04.11.2016 - 17:41 Uhr

DasguteLeben
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Die Gebrüder Grimmaldi oder Ma istal quet' Eldarin?
Deep Forest ist ein hervorragend konstruiertes, perfekt austariertes Parfüm: Vorsprung durch Technik, angewendet auf ein Waldthema, was könnte deutscher sein? Was aber nicht heissen sollt, das der Parfümeur nicht Franzose war. Teutsche Eiche oder harziger Tannenwald finden sich hier nämlich weniger; der orangig-kräuterige Auftakt, der fougérig-pudrige Herzakkord aus Lavendel, Zimt und Patchouli und die balsamische Basis haben mehr von einem mediterranen Elfenwald, als wären die Gebrüder Grimm okzitanische Märchenerzähler aus dem tiefsten Südfrankreich. Meine Lieblingsstelle in der Geschichte ist der Fond, ein warmer, cremiger, leicht anisiger Akkord aus Moos, Labdanum und Weihrauch. Deep Forest blickt hier von den neunziger Jahren sehr deutlich zurück in das "Es war einmal" der goldenen Herrenduft-Dekaden, keine Spur findet sich in der schönen Olibanumnote von der heraufziehenden Weihrauchrevolution des neuen Jahrtausends, als die Titanen Duchaufour und Buxton im Namen von Comme des Garcons das alte Harz und das coole neue Iso-E-Super zur Wunderwaffe der Nischenparfümerie fusionierten (und wie Einstein und Oppenheimer ahnten sie nicht, wieviel Schindluder noch damit getrieben würde). Der Weihrauchwald von Deep Forest ist ein Überbleibsel der Altvorderenzeit, den meisten gänzlich unbekannt, anderen, die ihn vielleicht noch vage erinnern zu unheimlich, ein schöner Ort wohl nur für solche, die noch die alten Elbenlieder singen. Ma istal quet' Eldarin?
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