Lindenblüte von Parfum-Individual Harry Lehmann
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7.9 / 10 146 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Parfum-Individual Harry Lehmann für Damen. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist blumig-grün. Es wird noch produziert.
Gut kombinierbar mit Neroli
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Duftrichtung

Blumig
Grün
Süß
Frisch
Würzig

Duftnoten

HonigHonig LindenblüteLindenblüte LindenblattLindenblatt
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Duft
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9.329 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 05.04.2024.

Rezensionen

14 ausführliche Duftbeschreibungen
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Duft
Pollita

344 Rezensionen
Pollita
Pollita
Top Rezension 79  
Berlin ist immer eine Reise wert
Das allererste Mal in Berlin war ich während meiner Studienfahrt. Das muss so um die 1993 gewesen sein. Außer an zwei Songs, die wir rauf- und runtergehört haben (What’s up und Runaway Train) muss ich an Jil Sander Sun denken (trug damals nahezu jede aus meiner Jahrgangsstufe) und an einen Abend, an dem ich stundenlang mit der U-Bahn alleine rumgekurvt bin und mein Quartier ewig nicht mehr gefunden hatte. Ja, ich war 16 Jahre alt und mir gewisser Risiken vielleicht nicht immer so unbedingt bewusst. Ein Glück, dass nichts passiert ist.

Berlin lieben gelernt habe ich erst später. Vielleicht so 2007 oder 2008. Da war ich bereits in meiner Lieblingsbranche tätig und einer meiner Vereine veranstaltete jährlich eine Tagung in der Hauptstadt. Mit Politikerkontakt. Das war spannend und man traf auch innerhalb der Gruppe immer wieder nette und interessante Menschen. Eine liebe Kollegin, zu der ich leider auch schon eine Weile keinen Kontakt mehr habe, wohnte sogar in Berlin, wenngleich sie, wie auch ich, Schwäbin war. Sie kannte die besten Restaurants an den Hackeschen Höfen. Und als wir eines Abends zu dritt unterwegs waren, konnten wir an der Museumsinsel sogar einen Blick auf Angie herself werfen.

Meinen Mann zog es nie nach Berlin, aber immer, wenn ich geschäftlich in den Flieger steigen durfte, um die Hauptstadt zu besuchen, freute ich mich wie Bolle. Umso schöner, dass mein ehemaliger Arbeitgeber dort auch eine Niederlassung hatte. So bekam ich Berlin öfter mal zu Gesicht.

Ich weiß, das haben schon so viele vor mir geschrieben, aber dieser Duft von Harry Lehmann steht für mich für Berlin wie kein Zweiter. Eine authentische, zarte Lindenblüte. Ganz gewiss nicht schüchtern, sondern sie strahlt in voller Pracht. Dass so ein schöner und naturnaher Duft in dieser Preisklasse zu haben ist, überrascht mich doch sehr. Aber bei Harry Lehmann ist das eigentlich überhaupt keine Überraschung. Viele seiner Parfums haben so eine hohe Qualität. Da sieht man mal wieder, dass ein schöner Duft definitiv kein Vermögen kosten muss.

Nach einer Weile wird die Lindenblüte etwas rauer. Geht über von feiner Blumigkeit ins Grüne. Bekommt einen herben Ton mit auf den Weg. Ein Duft für jeden, da absolut zeitlos, unkompliziert und einfach nur schön. Und ich behaupte mal, man muss auch kein Fan unserer Hauptstadt sein, um dieses Parfum zu mögen. Trotzdem will ich bei einer meiner nächsten Berlin-Reisen auch mal zu Herrn Lehmann ins Geschäft. Ich hab mir nämlich sagen lassen, dass sich das lohnen soll.

