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Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 3 Jahren - 24.05.2021
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Düfte, die ungelebte Erinnerungen hervorrufen

Kennt ihr das, wenn ein Duft euch an ein Ereignis aus eurer Vergangenheit zurückversetzt? Ja? Dann gehört ihr vermutlich zur Mehrheit hier auf Parfumo und seid sicherlich schon lange mit dem Thema Parfum vertraut! Solche Reminiszenzen an persönliche Erlebnisse habe ich nämlich selten, da ich erst Ende letzten Jahres mit dem Schnüffeln begann und vorher nie mit dem Thema in Berührung kam.

Ein Geruch wird über die Rezeptoren der Nase in ein elektrisches Signal umgewandelt und über den Riechkolben an das limbische System weitergeleitet – jenes ist das Zentrum unserer Emotionen. Gerüche lösen stets etwas aus, ob dies positiv oder negativ assoziiert ist, liegt allein am Empfänger und dessen persönlichen Erfahrungen. Gefühle wie Geborgenheit oder Vertrautheit können z. B. durch Vanilledüfte ausgelöst werden, da man sich an die Vergangenheit erinnert, als man zu Weihnachten in der unbeschwerten Kinderstube Vanillekekse aß. Gleiches gilt natürlich für gegenteilige Gefühlsregungen, so erinnern uns bestimmte Gerüche an unschöne Momente oder Personen aus der Vergangenheit, welche wir damit verbinden.

Natürlich habe auch ich solche prägenden Erinnerungen, aber bei mir haben Gerüche diese bisher nicht bewusst ausgelöst. Vor allem nicht in dem Kontext Parfum. Persönlich schafft das bei mir nur Musik, die ich viel und genreübergreifend höre – höre ich ein bestimmtes Lied, verbinde ich damit häufig Situationen aus meiner Vergangenheit.

Allerdings ist es bei mir tatsächlich so, dass wenige Parfüms in mir Gefühle oder Bilder hervorrufen, die ich selbst nicht erlebt habe – man könnte auch sagen „Fantasien“.

Neulich roch ich zum ersten Mal L'Heure Bleue (Eau de Parfum)L'Heure Bleue Eau de Parfum und empfand dabei sofort ein beklemmendes – aber auch zuversichtliches Gefühl. Es war fast so, als schwebe der Geist des Parfümeris durch den Duft über meine Nase in meinen Kopf und teilte mir seine Gefühle mit. Diese waren von einer großen Traurigkeit geprägt, aber auch die Zuversicht und die Hoffnung auf ein besseres Morgen versprach er mir.

Etwas ähnliches erlebte ich bei Terre d'Hermès (Parfum)Terre d'Hermès Parfum – eines der ersten Parfums, das ich bewusst roch. Sogleich wurde in ein eine weitläufige wüste Steppenlandschaft versetzt. Trockene Gräser, altes Holz, weitläufige Aussicht, Natur eben, die mir grenzenlose Freiheit und Abenteuerlust versprach.

"Pour Un Homme de Caron (Eau de Toilette) | Caron" zeigte mir die französische Provence, voller üppiger Lavendelfelder. Auch hier war das Naturbild wieder federführend. Weitläufe Aussicht, blauer Himmel, der Duft der Natur. Das waren magische Momente, die ich für lange Zeit mit den Düften verbinden werde.

Solche olfaktorischen Reisen an fremde Orte oder das Hervorrufen von intensiven Emotionen sind äußerst selten und bilden die Ausnahme, doch finde ich die allein die Tatsache verblüffend, dass sowas überhaupt durch nichts mehr als beduftetes Wasser möglich ist. Hält man einen solchen Schatz in den Händen, wirkt die Magie Wunder.

(Die Bilder sind von unsplash.com und somit frei von Urheberrechten)

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