Wenn Düfte für Begeisterung sorgen, sollte man auch darüber erzählen und die Begeisterung mit anderen teilen.
Wenn die Ausführungen zu Dufthaus etc. absolut nicht interessieren, darf auch gern zum fünften Absatz übersprungen werden!
Eigentlich wollte ich ja zu einem gaaanz anderen Duft ein paar Sätze loswerden und eigentlich ist das auch schon fertig, aber erstens kommt das ja immer alles ganz anders und zweitens als man sowieso immer denkt.
Nun kam mir in einem sehr umfangreichen Beutelchen ein ganz umfangreiches Sortiment ausgesuchter Schnupperproben vor die Nase, es war auch einiges von Diptyque dabei.
Ich gebe zu, daß mir der Name schon recht lange ein Begriff war und mir auch immer wieder mal im Bekanntenkreis der eine oder andere schöne Duft aus diesem Haus begegnete, doch selbst habe ich nie einen Diptyque-Duft besessen.
Das Haus Diptyque mit Sitz am Boulevard Saint-Germain in Paris wurde 1961gegründet und verkaufte zunächst Stoffe, Möbel und englische Düfte, 1963 kamen auch eigens entworfene Duftkerzen mit ins Sortiment. Ab 1968 wurden dann auch eigene Duftkreationen angeboten, die sich dann als recht erfolgreich erweisen sollten. Im Laufe der Jahre ergänzten schließlich noch Raumdüfte und Seifen das Sortiment.
Nun habe ich mich ein wenig mit der Serie, die die Hausnummer des Stammhauses in Paris trägt, beschäftigt (34 Boulevard Saint-Germain EdT und EdP, welche mir beide sehr gut gefallen, das EdP sogar noch einen Tick mehr) und dazu kam jetzt auch das wunderbare L´Eau du Trente-Quatre, also noch mal die 34.
Entworfen von Olivier Pescheux, der recht fleißig für verschiedene Dufthäuser tätig war und ist. Und ich stelle fest, daß mir auch so mancher Duft aus seiner Hand gefällt oder sich sogar in meinem Besitz befindet/befand.
U.a. stammen von ihm das sehr bekannte und polarisierende One Million (ja genau das!) nebst diverser Flanker, die Düfte, die bei H&M verkauft werden, wie z.B. das wunderbare Makassar Patchouli oder für Yves Rocher so einige Düfte, auch hat er für Azzaro, Jil Sander und Davidoff Düfte kreiert.
So manches fliegt aber ein wenig unterm Radar, wie ich finde und verdient eine nähere Betrachtung.
Daher wundert es mich ein wenig, daß zu diesem schönen Duft außer einigen Statements noch gar nichts weiter geschrieben wurde.
Wollen wir das also mal ändern.
L´Eau du Trente-Quatre ist ein außergewöhnlicher Duft, der sehr gekonnt herbsüße Zitrusaspekte, krautige Einflüsse, holzige Noten und Gewürze zu einem sehr stimmigen und harmonischen Ganzen zusammenführt.
Gleich im Auftakt machen sich bittere Orangen und Grapefruit bemerkbar, die schon von vornherein mit Muskat gewürzt sind. Dazu kommen krautig-grüne Eindrücke, ein wenig Lavendel begleitet, Eisenkraut gibt eine gewisse leichte Strenge. Ein Hauch Florales schiebt sich nach einer Weile hinzu, Tuberose scheint hier nur in kleinsten Dosen verwendet worden zu sein, sie fällt nicht sehr auf. Die Rosengeranie kommt ein wenig mehr hervor, drängelt sich aber auch nicht zu sehr in den Vordergrund.
Der Duft bleibt würzig und grün. Wenn sich die Zitrusnoten etwas zurückgezogen haben, entwickelt sich eine warme Holznote, schön ausbalanciert. Patchouli und ein Spürchen Weihrauch runden etwas ab und geben eine gewisse Tiefe.
L´Eau du Trente-Quatre wirkt auf mich warm, freundlich, anziehend und recht komplex, mit einem sehr schönen Verlauf. Der Duft ist nicht laut, er schlägt eher ruhigere Töne an, doch paßt das hier perfekt.
Ein gewisser klassischer Touch läßt sich auch nicht verleugnen, doch bin ich weit davon entfernt, den Duft altmodisch zu nennen. Das ist er ganz gewiß nicht.
Dieser Duft gehört für mein Empfinden in die Klasse der zeitlosen Düfte, die heut genauso gut funktionieren wie noch in 10 Jahren.
Und ich kann eine entfernte Verwandtschaft zum Passion for Men von Elizabeth Taylor nicht abstreiten. Ich will keineswegs behaupten, es sind Duftzwillinge, doch eine gewisse Grundverwandtschaft kann ich feststellen. Wenngleich der Diptyque feinsinniger und vielschichtiger auftritt. Beide haben aber diese warme holzige Würze gemeinsam und die Muskatnote zieht sich durch den gesamten Duftverlauf.
Die Haltbarkeit empfinde ich als recht ordentlich, ungefähr 6-7 Stunden sind drin, er wird recht schnell hautnah, was ihn als Büroduft sehr geeignet macht.
Einsatzgebiete sind eigentlich unbegrenzt, ob als Freizeitduft, als Büroduft, ob im Anzug oder als Naturbursche. Mit L´Eau du Trente-Quatre macht man auf jeden Fall eine gute Figur.
Ich selbst empfinde den Duft eher als etwas maskuliner, doch sollte das keine Empfehlungseinschränkung sein. Wenn das Gesamtpaket stimmt, dann paßt auch der Duft, egal welches Geschlecht hier zugreift.
Und die Zahl 34 scheint auf jeden Fall eine sehr gute Zahl zu sein.
L´Eau du Trente-Quatre ist für mich ein ganz wunderbarer Duft, dem ich eindeutig eine grüne Färbung verleihen kann, doch blitzen hier und da mal einige gelbliche und orangefarbene Sprenkel auf und verleihen dem Duft Licht und Wärme. Und er hat das Potential zum Kaufkandidaten bei mir. Auch wenn ich meinen mir vor kurzem streng selbst auferlegten Annahmestop erstmal einhalte.
Aber irgendwann ist auch mal wieder Weihnachten, Geburtstag oder sonst eine nette Gelegenheit.
Ich danke Ergoproxy ganz herzlich für diese wirklich schöne Dufterfahrung.