Herzlichen Dank an die liebe Medusa00 für die Testmöglichkeit.
47 Antworten
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 48  
Lindenblüte x Neroli = Stil
Eine Wahrnehmung von Welt, die auf Kausalzusammenhänge reduziert bleibt, vielschichtige Erklärungsmuster ausblendet, monokausale Erzählungen multikausalen, komplexen Erklärungsclustern vorzieht, hat Konjunktur; nicht nur in der Politik, sondern auch in unserer "Erklärung" von Welt, wie sie in den Nachrichten, in gesellschaftlichen Diskussionen (von Diskurs wage ich nicht zu sprechen) und dem, was man gemeinhin Mentalität nennt, eingeschrieben und gespeichert ist.
Mentalitäten, die Wahrnehmung dessen, was über den rein subjektiven individuellen Rahmen des Selbst hinaus geht, prägen unser Denken und Handeln als prädisponierte Denk- und Handlungsmuster, reduzieren Komplexität und machen uns letztlich handlungsfähig. Die ihnen eingeschriebenen Diskurse, an denen wir teilhaben, artikulieren diese Sicht von Welt und machen deutlich, wie unterkomplex Wirklichkeit von uns häufig wahrgenommen wird. An sich ist nichts Schlimmes daran. Würden wir "Wirklichkeit" (was ist das?) ständig auch nur annähernd so komplex wahrnehmen, wie sie ist, wären wir im Alltag lahmgelegt. Dennoch schadet es nicht, sich von Zeit zu Zeit klarzumachen, dass das, was uns als "Wahrheiten" in Medien verkauft wird, häufig nur ein winziger Ausschnitt dessen ist, was Sachverhalte ausmacht. Woher kommen beispielsweise politisch motivierte Aggressionen? Vielleicht daher, dass unsere (i.e.S.) kapitalistische Weltsicht anderen Weltregionen die Rolle der Peripherie zuweist? Vielleicht daher, dass religiöse Diskurse zu unterschiedlichen Auffassungen von sog. Wahrheit führen? Vielleicht daher, dass in politischen Systemen der Faktor Macht bestimmend ist? All das und noch viel mehr. Und nichts davon allein ist wahr.

Nun zu Duft i.w.S.: Ich selbst beobachte mich permanent dabei, wie ich meine Wahrnehmung von Duft unsinnigerweise absolut setzen möchte, obwohl es doch kaum eine Wahrnehmung geben könnte, die subjektiver, weniger objektiv und intersubjektiv vermittelbar wäre als die Wahrnehmung eines Duftes. Schon das, was wir SEHEN, ist eine Konstruktion von Wirklichkeit, die in unserem Gehirn geschieht. Wer sagt, mir, dass das, was ich als BLAU wahrnehme, auch das, ist, was Du als BLAU wahrnimmst? Wir sehen etwas, das wir gleich bezeichnen ("blau"), wissen aber nicht, was der andere sieht, hat er doch seit seiner Kindheit gelernt, das, was die Mutter als "blau" bezeichnetet, auch als blau zu bezeichnen. Kaum anzunehmen, dass es exakt das Gleiche ist. Und selbst wenn es so wäre: Was sieht ein Dritter, ein Vierter? Was also RIECHT ein Dritter und ein Zehnter? Was riecht der oder die andere? Wie kann ich dir und mir etwas über das vermitteln, was ich da gerade rieche und wie viel davon ist sozial konditioniert? Warum erscheint uns Oud zuweilen fäkal, während es anderen Menschen ein Gefühl von Wohlsein, Behütetsein und höherem Bewusstsein vermittelt? Warum liebt eine die Orientalen, während der andere die Hesperidien-Düfte mag? Was davon ist genetisch bedingt, anerzogen, selbst gewählte "Tradition", was davon dem Augenblick und seinen Begleiterscheinungen geschuldet?

Dieser Kommentar eignete sich vielleicht besser als Blog (wo er auch stehen wird), würde es da nicht einen Twist geben, der mich dazu brachte, ihn doch noch einem einzelnen Duft zuzuordnen.

