10.09.2017 - 15:15 Uhr

Meggi
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In Wat Nakaram
Ein wenig außer Atem stellte der junge Dek wat die schweren, metallenen Behälter ab – vorsichtig, wie ihn sein Meister geheißen hatte. Der alte Mann lächelte ihm zu und bedeutete ihm mit einer einladenden Geste seines hageren Arms, sich niederzulassen. Zögernd näherte sich der Junge. Er war erst einige Tage Mitglied der Tempel-Gemeinschaft. Mindestens vier Jahre musste er ‚Dek wat‘, also ‚Tempelkind‘ sein, ehe er Novize und nach weiteren ein oder zwei Jahren Mönch werden konnte. Entsprechend groß war sein Respekt vor dem Alten, der seit Jahrzehnten ein Leben im Dienste der Lehre Buddhas führte.
Lange knieten beide nebeneinander vor der hohen, hölzernen Gestalt und der Junge blickte immer wieder ergriffen empor. Das Antlitz der Statue war, von unten betrachtet, fast einschüchternd mit den breiten Wangen und vollen Lippen. Aus größerer Entfernung hingegen wirkte es gütig und in sich ruhend.
Endlich wagte er, das Schweigen zu brechen:
„Meister?“
„Ja, mein Sohn?“
„Was haben wir nun heute vor? Was befindet sich Wertvolles in diesen Gefäßen, dass ich dafür vorhin sogar in die große Stadt gehen sollte?“
„Holzschutzmittel, mit etwas Lack versetzt. Eine Spezialmischung - die wird exklusiv vom OBI in Phuket für alle Tempel und Schreine in ganz Thailand zusammengerührt. Und mit dem Zeug schmieren wir das gute Stück jetzt bis in die letzte Rille ein. Machen wir zweimal im Monat. Was meinst Du, wie wir den Burschen bei diesem Klima hier heil durch die Jahrhunderte gekriegt haben? Auf geht’s!“
Den Rest des Tages verbrachten Meister und Schüler damit, die Statue sorgfältig von oben bis unten mit ‚OBI Buddha-Wood Spezial‘ einzupinseln. Vom stechend-süßlich-synthetischen Dunst wurde dem Jungen ganz schwummrig. Wie durch einen leichten Nebel sah er den entrückt-heiteren Ausdruck auf dem Gesicht des alten Mannes und ihm kam der vage Gedanke, dass er soeben dem Grund für das ausdauernd-friedvolle Lächeln mancher Mönche auf die Spur gekommen sein mochte.
Lange knieten beide nebeneinander vor der hohen, hölzernen Gestalt und der Junge blickte immer wieder ergriffen empor. Das Antlitz der Statue war, von unten betrachtet, fast einschüchternd mit den breiten Wangen und vollen Lippen. Aus größerer Entfernung hingegen wirkte es gütig und in sich ruhend.
Endlich wagte er, das Schweigen zu brechen:
„Meister?“
„Ja, mein Sohn?“
„Was haben wir nun heute vor? Was befindet sich Wertvolles in diesen Gefäßen, dass ich dafür vorhin sogar in die große Stadt gehen sollte?“
„Holzschutzmittel, mit etwas Lack versetzt. Eine Spezialmischung - die wird exklusiv vom OBI in Phuket für alle Tempel und Schreine in ganz Thailand zusammengerührt. Und mit dem Zeug schmieren wir das gute Stück jetzt bis in die letzte Rille ein. Machen wir zweimal im Monat. Was meinst Du, wie wir den Burschen bei diesem Klima hier heil durch die Jahrhunderte gekriegt haben? Auf geht’s!“
Den Rest des Tages verbrachten Meister und Schüler damit, die Statue sorgfältig von oben bis unten mit ‚OBI Buddha-Wood Spezial‘ einzupinseln. Vom stechend-süßlich-synthetischen Dunst wurde dem Jungen ganz schwummrig. Wie durch einen leichten Nebel sah er den entrückt-heiteren Ausdruck auf dem Gesicht des alten Mannes und ihm kam der vage Gedanke, dass er soeben dem Grund für das ausdauernd-friedvolle Lächeln mancher Mönche auf die Spur gekommen sein mochte.
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