15.12.2019 - 15:02 Uhr
Meggi
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26
Intra-industrieller Handel
Ein Weilchen ziert er sich ja und macht einige Schlenker. Etwa den holzig-säuerlichen Charakter der Oud-Note - übrigens eine der gefälligeren ihrer Art - die mir nach rund zehn Minuten für kurze Zeit sogar einen kunstholzhaften Kokos-Dreh anzunehmen scheint. Oder die alsbald folgende Spur von Vanille. Aber dann bestätigt sich, was schon vor dem Auftragen das erste Schnuppern am Röhrchen hatte vermuten lassen: Binnen einer Stunde (da bin ich völlig bei diversen Vorrednern) ist die Ähnlichkeit von Black Oud zu Black Afgano unleugbar.
Ein Eindruck, der im Laufe des Tages noch an Kontur gewinnt. Nun ließe sich abwertend verkünden, es sei schlichtweg ein weiterer Klon zum Gualtieri erschienen. Empörend? Mitnichten. Das Ganze passiert wissenschaftlich fundiert!
Lange war die Sache mit dem Handel für die Ökonomie recht simpel gewesen. Generationen von Studierenden hatten brav ein vor geraumer Zeit ersonnenes Beispiel auswendig gelernt, wonach England Tuch nach Portugal liefert und Portugal Wein nach England. Klingt ja zugegebenermaßen logisch.
Nur konnte irgendwann nicht mehr übersehen werden, dass Industrienationen seltsamerweise ständig ähnliche Güter untereinander austauschen. Blöd – denn wie passt das zu den altehrwürdigen Erklärungen? Es wurde die Idee vom intra-industriellen Handel geboren. Dort geht es um Produktvielfalt, größere Märkte etc. Auch ein Index zur Messung, garniert mit einer hübschen Formel, wurde erfunden. Sprich: Es wurde rundweg alles in die Welt gesetzt, was die Ökonomen gemeinhin an Anstrengungen unternehmen, um ihre Betätigung als möglichst exakte Wissenschaft erscheinen zu lassen. Mit der sie dann vorgeben, dass wirtschaftliche Vorgänge mit naturwissenschaftlicher Präzision beschreib- und erklärbar seien und um Himmels willen nicht das Ergebnis einer Fülle teils erratischer Einzel-Handlungen von Personen, die vielleicht ein paar originellere Verhaltens-Varianten in petto haben als Galileis Kugeln, Newtons Apfel oder selbst Heisenbergs unscharfe Teilchen.
Egal. Zurück zum intra-industriellen Handel:
Nasomatto (Black Afgano) – aus Amsterdam
Carner (Cuirs) – aus Barcelona
Liquides Imaginaires (Fortis - Eau Delà) – aus Paris
LM Parfums (Black Oud) – aus Grenoble, allerdings ist Herr Mazzone italienischer Abstammung
Hm. Nichts aus Deutschland dabei. Aber – o Wunder! – bei Black Afgano ist ein Elaborat von der Schlossparfumerie Wolff & Sohn Stuttgart als Duftzwilling aufgeführt: P - 100 Jubilée. Kenne ich leider persönlich nicht, freilich vertraue ich dem Urteil des werten Herrn Taurus1967, der auf genau dieses Verwandtschaftsverhältnis in seinem Kommentar hinwies. Na bitte. Jetzt können alle beteiligten Länder die Dinger einfach gemäß Präferenz-Nuancen hin und her schieben, mithin intra-industriellen Handel treiben und sogar die Wissenschaft ist zufrieden.
Und zum Thema Präferenzen kann Black Oud fraglos mit eigenen Facetten punkten. Neben dem oben Genannten ist etwa noch eine individuelle Tabaknote zu erwähnen, von der in einem Vorkommentar bereits berichtet wurde. Hervorhebenswert ist außerdem die insgesamt stärkere Betonung des Holzes (und der Vanille) auch in der zweiten Hälfte.
