Creed.
Zugegeben: ich bin ein bisschen schnäubig.
Meine damalige Freundin hat mir hin und wieder vielsagende Blicke zugeworfen, wenn Sheldon Cooper im Fernsehen einen seiner Erbsenzähler-Ausraster hatte („In welchem Universum ist DAS arm an Fruchtfleisch? Und in welchem Universum ist dieser Toast LEICHT GEBRÄUNT? Und NEIN, es fällt mir nicht schwer zu glauben, dass dies hier keine echte Butter ist! Hach, das könnte der schlimmste Tag meines Lebens werden!“).
Zur Verdeutlichung, hier einige Beispiele:
Um meinen Frühstückstee zu finden (jedes Jahr wieder), muss ich ungefähr zwanzig Sorten probieren. First Flushs aus Darjeeling und grüne Tees aus Japan oder China.
Den besten Wein des Jahrgangs suche ich bei Winzern oder Weinevents wie die Nadel im Heuhaufen.
Als ich noch Zigarren geraucht habe, kamen nur Havanas in Frage.
Mein Salz kommt aus Australien (Murray River) oder das für's Nudelwasser aus der Camargue, selbstverständlich ohne Trennmittel, mein Olivenöl ist von Jordan, Gewürze von Ingo Holland, Fleisch entweder aus Neuseeland (Wagyu) oder zumindest aus den USA (American Beef), Pasta gibt es nur von de Cecco, Butter aus Irland und es gibt eine einzige Bäckerei in Frankfurt, deren Brot meinen Ansprüchen genügt. Marmelade mache ich sowieso nur selber (einmal im Jahr aus französischen Aprikosen oder, falls erhältlich, österreichischen Marillen).
Diese Liste könnte fortgeführt werden. Aber das soll genügen, um darzustellen, dass ich vielleicht nicht so ganz leicht zufrieden zu stellen bin.
Ich möchte aber betonen, dass dies nichts mit Statusdenken oder Vorurteilen zu tun hat. Es wäre mir sehr angenehm, wenn ich für ein 750g Brot nicht 3,80€ ausgeben müsste, für 100g Fleisch 5,90€ oder für ein Pfund Tee einen dreistelligen Betrag. Es ist aber nun mal so, dass mir die anderen Sachen nicht so richtig schmecken wollen. Lieber esse ich nur einmal in der Woche Fleisch, als dass ich mir ein wässriges Steak aus deutscher Industriezucht einverleiben möchte.
Der geneigte Leser / die geneigte Leserin dieses Blog-Beitrages kann sich nun vielleicht vorstellen, was es bedeutet, wenn ich versuche, einen passenden Duftbegleiter für mich zu finden. Ich habe etliche Düfte getestet, für gut befunden oder verworfen, Originalflakons erworben, diese einige Zeit benutzt und stets den Eindruck gehabt, da müsse es doch noch mehr geben. (Zeitweise bin ich sehr aktiver Ebay-Verkäufer, hauptsächlich Düfte und Weine).
Dann trat parfumo.de in mein Leben und damit auch die Marke Creed. Wie konnte ich diese Düfte nur all die Jahre übersehen?
Es fing an mit "Original Vetiver". Liebe auf den ersten Blick. Bis heute. Sanft und männlich. Elegant und natürlich.
Dann kam auch schon "Aventus". Keine Liebe auf den ersten Blick. Aber ich konnte nicht davon lassen. Eigentlich möchte ich so NICHT duften. Fast schon anbiedernd schön. Aber der Duft fasziniert mich und auch meine Umwelt. Ich komme nicht umhin, ihn hin und wieder zu tragen.
"Green Irish Tweed". Der Duft von Meer und Wind. Frisch, bescheiden und gleichzeitig selbstbewußt. Manchmal ein bisschen zu karg für mich. Meine Seele möchte etwas mehr gestreichelt werden. Sie wird aber regelmäßig vom Kopf überstimmt. Ich dufte gerne so.
"Himalaya" findet da schon mehr Zustimmung. Eine ähnliche Charakteristik wie GIT, aber kühler, frischer und in der Basis sanfter und schmeichelnder. Für mich perfekt.
"Royal Water" trage ich fast nur zuhause. Eine Erholung und Erfrischung für meine Nase.
Und im Sommer trage ich hin und wieder einen der schönsten Düfte, die ich kenne: "Pure White Cologne". Nicht sonderlich männlich aber eben wunderschön.
Das sind meine Creeds. Vorbei ist der Eindruck, da müsse es da noch mehr geben. Das ist genau das, was ich gesucht habe. Wußte ich's doch, dass es Euch gibt.
In der Parfümszene bin ich alles andere als ein Insider. Hin und wieder lese ich Bemerkungen abfälligen Charakters über meine Lieblingsmarke. Keine Ahnung, welches Vergehen zu einer Ablehnung in weiten Teilen der Parfümliebhaber-Welt geführt hat. Anscheinend nimmt es Creed mit der Wahrheit nicht so genau und behauptet Dinge, die so nicht stimmen.
Und die Preispolitik ist alles andere als kundenfreundlich. Fast schon elitär. Wenn ich mir einerseits das billige Glas oder die scharfkantigen Plastikdeckel der „Royal Exclusives“-Flakons betrachte, und dies in Relation zum aufgerufenen Preis stelle, dann frage ich mich, ob die Herrschaften vielleicht ein kleines Problem mit Gier oder Geiz haben.
Andererseits komme ich nicht umhin festzustellen, dass ich die aufgerufenen Preise (dank parfumo.de in abgemilderter Form) ohne zu murren und gerne bezahle. Ich bin einfach nur froh und dankbar, dass es diese Düfte gibt. Und, na ja, ehrlich gesagt, wenn man die nicht an jeder Straßenecke riecht, ist es mir auch Recht.
Dankbarkeit und wohlwollende Zuneigung, das ist es, was ich für Creed empfinde (wie übrigens auch für diese Community). Was auch immer dieser Hersteller anders macht, als die anderen, ich finde, er macht es genau richtig.
Danke Euch für's Zuhören.
PS.
Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, dass ich gerne einmal die Produktion von Creed besuchen würde. Vielleicht geht es Einigen hier genauso. Das wäre doch ein Anlass für einen Community-Ausflug nach Paris. Mit dem Auto, dem Zug oder Flixbus. Eine Übernachtung und ein gutes Essen inklusive. Falls jemand Interesse hat (ich starte aus Frankfurt): melde Dich. Ich frage dann gerne bei Creed nach, ob man uns mal herumführen möchte.