Die Düfte von Harry (resp.) Lutz Lehmann fallen aus allen Schemata, die wir gewohnt sind, an Düfte anzulegen. Im Einzelnen: Wir kennen Klassiker, die uns prägten, Drogeriedüfte, die preiswert, aber dafür zumeist nicht gar so überzeugend sind, Nischendüfte, die uns beeindrucken, für die wir aber auch tief in die Tasche greifen müssen, Mainstream-Düfte, die hier zur Referenz negativer Zuschreibungen geworden sind. Letztlich also scheinbar eine Frage von Qualität und dem, was ich bereit bin, für Qualität zu opfern. Beeinflusst sind wir über das oben Gesagte hinaus von Werbung, der ein großer Teil des Budgets für einen neuen Duft zufließt.

Bei Harry Lehmann ist alles anders: Die Firma hat m.W. wenigstens in den letzten Jahren (und ich kenne sie seit ca. 15 Jahren) nie auch nur einen Euro für Werbung ausgegeben. Das Geschäft in der Berliner Kantstraße repräsentiert den Charme der Fünfziger, den man mögen muss (oder eben nicht mag). Der Internetauftritt ist selbstgestrickt und wird wohl heutige Internetgenerationen nachhaltig verschrecken, vielleicht abschrecken. Die Düfte selbst kosten wenig, sind zwar nicht billig aber rundum preiswert. Die Flakons stammen aus der Serienproduktion eines Glasherstellers, sind zwar schön anzuschauen, aber auch vollkommen schlicht und ohne jede Zier. Die Aufkleber dürften aus den Anfangstagen der Marke stammen (was nach dem Berliner Lifestyletempo natürlich wieder hip ist, weil es sich selbst überholt und somit wieder beim Anfang ankommt: Retrocharme - könnte man es nennen, wäre er bewusst eingesetzt und nicht Teil von echter Tradition). Und alles, was nun bei dieser Anti-Welt (KEINE Werbung, KEINE Hipster-Kultur, NICHT teuer und exklusiv, NICHT durchorganisiert professionell usf.) herauskommt, ist dennoch Qualität, und zwar, wie ich bei einem umfangreichen Vergleich und Test der Düfte feststellen konnte, eine solche, die mich persönlich (denn wie könnte ich davon ausgehen, dass meine Wahrnehmung von Qualität der euren entspricht) mehr als zufrieden stellt: ich bin geradezu begeistert.

Dies aber hier ist nun, ganz abgesehen von der umfangreichen Rede, kein Kommentar, keine Besprechung von Harry Lehmanns "Lindenblüte", sondernd die von mir - aufgrund eines unten von PrisAloha empfohlenen Layerns mit Neroli - gewagte Misch-Bestellung von Lindenblüte x Neroli (Mischung: 50% / 50%). Natürlich wurde diese Bestellung, wie auf der Homepage für alle denkbaren Mischungen in Aussicht gestellt, von Lutz Lehmann anstandslos umgesetzt und zugesandt. Was dabei herauskommt, ist mehr als schön: Der helle, frische, orangenblumige Auftakt von Neroli, das quasi den Part der Kopfnote übernimmt, mildert die Süße der Lindenblüte, die zuweilen eher feminin wahrgenommen wird und schafft so eine Balance, die ich für harmonisch und spannungsreich zugleich halte. Natürlich ist der Duft eher blumig (was erwartest Du bei Neroli und Lindenblüte), aber er hat auch eine herbe, etwas strenge Note, die ihn absolut unisex-tauglich macht, wie ICH meine. Entstanden ist ein Duft, der Stil hat, noch mehr, wie ich denke, als die beiden Einzeldüfte, auch wenn diese schon fast einen Überschuss an Stil enthalten, wie die schönen Kommentare von Fittleworth auf unnachahmliche Art deutlich machen.

