14.09.2023 - 11:32 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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25
Teestunde mit Haltung
Jersey, ein Zankapfel zwischen Großbritannien und Französisch-Britannien.
Durch die Lage am milden Golfstrom des Ärmelkanals ist es hier untypisch englisch sonnig, üppige Vegetation gedeiht prächtig und lichtscheue Steuersätze werden klein gehalten.
Ein Zankapfel ist auch der vorliegende, gleichnamige Duft. Des einen Hochgefühl ist des anderen mediokre Lustlosigkeit.
Ersterem missfällt Kritik.
Berechtigt, gewiss.
Doch bedient das Anonyme sich der diskreten Stilllegung störender Duftempfindung, auf dass nur Loblieder grüner Synthetik das Bild prägen.
Nun gut, waschechte Bretonen gelten ja als aufmüpfig, verteidigen ihre Sicht mitunter unsanft.
Ich werde mich eher ein wenig an einem leckeren Far Breton stärken, um das laue Lüftchen der Kanalinsel ins rechte Licht zu rücken.
Les Exclusifs von Chanel waren in den ursprünglichen EdT Fassungen richtige Hingucker ab 2007, Jersey kam 2011 hinzu.
Warum auch immer, ab 2016 musste dann die verdrängende EdP Version die Insel einnehmen.
Genug der Vorgeschichte, es wird zum Tee gebeten!
Zisch!
Boy, hier wird es tiefgrün.
Auch auf Jersey gibt es nicht nur Seebestattungen, Landratten dürfen auch inmitten von „Efeu“ ihre letzte Ruhe finden.
Gut, die Lebenden können Hide and Seek im Buchsbaum-Labyrinth spielen, oder doch eher im Tuja-Irrgarten sich gegenseitig gruseln.
Wie der Vater, so der Sohn.
Polge Junior färbt Schottlands Hauptstadt ähnlich morbid grün. Paris - Édimbourg ist allerdings konsequent thematisch gehalten, während Papa Polge auf der Kanalinsel einen viktorianischen Themenpark errichtet.
Kaum flüstert mir die grüne Note noch sanft ins Ohr zu, ich solle mir meinen Sarg noch rechtzeitig vorbestellen, kommt ein quicklebendiger Lavendel daher und ohrfeigt mich aus dem morbiden Schlaf wach.
Watsch, watsch!
Zusammen mit dem Jasmin verströmen die beiden Blüten eine rigide Haltung, dass selbst Betonwände weich wie Butter erscheinen.
Goodness gracious, die Insel ist nicht umsonst direkt der Krone unterstellt!
So, jetzt necken wir mal die Teetrinker: in der Dépendance de la Couronne sollte man zum Lachen ganz tief in den Keller hinabsteigen. Am besten ohne Lampe und mit genügend Galle, um ja nicht die moralinsauren Asseln zu stören.
Was ist denn das für ein Akkord?
Zwischen dem säuerlichen Todesgrün, dem starren Lavendel in der Tradition eines Hauses Yardley und dem Rottweiler Jasmin klingt ja das eigene Atmen schon fast wie eine Bombe in der Katakombe!
Am besten ganz still bleiben, denn schon das kleinste Klirren der Porzellantasse könnte die Wegdwood Dynastie zum Einsturz bringen!
So, insular wird selbstverständlich in der oh so joyful Teerunde etwas Süßliches gereicht.
Bloß keine barbarische Handbewegung, die komische Rose in der Vase könnte noch komischer schauen!
Schlafende Hunde sollte man nicht wecken…
Kurze Erinnerung an den Far Breton, er hat als Vorlage für den Plum Pudding der Engländer gedient.
Und so etwas Anglikanisches wird nun serviert, allerdings mit einer Tonkabohne als Füllung anstelle von Pflaume.
Stoisch sollte man schon das oh so refreshingly delicious Etwas runterwürgen, aber mit Niveau.
