jones-Dynastie und entertaint in einem ihrer hamburger Lokale die Gäste. Sie entspricht dem klassischen Bild der Dragqueen, wie es vielleicht meine Eltern haben: Große Frau, große Robe, große Frisur und große Balladen wie die Roten Rosen von Hilde Knef. Samantha riecht für mich nach einem der Klassiker: "Madame Rochas (1960)" – von Rochas eben. Ladylike, ein wenig bieder und auf positive Weise nicht totzukriegen. Auch Samantha musste die Sendung schon verlassen.
Samantha Gold
7. Janisha Jones:
Janisha Jones ist Münchnerin und in Spanien geboren. Als Mann hat sie ein attraktives, ausdrucksstarkes Gesicht, das in Drag bewusst skurrile, fremdartige Züge annimmt. Entsprechend sind ihre Auftritte: Speziell, ein wenig gruselig, modern, besonders. Janisha musste leider viel zu früh gehen. Ich bin mir sicher, sie hätte noch für viele bemerkenswerte Momente gesorgt. Doch wonach riecht sie jetzt, wo sie in Rente ist? Bei ihr soll Nomen einmal Omen sein, deshalb bekommt Janisha "Alien (Eau de Parfum)" von Thierry Mugler. Ein außerirdischer Jasmin, den keiner so schnell vergessen kann oder möchte.
Janisha Jones im Portrait
6. Vava Vilde:
Vava schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Janisha Jones. Wie sie stellt sie quasi die Avantgarde der Runde dar. Ihre Outfits sind schräg, kreativ und eher künstlerisch als hübsch und sexy. Genauso sind ihre Auftritte mit roboterhaften, abgehackten Bewegungen. Vava soll gleich den nächsten Duft aus dem Hause Mugler erhalten – das ungewöhnliche, schwer verständliche "Womanity (Eau de Parfum)".
Galaktische Vava Vilde
5. Katie Bähm:
Katie Bähm ist Berlinerin, europaweit tätige DJane und Perückenmacherin von Beruf. In der Sendung polarisiert sie wie keine Zweite durch die scheinheilige Unbedachtheit, mit der sie ihre Kolleginnen regelmäßig vor den Kopf stößt. In GNTM sind diese Kandidatinnen, die bewusst etwas Ärger ins Rudel streuen sollen, immer bis zum Ende in der Sendung. Deshalb kam es sehr überraschend, dass Katy Bähm schon vor dem Halbfinale gehen musste. Besonders in Anbetracht ihrer konstant professionellen Leistung. Trotz ihrer charakterlichen Fehlbarkeiten ist Frau Bähm aber auch ein Mensch, der zu tiefen Gedanken fähig ist und sein Päckchen zu tragen hat. Aufgewachsen in einer traditionalistisch orientierten Familie wird sie von ihrem Vater gänzlich abgelehnt und leidet unter dem Mobbing, das ihrer Schwester in der Schule durch ihre Bekanntheit widerfährt. Katie Bähm könnte einen schönen, selbstbewussten Duft wie "Insolence (Eau de Parfum)" von Guerlain tragen (no pun intended).
Katie Bähm - Walking on Air
4. Candy Crash:
Candy Crash ist eine kleine Berühmtheit auf YouTube (ihr Kanal heißt „Süßigkeiten Unfall“) und dadurch vielen Jüngeren bekannt, die dort ihre Make-Up-Tutorials verfolgen. Wie Frau Bähm lebt sie in Berlin, ihre Wurzeln liegen allerdings im Badischen und in Sachsen. Sie hat ein ausdrucksstarkes Gesicht mit riesigen Bambiaugen und noch irgendetwas anderes, was mich immer an Desiree Nick denken lässt. Sie ist lebensklug, schlagfertig, bodenständig, liebenswert und ein kleines bisschen bösartig, was sie sehr sympathisch und nahbar macht. Zu diesem BFF-Gefühl, das sie in einem auslöst, passt ihr Duft: "Hypnotic Poison (Eau de Toilette)" von Dior. Auch Candy musste leider schon gehen, was eine große menschliche Lücke in der Runde hinterlässt.
