Chizza
Gedankenspiele
vor 2 Jahren - 05.01.2022
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Birkenteer, Rauch & Konsorten III

Angefixt durch zuletzt mehrere Blogs zum Thema Rauch habe ich mir gedacht, warum nicht nach zehn Monaten den dritten Teil meines Blogs rund um Birkenteer, Rauch & Konsorten schreiben. Kennengelernt hatte ich hierfür wahrlich genügend Düfte. Ich werde auch diesmal so gut es geht die Düfte kategorisieren, allgemein sind das aber diejenigen, welche mir in dem letzten Jahr in Erinnerung geblieben sind, nur eben grob geordnet. Einige Marken sind doppelt vertreten, das soll aber die Ausnahme sein.

Starten wir im weitesten Sinne fruchtig. Fruchtiger Rauch ist durchaus selten, eher verbreitet sind Zitrusfrüchte plus Rauch, Ich erwähnte hier seinerzeit diverse Parfums. Für mich ist On the Road von Timothy Han ein schöner, leicht tierischer Teerduft, heißer Asphalt, flirrende Luft, das kann er. Leider nur sehr kurz. Umso mehr war ich angetan als Los Vientos de Santa Ana in dieselbe Kerbe schlug, wenngleich der Teer für mich später eine salzig-aquatische Note annimmt. Sehr speziell, spannend aber leider auch sehr kurzlebig. Insofern wird weiter eine Alternative gesucht. Die zitrische Note wohnt beiden inne und eigentlich sollte es auch mit rauchigem Obst losgehen:

Smoke von Goti Essenze listet zwar nur Granatapfel. Dieser färbt den Weihrauch, lässt ihn warm und fruchtig-harzig erstrahlen. Der Ingwer fügt sich hier ebenfalls gut ein; ein formidabler Duft und für mich universal-fruchtig.

Fruchtiger Rauch, da ist Prin mit Anatolia nicht weit, noch besser ist aber Anatolia Anatolia. Hier soll das Oud verstärkt worden sein und ich bilde mir Unterschiede zugunsten des Nachfolgers ein. Rauchig, drückend und warm wie ein türkischer Basar; ein Panoptikum an olfaktorischen Eindrücken, man wabert mit dem Weihrauch durch die Gänge und bleibt dann bei süßen, saftigen Datteln und allerlei anderen, den Raum umgarnenden Ingredienzen hängen. Eindrucksvoll und mächtig.

Kommen wir zu den, ich nenne es mal gourmandigen Rauchparfums, bei denen Ingredienzen wie Honig, Vanille o.ä. eine Rolle spielen. Irgendwie sind wir ja noch bei Nahrungsmitteln plus Rauch:

Einer meiner liebsten rauchigen Düfte ist ja Cilice, an dem ich die warmen und ausgewogenen Noten schätze. 100 Tweeds ebenfalls aus dem Hause Euphorium Brooklyn erinnert mich daran. Warmer, aromatischer Rauch, flüssig-rauchiger Honig kombiniert mit grünen Noten, ein sehr spannender und schöner Duft. Sicher für denjenigen etwas, dem Cilice zu hesperidisch ist.

Manor Fire hingegen bietet wunderbare Vanille und amberschwangeren Rauch. Vollmundig, qualmend, sehr fein arrangiert und gerade in puncto rauchige Vanille eine Empfehlung! Leider recht selten und schwer aufzutreiben, dennoch eine der besten Umsetzungen dieses olfaktorischen Stils.

Cotswold von Pineward erinnert viele an Maggi und ja, auch manche meiner Kollegen, welche bisher immer dann das Mittagessen eines anderen Kollegen im Verdacht hatten. Für mich ist das rauchiges Holz par excellence mit wunderbar eingearbeiteter Vanille, welche schmutzig daherkommt. Dabei ist der Rauch mehr verraucht, aber dick und intensiv in der Luft. Je weiter die Zeit voranschreitet, umso mehr wird das deutlich herausgestellt, die anfänglich strengeren Noten verblassen.

Irgendwie gehört Exclusive Blend - Lèche-Flamme von Jousset für mich auch in diese Kategorie weil dieser Duft unheimlich stark mit gourmandigen Noten arbeitet. Zunächst an rauchige Vanille von hoher Güte erinnernd, baut die Kreation leider ab, bietet aber dennoch holzigen Rauch mit Früchtetwist auf. Das ist auf alle Fälle einen Test wert auch wenn das Niveau nicht gehalten wird.

