Parfum(eur)-Ausstellung «Nez à Nez» in Lausanne
Am Pfingstsonntag war die Ausstellung “Nez à Nez. Parfumers contemporains - zeitgenössische Parfumeure” genau das Richtige für uns Duftfans. Im Design-Museum Mudac, am Fusse der berühmten Kathedrale Notre-Dame, erlebten wir eine sehr unterhaltsame und anwendungsbezogene Ausstellung: Wer sind die heutigen Parfumeure? Wie arbeiten sie? Wie vermitteln sie Gefühle, Erinnerungen oder Assoziationen nur über Geruch? In dieser Ausstellung ging es um Hintergründe und kreative Prozesse von 13 ParfumeurInnen an verschiedenen Punkten ihrer Karriere, die die ausgestellten Parfums für fremde Marken oder unter eigenem Namen entwickelt haben. Jeweils drei ihrer Düfte werden ganz unterschiedlich, aber immer kreativ und unterhaltsam inszeniert. Die spielerische Interaktion durch uns Besucher war also Teil der Ausstellung, wir jedenfalls hatten Spass dabei!
In Szene gesetzt werden:
- Marc-Antoine Corticchiato (FR) – Parfum d’Empire: Ambre russe, Tabac tabou, Corsica furiosa
- Isabelle Doyen (FR) – Aromatique Majeur: Turtle Vetiver (Les Nez), Ninféo Mio (Annick Goutal), Nuit de Bakélite (Naomi Goodsir)
- Céline Ellena (FR) – Nezen: Mon lys (Fragonard), De Bachmakov (The Different Company), Springpop (J.U.S)
- Jean-Claude Ellena (FR) – independent, house perfumer for Hermès from 2004 to 2016: Cuir d’ange (Hermès), Jardin en Méditerranée (Hermès), Thé Vert (Bulgari)
- Rodrigo Flores-Roux (MEX) – Givaudan: Monstera (Xinu), Sydney Rock Pool (Arquiste), L’Âme perdue (Le Galion)
- Olivia Giacobetti (FR) – IUNX/Iskia: Ether (IUNX), Eau Blanche (IUNX), Philosykos (Diptyque)
- Pierre Guillaume (FR) – Pierre Guillaume: Le musc et la peau, Cozé, Isparta
- Vero Kern (CH) – Vero Profumo: Kiki, Mito, Naja
- Patricia de Nicolaï (FR) – Nicolaï: Cap Néroli, New York Intense, Patchouli Intense
- Fabrice Pellegrin (FR) – Firmenich: Comme une fleur (Roos & Roos), Eau duelle (Diptyque), La fille de l’air (Courrèges)
- Dominique Ropion (FR) – IFF: Alien (Mugler), Portrait of a Lady (Frédéric Malle), Jungle (Kenzo)
- Maurice Roucel (FR) – Symrise: Insolence (Guerlain), Tocade (Rochas), Musc Ravageur (Frédéric Malle)
- Lorenzo Villoresi (IT) – Lorenzo Villoresi: Alamut, Yerbamate, Teint de Neige
Jeweils zwei “Nasen” werden gemeinsam präsentiert. Bei allen Parfums werden die offiziellen Noten angegeben - für uns Parfumos natürlich sehr willkommen :-) Dazu noch kurze Zitate und wichtige biografische Daten. Ergänzt wird das Bild jeweils durch Video-Interviews, die per Kopfhörer auf kleinen Bildschirmen angehört und abgespielt werden konnten. Mein Französisch reichte dafür leider nicht. Umso froher war ich, anschliessend im Begleitbuch, das zusätzlich auf Englisch informiert, tiefer einsteigen zu können: Ein paar Absätze persönliches Interview und dann direkte Erklärungen zur Entstehungsgeschichte oder zum Aufbau der drei ausgestellten Parfums. Spannend! So erklärt etwa Isabelle Doyen, dass ihr betörender Tuberose-Duft 'Nuit de Bakélite' eine verwundete Blume darstellt, deren Duft wie Blut entsickert statt als Duft zu entweichen! Und Céline Ellena hat in 'De Bachmakov' das fröhliche Lachen von Thierry de Baschmakoff und zugleich die Kälte seiner russischen Heimat eingefangen! Und Jean-Claude Ellena hat seinen allerersten Duft für Hermes, nämlich 'Un Jardin en Mediterranée', nach einer starken Inspiration innerhalb von nur drei Tagen komponiert!
Und schliesslich zeigt ein letzter Block der Ausstellung Statements dieser Nasen zu 10 zentralen Aspekten des Parfumeur-Seins. Wie begann die Leidenschaft? Mit welchen Arbeitsmitteln und mit welchen Rohmaterialien wird gearbeitet? Wie entsteht eine Formel? Und wann ist sie fertig?
Fabrice Pellegrin: “Synthetics add modernity and naturals materials add poetry”.
Oder Rodrigo Flores-Roux: “A perfume is never finished. It isn’t only about a drive for perfectionism, but proof that you can have more to say about the same creation.”
Und mir gefällt auch von Pierre Guillaume: “I consider perfume to be a self-enhancer.”
Nach einigen Monaten Laufzeit endet die Ausstellung am 12. Juni. Für uns hat sich die Reise nach Lausanne gelohnt! Und Ihr könnt mit unserem Bericht und den Bildern hoffentlich ein wenig teilhaben.