15.03.2014 - 12:20 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Viva la revolucion!
Viva la revolucion: Düfte, die gegen den Mainstream gebürstet sind, die sich kaum oder gar nicht mit anderen Gerüchen oder Marken vergleichen lassen, sind ein mutiges Statement und verdienen Beachtung.
Zwar halte ich mich seit geraumer Zeit an meinen Plan, nur noch unkommentierte Düfte zu besprechen, mache aber bei Comme des Garcons‘ Guerrilla 1 eine Ausnahme, da ich in letzter Zeit eher selten einen neuen Duft gekauft habe und noch seltener von einem neuen Duft nachhaltig begeistert war. Die Euphorie auf Parfumo dagegen scheint sich in Grenzen zu halten, die Durchschnittsbewertungen sind niedrig.
Einen großen Teil der Comme des Garcons-Düfte kenne und schätze ich sehr, aber nur wenige habe ich letztlich gekauft. Dieser moderne Guerilla dagegen hat mich vollständig überzeugt. Die Gründe im Einzelnen.
Viva la revolucion: es lebe Plastik, der Werkstoff des Proletariats!
Was macht die Faszination vieler Comme des Garcons-Düfte aus? Für mich ist es diese eigenwillige, bewusst eingesetzte Synthetiknote, einem Geruch nach Kunststoffe, nach Plastik, stets kombiniert mit kräftigen (fruchtigen, pfeffrigen oder floralen) Akzenten und einer Grundierung, die man fast mit der Guerlinade bei Guerlain vergleichen könnte: ein immer wiederkehrendes Thema, das den Düften so etwas wie ein Markenzeichen bzw. eine Familienähnlichkeit verleiht.
Dieser synthetische Unterton erinnert mich an Plastikgerüche, die man früher, etwa in den 70er-Jahren, noch häufiger riechen konnte. Offenbar gelingt es der Industrie heute besser, diese doch wohl eher unerwünschten Ausdünstungen zu vermeiden. In diesem Duft aber werden sie zum Symbol der Marke, verstärken der Wiedererkennungswert und machen den besonderen, eigenwilligen, revolutionären Charme des Duftes aus.
Viva la revolucion: bürgerliche Erwartungen werden ent-täuscht!
Der kräftige Akzent im Zentrum ist im Falle von Guerrilla 1 die Birne, die hier an Dosenbirnen bzw. eingekochte Birnen erinnert. Das ist nicht der Geruch von frischen, knackigen Birnenfürchten, wie er in letzter Zeit häufiger in Damen- oder Unisex-Düften auftaucht, sondern ein weicher, fast gourmandiger Geruch nach gekochter und gezuckerter Birne, der jedoch nie ganz natürlich, sondern durchweg synthetisch und damit artifiziell wirkt.
Zu diesem Geruch nach gekochter Frucht passt gut die Kombination aus Nelke, Pfeffer und Safran, die der Birne eine würzige und doch runde, edle Note verleihen.
Die in den Duftnoten angegebene, eher konservative Grundierung aus Moschus, Vetiver und Zedernholz bleibt für mich unbestimmbar im Hintergrund, sorgt allenfalls für eine stabile Basis und bessere Haftung. Anders als in vielen Düften drängt sie sich auch nach längerem Tragen nicht nach vorne. Wer einen Duft mit konservativer, vertrauter Basisnote sucht, wird in positivem Sinne ent-täuscht. Der Duft bleibt im Grunde linear und damit sich selbst treu.
Viva la revolucion: Geschlechterrollen werden als Zuschreibungen traditioneller Gesellschaftsnormen entlarvt!
Vielleicht gefällt mir der Duft auch deshalb so gut, weil es nur selten gelingt, maskuline Düfte zu komponieren, die einen markanten Blütenton enthalten. Positive Beispiele sind Touaregh und Caraceni 1913 (Rose), XPEC Original und Tubereuse Animale (Tuberose) und eben Comme des Garcons Guerrilla 1 (Champaka). Die erotisch-betörende Champaka-Blüte, eine Magnolienart, hat eine lange Tradition in der Herstellung von Damenparfums. Bei Unisex- oder gar Herrendüften wird sie kaum verwendet. Guerrilla 1 ist einer der wenigen einigermaßen leicht erhältlichen Vertreter auf dem Markt, der eine Ausnahme macht und aus meiner Sicht überdies rundum gelungen ist. So können auch konservativere Männer Blütendüfte tragen, werden Geschlechterbilder verfremdet, zwar doch eher evolutionär als revolutionär, gerade darum aber vielleicht nachhaltiger und erfolgreicher.
Viva la revolucion: Wer einen Duft sucht, der alle Erwartungen gegen den Strich bürstet, gewandet in einen schlicht schwarzen und gerade deshalb besonders aussagekräftigen Flakon, ist mit Guerrilla 1 gut beraten. Der ideal Duft für eine junge, urbane, androgyne Guerilla.
