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17.05.2017 - 01:20 Uhr
loewenherz
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19
Im Grase
Etwas, das in der Vorstellung - an einem verregneten Dienstagmorgen im Büro etwa - immer viel schöner erscheint, als es tatsächlich ist, ist das Picknick im Grünen. Sicherlich - wenn Mario Testino die englische Königsfamilie dabei fotografiert - mit Kristall und Silberleuchtern, und im Hintergrund lagern Hunde, deren Abstammung sich bis zu William the Conqueror zurückverfolgen lässt - sieht alles so einfach und geschmackvoll aus. Tatsächlich wird das Sitzen auf dem Boden nach spätestens einer halben Stunde unangenehm, wenn man älter als achtzehn ist, ist nie ein Korkenzieher da, dafür aber Ameisen - und keine Hunde, sondern höchstens deren Hinterlassenschaft.
Trotz alledem - trotz Papptellern und Plastikgabeln, trotz Ameisenplage und kalten Frikadellen - das Picknick im Grünen hat noch immer etwas Verzaubertes. Wenn es zu ebener Erde stattfindet - die Holzbänke auf Autobahnparkplätzen gelten nicht - wenn man im Gras liegt und über sich nur der Himmel ist, dann ist das ein Moment von großer Schönheit. Wenn man mit dem Gesicht ganz dicht am Boden plötzlich zum ersten Mal Huflattich von Nahem sieht - und merkt, dass vierblättriger Klee wirklich nicht leicht zu finden ist. Wenn man feststellt, dass Sauerampfer tatsächlich sauer schmeckt - und Zitronenthymian nach Thymian und nach Zitrone. Und alles andere ist egal.
Dass Jo Malones Herb Garden nur einen einzigen kurzen Sommer lang verkauft wurde, ist schade. All ihre Kräuterdüfte - fünf waren es an der Zahl - erzählen vom einfachen, ländlichen Grün - von einem Grün, das nie besonderes zu sein schien und gerade deshalb glücklich machen kann. Sorrel & Lemon Thyme und seine herbfrische Krautigkeit, die an sonnenwarmes Gras erinnert und an kitzelnde Halme, sind in ihrer Unaufgeregtheit wunderbar. Da ist die bittere Frische von zerdrückten Halmen, ist trockene Erde, von der Sommersonne ausgebleicht. Da ist die Ahnung von Klee und Zitrone und eine diffuse Torfigkeit. Da sind Ameisen und Frikadellen und Schäfchenwolken. Herrlich.
Fazit, in den Anfangszeilen von Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht 'Im Grase':
'Süße Ruh', süßer Taumel im Gras,
von des Krautes Arome umhaucht.
Tiefe Flut, tief tief trunkene Flut,
wenn die Wolk' am Azure verraucht.
Wenn aufs müde, schwimmende Haupt
süßes Lachen gaukelt herab.
Liebe Stimme säuselt und träuft
wie die Lindenblüt' auf ein Grab.'
Trotz alledem - trotz Papptellern und Plastikgabeln, trotz Ameisenplage und kalten Frikadellen - das Picknick im Grünen hat noch immer etwas Verzaubertes. Wenn es zu ebener Erde stattfindet - die Holzbänke auf Autobahnparkplätzen gelten nicht - wenn man im Gras liegt und über sich nur der Himmel ist, dann ist das ein Moment von großer Schönheit. Wenn man mit dem Gesicht ganz dicht am Boden plötzlich zum ersten Mal Huflattich von Nahem sieht - und merkt, dass vierblättriger Klee wirklich nicht leicht zu finden ist. Wenn man feststellt, dass Sauerampfer tatsächlich sauer schmeckt - und Zitronenthymian nach Thymian und nach Zitrone. Und alles andere ist egal.
Dass Jo Malones Herb Garden nur einen einzigen kurzen Sommer lang verkauft wurde, ist schade. All ihre Kräuterdüfte - fünf waren es an der Zahl - erzählen vom einfachen, ländlichen Grün - von einem Grün, das nie besonderes zu sein schien und gerade deshalb glücklich machen kann. Sorrel & Lemon Thyme und seine herbfrische Krautigkeit, die an sonnenwarmes Gras erinnert und an kitzelnde Halme, sind in ihrer Unaufgeregtheit wunderbar. Da ist die bittere Frische von zerdrückten Halmen, ist trockene Erde, von der Sommersonne ausgebleicht. Da ist die Ahnung von Klee und Zitrone und eine diffuse Torfigkeit. Da sind Ameisen und Frikadellen und Schäfchenwolken. Herrlich.
Fazit, in den Anfangszeilen von Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht 'Im Grase':
'Süße Ruh', süßer Taumel im Gras,
von des Krautes Arome umhaucht.
Tiefe Flut, tief tief trunkene Flut,
wenn die Wolk' am Azure verraucht.
Wenn aufs müde, schwimmende Haupt
süßes Lachen gaukelt herab.
Liebe Stimme säuselt und träuft
wie die Lindenblüt' auf ein Grab.'
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