Dabei kullert schon die erste lavendelige Schweißperle die Schläfe runter.
Plumps, Boppesbombe mitten in der Teetasse!
(Ich weiß, Arsch darf man ja wahrscheinlich nicht sagen, deswegen ein sanfterer Ausdruck mit Lokalkolorit.)
Die Milch gerinnt augenblicklich, aber man sollte sich ja nichts anmerken lassen.
Der Rose in der Vase ist natürlich der Fauxpas nicht entgangen und ihr wird so richtig komisch, der verdrehte Blick läßt nichts gutes erahnen.
Also rasch ein After Eight ins Mäulchen der Adligen, die Schokominze sollte für ein paar Augenblicke die Stimmung retten.
(Schokopatchouli mit etwas Menthol dürfte hier auch verbaut sein.)
Es gehört sich nicht, unpassende Themen anzusprechen.
Erlaubt sind gefällige Bemerkungen zum akkurat getrimmten Rasen, das Loben der Einbuchtung eines Oscar Wilde zu seiner Zeit, das genüssliche Sezieren verfehlter Kleiderordnung am letzten Sonntag in der Kirche.
Und jetzt beweist sich der wahre Viktorianer!
Denn bei all den Daumenschrauben noch Haltung und Wortwitz zu wahren, grenzt an ein Wunder!
Von der Basis her pocht ganz sachte eine synthetische, dunkle Note, leicht holzig ambriert für Kenner der Materie. Aber nur ein Hauch davon.
Vorwand genug, um sich rechtzeitig zu verabschieden.
Doch, oh welch ein Wunder, ein Nieselregen an Vanille wird den gepeinigten Gast über Stock und Stein begleiten.
Und während man dann auf Jersey ironisch lächelt, genießen die Bretonen auf der anderen Seite des Kanals sehr lukullische Momente.
So long Jersey!
Bevor ich es vergesse, um sich den Duft an der Küste der Insel musikalisch schön zu verdeutlichen, empfehle ich das lebensbejahende Lied von Morrissey „Everyday is like Sunday“.
Enjoy!
Durch die Lage am milden Golfstrom des Ärmelkanals ist es hier untypisch englisch sonnig, üppige Vegetation gedeiht prächtig und lichtscheue Steuersätze werden klein gehalten.
Ein Zankapfel ist auch der vorliegende, gleichnamige Duft. Des einen Hochgefühl ist des anderen mediokre Lustlosigkeit.
Ersterem missfällt Kritik.
Berechtigt, gewiss.
Doch bedient das Anonyme sich der diskreten Stilllegung störender Duftempfindung, auf dass nur Loblieder grüner Synthetik das Bild prägen.
Nun gut, waschechte Bretonen gelten ja als aufmüpfig, verteidigen ihre Sicht mitunter unsanft.
Ich werde mich eher ein wenig an einem leckeren Far Breton stärken, um das laue Lüftchen der Kanalinsel ins rechte Licht zu rücken.
Les Exclusifs von Chanel waren in den ursprünglichen EdT Fassungen richtige Hingucker ab 2007, Jersey kam 2011 hinzu.
Warum auch immer, ab 2016 musste dann die verdrängende EdP Version die Insel einnehmen.
Genug der Vorgeschichte, es wird zum Tee gebeten!
Zisch!
Boy, hier wird es tiefgrün.
Auch auf Jersey gibt es nicht nur Seebestattungen, Landratten dürfen auch inmitten von „Efeu“ ihre letzte Ruhe finden.
Gut, die Lebenden können Hide and Seek im Buchsbaum-Labyrinth spielen, oder doch eher im Tuja-Irrgarten sich gegenseitig gruseln.
Wie der Vater, so der Sohn.
Polge Junior färbt Schottlands Hauptstadt ähnlich morbid grün. Paris - Édimbourg ist allerdings konsequent thematisch gehalten, während Papa Polge auf der Kanalinsel einen viktorianischen Themenpark errichtet.
