26.01.2018 - 16:49 Uhr
Parma
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Sandergutes
Die mittlerweile fast 40jährige Tradition der Jil Sander Düfte startete 1978 mit der Pflegeserie Jil Sander Pure. Dies ist also ihr erster Duft überhaupt. Die erste Herrenduftlinie entwickelte sie ein Jahr später. Entgegen der oft sehr klaren und reduzierten Düfte aus ihrem Hause ist dieser hier ein klassisch komponierter, der noch nicht die oft typische reduzierte Sander-Note aufweist. Er ist als Chypre-Duft konzipiert und in dieser Ausprägung richtig gut gelungen. Eine gewisse Sander-Charakteristik weist er aber schon auf, denn er ist für einen Frauenduft recht herbgewürzlastig. Sie entwarf v.a. in ihrer Anfangszeit nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen meist herbe Düfte. Damit kann man eine Parallele ziehen zu ihrer von Männermode stark beeinflussten Frauenmode (Stichwort Hosenanzug). Diesen Duft kann man durchaus als unisex bezeichnen, auch wenn ihn die Blumennote etwas in die weibliche Richtung tendieren lässt.
Duftverlauf:
Er startet ordentlich herbgewürzig, aber nicht erdrückend, sondern durchaus durchlüftet und leicht angestaubt. In meiner Nase entwickelt sich dann schnell eine patchouli-lavendelähnliche Note, frisch, herb und leicht bitter. Im Hintergrund schwingen schon dezent blumige Nuancen mit, die sich im Verlauf gleichberechtigt neben die Gewürze stellen. Dabei ist die Rose leicht dominant und auch im Verlauf am besten auszumachen. Sie ist eine gedämpfte, durch die Gewürze fest eingeschnallte. Die Anmutung im Ganzen ist typisch blumig-chyprig, leicht muffig aus heutiger Sicht und trotz aller Strenge immer einen Tick zurückgenommen. Dieser Eindruck hält sich lange, bevor sich der Duft in eine wirklich toll abgestimmte holzig-balsamisch-grüne Basis entwickelt, die sich von einem Männerduft nicht mehr unterscheidet.Haltbarkeit:
Wie es sich für einen kräftigen Ende 70er/Anfang 80er-Jahre Duft gehört, ist die Haltbarkeit vorbildlich. Auf meiner Haut hielt er sich gut wahrnehmbar etwa 9 Stunden. Auch die Sillage ist über lange Zeit deutlich, dabei nie überbordend, aber man wird schon gut wahrgenommen.Flakon:
Ich liebe das puristische Design, welches Peter Schmidt (u.a. Entwurf der Apollinaris-Flasche), ein mit Jil Sander befreundeter und bekannter deutscher Verpackungsdesigner, erschaffen hat.Fazit:
Mit Jil Sander Woman Pure gelang dem Unternehmen ein blumig-chypriger Duft, der für einen Frauenduft eher untypisch recht herbgewürzig daherkommt, v.a. in der Kopf- und Basisnote, aber mit einem gedämpft blumig-rosigen Herz aufwartet, der ihn schon auch weiblich wirken lässt. Ein selbstbewusster Duft, der seiner Trägerin Präsenz und Eleganz verleiht, allerdings nicht zu aufdringlich, sondern leicht zurückgenommen und sich seiner Klasse entspannt bewusst. Diese Charakteristik spiegelt sich auch in ihrer Mode wieder, die wie oben erwähnt, Anleihen aus der Männermode genommen hat, so wie dieser Duft von einem Männerparfum. Sandergutes aus der wirklich kreativen und qualitativ hochwertigen Anfangszeit!
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