Dies also ist das Plädoyer für mehr Weitsicht, weniger Enge in Bezug auf die Eigenwahrnehmung, mehr Bereitschaft zum Wagnis: das Ergebnis könnte dich überraschen, auch wenn es kein exklusiver Duft mit erwartbarer, voraussagbarer Qualität zu sein scheint. Es ist das Plädoyer für Düfte von Harry (heute: Lutz) Lehmann und für die Bereitschaft, auch Preiswertes zu würdigen und zu schätzen, vielleicht gerade, weil es preiswert UND gut ist - und wo bekommt man das heutzutage noch so leicht: fast nirgends, wie ich meine, aber HIER.
29 Antworten
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Preis
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8.5
Duft
First

225 Rezensionen
First
First
Top Rezension 40  
"Ich trage Chanel, und sie?" "Ich trage Lehmann."
Als mein Vater irgendwann in den 1970er Jahren zu einer Fortbildung in Berlin war, brachte er meiner Mutter drei kleine Fläschchen Parfum mit. Es waren die drei, die er nach ausgiebigem Testen am schönsten fand und sich am besten an ihr vorstellen konnte. Und so standen diese drei kleinen dann neben dem ebenfalls kleinen, aber etwas größeren Fläschchen Je Reviens im Bad. Auf dem dunklen, mit Goldfarben ziselierten Etikett stand jeweils "Lehmann" und darunter mit einem extra Aufkleber der jeweilige Name des Duftes.

Nach Berlin fuhr man damals nicht einfach mal so. Schließlich lag die deutsch-deutsche Grenze dazwischen, die man pro Strecke sogar zweimal überschreiten musste. Mit dem Unterton des Außergewöhnlichen, Kuriosen wurde fortan bei Gelegenheit immer wieder berichtet, dass Vater diese Düfte in West-Berlin in einer wundersamen kleinen Parfümerie erstanden hatte, in der die Parfums selbst hergestellt und in Gegenwart des Kunden eigenhändig in Fläschchen abgefüllt wurden! Weiterhin wurde berichtet, dass in dem Geschäft, das Vater zufällig im Vorbeigehen entdeckt hatte, nur ein einzelner Mann war, vermutlich der Parfumeur selbst! Hatte man soetwas schon einmal gehört? Nein. Keiner hatte soetwas in den 70ern oder 80ern schon mal gehört. Jedenfalls in unserem Umfeld nicht. Und dann dufteten diese Parfums auch noch sehr gut. Die waren wirklich deutlich besser als Vieles, was man sonst so an gängigen Düften kaufen konnte.

Das fand auch meine Mutter und sie benutzte sie alle drei ab und zu, besonders eines der Fläschchen verzeichnete stetig weniger Inhalt. Ich weiß leider nicht mehr, welche Düfte es waren, denn ich war noch sehr klein. Und ich weiß auch nicht, wo sie geblieben sind. Vermutlich wurden sie aufgebraucht und dann weggeworfen. Eines weiß ich jedoch: Lindenblüte war nicht dabei, denn keiner der Düfte meiner Mutter war süß. Und Lindenblüte ist sehr süß, so süß, wie Lindenblüten eben duften.
Ja, Lindenblüte duftet für mich 1:1 wie die blühenden Linden unter denen ich im Sommer mit dem Fahrrad entlangfahre. Genauer kann man es meiner Meinung nach nicht beschreiben. Ich kann sagen, dass es süß und weich und nach Weite duftet und ein wenig würzig und - weil ich diesen Duft von den Linden im Sommer kenne - nach Sommer. Ich empfinde diese Lindenblüte als vollkommen authentisch. Und: Der Duft hat über die langen Stunden, die er anhält, so gut wie keinen Verlauf. Lindenblüte bleibt Lindenblüte. Unter anderem deshalb hatte ich auch erst nur ein Statement geschrieben.
Heute habe ich in freudiger Erwartung sonnigerer Tage, Lindenblüte das erste Mal in diesem Jahr aufgetragen und dachte mir, dass ein Statement für diesen außergewöhnlichen Duft eigentlich zu wenig ist, besonders, da sich für mich obige Geschichte darum rankt. Die Aufkleber auf den Fläschchen sind, so scheint es mir aus der Erinnerung, dieselben geblieben. Nur hatte mein Vater für meine Mutter kleine, linsenförmige Flakons gewählt.
Und wenn man mich genau heute fragte: "Sie duften so gut. Darf ich fragen: Ist das Chanel?", dann antwortete ich wie früher meine Mutter: "Nein, es ist Lehmann".
Es wäre zu kompliziert zu sagen: "Nein, es ist Lindenblüte von Lehmann gelayert mit Himalayan Blue von Crabtree & Evelyn". Aber Euch kann ich das sagen. Lehmanns süße Lindenblüte und Himalayan Blue, der so unsüß ist, wie kaum ein anderer Duft, ergänzen sich auf interessante Art.
15 Antworten
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Fittleworth

