10.01.2024 - 05:27 Uhr
Schoeibksr
15 Rezensionen
Schoeibksr
Top Rezension
46
Eine neue Ära, oder auch eben nicht.
Läutete Hans Georg Staudt, Chef & Parfumeur hinter MGO Duftmanufaktur 2023 mit der Eröffnung seines neuen Standorts in Arzbach, Nähe Koblenz ein. Viele neue Düfte, neue Flakondesigns.
So auch hier mit Oud Sublime, dem teuersten & wegen der verwendeten Rohstoffe “wertigsten“ all seiner bisherigen Parfums. Es wurde angeblich ohne Rücksicht auf Verluste das Beste vom Besten verpackt, und ist auf 20 Stück mit einem Preis von 1250€/50ml limitiert. Viele Ouds & Rosen “erster Güteklasse“. Hier wird also laut Werbetext ein ganz besonderes Erlebnis versprochen.
Ob dem auch so ist, erfahrt ihr jetzt aus meiner persönlichen Perspektive :
Die Rosen sind frisch-süßlich-sauber-seifig & vor allem pudrig im Auftakt. Rosen eben. Wenn man sich anstrengt, haben sie auch was leicht zitrisches wie die Rose im Garten meines Opas, aber nur in den ersten Minuten. Gegen sie habe ich von der Qualität her wenig auszusetzen, und sie wirken als heller Kontrast für das Darauffolgende. Der Hirschmoschus ist für mich vor allem durch die dominanten Rosen eher weiß & sauber, also cremig & pudrig, denn animalisch. Kaum nennenswert.
Kommen wir nun zu dem wichtigsten Part, den namensgebenden Ouds :
Für mich riechen die ganzen Ouds zusammen einfach nur holzig & ledrig mit einem leicht animalischen Ton, sprich indisch.
Vielleicht war es ja ein Fehler, 7 eigentlich (je nach Qualität) vielfältige Regionen in einem Blend zu verbauen, wenn am Ende nur Holz & Leder rauskommt. Die “gealterten“ Ouds weisen nämlich nicht viele Facetten auf. Hätte man mir gesagt, dass hier nur indisches Oud verbaut wäre, hätte ich es direkt geglaubt. Ich glaube wegen des vergleichsweise niedrigeren Preises von indischen Oud wurde es auch unter den ganzen Ouds am höchsten dosiert. Vielleicht sollen die anderen gelisteten Sorten einfach dazu dienen, das Gefühl von Luxus & Vielfalt zu vermitteln, was hier aber mMn. leider nicht gegeben ist.
Also es ist vordergründig ein üblicher Rose-Oud. Ich hätte mir etwas interessanteres/besonderes oder zumindest wandlungsfähiges gewünscht durch die Notenvielfalt, aber hängen geblieben sind wir hier bei einem x-fach wiederholten Thema ohne Ecken & Kanten. Ich rieche durchwegs diese 2 Zutaten mit ihren zuvor genannten Eigenschaften.
Stunden vergehen, und wir kommen endlich bei der Basis mit den 2 vermeintlichen Ambra-Sorten an.
Etwas, was mich dabei irritiert, gerade wegen des hohen Preises :
Sie riechen kaum vielfältig, und für mich sogar eher synthetisch. Wie eine dieser synthetischen Ambra Sorten (Ambroxan & co.), die für mehr Haltbarkeit sorgen sollen, kostengünstiger sind und die Vielfältigkeit von Ambergris nicht annähernd zur Schau stellen können.
Ambrocenide zB. ist eine auf die Maximum getriebene Version davon (Super-Amber), die unendlich lange hält & für mich stechend riecht. Kratzig, stumpf & holzig. Kennt ihr diese chemisch-kratzige Haarspray-Duftwolke von Erba Pura ? So riecht dieser Duft für mich in der Basis, bloß ohne das fruchtige & ambroxaniger (cremig-holzig). Quasi wie Gualtieris Cashmeran & Ambrox-Ergüsse in vielen seiner Werke wie Duro Extrait de Parfum oder Megamare, bloß hier in sanfter. In diesem Rosen-Oud-Kontext fiele mir noch 2. Nawab of Oudh Intensivo ein, mit einer ebenfalls sehr kunstholzigen Basis. Ich bin da super empfindlich !
