Wie riechen ... Dorothy, Blanche, Rose und Sophia?
Gestern Abend habe ich meine DVDs der vierten Staffel von „Golden Girls“ hervorgekramt. In der Arbeit läuft es momentan überhaupt nicht gut. Im Studium häufen sich Klausuren und Präsentationen und alles wird sehr, sehr viel. Kurz, es war höchste Zeit für ein bisschen cineastischen Trost. Und es hat wieder einmal funktioniert. Ein paar Folgen angeschaut und die Welt war wieder in Ordnung, zumindest ein bisschen.

Für alle, die sie noch nicht kennen: Die Golden Girls sind eine US-amerikanische Sitcom, die von 1985 bis 1992 gedreht und ausgestrahlt wurde. Sie spielt in Miami und handelt von den Leben vierer Damen zwischen 50 und Anfang 80, die sich ein Haus teilen. Was auf den ersten Blick nicht wie das Patentrezept für eine erfolgreiche Unterhaltungssendung klingt, ist aber genau das: Eine Serie, die zeitlos relevante Themen behandelt, die ihre Zuseher heute wie vor 30 Jahren zum Lachen bringt und die es schafft, dass man ihre Protagonistinnen in Windeseile ins Herz schließt. Ein Beispiel: Vorhin habe ich mir zur Einstimmung auf den Blogbeitrag die Folge „Love me tender“ (zu Deutsch: „Der kahle Casanova“) angeschaut. Darin entwickelt sich das Blind Date einer der Damen zu einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen, die sie in vollen Zügen auskostet. Das Ganze ist freilich eingebettet in einen sehr lustigen Handlungsbogen und verliert nie eine gewisse Unschuld. Aber wie oft findet man schon eine Sendung, in der durchaus kontroverser Stoff mit einer immensen Sensibilität behandelt wird und dabei weiterhin vor Humor sprüht? Man fühlt mit, lacht mit und fühlt sich fast als Teil des Weiberhaushalts.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie die Ladies wohl gerochen haben. In der Serie gibt es meines Wissens keinen Hinweis darauf, deshalb ist pure Phantasie gefragt – Gott sei Dank! Wie immer muss der Duft zur Zeit der Handlung, also zwischen 1985 und 1992, erhältlich gewesen sein – bestenfalls in den USA.

Dorothy Zbornak (Bea Arthur):
Dorothy ist geborene New Yorkerin und verdient ihren Lebensunterhalt als Vertretungslehrerin. Sie ist eine imposante Erscheinung – statuesk, ein charaktervolles Gesicht, elegantes graues Haar und eine warme, tiefe Stimme. Meist hüllt sie sich, ganz 80er Jahre, in Oversizepullovern ein und drapiert große Schals und Tücher darüber. Ihre Rolle im Haus ist die der Stimme der Vernunft: Sie weiß immer Rat und behält einen kühlen Kopf wenn’s brenzlig wird. Dorothy ist gebildet, intellektuell angehaucht und verfügt über einen zuweilen bissigen, sarkastischen und ironischen Humor.
Als Teeniemama um 1950 heiratete sie notgedrungen Stanley Zbornak, den Vater ihres ersten Sohnes. Die Ehe hatte mehr Tiefen als Höhen und sie ging endgültig zu Bruch, nachdem Stanley sie mit einer kurvigen Flugbegleiterin betrogen hatte. Trotz dessen taucht Stan regelmäßig in der Serie auf.
Aber welchen Duft würde Dorothy tragen? Ich sehe an ihr tagsüber einen Klassiker der 80er Jahre, nämlich Paloma Picasso Eau de Parfum. Ein grüner, etwas würziger Chypre von einer Klasse und Eleganz, wie man sie nur in diesem Genre findet. Zum abendlichen Ausgehen gönnt sich Dorothy dagegen etwas orientalisches aus ihrer späten Jugend:
Youth-Dew Eau de Parfum, warm und staubtrocken wie ihr Humor und ein Kind New Yorks, wie sie selbst.
Dorothy ist mir persönlich die liebste, da ich Bea Arthur als Schauspielerin besonders schätze. Fast mehr als die Golden Girls mag ich die geniale "Maude" aus den frühen 70er Jahren, einfach mal reinschnuppern. Dort standen sie und Rue McClanahan übrigens zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera.