89 Rezensionen
Fittleworth
Fittleworth
Top Rezension 33  
Untern Linden ...
Nehmse Platz, Herr Jeheimrat! Wie is dit werte Befinden?
Na, Sie strahln ja mit die Sonne um die Wette.
Wat dürf et denn diesmal sein? Fassongk, wie immer?
Rasur jefällich, der Herr?
Aba jern, aba jleich ...

Wie belieben, der Herr?
Jaaaa, dit wurde aba langksam ooch Zeit, dit hier ma die warme Jahreszeit ausbricht.
Ick saach ja immer, et jibt wenich, wat so schön is wie ebent der Frühlingk.
Ach ja, der Mai ... da jeht einem dit Herze uff, findense nich ooch?
So, nehmse bitte ma dit holde Haupt nach die annere Seite, damit ick Ihnen nich mit den Rasierschaum an dit weiße Hemde komme ...

Wie meinen ...?
Richtich, Herr Jeheimrat, janz Ihrer Meinungk. Neben die leuchtenden Farben von die Blüten sind et ja vor allem die frischen Düfte, die dit Janze nu so anjenehm machen.
Sojar die Piepmätze in die Bäume quietschen wie berauscht. Hörnse dit ...?
Dit is aba ooch schön, wenn die Linden mit dit Jeblühe anfangen ...
Also ick saach ja immer, Sonnenschein und Lindenblüte, dit is der richtije Frühlingk, da kann der Mensch uffatmen.
Ick bin doch so jerne ma flaniern ...
Unter die Linden, dit jefällt mir.

Sehnse, und ick bin ja jeradezu bejeistert davon, dit die Lehmanns da jenau den Duft nach Frische und hellblauem Himmel in Flakongks abjefüllt ham. Und wie hamses jenannt? Lindenblüte, wie sonst. Wissense, jenau dit macht mir die Lehmänner so sympathisch. Keen Schnickschnack, einfach nur een passender Name und man weeß, wat drin is.

Nu ma bitte dit edle Haupt nach hinten neijen ... so, sehnse, nu jeh ick mit dit Rasiermesser ma janz vorsichtich an die sojenannte Problemzone unter dit Kinn. Spürnse dit?
Jaaaa, jelernt is jelernt ...

Wo war ick?
Ach so - Lindenblüte.
Is ja einer der schönsten Düfte übahaupt. Da laß ick ooch nich mit mir diskutiern.
Wie belieben, Herr Jeheimrat?
Na dit hab ick mir jedacht, dit Sie Lindenblüten ooch knorke finden. Is ja ooch so een natürlicher Duft. Un denn so fein, so als obste schwebst ... rejelrecht töfte, ham wir früha immer zu sowat Feinet jesaacht.
Jaaa, jenau, dit hab ick vorhin erwähnt.
Die Lehmänner ham sich der Lindenblüte anjenomm. Und wat soll ick Ihnen sagen - der Duft is einfach jroßartich jewordn.
Ick saach ja immer, dit Wichtichste dabei is die Frische. Und die hamse dufte hinjekricht. Elejant und dabei richtich frisch, also dit is beinahe schön son bißken unterkühlt, ebent wie son Frühlingstach ...

