06.05.2018 - 15:07 Uhr
Meggi
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33
Mit alles? Und mit ordentlich scharf wieder?
Seit einigen Jahren machen wir als Familie an einem der Wochenenden, die auf den 17. Mai folgen, eine ganz bestimmte Tour: Morgens geht es zeitig nach Eckernförde. Dort frühstücken wir in einem Café am Hafen, ehe wir die „Bonbonkocherei Hermann Hinrichs“ besuchen und die Fußgängerzone entlangbummeln. Irgendwann fahren wir ein Stück um die Eckernförder Bucht herum zum Begräbniswald „Küstenfrieden“, wo meine in 2011 gestorbene Mutter und die zweite Lebenspartnerin meines Vaters ruhen. Ein wunderschönes Fleckchen Erde direkt an der Steilküste. Meist habe ich zwei Zweige blühenden Flieders mitgebracht.
Dann nehmen wir die Nebenstrecke nach Kiel. Manchmal ist es schon warm genug, um ein Stündchen an einem der kleinen Strände auf dem Dänischen Wohld zu verweilen. In Kiel angekommen, halten wir am nördlichen Ende des Knooper Wegs und essen eine Kugel Eis vom „Eis-Paradies“. Eine genügt, der winzige Laden ist seit Jahrzehnten für ein erfreuliches Miteinander von Qualität und Quantität lokal berühmt.
Im Anschluss fahren wir nun entweder im Vertrauen auf temporäre Sättigung die knappe Stunde heim, oder machen – wenn der Hunger zu groß ist – auf dem Weg zur Autobahn einen Abstecher in die Metzstraße zu Garips Imbiss auf einen Döner. Wie jetzt? Ja jetzt! Gleich dreifach:
1. Selbstverständlich gibt es das Eis zuerst. Wir fahren doch nicht auf und ab.
2. Das Internet gibt die Geschichte jener gastronomischen Perle nur unvollständig wieder. Die reicht in Wahrheit bis mindestens in meine Studienzeit zurück. Das weiß ich, denn
3. meine Frau und ich hatten um die Ecke unsere erste gemeinsame Wohnung.
Beim letzten Besuch saßen wir just mit den Teigtaschen in der Hand auf der kleinen Terrasse vor dem Lokal, als eine weitere Familie mit etwas jüngeren Kindern auftauchte. Was wir hörten, bewies, dass wir nicht die einzigen aus Nostalgie Angereisten waren.
Lieber Farih Garip! Du bist schon ewig nicht mehr dort, aber du und deine Nachfolger mögen mir bitte verzeihen, dass ich mit eurem Imbiss hier einleite, obwohl ich nie Grund zu einer wie unten angerissenen Klage hatte. Euer „Mit alles? Und mit ordentlich scharf wieder?“ habe ich - in bester Erinnerung - bis heute in den Ohren.
Also. Zum Duft:
Eine benzinig-beißende Botanik-Note, der rasch eine gewaltige Dosis hitzig-schwitzigen Cumins folgt. Das riecht wie schlitzohrig überwürztes Döner-Fleisch, dessen Alter – oder eine Unterbrechung der Kühlkette - nicht ruchbar werden soll. Natürlich dünsten die olfaktorischen Beweise trotzdem unaufhaltsam aus jeder Pore des toten Fleisches. Immerhin haben sich die Betreiber bei der Originalität des Salats überdurchschnittlich viel Mühe gegeben. Wahrscheinlich eine Nebelkerze, die – siehe oben – ebenfalls bloß vom wahren Problem ablenken soll.
Erst nach einer guten halben Stunde kämpft sich mehr Florales hervor, der Salat-Eindruck daran schwindet. Außerdem erscheint eine Spur karamellig-cremig-vanillig-künstlicher Süße. Na ja, in den Kühlschränken stehen gelegentlich fragwürdige Desserts rum. Von derlei habe ich sogar bei Farih die Finger gelassen…
Der unleugbar muffig-säuerlich-schwitzige Würzgeruch, die ansatzfrische Botanik und die stichig-synthetische Süße mischen sich nach meinem Dafürhalten äußerst unglücklich. Das mag originell gedacht sein, freilich wirkt die Originalität im vorliegenden Fall wie gewissermaßen am Reißbrett erzwungen und lediglich theoretischen Ansprüchen genügend.
Im Fortgang finde ich den Duft lange sehr statisch. Noch gegen Mittag käme grundsätzlich dieselbe Beschreibung in Frage, wenngleich sich der Schwerpunkt stetig in Richtung Gewürz verschoben hat und weiter verschiebt.
Am Nachmittag setzt eine neue Phase ein, als sich unter der schwitzig-muffigen Schicht zunehmend allerlei Aromen aus der süßen Ecke tummeln. Wünsch Dir was – die Angaben sind da durchaus plausibel: Honig, Backaroma-Bittermandel, Heu-Tonka-Cumarin-Süße. Sie alle scheinen mir von einer jungmädchenhaft-nervig-kichernd-sauberen Moschus-Creme zu einem manieriert-holden Overkill vereinigt.
