
Floyd
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Floyd
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The Kannauj Diary - Der Geruch des Regens
Ranjan erzählt mir die Geschichte vom Regen. Sein Duft sei lebendig in den Schichten aus Lehm. So lange schon sei er ausgeblieben. Träfen die Tropfen nun auf die Böden, dann sprächen auf einmal die Wurzeln, der Ton, ihr Wispern würde überall schweben, die Stimmen von zahllosen winzigen Wesen, sie wöllten gegessen, verbreitet werden, das Leben wolle fortbestehen. Ihr nennt das Bakterien. Geosmin. Ranjan schenkt mir ein kurzes Lächeln.
Wir brechen den trockenen Ton aus den Böden, brennen ihn in uralten Öfen, in Wasser getaucht, in kupfernen Kesseln, die wir mit Erde versiegeln, um den Duft des Regens durch Bambusrohre zu Attar zu destillieren, die Worte des Lehms zu bewahren. Das machen wir so seit achthundert Jahren. Dann führt er mich durch die endlosen Reihen von ziegelgemauerten Wasserbecken, brennenden Feuern unter Kupferkesseln, umgeben von schleiertanzenden Nebeln, flüsternd von dem nahendem Regen, irgendwo in Indien.
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"Single note composition made by the most unique Indian traditional distillation of dry clay in a copper pot." beschreibt die Homepage von Areej le Doré "Le Mitti". Tatsächlich wird in Kannauj, der indischen Dufthauptstadt, seit über achthundert Jahren das Mitti Attar (wörtlich: "Erdparfüm"), das den Geruch der Erde zu Beginn des Monsoonregens abbildet, auf traditionelle Weise hergestellt. 15 Tage dauert das oben beschriebene Verfahren.
Wonach riecht Regen? Wenn Regentropfen auf die Erde treffen, steigen Schwebstoffe von Pflanzen und Erde auf und halten sich in Aerosolen, mischen sich mit Geosmin, dem nach Erde riechenden Alkohol, den Bakterien freisetzen, um auf sich aufmerksam zu machen, damit sie gefressen und verbreitet werden. Zusammen mit chlorähnlichem Ozongeruch entsteht Petrichor, der Regengeruch, der natürlich regional verschieden ausfällt.
Im Falle von "Le Mitti" duftet das tatsächlich zunächst nach nassen alten Tapeten auf einer Lehmwand, etwas ozonartigem Chlor, dem klassisch-erdigen Geosmin-Geruch sowie dem schwefel- oder lösungsmittelhaltigen Erdgaszusatzstoff. Das ist befremdlich und vertraut zugleich, ungewohnt und doch anziehend, besonders als der Duft nach kurzer Zeit deutlich mineralische aber auch flechtenartig grüne Nuancen bekommt, frischer und kühler wirkt. So riecht der Regen in kargen, lehmigen Regionen Indiens. So riecht er nun auf der Haut, sehr zurückhaltend und auch nur ein- bis zwei Stunden lang, aber er führt uns in den Regen, nach Kannauj in Indien.
(Mit Dank an UntermWert)
Wir brechen den trockenen Ton aus den Böden, brennen ihn in uralten Öfen, in Wasser getaucht, in kupfernen Kesseln, die wir mit Erde versiegeln, um den Duft des Regens durch Bambusrohre zu Attar zu destillieren, die Worte des Lehms zu bewahren. Das machen wir so seit achthundert Jahren. Dann führt er mich durch die endlosen Reihen von ziegelgemauerten Wasserbecken, brennenden Feuern unter Kupferkesseln, umgeben von schleiertanzenden Nebeln, flüsternd von dem nahendem Regen, irgendwo in Indien.
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"Single note composition made by the most unique Indian traditional distillation of dry clay in a copper pot." beschreibt die Homepage von Areej le Doré "Le Mitti". Tatsächlich wird in Kannauj, der indischen Dufthauptstadt, seit über achthundert Jahren das Mitti Attar (wörtlich: "Erdparfüm"), das den Geruch der Erde zu Beginn des Monsoonregens abbildet, auf traditionelle Weise hergestellt. 15 Tage dauert das oben beschriebene Verfahren.
Wonach riecht Regen? Wenn Regentropfen auf die Erde treffen, steigen Schwebstoffe von Pflanzen und Erde auf und halten sich in Aerosolen, mischen sich mit Geosmin, dem nach Erde riechenden Alkohol, den Bakterien freisetzen, um auf sich aufmerksam zu machen, damit sie gefressen und verbreitet werden. Zusammen mit chlorähnlichem Ozongeruch entsteht Petrichor, der Regengeruch, der natürlich regional verschieden ausfällt.
Im Falle von "Le Mitti" duftet das tatsächlich zunächst nach nassen alten Tapeten auf einer Lehmwand, etwas ozonartigem Chlor, dem klassisch-erdigen Geosmin-Geruch sowie dem schwefel- oder lösungsmittelhaltigen Erdgaszusatzstoff. Das ist befremdlich und vertraut zugleich, ungewohnt und doch anziehend, besonders als der Duft nach kurzer Zeit deutlich mineralische aber auch flechtenartig grüne Nuancen bekommt, frischer und kühler wirkt. So riecht der Regen in kargen, lehmigen Regionen Indiens. So riecht er nun auf der Haut, sehr zurückhaltend und auch nur ein- bis zwei Stunden lang, aber er führt uns in den Regen, nach Kannauj in Indien.
(Mit Dank an UntermWert)
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