10.05.2018 - 05:03 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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17
An Meister Horas Tisch
Als Lebens- und Genussmittel finde ich Honig wunderbar - von lichtheller Akazie über samtig-opaken Klee bis hin zu tiefdunklem Waldhonig. Ich mag als Souvenirs ja Ge- und Verbrauchsdinge und bringe mir von Reisen gerne lokalen Honig mit, und englischer - am allerliebsten auf noch warmen, buttergetränkten Crumpets (das sind etwas schwammige Hefekuchen, die häufig abgepackt zum Aufbacken verkauft werden) oder einfach auf Toast - hat mich noch nie enttäuscht. Und als ich als Kind zum ersten Mal Michael Endes Momo gelesen habe, hat die Passage, als sie bei Meister Hora ganz frische, goldbraune, knusprige Semmeln mit Butter und Honig zu essen bekommt, mich fast am meisten beeindruckt.
In Parfums hingegen finde ich Honig oft schwierig. Mal gibt seine liebliche Süße dem Duft etwas allzu kindlich Unschuldiges (und macht ihn damit zu einem schönen Kinderduft, den ich aber an Nichtkindern dann etwas albern finde) oder aber sie tendiert ins allzu venusfallenlockend Süßliche im Sinne von 'Hasch mich' (was dann nicht weniger albern ist). Kurz gesagt, benötigt Honig in meiner subjektiven Geschmackswahrnehmung ein Gegengewicht - etwas, das die hinschmelzende Süße ausbalanciert, ohne den ihr ja durchaus immanenten Reiz zu überdecken. Blumen oder ihnen verwandte Akkorde eignen sich nur bedingt dazu, wenngleich der Versuch hier nicht uninteressant ist.
Jo Malones English Fields - Honey and Crocus ist deutlich mehr ein Honig- als ein Krokusduft. (Was ist überhaupt ein Krokusduft? Safran wird aus den Blütennarben des Krokus gewonnen, sein Aroma hat etwas Bitteres und Metallisches, das sich - kulinarisch vielfach bezeugt - zum Ausbalancieren von Süße sehr gut eignet.) Kopfnote und dominierender Dufteindruck sind monochrom honigsüß (und für mich aus den vorgenannten Gründen daher etwas schwierig). Lavendel ist bei weitem nicht präsent und stark genug, um als das vorab geforderte Gegengewicht fungieren zu können. Erst nach einer Weile tritt mit Mandel zumindest eine zweite Facette von Gourmandigkeit hinzu und schließlich - wenngleich nur ganz fein und vage - die Bitterkeit und Sprödigkeit des Krokus mit einem ganz sachte brandigen Akkord darin. Ein bisschen die Röstaromen in der Crumpet- oder Toastbrotkrume unter zerlaufender Butter und goldklarem Blütenhonig - gleichgültig, ob englisch oder nicht.
Fazit: weder ein Kinder-, noch ein Venusfliegenfallenduft. Stattdessen goldklarer Honig auf buttergetränktem, warmem Toast, sehr sinnlich und schön im Grunde. Selber danach riechen muss ich nicht.
In Parfums hingegen finde ich Honig oft schwierig. Mal gibt seine liebliche Süße dem Duft etwas allzu kindlich Unschuldiges (und macht ihn damit zu einem schönen Kinderduft, den ich aber an Nichtkindern dann etwas albern finde) oder aber sie tendiert ins allzu venusfallenlockend Süßliche im Sinne von 'Hasch mich' (was dann nicht weniger albern ist). Kurz gesagt, benötigt Honig in meiner subjektiven Geschmackswahrnehmung ein Gegengewicht - etwas, das die hinschmelzende Süße ausbalanciert, ohne den ihr ja durchaus immanenten Reiz zu überdecken. Blumen oder ihnen verwandte Akkorde eignen sich nur bedingt dazu, wenngleich der Versuch hier nicht uninteressant ist.
Jo Malones English Fields - Honey and Crocus ist deutlich mehr ein Honig- als ein Krokusduft. (Was ist überhaupt ein Krokusduft? Safran wird aus den Blütennarben des Krokus gewonnen, sein Aroma hat etwas Bitteres und Metallisches, das sich - kulinarisch vielfach bezeugt - zum Ausbalancieren von Süße sehr gut eignet.) Kopfnote und dominierender Dufteindruck sind monochrom honigsüß (und für mich aus den vorgenannten Gründen daher etwas schwierig). Lavendel ist bei weitem nicht präsent und stark genug, um als das vorab geforderte Gegengewicht fungieren zu können. Erst nach einer Weile tritt mit Mandel zumindest eine zweite Facette von Gourmandigkeit hinzu und schließlich - wenngleich nur ganz fein und vage - die Bitterkeit und Sprödigkeit des Krokus mit einem ganz sachte brandigen Akkord darin. Ein bisschen die Röstaromen in der Crumpet- oder Toastbrotkrume unter zerlaufender Butter und goldklarem Blütenhonig - gleichgültig, ob englisch oder nicht.
Fazit: weder ein Kinder-, noch ein Venusfliegenfallenduft. Stattdessen goldklarer Honig auf buttergetränktem, warmem Toast, sehr sinnlich und schön im Grunde. Selber danach riechen muss ich nicht.
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