Ein paar herb-holzige Aspekte und ein hartnäckiger Rest klebriger Schwitzigkeit stehen dagegen auf verlorenem Posten. Ganz am Ende, es ist bereits Abend, bilde ich mir einen diffusen animalischen Hauch ein (einen, der über totes Tier am Spieß hinausgeht, meine sich). Vielleicht eine Prise Castoreum? Stinke-Labdanum? Doch das mag Humbug sein, im Grunde habe ich eh abgeschaltet und bin froh, dass dieser Nachklapp sehr hautnah stattfindet.
Fazit: Schräg und auf penetrante Weise unausgewogen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Dann nehmen wir die Nebenstrecke nach Kiel. Manchmal ist es schon warm genug, um ein Stündchen an einem der kleinen Strände auf dem Dänischen Wohld zu verweilen. In Kiel angekommen, halten wir am nördlichen Ende des Knooper Wegs und essen eine Kugel Eis vom „Eis-Paradies“. Eine genügt, der winzige Laden ist seit Jahrzehnten für ein erfreuliches Miteinander von Qualität und Quantität lokal berühmt.
Im Anschluss fahren wir nun entweder im Vertrauen auf temporäre Sättigung die knappe Stunde heim, oder machen – wenn der Hunger zu groß ist – auf dem Weg zur Autobahn einen Abstecher in die Metzstraße zu Garips Imbiss auf einen Döner. Wie jetzt? Ja jetzt! Gleich dreifach:
1. Selbstverständlich gibt es das Eis zuerst. Wir fahren doch nicht auf und ab.
2. Das Internet gibt die Geschichte jener gastronomischen Perle nur unvollständig wieder. Die reicht in Wahrheit bis mindestens in meine Studienzeit zurück. Das weiß ich, denn
3. meine Frau und ich hatten um die Ecke unsere erste gemeinsame Wohnung.
Beim letzten Besuch saßen wir just mit den Teigtaschen in der Hand auf der kleinen Terrasse vor dem Lokal, als eine weitere Familie mit etwas jüngeren Kindern auftauchte. Was wir hörten, bewies, dass wir nicht die einzigen aus Nostalgie Angereisten waren.
Lieber Farih Garip! Du bist schon ewig nicht mehr dort, aber du und deine Nachfolger mögen mir bitte verzeihen, dass ich mit eurem Imbiss hier einleite, obwohl ich nie Grund zu einer wie unten angerissenen Klage hatte. Euer „Mit alles? Und mit ordentlich scharf wieder?“ habe ich - in bester Erinnerung - bis heute in den Ohren.
Also. Zum Duft:
Eine benzinig-beißende Botanik-Note, der rasch eine gewaltige Dosis hitzig-schwitzigen Cumins folgt. Das riecht wie schlitzohrig überwürztes Döner-Fleisch, dessen Alter – oder eine Unterbrechung der Kühlkette - nicht ruchbar werden soll. Natürlich dünsten die olfaktorischen Beweise trotzdem unaufhaltsam aus jeder Pore des toten Fleisches. Immerhin haben sich die Betreiber bei der Originalität des Salats überdurchschnittlich viel Mühe gegeben. Wahrscheinlich eine Nebelkerze, die – siehe oben – ebenfalls bloß vom wahren Problem ablenken soll.
Erst nach einer guten halben Stunde kämpft sich mehr Florales hervor, der Salat-Eindruck daran schwindet. Außerdem erscheint eine Spur karamellig-cremig-vanillig-künstlicher Süße. Na ja, in den Kühlschränken stehen gelegentlich fragwürdige Desserts rum. Von derlei habe ich sogar bei Farih die Finger gelassen…
Der unleugbar muffig-säuerlich-schwitzige Würzgeruch, die ansatzfrische Botanik und die stichig-synthetische Süße mischen sich nach meinem Dafürhalten äußerst unglücklich. Das mag originell gedacht sein, freilich wirkt die Originalität im vorliegenden Fall wie gewissermaßen am Reißbrett erzwungen und lediglich theoretischen Ansprüchen genügend.
Im Fortgang finde ich den Duft lange sehr statisch. Noch gegen Mittag käme grundsätzlich dieselbe Beschreibung in Frage, wenngleich sich der Schwerpunkt stetig in Richtung Gewürz verschoben hat und weiter verschiebt.
Am Nachmittag setzt eine neue Phase ein, als sich unter der schwitzig-muffigen Schicht zunehmend allerlei Aromen aus der süßen Ecke tummeln. Wünsch Dir was – die Angaben sind da durchaus plausibel: Honig, Backaroma-Bittermandel, Heu-Tonka-Cumarin-Süße. Sie alle scheinen mir von einer jungmädchenhaft-nervig-kichernd-sauberen Moschus-Creme zu einem manieriert-holden Overkill vereinigt.
Ein paar herb-holzige Aspekte und ein hartnäckiger Rest klebriger Schwitzigkeit stehen dagegen auf verlorenem Posten. Ganz am Ende, es ist bereits Abend, bilde ich mir einen diffusen animalischen Hauch ein (einen, der über totes Tier am Spieß hinausgeht, meine sich). Vielleicht eine Prise Castoreum? Stinke-Labdanum? Doch das mag Humbug sein, im Grunde habe ich eh abgeschaltet und bin froh, dass dieser Nachklapp sehr hautnah stattfindet.
Fazit: Schräg und auf penetrante Weise unausgewogen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
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