17.01.2014 - 09:40 Uhr
Rivegauche
38 Rezensionen
Rivegauche
Top Rezension
30
Luxus für den Alltag
Das könnte die Grundidee zu diesem Duft gewesen sein, allerdings ist dieser Luxus keine alltägliche Überraschung für mich unter dem Weihnachtsbaum gewesen. "Veti Vert," zusammengeschrieben eine andere Schreibweise dieses wunderbaren Grases, ist ein klassisch komponierter Vetiver Duft, der nahezu frei von Überraschungen, Kehrtwendungen oder sonstigen Spielereien ist. Die Kopfnote beginnt nicht unbekannt mit zitrisch belebender Bergamotte, säuerlich pikanter Grapefruit, krautig frischem Petit Grain und der einzig überraschenden Zutat dieses Duftes: Spargel - aus dem englischen Wort Asparagus übersetzt - verstärkt dauerhaft den Dufteindruck von pflanzlich grün holzig und vor allem säuerlicher Frische...auch wenn man dabei im Zweifel an einen Rest alten Spargelwassers denken muss. Der sich wohl aus Haiti-Vetiver und Vetiveryle-Acetat zusammengesetzte Vetiver-Akkord ist im Herzen prägend. Eine modern wirkende grün holzig frische Vetiver Facette trifft auf einen Hauch "alt" wirkenden Vetiver, was sich mit erdig, braun, rauchig und würzig dunkel beschreiben lässt. In Verbindung mit der kleinen dunklen Ecke bitteren Baummooses, welches sicherlich durch Evernyl Unterstützung erhält, webt sich ein elegant chypreartiger Charakter mit ein und gibt dem Duft eine vertraut klassische Ausstrahlung, die einen gedanklich in die Siebziger Jahre bringen kann. Ein Monsieur sitzt in Ruhe an einem Frühlingsmorgen in seinem alten beigen Trenchcoat vor dem dem "Café de Flore" und genießt mit seinem Kaffee die ersten noch kühlen, aber wärmenden Sonnenstrahlen, beobachtet den trubelig beginnen Tag auf dem Boulevard Saint-Germain, bevor er sich selbst in seinen hektischen Geschäftsalltag stürzt.
In der Duftpyramide auf der Miller Harris Homepage wird als Inhaltsstoff auch 'Iso butyl quinolene' genannt, was ich leider nie als einzelnen Rohstoff testen konnte. Es soll einen wurzelig erdig und nussig tabakartigen Geruch ausströmen, der sich hervorragend in Verwendung mit Moos und Vetiver verarbeiten lässt, dessen Charakter vertieft und wohl vor allem in Chypre - und Lederdüften verarbeitet wird. Das passt ja hier ganz hervorragend und macht Sinn, es scheint sich hier wunderbar einzufügen. Die milchig weiche Holzigkeit von Sandelholz oder gar Vanille und Tonkabohne in der Basisnote wahrzunehmen, obwohl auch diese in Pyramide mit aufgeführt sind, gelingt mir nicht. Im Zweifel fanden einige kleine Tropfen den Weg in die Formel, um verbindende Weichheit und Haltbarkeit zu unterstreichen. Eher addiert sich im Duftverlauf eine kleine seifige Note, die den klassischen Aspekt stützt und Patchouli scheint einen Funken seiner Dunkelheit in der Basis beizusteuern. Letztendlich bleibt es schlicht bei einer Dualität von säuerlicher Frische und moosig holzigem Vetiver.
"Veti Vert" empfinde ich als eine zeitgemäße Interpretation klassisch zurückhaltender und eleganter Herrendüfte der Siebziger Jahre und er zitiert mit seiner "alten" Vetiver - und Moosfacette ganz wunderbar dieses Zeitalter. Durch Grapefruit und Spargel behauptet sich dauerhaft und sehr naturalistisch eine säuerlich pflanzlich grüne Note, die durch ihre Frische den modernen Touch beisteuert und luftige Transparenz ausstrahlt. Das Manko dieses Duftes könnte sein, das er nicht mehr zu bieten hat * ja, das war schon alles* und daher zu schnell als flach abgetan wird, zumal man sich evtl. mehr von der Vanille oder Tonkabohne für Volumen in der Basis hätten wünschen können. Wenn man negativ weiter denkt, könnte man aufgrund seiner Schlichtheit sich auch versucht sehen ihn gar auf eine Stufe mit dem 'Vettiveru' Cologne von comme des garcons stellen zu wollen, auch das neue 'Vetiver' Cologne von Goutal könnte einem noch in den Sinn kommen. Denn auch wenn Haltbarkeit und Silage ausreichend sind, sind sie doch eher von gentlemanhafter Zurückhaltung. Von komplexen Vetiverdüften wie Chanels 'Sycomore' oder Diors 'Privée Vetiver' ist er weit entfernt.
