31.01.2017 - 14:45 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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15
American Psycho
Die Marke Bond No. 9 hat hier einen - na sagen wir mal zumindest: durchwachsenen Ruf. Die Düfte umgeben sich gerne mit einer sehr exklusiven Aura (bzw. die Repräsentanten an den Bond No. 9-Countern werden instruiert eine solche Aura irgendwie zu transportieren) - und doch gibt es nur kaum ein Parfum dieser Marke, das eine wirklich breite, stabile Fangemeinde hat. Jeder hier würde wohl mit ein bisschen Probieren einen oder zwei in der Kollektion finden, die als zumindest 'nett' eingeordnet würden, aber das ist doch ziemlich wenig für ein Haus vom Selbstbild eines Bond No. 9. Shelter Island - und der ist wirklich wunderbar - kommt noch am besten weg.
Um dieses Phänomen ein bisschen zu verstehen, eignet sich Cooper Square ganz fabelhaft. Viele werden mir zustimmen, dass die Pyramide - im Wesentlichen Wacholder, Harz und Holz - sich vielversprechend liest, und auch der Akkord Cognac lässt sich ganz spannend an. Ich hatte mit einem maskulinen, breitbeinigen, ein bisschen großkotzigen Herrenduft gerechnet - Typ Broker, Werber, Firmenanwalt, der sich feixend eine Cohiba zwischen die Zähne schiebt, wenn er mal wieder einen Deal an Land oder einen anderen über den Tisch gezogen hat. Die meisten Jungs hier mögen mir zustimmen, dass EINEN solchen Duft in der Sammlung zu haben, Spaß machen kann.
Geliefert wird dann aber quasi nichts. Kein Wacholder, keine Harze und kein Holz. Stattdessen Synthetik von juniorer Qualität, impertinent ausdauernd, leicht säuerlich unterlegt und keine Spur von Cognac. Und wie wir wissen, ist der oben geschilderte Typ Mann nur dann halbwegs auszuhalten, wenn er denn wenigstens gut kann, wofür man ihn bezahlt, also Deals an Land oder andere, noch fiesere Typen über den Tisch zu ziehen. Cooper Square hingegen erinnert eher an Bret Easton Ellis' Patrick Bateman - dessen Geschichte er in seinem seinerzeit vieldiskutierten, da als jugendgefährdend indizierten Roman 'American Psycho' ebenso schmerzhaft eintönig wie eindringlich erzählt. Bateman - beruflich Heißdüse, privat Psychopath - dessen einziger Ehrgeiz ist, die hochwertigeren Visitenkarten zu haben als die anderen Vice Presidents auf seinem Flur - und jede Nacht die geileren Models am Start, denen er dann mit Kettensägen, Bohrmaschinen und ähnlichem den Garaus machte. Ich kenne wirklich keine einzige Frau, die das Buch (oder dessen zugegeben sehr lahme Verfilmung) auch nur theoretisch ansprechend fand. Dürfte bei Cooper Square ähnlich sein.
Bond No. 9 hat ein paar wirklich schöne Düfte im Portfolio. Solche wie diesen hier - großkotzig antäuschen, Backen dick und im Ergebnis dann aufgerundet gar nichts - wohl aber genauso viele, was für den Gesamteindruck nicht hilfreich ist. Immerhin: für einen Bond No. 9 ist der Flakon einigermaßen hübsch, zumal die Logos transparent sind, und die cognacfarbene (ha!) Flüssigkeit durchscheint, was nicht blöd aussieht.
Fazit: danke. Next.
Um dieses Phänomen ein bisschen zu verstehen, eignet sich Cooper Square ganz fabelhaft. Viele werden mir zustimmen, dass die Pyramide - im Wesentlichen Wacholder, Harz und Holz - sich vielversprechend liest, und auch der Akkord Cognac lässt sich ganz spannend an. Ich hatte mit einem maskulinen, breitbeinigen, ein bisschen großkotzigen Herrenduft gerechnet - Typ Broker, Werber, Firmenanwalt, der sich feixend eine Cohiba zwischen die Zähne schiebt, wenn er mal wieder einen Deal an Land oder einen anderen über den Tisch gezogen hat. Die meisten Jungs hier mögen mir zustimmen, dass EINEN solchen Duft in der Sammlung zu haben, Spaß machen kann.
Geliefert wird dann aber quasi nichts. Kein Wacholder, keine Harze und kein Holz. Stattdessen Synthetik von juniorer Qualität, impertinent ausdauernd, leicht säuerlich unterlegt und keine Spur von Cognac. Und wie wir wissen, ist der oben geschilderte Typ Mann nur dann halbwegs auszuhalten, wenn er denn wenigstens gut kann, wofür man ihn bezahlt, also Deals an Land oder andere, noch fiesere Typen über den Tisch zu ziehen. Cooper Square hingegen erinnert eher an Bret Easton Ellis' Patrick Bateman - dessen Geschichte er in seinem seinerzeit vieldiskutierten, da als jugendgefährdend indizierten Roman 'American Psycho' ebenso schmerzhaft eintönig wie eindringlich erzählt. Bateman - beruflich Heißdüse, privat Psychopath - dessen einziger Ehrgeiz ist, die hochwertigeren Visitenkarten zu haben als die anderen Vice Presidents auf seinem Flur - und jede Nacht die geileren Models am Start, denen er dann mit Kettensägen, Bohrmaschinen und ähnlichem den Garaus machte. Ich kenne wirklich keine einzige Frau, die das Buch (oder dessen zugegeben sehr lahme Verfilmung) auch nur theoretisch ansprechend fand. Dürfte bei Cooper Square ähnlich sein.
Bond No. 9 hat ein paar wirklich schöne Düfte im Portfolio. Solche wie diesen hier - großkotzig antäuschen, Backen dick und im Ergebnis dann aufgerundet gar nichts - wohl aber genauso viele, was für den Gesamteindruck nicht hilfreich ist. Immerhin: für einen Bond No. 9 ist der Flakon einigermaßen hübsch, zumal die Logos transparent sind, und die cognacfarbene (ha!) Flüssigkeit durchscheint, was nicht blöd aussieht.
Fazit: danke. Next.
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