Candy Crash als böse Wassernixe (Billie Eilish)
Candy Crash - Makeover für die Oma
3. Catherrine Leclery:
Catherrine mit zwei R ist Brasilianerin und arbeitet professionell als Dragqueen in einem höherpreisigen Kölner Lokal. Mit 47 Jahren ist sie die Älteste der Queens, was ihrem enormen Tanztalent keinerlei Abbruch tut. Wie Samantha Gold geht sie in eine klassischere Richtung und nimmt das Publikum mit starker Präsenz und fesselnden Auftritten mit. Durch ihren Teint sind ihr Rollen möglich, die den anderen verwehrt bleiben: So wurde sie durch ihren herzallerliebsten Auftritt als Pocahontas zur „Queen der Woche“ ernannt und hat heute als wiederauferstandene Whitney Houston die Bühne gerockt. Catherrine muss einen lauten Duft mit Geschichte und Persönlichkeit tragen, deshalb bekommt sie heute von mir "Opium (1977) (Eau de Parfum)" von Yves Saint Laurent.
Catherrine Leclery als Pocahontas
2. Aria Addams:
Aria Addams ist als junger Mann eine sehr schmächtige Erscheinung und ich würde sie am liebsten mit ein paar fettigen Chips durch den Bildschirm füttern. Als Dragqueen ist sie dagegen umso raumfüllender. Ihre Auftritte bleiben lange im Gedächtnis haften, denn im Gegensatz zu ihren Konkurrentinnen nimmt sich Aria nicht sonderlich ernst. In jedem ihrer Auftritte ist ein Augenzwinkern eingebaut und sie lässt einen niemals ohne ein kräftiges Lachen zurück. Ihre Outfits zeugen von einem breiten Allgemeinwissen, da sie auf alle möglichen Figuren aus der Film- und Musikgeschichte zurückgreift. Und zu alledem kann sie sogar singen: Die heutige Aufgabe, nämlich eine tatsächliche Diva zu imitieren, hat sie durch einen Auftritt als Lady Gaga am Flügel meisterlich bewältigt. Aria soll einen Duft mit Charakter tragen, der wie sie etwas zu sagen hat: "Samsara (Eau de Parfum)" von Guerlain.
Aria Addams als Hutmacher
1. Bambi Mercury:
Zu guter Letzt, mein Liebling der Queens, Bambi Mercury. Bambi unterscheidet sich vom Rest der Truppe durch ihren Vollbart, den sie für jeden Auftritt anders einfärbt und gekonnt in die Looks integriert. Das macht sie für mich zur Identifikationsfigur, da ich als Dragqueen durch meinen geliebten Bart sicher ähnlich aussehen würde. Doch sie macht viel mehr aus als nur ihre Gesichtsbehaarung. Bambi Mercury ist äußerst kreativ und vor allem grundsympathisch. Sie hat immer einen humorvollen Spruch auf den Lippen, verfügt über eine ähnliche Art von Bodenständigkeit wie Candy und hat dieses gewisse Etwas, was sie einen in Windeseile ins Herz schließen lässt. Dazu bringt sie fast immer eine tiefere Botschaft mit. Ihre Bühnenoutfits sind auffällig, barock-überladen und weder männlich noch weiblich zu nennen. Auf ewig in Erinnerung bleiben wird mir ihr Ursula-Kostüm aus „Arielle“: Lila Gesicht und ein phänomenales Kleid mit gigantischen Tentakeln, die sie zu „Sweet Dreams“ über die Bühne geschwungen hat. Bambi würde ich von Herzen den Sieg gönnen, genau wie Aria. Doch welchen Duft könnte Bambi tragen? Ich sehe sie mit einem ebenso beliebten Duft, der fast durch die Bank als unisex und unisexy empfunden wird: Das legendäre "Dior Homme Parfum".
Bambi als Ursula mit Sweet Dreams von Eurythmics
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und an der Sendung. Danke fürs Vorbeischauen! Welche Düfte würdet ihr den Mädels zuordnen?