Doch am spannendsten ist wohl, dass Black Oud im Vergleich mit Black Afgano zuweilen als der Unzivilisiertere beschrieben wurde. Ich bin anderer Auffassung, finde ihn definitiv feiner, stiller und eleganter. Aber er bietet offenbar entsprechend breiten Spielraum. Toll.
Vielen Dank an 0815abc für die Probe!
Ein Eindruck, der im Laufe des Tages noch an Kontur gewinnt. Nun ließe sich abwertend verkünden, es sei schlichtweg ein weiterer Klon zum Gualtieri erschienen. Empörend? Mitnichten. Das Ganze passiert wissenschaftlich fundiert!
Lange war die Sache mit dem Handel für die Ökonomie recht simpel gewesen. Generationen von Studierenden hatten brav ein vor geraumer Zeit ersonnenes Beispiel auswendig gelernt, wonach England Tuch nach Portugal liefert und Portugal Wein nach England. Klingt ja zugegebenermaßen logisch.
Nur konnte irgendwann nicht mehr übersehen werden, dass Industrienationen seltsamerweise ständig ähnliche Güter untereinander austauschen. Blöd – denn wie passt das zu den altehrwürdigen Erklärungen? Es wurde die Idee vom intra-industriellen Handel geboren. Dort geht es um Produktvielfalt, größere Märkte etc. Auch ein Index zur Messung, garniert mit einer hübschen Formel, wurde erfunden. Sprich: Es wurde rundweg alles in die Welt gesetzt, was die Ökonomen gemeinhin an Anstrengungen unternehmen, um ihre Betätigung als möglichst exakte Wissenschaft erscheinen zu lassen. Mit der sie dann vorgeben, dass wirtschaftliche Vorgänge mit naturwissenschaftlicher Präzision beschreib- und erklärbar seien und um Himmels willen nicht das Ergebnis einer Fülle teils erratischer Einzel-Handlungen von Personen, die vielleicht ein paar originellere Verhaltens-Varianten in petto haben als Galileis Kugeln, Newtons Apfel oder selbst Heisenbergs unscharfe Teilchen.
Egal. Zurück zum intra-industriellen Handel:
Nasomatto (Black Afgano) – aus Amsterdam
Carner (Cuirs) – aus Barcelona
Liquides Imaginaires (Fortis - Eau Delà) – aus Paris
LM Parfums (Black Oud) – aus Grenoble, allerdings ist Herr Mazzone italienischer Abstammung
Hm. Nichts aus Deutschland dabei. Aber – o Wunder! – bei Black Afgano ist ein Elaborat von der Schlossparfumerie Wolff & Sohn Stuttgart als Duftzwilling aufgeführt: P - 100 Jubilée. Kenne ich leider persönlich nicht, freilich vertraue ich dem Urteil des werten Herrn Taurus1967, der auf genau dieses Verwandtschaftsverhältnis in seinem Kommentar hinwies. Na bitte. Jetzt können alle beteiligten Länder die Dinger einfach gemäß Präferenz-Nuancen hin und her schieben, mithin intra-industriellen Handel treiben und sogar die Wissenschaft ist zufrieden.
Und zum Thema Präferenzen kann Black Oud fraglos mit eigenen Facetten punkten. Neben dem oben Genannten ist etwa noch eine individuelle Tabaknote zu erwähnen, von der in einem Vorkommentar bereits berichtet wurde. Hervorhebenswert ist außerdem die insgesamt stärkere Betonung des Holzes (und der Vanille) auch in der zweiten Hälfte.
Doch am spannendsten ist wohl, dass Black Oud im Vergleich mit Black Afgano zuweilen als der Unzivilisiertere beschrieben wurde. Ich bin anderer Auffassung, finde ihn definitiv feiner, stiller und eleganter. Aber er bietet offenbar entsprechend breiten Spielraum. Toll.
Vielen Dank an 0815abc für die Probe!
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