LUI
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Französisches Leder "Cuir"
Molinard möchte ich, neben Guerlain, Caron, Givenchy und d’Orsay zu einem der wirklich großen Traditionparfumhäuser Frankreichs zählen. Die Marke Molinard wurde 1849 im südfranzösischen Städtchen Grasse gegründet, das seit jeher als das Zentrum der französischen Duft- und Parfümindustrie gilt. Molinard ist bis heute ein Familienunternehmen geblieben und hat seitdem seinen eigenständigen Weg, durch avantgardistische und gewagte Kollektionen gefunden. Parfüms der Marke sind stets elegant, ausgewogen und einmalig. Das Haus Molinard bietet eine relativ große Auswahl an Parfums, leichtere und schwere Kreationen, aber ohne komplexe extreme Herausforderungen.
Zu den berühmtesten Kreationen zählt zweifelsohne das Parfüm Habanita aus dem Jahr 1948, das 2005 neu aufgelegt wurde und wieder großartig punktete. Neben ihren klassischen Düften präsentiert Molinard auch moderne Kompositionen, die selbst die anspruchsvollsten Kunden in ihren Bann ziehen. Molinard war das erste Haus, welches ein Vetiver in einen Duft für Frauen einführte. Dies war im Jahr 1921 mit dem Duft Habanita. Es ist auch das erste Haus, das 1925 mit der Kreation Concreta ein festes Parfüm mit pflanzlichem Blütenwachs schuf; sowie 1950 die Innovation hatte, eine Rasiercreme ohne Wachs zu entwickeln.
Célia Lerouge-Bénard, seit etwa fünf Jahren für das Haus tätig und die erste Frau, die mit dem Management der Marke betraut wurde, beschloss in der Werbung für das Eau de Parfum Molinard Cuir - ihrer seinerzeit neuesten Kreation, sich selber auszuziehen – indem Sie sich nackt und somit natürlich zeigte. Ihr Slogan - Ich erwarte von dem Duft in ihm etwas rohes, sinnliches, kraftvolles, pikantes und provokatives zu entdecken, indem ich es öffne ... und werde nicht enttäuscht sein!
Das Parfüm eröffnet sich spritzig zitrisch-frisch, wie ein Morgenspaziergang im Frühling - der Duft von frisch gemähtem Heu einer Wiese am Waldrand, mit einer leicht blumigen Note. Die Herznote stellt sich schleichend ein. Die blumigen Akzente von Lilie und Lavendel rücken in den Hintergrund und eine zarte holzig ledrige Note gesellt sich hinzu, die ich als frischen Chili und Safran interpretiere. Die Ledernote ist alles andere als herb oder animalisch, eher zart maskulin und weich, wie handschuhweiches Lammleder und hält für drei Stunden an. Schon etwas ungeduldig erwarte ich die Basisnote - umso mehr ich daran rieche, umso mehr finde ich daran Gefallen. Mit der Zeit wird der Duft komplexer, holzig-warm, balsamisches Leder durch Ambra: sowie Sandel- und Agarholz, ausbalanciert mit Patschuli und Moschus. Würde ich die leichte Süße in der Basis mit einem Wein vergleichen, würde ich ihn als lieblich bezeichnen - ein Duft, der auch noch bis spät in die Nacht gut wahrnehmbar ist.
Fazit: Ein faszinierendes Dufterlebnis, luxuriös, perfekt ausgewogen für Männer und Frauen.
Die Sillage: bestens, aber ohne aufdringlich zu sein.
Die Haltbarkeit: überdurchschnittlich (je nach Hauttyp)!
Gut tragbar im Herbst, an milden Wintern und im Frühjahr für viele Gelegenheiten.
Wer hier schmuddeliges Leder mit Schießpulver erwartet, wird allerdings enttäuscht sein.
Flakon: Geschmackvolles solides Handwerk - Prädikat: empfehlenswert!