Sophia Petrillo (Estelle Getty):
Sophia ist die Mutter von Dorothy und lebt seit der ersten Staffel bei ihr, nachdem ihr Altersheim „Shady Pines“ niedergebrannt ist. Dort hat sie sich nie wohlgefühlt, was sie immer wieder in extrem zugespitzten Geschichten zum Ausdruck bringt. Das neu errichtete Shady Pines dient Dorothy als Drohmittel, wenn Sophia wieder großzügig Gemeinheiten und Sticheleien verteilt. Sie ist zwischen 80 und 90 Jahren alt und verkörpert äußerlich die klassische amerikanische „little old lady“ mit weißem Lockenkopf, großer Brille und Bambushandtasche. Geboren ist Sophia um 1900 auf Sizilien, von wo sie um die große Depression herum mit ihrem Mann Salvatore nach New York ausgewandert ist. Auf Sizilien spielen auch viele ihrer völlig phantastischen Geschichten, die sie gerne, als weisen Rat getarnt, erzählt – alle beginnen mit „Picture it, Sicily, 1922. A beautiful, young peasant girl…“. Ihre italienische Herkunft hört man dabei überhaupt nicht. Vielmehr hat Sophia den schnoddrigen Akzent Brooklyns angenommen, mit dem sie pfeilschnell ihre Pointen verschießt. Und wie duftet Sophia? Ich denke, Sophia riecht nach Blue Grass (1934) Perfume von Elizabeth Arden. Als zugezogene New Yorkerin kannte sie sicher deren Beautysalon in der 5th Avenue und schaute öfters sehnsüchtig hinein, ohne sich tatsächlich etwas gönnen zu können. Irgendwann bekam sie vielleicht von Salvatore „Blue Grass“ zu Weihnachten geschenkt, der ein wenig raubeinig riecht und für Sophia wahrscheinlich hauptsächlich sentimentalen Wert besitzt. Möglicherweise hat sie auch ein Fläschchen von Salvatores
Peau d'Espagne von Santa Maria Novella aus Italien, das sie als Erinnerungsstück wie ihren Augapfel hütet.

Blanche Devereaux (Rue McClanahan):
Blanche gehört das Haus, in dem sie und ihre Freundinnen seit dem Tod ihres Mannes George leben und ist die glamouröse Diva des Grüppchens. Sie ist die klassische „Southern Belle“, gutaussehend, eitel und etwas egozentrisch, mit einem unstillbaren Hunger nach männlicher Gesellschaft. Dabei bleibt sie stets grundsympathisch und ist sicher die Identifikationsfigur der meisten Herren und Damen, die den Golden Girls seit Jahren treu zuschauen. Ihre zahlreichen Dates und ihre noch häufigeren Geschichten darüber sind oft Gegenstand des Humors der Sendung und ihre Mitbewohnerinnen ziehen sie konstant damit auf. Um ihren Narzissmus zu bremsen, macht besonders Sophia häufig böse Witze über ihren Hintern oder ihre Frisur. Dabei ist Blanche eine sehr ansehnliche Erscheinung mit den typischen Lady-Di-Haaren der 80er, sehr femininer Kleidung am Tag, leichten, flatternden Morgenmänteln (nach ihr benannten „Deverobes“) zuhause und elegant-auffälligen, tief ausgeschnittenen Kleidern am Abend. Passend dazu könnte ich mir vorstellen, dass sie sich zu später Stunde die volle Dröhnung Tuberose gibt und sich mit „Giorgio (Eau de Toilette)“ (1981) von Giorgio Beverly Hills ins Nachtleben Miamis stürzt. Tagsüber schätzt sie es zurückhaltender und trägt während der Arbeit im Museum abwechselnd N°5 Eau de Parfum und
Tabu Eau de Toilette, die ihrem Anspruch an Eleganz und Klassik gerecht werden.

