26.05.2022 - 13:35 Uhr
TheBladi11
20 Rezensionen
TheBladi11
Top Rezension
Mit der Transsibirischen Eisenbahn aka Die Banja am Baikal - oder: Wer malt heute noch den Zug? Alle nur noch Wellness...
Im Jahre 2006 hat es sich zugetragen, dass ich von den Eltern meiner damaligen Freundin (Eine Russin wie aus dem Bilderbuch, hach...) eine 3-Wöchige Reise mit ihr zusammen auf der Transsibirischen Eisenbahn zum Geburstag bekam.
Wir flogen also vom guten alten Berlin Tegel Airport mit Aeroflot nach Moskau, um dort am frühen Abend unser Abteil zu beziehen. Gegen 20 Uhr am selben Tag wurde losgefahren.
Wem die Transsibirische Eisenbahn nichts sagt, hier ganz kurz:
- Längste Eisenbahnstrecke der Welt. (9288km)
- Verbindet Moskau, auf der Hautpverkehrsschiene mit Wladiwostok.
- Eine einfache Fahrt dauert ca. 6 Tage bzw. gut 144h - Je nach Wetterverhältnissen.
Der Zug hält je nach dem welchen man gebucht hat, unterwegs immer wieder an - was die Gelegenheit bietet, während dieser Zeit die Bahn zu verlassen & ein wenig die Umgebung zu erkunden. Traditionell werden an den knapp 400 Bahnhöfen, tagesfrisch gebackene & gekochte Spezialitäten der durchfahrenen Region angeboten - für genügend Essen & Trinken war also jederzeit gesorgt & es war somit zusätzlich eine wunderbare kulinarische Entdeckungsreise.
Als Endbahnhof unserer Fahrt hatten wir Irkutsk gewählt, da wir dort in der Nähe für eine Woche eine Ferienwohnung angemietet hatten. Kurzer Umstieg in die Baikalbahn & nochmal knapp 2 Stunden Fahrt und wir hatten es erreicht: Das größte Süßwasserreservoir der Welt.
Aber was hat das jetzt mit diesem Duft zu tun?
Nunja unsere Ferienwohnung hatte auf dem Grundstück eine Banja - dies ist ein Häuschen, meist aus Holz, manchmal auch aus Stein - welches als Sauna fungiert - aber kommen wir nun zum Duft.
Auftakt:
Harzige bitter-saure Zitronenschale & typische Bergamotten-Zitrik-Frische. Die Kopfnote hält sich bei mir knapp 5 min & dann kommt der Drydown - und was für einer!
Verlauf:
Harzigkeit wird ergänzt durch Kiefernnadel-Grüne & durch weich-süßes Tannenbalsam.
Krautig-säuerliche Artemisia schleicht sich langsam heran - der Eindruck wird immer stärker bevor sie dominant ist - gerade diesen Teil wird nicht jede/r mögen - ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert wie schön man diese ätherisch-spröde Krautigkeit hier eingebunden hat - Perubalsam agiert etwas im Abseits & nehme ich hier hauptsächlich als Rahmen/Fixateur für die anderen Noten war - eigenständig steuert dieses hier allenfalls ein wenig 'dunkle Würze' bei, die den Verlauf, für mich, nur noch besser macht.
Ausklang:
Benzoe, Patchouli & Sandelholz agieren ausgleichend für den Mittelteil, der zwischendrin fast aufgeregt wirkt, aber nie überfordert. Ersteres zeigt sich von seiner eher mild-süßeren Seite - Sandel hält sich im Hintergrund und steuert seine typische Hellholzigkeit bei, der Patch gibt einen mineralischen Eindruck, der ein wenig etwas von transpirierenden feuchten Steinen hat...
womit wir auch schon beim Saunieren angekommen sind.
Nach kurzer Einweisung nahm ich die Banja direkt früh am nächsten Morgen in Betrieb.
Die Vermieter hatten uns diverse Öl-Mischungen bereitgestellt, die zum Verdampfen in der Banja gedacht waren.
Dieser wunderbare Acca Kappa ist für mich eine äusserst gelungene Komposition aus Waldig-Schroffer Wildnis, dem schönsten Artemisia-Akkord den ich kenne & der Gelassenheit & Lebensfreude eines Banja-Besuchs mit anschließendem Bad im 10°C kalten unendlichen Blau des Baikalsees.
Perfekt für enstpannte Momente oder wenn man einfach mal wieder richtig Durchatmen möchte!
*Anmerkungen zur Überschrift: Ich habe hier oft Wellness oder Erholung gelesen - & konnte mir diesen kleinen (liebevoll) gemeinten Seitenhieb nicht verkneifen - der letzte Teil bezieht sich auf eine Textzeile von Marsimoto (Marteria) vom Track Wellness, auf dem Album Grüner Samt.
In dem Track geht es um die "Alte Schule" des Hip Hop/Rap's - und es wird beklagt, dass sich kaum einer mehr auf die Ursprünge dieses Genres bezieht bzw. diese pflegt (Breakdance, Dj'ing & vor Allem: Grafitti -> "Einen Zug malen" bedeutet (illegal) einen Wholetrain - also einen kompletten Zug zu bemalen.
In den Lyrics finden sich noch weitere amüsante Anspielungen die hier auch gut reingepasst hätten, aber belassen wir es bei Folgendem:
"Morgens kauf ich mir die Welt, abends nehm ich mir die Zeit,
Ma Ma Marsi, Miezen miauen, Hunde hecheln,
Lieber 'nen Witz verschlafen, als ein müdes Lächeln,
Du kennst nur Saunamelodien, nur heiße Luft,
Du machst Wellness, ich warte im Regen auf den Bus.
