Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 9
Fragwürdige Assoziation
Vielleicht habe ich es ja schon einmal erwähnt, aber wenn ich in der grossen Landeshauptstadt mit Herz zur allgemeinen und speziellen Horizonterweiterung in ein Parfumeriefachgeschäft meines Vertrauens gehe, dann bleibt meine Frau entweder gelangweilt vor dem Ladengeschäft stehen und zählt die Sekunden, bis ich wieder komme - spätere Vorhaltungen nicht ausgeschlossen - oder SIE geht in der Zwischenzeit in eine der führenden Buchhandlungen, Dessousfachgeschäfte oder Haushaltswarenläden. Bei dem kurze Zeit später ausgiebig zelebrierten Wiedersehen schnüffelt meine Frau dann naserümpfend an mir und stellt dabei meist fest, ich würde riechen, wie ein ganzer Russenpuff. SIE hat mir bis heute nicht anvertraut, woher SIE denn diese detaillierten Vergleichsmöglichkeiten habe, aber ich nehme mal an, so wird es wohl sein, wenn man als Kind im Osten gross wurde, auch wenn SIE es, den historischen Umständen geschuldet, nur bis zu den Jungpionieren geschafft hat.
Etwas anders ist die Situation, wenn ich mal wieder Ausgang bekam, etwa zu einem Parfumo-Treffen, und dann mit vollen Taschen wieder nach Hause komme. Dort wird dann meine Beute begutachtet, beziehungsweise ich darf mir Mal um Mal anhören, was ich denn wieder für ekliges Zeugs mitgebracht hätte. Meine Frau lässt es sich aber nicht nehmen, sich jeden Duft und jedes Pröbchen auf einen Duftstreifen sprühen zu lassen und eine Nase davon zu nehmen. Meist kann SIE ihre Euphorie geschickt kaschieren und Missmut vortäuschen.
Jüngst kam ich mit der jüngsten Duftkreation des Herrn Tomaya heim, doch auch "Mantis" fiel bei ihr wie zuvor bereits "Fruitiver" und "Tief im Wald" komplett durch. Ein Duft aus dem Hause Memo sorgte für ein lapidares "Bah". Doch - Oh, Staunen! - die Duftprobe aus dem Hause Nasengold sorgte mit einem "Wie heisst das?" zumindest für ein kurzfristiges Erstaunen und sichtliche Erheiterung.
Seitdem sitzt meine Frau des öfteren neben mir auf der Couch - jetzt bitte kein Loriot-Kopfkino - und führt den rechten Zeigefinger mit drehenden und bohrenden Bewegungen in ihre eigene Nase ein, holt den Finger nach etwa zehn Sekunden wieder hervor, um dann Zeigefinger und Daumen in etwa eben so lang unter konzentriertem Blick bedächtig kreisend gegeneinander zu reiben. Mit einem verschmitzten Lächeln wirf mir meine Frau dann stets ein verbales "Nasengold" zu.
Ich denke, ich werde ihr auch weiterhin den Namen dieses Parfums vorenthalten ... G.
To be continued ...