Rose Nylund (Betty White):
Die gutmütige, liebenswerte und etwas naive Rose stammt aus St. Olaf in Minnesota und wird von Betty White verkörpert, die als einzige (und älteste) der Schauspielerinnen mit 97 Jahren noch unter uns ist. In St. Olaf war ihr Leben vom bäuerlichen Alltag ihrer Familie geprägt und sie bringt ihre Freundinnen konstant mit absurden Geschichten von damals zur Verzweiflung. Sie verdient ihren Lebensunterhalt als Beraterin in einem Lebenshilfezentrum und wird später Produkttesterin für Sturzhelme und ähnliches. Aufgrund ihrer kindlichen Naivität wird sie öfter von ihren Freundinnen auf den Arm genommen und ihre häufigen, langatmigen Geschichten bringen besonders Dorothy dazu, ihr manchmal eins mit zusammengerollten Zeitschriften überzubraten. Rose ist eine besonders ladylike Dame, meist in langärmeligen, konservativen Kleidern zu sehen, aber auch mit lustig bedruckten Pullovern, wie man sie in den 80ern hatte. Über ihre Haare machen sich ihre Freundinnen ständig lustig, da sie etwas an Zuckerwatte erinnern. Und wie duftet Rose? Ich rieche an Rose White Linen Eau de Parfum. Ein Parfüm, das den Geruch von frischer Wäsche erwecken soll und von eleganten Aldehyden eingerahmt wird, ist wie geschaffen für ein liebenswertes Unschuldslamm wie Rose.
Da "White Linen" recht kräftig sein kann, trägt Rose am Tag möglicherweise etwas zurückhaltenderes wie Vanderbilt Eau de Toilette - eine kühle 80er-Jahre-Interpretation von pudrigen Klassikern des frühen 20. Jahrhunderts.
Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß und ich bin gespannt, wie die vier Ladies für euch riechen. Und vielleicht erkennt wer die Parfüms auf Blanches Frisiertisch, das wäre hochinteressant!
Für Blanche auch Tabu....
Für Rose Bluebell von Penhaligons
Und für Sophia Chanel 5
Ich finde, zu Rose würde Chant d'Aromes oder Jardins de Bagatelle passen, zu Sophia Tosca. An Blanche könnte ich mir Samsara gut vorstellen :-)
Tolle Serie, schaue ich immer wieder gerne, für mich ein Garant für gute Laune!
Auch wir greifen in schlechten Zeiten gerne zu unserer Golden Girls-DVD Box und erfreuen uns an den kurzweilen, aber nie platten Geschichten. (Schade, dass es der schwule Haushälter nicht über Folge 1 hinaus geschafft hat. Da fehlte den Produzenten wohl letztlich doch der Mut...)
POKAL für einen duften Blog über dufte Damen! ❤️
Es könnte ja auch sein das die Damen nur amerikanische Düfte tragen.
Dorothy , Norell
Blanche Youth dew oder so etwas starkes von Priscilla Presley mit einer Sillage wie eine rote Schleppe
Rose Charlie von Revlon und Sophia so ein amerikanisches Lavendelcologne , das sie immer mit einem Spitzentaschentuch in ihrer Tasche mit sich herum trägt.
Die erste Folge war köstlich.
Dorothy - Liebe auf den zweiten Blick, also kein Parfüm, das man sofort mag. Paloma Picasso passt. Blanche - Shalimar - das Extrait natürlich. Oder Nahema.
Sophia - Jicky - das ist auch erst mal kratzbürstig.
Rose - Lilly of the Valley oder English Violet - Penhaligon, oder Le Bain, Joop, natürlich völlig überdosiert
Wobei natürlich alle vier Damen ihre Art von Charme haben! Sie mir als „Sex and the City“-Inspiration vorzustellen, hat mich dann doch erheitert, wobei es gar nicht mal so verkehrt klingt ;)
Einen Retro-Pokal gibt es auf jeden Fall!
Den "Erbflacon" 4711 habe ich immer noch in meiner Sammlung.
Blanche trägt ganz klar Passion von Elizabeth Taylor.
Zu Dorothy würde das klassische Armani EdT passen. Oder auch White Linen.
Rose trägt irgendwas fein blumiges. Vielleicht Fidji von Guy Laroche.
Und Sophia riecht allenfalls nach Seife oder Kölnisch Wasser.
Unvergessen Beate Hasenau (Dorothy) und Barbara Ratthey (Sophia).
Gänsehaut pur!
Sankt Olaf Pokal!!!
Schau Dir einmal die Biographie von Bea an...dort wird von ihren Vorlieben berichtet.
Vielen Dank für diesen liebevollen und witzigen Beitrag! Von Fan zu Fan!
Rowan Atkinson zeigt bei mir ähnliche Wirkung für eine Auszeit vom Alltagsstress.
Sehr gern gelesen!!!!!
Sophia erinnert mich immer an meine Mutter.
@Duftstick: Oh das sind super Ideen, Azuree ist wie geschaffen für Dorothy, genau wie Opium und Cinnabar für Blanche und LADT für Rose.
Ich besitze jede Stafel auf DVD und alle paar Monate muss ich mir die reinziehen. Finde es einfach köstlich.