Zuerst jeht dit los mit Lindenblüte, is ja ooch klar. Jekonnt, saach ick da nur, sehr jekonnt. Lindenblüte alleene wäre so bißken langkweilich, und vielleicht ooch 'n bißken ville uff Dauer.
Aber nee ... dam hamse uffjepaßt, die Lehmänner.
So, soll dit hinta die Ohren noch kürzer oda isset so jenehm, der Herr?

Wo war ick?
Ach so - jekonnt jemachter Duft. Jaaa, muß ick lobend erwähnen.
Da is son Hauch von Sommerwiese mit drin, wissense ...
Nee, nich so mit ville Blumen, nich so süß wie man dit jetz für die Damen machen würde. Nee, eher so ... jrün, also Jras halt, im Frühsommer, kurz nachdem et jerejnet hat, wenn Se mir da folgen könn ...
Dit erjänzt sich janz ßaubahaft mit die Lindenblüte.
Janz natürlich, und nich zu süß.
Dit is ja sonst jerne ma een Problem mit moderne Düfte. Die sind ja oft so süß, dit sich allet von innen zuzieht. Ick würde mir nich wundern, wenn da die Wespen jern ranjehn ...

Aba wenn een Duft halt so natürlich is wie der hier ... denn lockt der zwar die Damen an, aba ebent nich die Wespen. Da jeb ick Sie mein Wort druff.

Und übahaupt falln Se mit dem Duft nur anjemehm uff. Sehnse, dit is einfach wat Schnieket für die warme Jahreszeit. Der paßt immer, der jeht immer, und der hat sone jewisse stille Jröße, rejelrecht vornehm, aba ohne sich vorzudrängeln.
Vawechseln könnse den ooch nich, der is einzichartich.
Un wenn ick so sehe, wie Se stolz Ihrn schicken Panamahut zum hellen Leinenschackett spazierntragen, kann ick mir ehrlich jesaacht ooch keen andern Duft vorstelln zu dit jute Stück.

Wie belieben, der Herr?
Ja sehnse, so jut kennse mir nu schon und ick Ihnen. Aba jewiß hab ick hier für Sie schonma den Flakongk bereitjestellt. Wollnse ma ...?
Hab ick mir jedacht. So nach die Rasur ... da möchte man als Herr von Welt ja ooch son bißken ein sauberet Jefühl um die Neese ham.
Ick püstere Ihnen ma ein ...
Jaaaaa, jenau dit hab ick erwartet.
Jefällt, nich wahr? Jefällt sehr ...
Aba jern doch!

Also dit freut mir nu wirklich, dit Ihnen der Duft so zusagt.
Immer jern doch, Herr Jeheimrat.
Allet zu Ihre Zufriedenheit!
Wie belieben ...?
Na, dit is richtich. Jehnse ruhich jleich ma zu die Lehmänner, is ja nich weit von hier. Ick bin da ooch jern ma, son bißken schnuppern ...

Vabindlichsten dank, Herr Jeheimrat!
Beehrnse mir bald wieder!
11 Antworten
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Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 34  
Stille Jahre in Gertlauken
1941 - als der Zweite Weltkrieg den Kontinent schon verheert und verwüstet hatte - wird ein junges Mädchen aus dem Rheinland als 'Lehrfräulein' in ein kleines ostpreußisches Dorf geschickt. Drei Jahre lang schreibt sie von dort Briefe an ihre Eltern ins tausend Kilometer entfernte, in Trümmern liegende Köln - schon heute keine geringe Entfernung, damals eine tatsächlich fast dreitägige Reise in eine andere, fremde Welt. 1985 hat Marianne Peyinghaus ihre Briefe aus Ostpreußen an ihre Eltern unter dem Titel 'Stille Jahre in Gertlauken' veröffentlicht.