MGO/Staudt besitzt ja viele synthetische Rohstoffe, drunter auch Ambroxan & Iso-E-Super, welche er in mehreren Werken bereits nachweislich verwendete. Erst kürzlich kombinierte er Ambroxan mit mehreren Ouds im nicht unähnlichen Evolution 56 in der Basis. Ich vermute, hier ist es auch der Fall, aber wurde nicht gelistet, um den extrem hohen Preis nachvollziehbarer zu machen, denn Ambroxan schreckt ja viele heutzutage ab, so viel weiß er. Viele Nischenmarken setzen es in der Basis ein, damit das Parfum sehr lange hält. Denn die Devise ist, dass Parfums, die kaum halten, für Kunden ihr Geld nicht wert sind, und somit keinen Gewinn einbringen können. Das wissen wir alle & es wurde mir sogar neulich vom Besitzer eines Nischenladens hinterher geschmissen, weil mir die synthetischen Xerjoffs nicht gefielen. Wahrscheinlich wollte Herr Staudt diese Sorge damit endgültig beseitigen & hat neben den anscheinend deutlich niedriger dosierten, echten Ambras auch einen ersetzenden/synthetischen Duftstoff eingesetzt, denn Ambra riecht definitiv nicht so unnatürlich & stumpf !
Es ist eigentlich ein tolles Fixativ in der Basis (heutzutage noch zB. prominent bei Ensar Oud vertreten), das alle Noten schön zusammenhält, und ihnen ein tolles Aroma verleiht, welches je nach Reife & damit einhergehenden Färbung des Stoffes von animalisch (schwarze Ambra) bis mineralisch & salzig riechen kann. Sehr vielfältiger & natürlich anmutender Stoff generell, und darum so begehrt.
Ich finde es also überraschend, dass hier nicht auf synthetische Duftstoffe verwiesen wurde, denn die Basis riecht für mich nach all meinen Tests definitiv so. Nichts bleibt bis auf diesen eintönig-synthetischen Amber-Ton am Ende übrig, und das über Stunden.
Staudts unvorteilhaftes Blending könnte aber natürlich auch dazu beigetragen haben, dass keine der Rohstoffe hier vielfältig zur Geltung kommen.
Es wurden nicht mal genaue Angaben zu den 7 (!) Ouds bezüglich der Qualität & Dosierung gemacht, was bei solchen Preisen definitiv verlangt werden kann, denn im Endprodukt überzeugen sie mich trotz ihrer hohen Anzahl nämlich nicht annähernd so sehr, wie die von Agar Aura & Ensar Oud, welche wohlgemerkt preislich auch in dem Bereich unterwegs sind ! Aber auch preislich niedrigere, kleinere & tolle Marken wie Hikayat, Mellifluence oder N.O.A.M bieten ebenfalls eine viel bessere, da tiefgründigere & deutlichere Oud-Vielfalt voller spürbarer Geschichten, sprich Verläufen an.
Hier wirkt es für mich wie eine europäische, auf den Massenmarkt konzipierte & geglättete “Nischen“-Interpretation von Rose-Oud, fern von orientalischen Artisans, so wie ich sie liebe. Noch deutlicher wird es beim Flakon-Design, welches offensichtlich von Roja Parfums inspiriert ist, so wie auch im Duft & Namen übrigens Signature Oligarch von Oligarch Eau de Parfum, nur um ein weiteres Beispiel zu nennen.
Wollte man außerdem neben dem Preis mit dem eingelegten Moschusstück an Ensar Oud anlehnen ?
Hier fehlt es für mich von vorne bis hinten an Individualität.
Nun, ich glaube es ist jetzt offensichtlich, ob ich den aufgerufenen Preis von 1250€ für 50ml, sprich 25€/ml für diesen Duft zahlen wollen würde. Um ehrlich zu sein, würde ich nicht mal 125€, sprich ein Zehntel dafür zahlen. Ähnlich duftendes mit ähnlicher Qualität kriegt man für viel billiger, und simple Rose-Ouds sind schon lange nicht mehr mein Genre.
Denn es wird, wie im Titel bereits erwähnt, Zeit für eine neue Ära.
Hoffentlich mit viel guten Oud, Yuzu & Fougères mithilfe der in meiner Sammlung befindlichen, und auch anderen, TOLLEN Marken.
