09.07.2025 - 05:52 Uhr

Intersport
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Top Rezension
22
Botanischer Beifang
Mehrstimmige Weißblütler-Mischungen gehören nicht zu meinen Favoriten. Sobald einzelne davon gesondert verhandelt werden – schon eher. Auch ich habe ein paar Jasmin-, Tuberosen- und Gardenie-Lieblinge. Un Bel Amour d'Été ist aber genau das: ein Weißblütler-Chorus, der sich ganz offensichtlich mit dem tropischen Dreiklang Gardenie, Ylang-Ylang und Champaka beschäftigt.
Als ich das Parfum vor gut eineinhalb Jahren zum ersten Mal unter der Nase hatte, dachte ich: schön, Corticchiato knüpft hier an ein Thema an, das er mit 3 Fleurs (2009) erstmals behandelte – und auch: clever, nach der Vielzahl von unbekannteren Timbres, wie sie etwa in Mal-Aimé (2021) gipfelten, diese nun mit etwas Klassischem zu konterkarieren. Aber auch: das ist nichts für mich.
Dennoch ertappte ich mich dabei, beharrlich und regelmäßig am meinen Handrücken zu schnuppern, immer wenn ich Un Bel Amour d'Été im Lauf des letzten Jahres vor mir hatte. Parfums, die sich langsam, aber beständig nach vorne arbeiten, sind das Antidot zur Schockverliebtheit – oft in Verbindung mit ausgefuchster Kopfnotenblenderei, auf die viele Veröffentlichungen abzielen. Parfums, die nicht auf Anhieb den eigenen Vorlieben entsprechen, sondern diese verschieben, vielleicht erweitern. Und genau so etwas löste Un Bel Amour d'Été bei mir aus. Dieser Duft ist nicht meine Kragenweite, aber er ist raffiniert verführerisch.
Bei der Präsentation von Un Bel Amour d'Été konnte ich Einblick in die Extrakte der Schlüsselingredienzen aus unterschiedlichen tropischen Regionen nehmen: Gardenie, Ylang-Ylang und Champaka. Corticchiato ist bekanntlich „picky“ mit seinen Materialien – und so vermutlich auch hier. Diese Volumen sind üppig, aber der Clou an dem Duft sind zwei zusätzliche, im Hintergrund aktive Facetten:
A) die Zwischentöne: Hier gelingt Un Bel Amour d'Été ein Spagat, der vom Tropischen ins Europäische reicht – genauer gesagt auf Sommerwiesen. Heuartige Anteile, kleine, herbe Wiesenblumen, leisere Stimmen, die im direkten Nebeneinander der Weißblütler-Diven scheinbar nicht viel sagen können, aber hier einen wichtigen Teil zur Summe, Textur und Stimmung beitragen. Ja, auch die „eingelebte“ Art vieler Corticchiato-Düfte kommt hier ins Spiel.
B) die Basis: Un Bel Amour d'Été verwendet echtes indisches Sandelholzextrakt – und ja, man spürt es. Da dieser Duft auch ein autobiografischer sein soll, habe ich mich freilich gefragt: Hat die einstige Sommerliebe etwa Samsara (1989) getragen? Oder hat der Parfumeur einfach den richtigen Zeitpunkt abgewartet, bis die Restriktionen zum Export indischen Sandelholzes gelockert wurden? Vielleicht beides.
Die Madagaskar Vanille ist leicht rauchig, dunkel und erinnert mehr an tatsächliche Schoten als an inszenierte Parfum Vanille. Ein Hauch klärender Cumin gibt etwas Kante, Kurkumawurzeln sorgen für weitere grüne Bitterkeit – und alles amalgamiert ausgezeichnet mit dem Sandelholz. Cremig, ohne nervig. Sommer: vertraut und anders, fast frei von dominierenden geruchlichen Klischees. Toll.
Als ich das Parfum vor gut eineinhalb Jahren zum ersten Mal unter der Nase hatte, dachte ich: schön, Corticchiato knüpft hier an ein Thema an, das er mit 3 Fleurs (2009) erstmals behandelte – und auch: clever, nach der Vielzahl von unbekannteren Timbres, wie sie etwa in Mal-Aimé (2021) gipfelten, diese nun mit etwas Klassischem zu konterkarieren. Aber auch: das ist nichts für mich.
Dennoch ertappte ich mich dabei, beharrlich und regelmäßig am meinen Handrücken zu schnuppern, immer wenn ich Un Bel Amour d'Été im Lauf des letzten Jahres vor mir hatte. Parfums, die sich langsam, aber beständig nach vorne arbeiten, sind das Antidot zur Schockverliebtheit – oft in Verbindung mit ausgefuchster Kopfnotenblenderei, auf die viele Veröffentlichungen abzielen. Parfums, die nicht auf Anhieb den eigenen Vorlieben entsprechen, sondern diese verschieben, vielleicht erweitern. Und genau so etwas löste Un Bel Amour d'Été bei mir aus. Dieser Duft ist nicht meine Kragenweite, aber er ist raffiniert verführerisch.
Bei der Präsentation von Un Bel Amour d'Été konnte ich Einblick in die Extrakte der Schlüsselingredienzen aus unterschiedlichen tropischen Regionen nehmen: Gardenie, Ylang-Ylang und Champaka. Corticchiato ist bekanntlich „picky“ mit seinen Materialien – und so vermutlich auch hier. Diese Volumen sind üppig, aber der Clou an dem Duft sind zwei zusätzliche, im Hintergrund aktive Facetten:
A) die Zwischentöne: Hier gelingt Un Bel Amour d'Été ein Spagat, der vom Tropischen ins Europäische reicht – genauer gesagt auf Sommerwiesen. Heuartige Anteile, kleine, herbe Wiesenblumen, leisere Stimmen, die im direkten Nebeneinander der Weißblütler-Diven scheinbar nicht viel sagen können, aber hier einen wichtigen Teil zur Summe, Textur und Stimmung beitragen. Ja, auch die „eingelebte“ Art vieler Corticchiato-Düfte kommt hier ins Spiel.
B) die Basis: Un Bel Amour d'Été verwendet echtes indisches Sandelholzextrakt – und ja, man spürt es. Da dieser Duft auch ein autobiografischer sein soll, habe ich mich freilich gefragt: Hat die einstige Sommerliebe etwa Samsara (1989) getragen? Oder hat der Parfumeur einfach den richtigen Zeitpunkt abgewartet, bis die Restriktionen zum Export indischen Sandelholzes gelockert wurden? Vielleicht beides.
Die Madagaskar Vanille ist leicht rauchig, dunkel und erinnert mehr an tatsächliche Schoten als an inszenierte Parfum Vanille. Ein Hauch klärender Cumin gibt etwas Kante, Kurkumawurzeln sorgen für weitere grüne Bitterkeit – und alles amalgamiert ausgezeichnet mit dem Sandelholz. Cremig, ohne nervig. Sommer: vertraut und anders, fast frei von dominierenden geruchlichen Klischees. Toll.
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