Viel geschehen tut nicht in diesen Briefen. Peyinghaus schreibt, wie sie die Dorfkinder unterrichtet. Am Strand spazieren geht. Zum Mittagessen eingeladen wird. Wie das Saatgut aus- und dann die Ernte eingebracht wird. Wie die Linden blühen und dann nicht mehr und dann wieder. In einer unkomplizierten, wenngleich geschulten Sprache - wie eben eine Lehrerin Briefe schreibt. Und in dieser Beschreibung von Alltäglichkeiten, die schildern zu können in jener Zeit ein großes Privileg war, und dieser unaufgeregten Sprache liegt die Schönheit des Buches.

Wie einige Düfte aus dem Hause Harry Lehmann trägt auch Lindenblüte das olfaktorische Signum der Alltäglichkeit einer Zeit, die schon viel zu lange vergangen zu sein scheint, als dass sich wirklich noch jemand an ihre tatsächlichen Düfte erinnerte - als eine Reise von Köln nach Berlin einen Tag dauerte, und von Berlin nach Königsberg noch einen - und dieses verblichen Wehmütige ist vielleicht Lehmanns höchster Reiz. Lindenblütes Wesen fußt auf, nein: sein Wesen IST die monochrome Süße des vielleicht altmodischsten Duftes einer Baumblüte überhaupt: hintaumelnd wie honigtrunkener Schnee und mitunter fast betäubend anmutend, aber nie erstickend - wie eben die Tracht der Linde riecht. 'Blumig-grün' wird den besonders im Auftakt dicht-süßen Aromen kaum gerecht, und auch im Nachdunkeln (wenn man ein lichtes Grün denn 'Nachdunkeln' nennen mag) erhält er sich sein lieblich hinschmelzendes Wesen, wird das sanft Krautige nie dominant. So ist die Lehmannsche Lindenblüte nostalgisch-altmodisch und doch unkompliziert - wie eben Linde riecht, authentisch und doch (oder gerade deswegen?) fast ein bisschen aus der Zeit gefallen. Als sei es der Duft jener Dorflinde von damals, die vielleicht heute noch in Gertlauken steht, das jetzt Nowaja Derewnja heißt und in der russischen Oblast Kaliningrad liegt.

Fazit, in den letzten Sätzen aus Marianne Peyinghaus' letztem Tagebucheintrag, einer Art Epilog zu den an ihre Eltern gerichteten Briefen: 'Ich denke an Gertlauken. (...) Die stillen, dunklen Wälder, die Dünen, der Gesang der Wellen am Strand der Nehrung, und über allem der weite, weite Himmel.'
3 Antworten
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Statements

56 kurze Meinungen zum Parfum
UnchanedUnchaned vor 3 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Antidepressivum zum Aufsprühen. Stimmungsaufhellend, beruhigend, angstlösend. Keine Nebenwirkungen. Rezeptfrei! Lindenblüte von Lehmann :-)
19 Antworten
Edda32Edda32 vor 4 Jahren
Juniweiche Abendluft zieht mich zärtlich durch kopfsteinpflasterne Gassen. Laues Leinen weht und die letzte Ringeltaube. Vibriert mein Herz.
14 Antworten
Melisse2Melisse2 vor 4 Jahren
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8.5
Duft
Wie mit dem Fahrrad unter einer Lindenallee. Durch einen Hauch Ylang Ylang wird der Eindruck echter Lindenblüten gekonnt verstärkt. Betörend
11 Antworten
FloydFloyd vor 4 Jahren
7
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Haltbarkeit
8
Duft
Bütenstaub weht um weiße Bäume
Seidenkelche, Nektarträume
Frühlingssüß und unbekümmert
Sind Maja und Willi drin eingeschlummert
13 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
7
Sillage
9
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9.5
Duft
Geradezu köstliche und beschwingte Lindenblüten, authentisch und aussagekräftig. Der Monat Juni in aller Pracht zum aufsprühen. Herrlich!
15 Antworten
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