Was ist denn mit der Realness?
Wer malt heute noch den Zug?
Alle nur noch Wellness..."
Wir flogen also vom guten alten Berlin Tegel Airport mit Aeroflot nach Moskau, um dort am frühen Abend unser Abteil zu beziehen. Gegen 20 Uhr am selben Tag wurde losgefahren.
Wem die Transsibirische Eisenbahn nichts sagt, hier ganz kurz:
- Längste Eisenbahnstrecke der Welt. (9288km)
- Verbindet Moskau, auf der Hautpverkehrsschiene mit Wladiwostok.
- Eine einfache Fahrt dauert ca. 6 Tage bzw. gut 144h - Je nach Wetterverhältnissen.
Der Zug hält je nach dem welchen man gebucht hat, unterwegs immer wieder an - was die Gelegenheit bietet, während dieser Zeit die Bahn zu verlassen & ein wenig die Umgebung zu erkunden. Traditionell werden an den knapp 400 Bahnhöfen, tagesfrisch gebackene & gekochte Spezialitäten der durchfahrenen Region angeboten - für genügend Essen & Trinken war also jederzeit gesorgt & es war somit zusätzlich eine wunderbare kulinarische Entdeckungsreise.
Als Endbahnhof unserer Fahrt hatten wir Irkutsk gewählt, da wir dort in der Nähe für eine Woche eine Ferienwohnung angemietet hatten. Kurzer Umstieg in die Baikalbahn & nochmal knapp 2 Stunden Fahrt und wir hatten es erreicht: Das größte Süßwasserreservoir der Welt.
Aber was hat das jetzt mit diesem Duft zu tun?
Nunja unsere Ferienwohnung hatte auf dem Grundstück eine Banja - dies ist ein Häuschen, meist aus Holz, manchmal auch aus Stein - welches als Sauna fungiert - aber kommen wir nun zum Duft.
Auftakt:
Harzige bitter-saure Zitronenschale & typische Bergamotten-Zitrik-Frische. Die Kopfnote hält sich bei mir knapp 5 min & dann kommt der Drydown - und was für einer!
Verlauf:
Harzigkeit wird ergänzt durch Kiefernnadel-Grüne & durch weich-süßes Tannenbalsam.
Krautig-säuerliche Artemisia schleicht sich langsam heran - der Eindruck wird immer stärker bevor sie dominant ist - gerade diesen Teil wird nicht jede/r mögen - ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert wie schön man diese ätherisch-spröde Krautigkeit hier eingebunden hat - Perubalsam agiert etwas im Abseits & nehme ich hier hauptsächlich als Rahmen/Fixateur für die anderen Noten war - eigenständig steuert dieses hier allenfalls ein wenig 'dunkle Würze' bei, die den Verlauf, für mich, nur noch besser macht.
Ausklang:
Benzoe, Patchouli & Sandelholz agieren ausgleichend für den Mittelteil, der zwischendrin fast aufgeregt wirkt, aber nie überfordert. Ersteres zeigt sich von seiner eher mild-süßeren Seite - Sandel hält sich im Hintergrund und steuert seine typische Hellholzigkeit bei, der Patch gibt einen mineralischen Eindruck, der ein wenig etwas von transpirierenden feuchten Steinen hat...
womit wir auch schon beim Saunieren angekommen sind.
Nach kurzer Einweisung nahm ich die Banja direkt früh am nächsten Morgen in Betrieb.
Die Vermieter hatten uns diverse Öl-Mischungen bereitgestellt, die zum Verdampfen in der Banja gedacht waren.
Dieser wunderbare Acca Kappa ist für mich eine äusserst gelungene Komposition aus Waldig-Schroffer Wildnis, dem schönsten Artemisia-Akkord den ich kenne & der Gelassenheit & Lebensfreude eines Banja-Besuchs mit anschließendem Bad im 10°C kalten unendlichen Blau des Baikalsees.
Perfekt für enstpannte Momente oder wenn man einfach mal wieder richtig Durchatmen möchte!
*Anmerkungen zur Überschrift: Ich habe hier oft Wellness oder Erholung gelesen - & konnte mir diesen kleinen (liebevoll) gemeinten Seitenhieb nicht verkneifen - der letzte Teil bezieht sich auf eine Textzeile von Marsimoto (Marteria) vom Track Wellness, auf dem Album Grüner Samt.
In dem Track geht es um die "Alte Schule" des Hip Hop/Rap's - und es wird beklagt, dass sich kaum einer mehr auf die Ursprünge dieses Genres bezieht bzw. diese pflegt (Breakdance, Dj'ing & vor Allem: Grafitti -> "Einen Zug malen" bedeutet (illegal) einen Wholetrain - also einen kompletten Zug zu bemalen.
In den Lyrics finden sich noch weitere amüsante Anspielungen die hier auch gut reingepasst hätten, aber belassen wir es bei Folgendem:
"Morgens kauf ich mir die Welt, abends nehm ich mir die Zeit,
Ma Ma Marsi, Miezen miauen, Hunde hecheln,
Lieber 'nen Witz verschlafen, als ein müdes Lächeln,
Du kennst nur Saunamelodien, nur heiße Luft,
Du machst Wellness, ich warte im Regen auf den Bus.
Was ist denn mit der Realness?
Wer malt heute noch den Zug?
Alle nur noch Wellness..."
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