Kaum flüstert mir die grüne Note noch sanft ins Ohr zu, ich solle mir meinen Sarg noch rechtzeitig vorbestellen, kommt ein quicklebendiger Lavendel daher und ohrfeigt mich aus dem morbiden Schlaf wach.
Watsch, watsch!
Zusammen mit dem Jasmin verströmen die beiden Blüten eine rigide Haltung, dass selbst Betonwände weich wie Butter erscheinen.
Goodness gracious, die Insel ist nicht umsonst direkt der Krone unterstellt!
So, jetzt necken wir mal die Teetrinker: in der Dépendance de la Couronne sollte man zum Lachen ganz tief in den Keller hinabsteigen. Am besten ohne Lampe und mit genügend Galle, um ja nicht die moralinsauren Asseln zu stören.
Was ist denn das für ein Akkord?
Zwischen dem säuerlichen Todesgrün, dem starren Lavendel in der Tradition eines Hauses Yardley und dem Rottweiler Jasmin klingt ja das eigene Atmen schon fast wie eine Bombe in der Katakombe!
Am besten ganz still bleiben, denn schon das kleinste Klirren der Porzellantasse könnte die Wegdwood Dynastie zum Einsturz bringen!
So, insular wird selbstverständlich in der oh so joyful Teerunde etwas Süßliches gereicht.
Bloß keine barbarische Handbewegung, die komische Rose in der Vase könnte noch komischer schauen!
Schlafende Hunde sollte man nicht wecken…
Kurze Erinnerung an den Far Breton, er hat als Vorlage für den Plum Pudding der Engländer gedient.
Und so etwas Anglikanisches wird nun serviert, allerdings mit einer Tonkabohne als Füllung anstelle von Pflaume.
Stoisch sollte man schon das oh so refreshingly delicious Etwas runterwürgen, aber mit Niveau.
Dabei kullert schon die erste lavendelige Schweißperle die Schläfe runter.
Plumps, Boppesbombe mitten in der Teetasse!
(Ich weiß, Arsch darf man ja wahrscheinlich nicht sagen, deswegen ein sanfterer Ausdruck mit Lokalkolorit.)
Die Milch gerinnt augenblicklich, aber man sollte sich ja nichts anmerken lassen.
Der Rose in der Vase ist natürlich der Fauxpas nicht entgangen und ihr wird so richtig komisch, der verdrehte Blick läßt nichts gutes erahnen.
Also rasch ein After Eight ins Mäulchen der Adligen, die Schokominze sollte für ein paar Augenblicke die Stimmung retten.
(Schokopatchouli mit etwas Menthol dürfte hier auch verbaut sein.)
Es gehört sich nicht, unpassende Themen anzusprechen.
Erlaubt sind gefällige Bemerkungen zum akkurat getrimmten Rasen, das Loben der Einbuchtung eines Oscar Wilde zu seiner Zeit, das genüssliche Sezieren verfehlter Kleiderordnung am letzten Sonntag in der Kirche.
Und jetzt beweist sich der wahre Viktorianer!
Denn bei all den Daumenschrauben noch Haltung und Wortwitz zu wahren, grenzt an ein Wunder!
Von der Basis her pocht ganz sachte eine synthetische, dunkle Note, leicht holzig ambriert für Kenner der Materie. Aber nur ein Hauch davon.
Vorwand genug, um sich rechtzeitig zu verabschieden.
Doch, oh welch ein Wunder, ein Nieselregen an Vanille wird den gepeinigten Gast über Stock und Stein begleiten.
Und während man dann auf Jersey ironisch lächelt, genießen die Bretonen auf der anderen Seite des Kanals sehr lukullische Momente.
So long Jersey!
Bevor ich es vergesse, um sich den Duft an der Küste der Insel musikalisch schön zu verdeutlichen, empfehle ich das lebensbejahende Lied von Morrissey „Everyday is like Sunday“.
Enjoy!
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