Zwar halte ich mich seit geraumer Zeit an meinen Plan, nur noch unkommentierte Düfte zu besprechen, mache aber bei Comme des Garcons‘ Guerrilla 1 eine Ausnahme, da ich in letzter Zeit eher selten einen neuen Duft gekauft habe und noch seltener von einem neuen Duft nachhaltig begeistert war. Die Euphorie auf Parfumo dagegen scheint sich in Grenzen zu halten, die Durchschnittsbewertungen sind niedrig.
Einen großen Teil der Comme des Garcons-Düfte kenne und schätze ich sehr, aber nur wenige habe ich letztlich gekauft. Dieser moderne Guerilla dagegen hat mich vollständig überzeugt. Die Gründe im Einzelnen.
Viva la revolucion: es lebe Plastik, der Werkstoff des Proletariats!
Was macht die Faszination vieler Comme des Garcons-Düfte aus? Für mich ist es diese eigenwillige, bewusst eingesetzte Synthetiknote, einem Geruch nach Kunststoffe, nach Plastik, stets kombiniert mit kräftigen (fruchtigen, pfeffrigen oder floralen) Akzenten und einer Grundierung, die man fast mit der Guerlinade bei Guerlain vergleichen könnte: ein immer wiederkehrendes Thema, das den Düften so etwas wie ein Markenzeichen bzw. eine Familienähnlichkeit verleiht.
Dieser synthetische Unterton erinnert mich an Plastikgerüche, die man früher, etwa in den 70er-Jahren, noch häufiger riechen konnte. Offenbar gelingt es der Industrie heute besser, diese doch wohl eher unerwünschten Ausdünstungen zu vermeiden. In diesem Duft aber werden sie zum Symbol der Marke, verstärken der Wiedererkennungswert und machen den besonderen, eigenwilligen, revolutionären Charme des Duftes aus.
Viva la revolucion: bürgerliche Erwartungen werden ent-täuscht!
Der kräftige Akzent im Zentrum ist im Falle von Guerrilla 1 die Birne, die hier an Dosenbirnen bzw. eingekochte Birnen erinnert. Das ist nicht der Geruch von frischen, knackigen Birnenfürchten, wie er in letzter Zeit häufiger in Damen- oder Unisex-Düften auftaucht, sondern ein weicher, fast gourmandiger Geruch nach gekochter und gezuckerter Birne, der jedoch nie ganz natürlich, sondern durchweg synthetisch und damit artifiziell wirkt.
Zu diesem Geruch nach gekochter Frucht passt gut die Kombination aus Nelke, Pfeffer und Safran, die der Birne eine würzige und doch runde, edle Note verleihen.
Die in den Duftnoten angegebene, eher konservative Grundierung aus Moschus, Vetiver und Zedernholz bleibt für mich unbestimmbar im Hintergrund, sorgt allenfalls für eine stabile Basis und bessere Haftung. Anders als in vielen Düften drängt sie sich auch nach längerem Tragen nicht nach vorne. Wer einen Duft mit konservativer, vertrauter Basisnote sucht, wird in positivem Sinne ent-täuscht. Der Duft bleibt im Grunde linear und damit sich selbst treu.
Viva la revolucion: Geschlechterrollen werden als Zuschreibungen traditioneller Gesellschaftsnormen entlarvt!
Vielleicht gefällt mir der Duft auch deshalb so gut, weil es nur selten gelingt, maskuline Düfte zu komponieren, die einen markanten Blütenton enthalten. Positive Beispiele sind Touaregh und Caraceni 1913 (Rose), XPEC Original und Tubereuse Animale (Tuberose) und eben Comme des Garcons Guerrilla 1 (Champaka). Die erotisch-betörende Champaka-Blüte, eine Magnolienart, hat eine lange Tradition in der Herstellung von Damenparfums. Bei Unisex- oder gar Herrendüften wird sie kaum verwendet. Guerrilla 1 ist einer der wenigen einigermaßen leicht erhältlichen Vertreter auf dem Markt, der eine Ausnahme macht und aus meiner Sicht überdies rundum gelungen ist. So können auch konservativere Männer Blütendüfte tragen, werden Geschlechterbilder verfremdet, zwar doch eher evolutionär als revolutionär, gerade darum aber vielleicht nachhaltiger und erfolgreicher.
Viva la revolucion: Wer einen Duft sucht, der alle Erwartungen gegen den Strich bürstet, gewandet in einen schlicht schwarzen und gerade deshalb besonders aussagekräftigen Flakon, ist mit Guerrilla 1 gut beraten. Der ideal Duft für eine junge, urbane, androgyne Guerilla.
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