Ich möchte mich herzlich bei Cfr für die Bereitstellung einer großzügig abgefüllten Probe bedanken.
Und euch natürlich auch fürs Lesen bis hierhin.
2024 ist da, und wir stehen das gemeinsam durch. :)
Arrivederci !
So auch hier mit Oud Sublime, dem teuersten & wegen der verwendeten Rohstoffe “wertigsten“ all seiner bisherigen Parfums. Es wurde angeblich ohne Rücksicht auf Verluste das Beste vom Besten verpackt, und ist auf 20 Stück mit einem Preis von 1250€/50ml limitiert. Viele Ouds & Rosen “erster Güteklasse“. Hier wird also laut Werbetext ein ganz besonderes Erlebnis versprochen.
Ob dem auch so ist, erfahrt ihr jetzt aus meiner persönlichen Perspektive :
Die Rosen sind frisch-süßlich-sauber-seifig & vor allem pudrig im Auftakt. Rosen eben. Wenn man sich anstrengt, haben sie auch was leicht zitrisches wie die Rose im Garten meines Opas, aber nur in den ersten Minuten. Gegen sie habe ich von der Qualität her wenig auszusetzen, und sie wirken als heller Kontrast für das Darauffolgende. Der Hirschmoschus ist für mich vor allem durch die dominanten Rosen eher weiß & sauber, also cremig & pudrig, denn animalisch. Kaum nennenswert.
Kommen wir nun zu dem wichtigsten Part, den namensgebenden Ouds :
Für mich riechen die ganzen Ouds zusammen einfach nur holzig & ledrig mit einem leicht animalischen Ton, sprich indisch.
Vielleicht war es ja ein Fehler, 7 eigentlich (je nach Qualität) vielfältige Regionen in einem Blend zu verbauen, wenn am Ende nur Holz & Leder rauskommt. Die “gealterten“ Ouds weisen nämlich nicht viele Facetten auf. Hätte man mir gesagt, dass hier nur indisches Oud verbaut wäre, hätte ich es direkt geglaubt. Ich glaube wegen des vergleichsweise niedrigeren Preises von indischen Oud wurde es auch unter den ganzen Ouds am höchsten dosiert. Vielleicht sollen die anderen gelisteten Sorten einfach dazu dienen, das Gefühl von Luxus & Vielfalt zu vermitteln, was hier aber mMn. leider nicht gegeben ist.
Also es ist vordergründig ein üblicher Rose-Oud. Ich hätte mir etwas interessanteres/besonderes oder zumindest wandlungsfähiges gewünscht durch die Notenvielfalt, aber hängen geblieben sind wir hier bei einem x-fach wiederholten Thema ohne Ecken & Kanten. Ich rieche durchwegs diese 2 Zutaten mit ihren zuvor genannten Eigenschaften.
Stunden vergehen, und wir kommen endlich bei der Basis mit den 2 vermeintlichen Ambra-Sorten an.
Etwas, was mich dabei irritiert, gerade wegen des hohen Preises :
Sie riechen kaum vielfältig, und für mich sogar eher synthetisch. Wie eine dieser synthetischen Ambra Sorten (Ambroxan & co.), die für mehr Haltbarkeit sorgen sollen, kostengünstiger sind und die Vielfältigkeit von Ambergris nicht annähernd zur Schau stellen können.
Ambrocenide zB. ist eine auf die Maximum getriebene Version davon (Super-Amber), die unendlich lange hält & für mich stechend riecht. Kratzig, stumpf & holzig. Kennt ihr diese chemisch-kratzige Haarspray-Duftwolke von Erba Pura ? So riecht dieser Duft für mich in der Basis, bloß ohne das fruchtige & ambroxaniger (cremig-holzig). Quasi wie Gualtieris Cashmeran & Ambrox-Ergüsse in vielen seiner Werke wie Duro Extrait de Parfum oder Megamare, bloß hier in sanfter. In diesem Rosen-Oud-Kontext fiele mir noch 2. Nawab of Oudh Intensivo ein, mit einer ebenfalls sehr kunstholzigen Basis. Ich bin da super empfindlich !