Auf nun zu anderen rauchigen Erlebnissen, hin zur Abteilung Lagerfeuer:

eines meiner Highlights ist Olfactory Digressions - Fum von Bravanariz. Zuerst an ein Lagerfeuer erinnernd, spielen harzige und verglühende Noten sukzessive eine größere Rolle. Die Orange erfrischt nicht sondern ist ausgezehrt und fügt sich sehr gut ein. Schöne Kreation! Allgemein eine spannende Marke, sehr regional naturverbunden wobei der Fum herauszustellen ist.

Raven von House of Orpheus, ein ebenfalls spannendes Label, erinnert mich genau so an den Rauch eines Lagerfeuers, auch hier spielen grüne Noten eine große, vermutlich größere, Rolle, auch hier versengendes Grün und Knistern. Ein toller Duft nur leider sehr schwach. Schade, denn Raven ist ausdrucksstark und vielseitig.

Was übrigens passiert, wenn man die grünen Noten zu sehr in den Fokus rückt, sieht man an Ashes von Boclet. Hier geht die Asche vor lauter grünen, strengen sowie harzigen Elementen unter. Chance vertan. Das erwähne ich, weil ich den Duft im Gerüst gut fand.

Ein wiederum sehr dicht an der Thematik Lagerfeuer orientierter Duft ist Ýdalir. Es lässt sich nicht viel darüber sagen außer dass hier eine perfekte Umsetzung vorliegt, es duftet nach Lagerfeuer. Nicht mehr, nicht weniger. Aber leider: sehr schwach und zu simpel monothematisch.

Wenn wir uns nun eher einem Brand zuwenden, dann ist der hier zuletzt im Fokus gewesen: Ashka hatte mit seinem tiefschwarzen Rauch, mit seiner giftigen Attitüde für mich Maßstäbe gesetzt. Vicki-Lin ist noch mehr. Ein pechschwarzer, absolut giftiger Rauch bahnt sich den Weg. Unerbittlich, wirklich intensiv und für die wenigsten eine Empfehlung. Subjektiv finde ich den gut aber mehr als olfaktorische Kunst, da sehr extrovertiert wenngleich auch eintönig.

Wenn wir nun schon monotonen Rauch besprechen, soll Kraꓘen von Spiritwoods nicht unerwähnt bleiben. Monothematisch, Schießpulver, darum geht es hier. Varianz nein, mir auch leider zu einfach simpel. Dennoch kommt Kraken beim Gros der Tester gut an.

Dunkel-rauchiger Vetiver der Extraklasse kam in dieser Reihe wohl bereits in Form von Usar vor, bilde ich mir ein. 33 von Chris Rusak reiht sich hier jedenfalls ein. Vetiver ist nicht mein Inhaltsstoff der Wahl, 33 zeigt aber auf, wie man diese Note rauchig und gänzlich anders darstellen kann. Irgendwie erinnert das Parfum an Rauch, kann den grünen Einschlag aber nicht verhehlen.

Jetzt sind wir schon ungefähr beim Moor, bei der Animalik, da ist der Weg zu Prin Lomros recht kurz. Sohrab hat mich vor Monaten begeistert denn dieser kompromisslose und extrem rauchige Duft fesselte mich. Diese Mixtur aus feurig-flirrender und scharfer Luft, verkohlten Ruinen, versengten Baumruinen, das ist Sohrab. Natürlich ist auch deutlicher Wald vorhanden, aber immer untergeordnet.

Last but not least erwähne ich zwei Konzeptdüfte, welche rauchig sind, das aber irgendwo auch eher indirekt. Eau de Space soll wie der Weltraum duften, respektive wie der Geruch des Weltraums. Dieser riecht anscheinend nach versengtem Fleisch, entsprechend auch der Rauch, welcher evoziert wird. Es duftet chemisch, toxisch. Dennoch ein Erlebnis, ernst gemeint im Sinne eines Daily Duftes ist Eau de Space nicht. Hoffe ich wenigstens.

Parallel dazu existiert Eau de Luna - The Smell of the Moon. Die beiden Erzeugnisse unterscheidet, was verbrannt worden ist. Hier nämlich Gummi. Auch hier: einen Test ist Eau de Luna wert, den Dufthorizont erweitert das Parfum allemal.

Viele der erwähnten Releases sind jüngeren Datums. Daraus lässt sich erst mal gar nichts ableiten, ich tue es aber dennoch. Auch in Zukunft wird uns die Nische mit rauchigen Düften aller Macharten erfreuen oder „erfreuen“ und ich denke, von nun an ein Blog im Jahr zu diesem Thema ist nicht verkehrt. Ich mag diese Düfte sehr gerne, nenne bei dem ein oder anderen einen Flakon mein Eigen und werde sicher weiter testen denn Rauch kann extrem vielseitig sein. Nicht vergessen: wir haben hier nicht mal Weihrauchdüfte besprochen. Ebenso wenig rauchige Ouds.

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