Jetzt habe ich die Schnauze voll! oder: Warum ich mein Gelöbnis, nicht über das Corona-Virus zu schreiben, doch breche....
Liebe Leute,
jetzt reicht’s mir! Werfen momentan alle Leute ihren gesunden Menschenverstand und parallel dazu auch gleich die Grundlagen eines normalen Umgangs miteinander zum Fenster hinaus?
Gerade eben wurde ich nach meinem Wocheneinkauf von einem älteren Ehepaar unglaublich aggressiv angemacht, was ich mir einbilden würde, so viele Nudeln, Reis, Mehl und Milch einzukaufen. Der Hintergrund: eine liebe Freundin hat gerade Runde x ihrer Chemotherapie und ich kaufe derzeit für zwei Familien mit insgesamt 5 Jungs im Alter zwischen 13 und 16 Jahren ein... Die Frage selbst hätte mich gar nicht aufgeregt, aber, dass ich aus heiterem Himmel mit der Unterstellung konfrontiert wurde, ein „egoistisches Arschloch“ zu sein, da platzte mir dann doch der Kragen. Ebenso gestern, als wir als Familie (mit einem kleinen Koffer und einem Kleidersack) aus dem Auto ausstiegen und von einem Bewohner eines Nachbarhauses in unserer Straße, den wir tatsächlich nur vom Sehen flüchtig kennen, gefragt wurden, ob wir denn gerade aus dem Ausland zurückkommen würden. Unsere etwas verblüffte Antwort, dass wir für einen Tag in Österreich bei der Beerdigung meiner Mutter waren – und nein Leute, nicht in einem Risikogebiet, keine Menschenansammlungen, sondern engster Familienkreis, darunter 5 (!) Ärzte, die alle einen Begriff davon haben, was vernünftiges Verhalten ist und was nicht – wurde mit einem verärgerten Kopfschütteln zur Kenntnis genommen und als rücksichtslos, dumm und unvorsichtig kommentiert. Wie gesagt, von jemandem, den wir kaum kennen!
Ich bin entsetzt, wie schnell es geht, dass Angst – ob berechtigt oder nicht – zu einem Zusammenbruch des gesellschaftlichen Zusammenhalts führen kann. Dass bei uns in der Firma die Desinfektionsmittel auf der Toilette in einer Geschwindigkeit geklaut wurden, dass man mit dem Nachfüllen nicht mehr nachkam, ist da nur eine schräge Anekdote am Rande.
Zum Glück gibt es auch die Gegenbeispiele: Bei uns im Wohnhaus haben inzwischen alle jüngeren die Versorgung der beiden wirklich Hochbetagten übernommen, eine meiner Freundinnen erzählte von einem innerhalb von einem Tag auf die Beine gestellten Betreuungsprogramm für Kleinkinder in ihrer Firma und von ihrer IT, die eine Nacht durcharbeitete, um zu großen Teilen Home-Office zu ermöglichen.
In diesem Sinne: Bleibt gesund, passt auf euch und die Menschen in eurer Umgebung auf – aber lassen wir doch um Himmels Willen nicht zu, dass der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung durch die Situation geschwächt wird – gerade jetzt, wo viele tatsächlich besonders auf unkomplizierte und besonnene Hilfe angewiesen sind!
Eure Duftsucht