MGO/Staudt besitzt ja viele synthetische Rohstoffe, drunter auch Ambroxan & Iso-E-Super, welche er in mehreren Werken bereits nachweislich verwendete. Erst kürzlich kombinierte er Ambroxan mit mehreren Ouds im nicht unähnlichen Evolution 56 in der Basis. Ich vermute, hier ist es auch der Fall, aber wurde nicht gelistet, um den extrem hohen Preis nachvollziehbarer zu machen, denn Ambroxan schreckt ja viele heutzutage ab, so viel weiß er. Viele Nischenmarken setzen es in der Basis ein, damit das Parfum sehr lange hält. Denn die Devise ist, dass Parfums, die kaum halten, für Kunden ihr Geld nicht wert sind, und somit keinen Gewinn einbringen können. Das wissen wir alle & es wurde mir sogar neulich vom Besitzer eines Nischenladens hinterher geschmissen, weil mir die synthetischen Xerjoffs nicht gefielen. Wahrscheinlich wollte Herr Staudt diese Sorge damit endgültig beseitigen & hat neben den anscheinend deutlich niedriger dosierten, echten Ambras auch einen ersetzenden/synthetischen Duftstoff eingesetzt, denn Ambra riecht definitiv nicht so unnatürlich & stumpf !
Es ist eigentlich ein tolles Fixativ in der Basis (heutzutage noch zB. prominent bei Ensar Oud vertreten), das alle Noten schön zusammenhält, und ihnen ein tolles Aroma verleiht, welches je nach Reife & damit einhergehenden Färbung des Stoffes von animalisch (schwarze Ambra) bis mineralisch & salzig riechen kann. Sehr vielfältiger & natürlich anmutender Stoff generell, und darum so begehrt.
Ich finde es also überraschend, dass hier nicht auf synthetische Duftstoffe verwiesen wurde, denn die Basis riecht für mich nach all meinen Tests definitiv so. Nichts bleibt bis auf diesen eintönig-synthetischen Amber-Ton am Ende übrig, und das über Stunden.
Staudts unvorteilhaftes Blending könnte aber natürlich auch dazu beigetragen haben, dass keine der Rohstoffe hier vielfältig zur Geltung kommen.
Es wurden nicht mal genaue Angaben zu den 7 (!) Ouds bezüglich der Qualität & Dosierung gemacht, was bei solchen Preisen definitiv verlangt werden kann, denn im Endprodukt überzeugen sie mich trotz ihrer hohen Anzahl nämlich nicht annähernd so sehr, wie die von Agar Aura & Ensar Oud, welche wohlgemerkt preislich auch in dem Bereich unterwegs sind ! Aber auch preislich niedrigere, kleinere & tolle Marken wie Hikayat, Mellifluence oder N.O.A.M bieten ebenfalls eine viel bessere, da tiefgründigere & deutlichere Oud-Vielfalt voller spürbarer Geschichten, sprich Verläufen an.
Hier wirkt es für mich wie eine europäische, auf den Massenmarkt konzipierte & geglättete “Nischen“-Interpretation von Rose-Oud, fern von orientalischen Artisans, so wie ich sie liebe. Noch deutlicher wird es beim Flakon-Design, welches offensichtlich von Roja Parfums inspiriert ist, so wie auch im Duft & Namen übrigens Signature Oligarch von Oligarch Eau de Parfum, nur um ein weiteres Beispiel zu nennen.
Wollte man außerdem neben dem Preis mit dem eingelegten Moschusstück an Ensar Oud anlehnen ?
Hier fehlt es für mich von vorne bis hinten an Individualität.
Nun, ich glaube es ist jetzt offensichtlich, ob ich den aufgerufenen Preis von 1250€ für 50ml, sprich 25€/ml für diesen Duft zahlen wollen würde. Um ehrlich zu sein, würde ich nicht mal 125€, sprich ein Zehntel dafür zahlen. Ähnlich duftendes mit ähnlicher Qualität kriegt man für viel billiger, und simple Rose-Ouds sind schon lange nicht mehr mein Genre.
Denn es wird, wie im Titel bereits erwähnt, Zeit für eine neue Ära.
Hoffentlich mit viel guten Oud, Yuzu & Fougères mithilfe der in meiner Sammlung befindlichen, und auch anderen, TOLLEN Marken.
Ich möchte mich herzlich bei Cfr für die Bereitstellung einer großzügig abgefüllten Probe bedanken.
Und euch natürlich auch fürs Lesen bis hierhin.
2024 ist da, und wir stehen das gemeinsam durch. :)
Arrivederci !
75 Antworten