Mir persönlich fehlt nichts an diesem Duft, weil ich mich auch gerne für schlichte und gut ausbalancierte Düfte wie diesen begeistern kann. Dadurch ist "Veti Vert" sehr gut alltagstauglich und belastet nicht. Der Duft passt in seinem eleganten "French chic" ganz wunderbar zur Philosophie der Firmengründerin Lyn Harris, die ihr Handwerk wohl ganz traditionell in Grasse erlernte und nun zwischen London und ihrer zweiten Heimat Südfrankreich hin und her pendelt. Lyn Harris hat bei mir aber eh einen Stein im Brett, weil sie in Zusammenarbeit mit der auch aus England stammenden und in Frankreich lebenden grandiosen Jane Birkin den genial dunkel modrig süßen Duft "L'Air de Rien" komponiert hat. So schön ich "Veti Vert" auch finde, so muss ich bei meiner Bewertung doch wegen des sehr hohen Preises und der gefühlten Simplizität des Duftes 10 % abziehen, denn eigentlich ist er mir 90 % wert. Zum normalen Miller Harris Sortiments-Preis wäre er das Geld wert, aber zumindest für mich war er ja ein sehr gelungenes Geschenk. Das ich das gesamte Design über Packung und Flasche ganz großartig finde, muss im Zweifel wohl erst gar nicht erwähnen.
Editiert im Nov.2014: Miller Harris hat die Preise der 'Library Collection' etwas gesenkt, die Flasche und die Verpackung leicht verändert und aus der limitierten Serie eine permanente Kollektion innerhalb des Sortiments gemacht. Das erhöht meine Bewertung um 10 %, auch wenn ich den Duft weiterhin zu teuer finde. Umso häufiger ich den Duft trage, umso besser finde ich ihn.
In der Duftpyramide auf der Miller Harris Homepage wird als Inhaltsstoff auch 'Iso butyl quinolene' genannt, was ich leider nie als einzelnen Rohstoff testen konnte. Es soll einen wurzelig erdig und nussig tabakartigen Geruch ausströmen, der sich hervorragend in Verwendung mit Moos und Vetiver verarbeiten lässt, dessen Charakter vertieft und wohl vor allem in Chypre - und Lederdüften verarbeitet wird. Das passt ja hier ganz hervorragend und macht Sinn, es scheint sich hier wunderbar einzufügen. Die milchig weiche Holzigkeit von Sandelholz oder gar Vanille und Tonkabohne in der Basisnote wahrzunehmen, obwohl auch diese in Pyramide mit aufgeführt sind, gelingt mir nicht. Im Zweifel fanden einige kleine Tropfen den Weg in die Formel, um verbindende Weichheit und Haltbarkeit zu unterstreichen. Eher addiert sich im Duftverlauf eine kleine seifige Note, die den klassischen Aspekt stützt und Patchouli scheint einen Funken seiner Dunkelheit in der Basis beizusteuern. Letztendlich bleibt es schlicht bei einer Dualität von säuerlicher Frische und moosig holzigem Vetiver.
"Veti Vert" empfinde ich als eine zeitgemäße Interpretation klassisch zurückhaltender und eleganter Herrendüfte der Siebziger Jahre und er zitiert mit seiner "alten" Vetiver - und Moosfacette ganz wunderbar dieses Zeitalter. Durch Grapefruit und Spargel behauptet sich dauerhaft und sehr naturalistisch eine säuerlich pflanzlich grüne Note, die durch ihre Frische den modernen Touch beisteuert und luftige Transparenz ausstrahlt. Das Manko dieses Duftes könnte sein, das er nicht mehr zu bieten hat * ja, das war schon alles* und daher zu schnell als flach abgetan wird, zumal man sich evtl. mehr von der Vanille oder Tonkabohne für Volumen in der Basis hätten wünschen können. Wenn man negativ weiter denkt, könnte man aufgrund seiner Schlichtheit sich auch versucht sehen ihn gar auf eine Stufe mit dem 'Vettiveru' Cologne von comme des garcons stellen zu wollen, auch das neue 'Vetiver' Cologne von Goutal könnte einem noch in den Sinn kommen. Denn auch wenn Haltbarkeit und Silage ausreichend sind, sind sie doch eher von gentlemanhafter Zurückhaltung. Von komplexen Vetiverdüften wie Chanels 'Sycomore' oder Diors 'Privée Vetiver' ist er weit entfernt.
Mir persönlich fehlt nichts an diesem Duft, weil ich mich auch gerne für schlichte und gut ausbalancierte Düfte wie diesen begeistern kann. Dadurch ist "Veti Vert" sehr gut alltagstauglich und belastet nicht. Der Duft passt in seinem eleganten "French chic" ganz wunderbar zur Philosophie der Firmengründerin Lyn Harris, die ihr Handwerk wohl ganz traditionell in Grasse erlernte und nun zwischen London und ihrer zweiten Heimat Südfrankreich hin und her pendelt. Lyn Harris hat bei mir aber eh einen Stein im Brett, weil sie in Zusammenarbeit mit der auch aus England stammenden und in Frankreich lebenden grandiosen Jane Birkin den genial dunkel modrig süßen Duft "L'Air de Rien" komponiert hat. So schön ich "Veti Vert" auch finde, so muss ich bei meiner Bewertung doch wegen des sehr hohen Preises und der gefühlten Simplizität des Duftes 10 % abziehen, denn eigentlich ist er mir 90 % wert. Zum normalen Miller Harris Sortiments-Preis wäre er das Geld wert, aber zumindest für mich war er ja ein sehr gelungenes Geschenk. Das ich das gesamte Design über Packung und Flasche ganz großartig finde, muss im Zweifel wohl erst gar nicht erwähnen.
Editiert im Nov.2014: Miller Harris hat die Preise der 'Library Collection' etwas gesenkt, die Flasche und die Verpackung leicht verändert und aus der limitierten Serie eine permanente Kollektion innerhalb des Sortiments gemacht. Das erhöht meine Bewertung um 10 %, auch wenn ich den Duft weiterhin zu teuer finde. Umso häufiger ich den Duft trage, umso besser finde ich ihn.
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