06.06.2017 - 15:40 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Top Rezension
112
Drei Monatsgehälter
Heute Mittag war ich spontan mit zwei Kolleginnen beim Lunch. Beide sind Ende zwanzig, studiert und blond und attraktiv - und beruflich wie auch - das hab' ich während des Mittagessens festgestellt - privat sehr ehrgeizig. Eine von ihnen erzählte, dass sie glaubt, dass ihr Freund ihr wohl demnächst die Frage aller Fragen stellen könnte. Und ich dachte kurz daran, ihr für den großen Tag Guerlains Le Plus Beau Jour de Ma Vie ans Herz zu legen. Aber dann erzählte sie, dass sie ihn - damit er auch keinen Blödsinn macht - jüngst noch mal an die 'Drei Monatsgehälter-Regel' erinnert hätte. Ich kannte diese Regel zugegebenermaßen nicht - zumindest nicht als ein Werkzeug der Gegenwart - und wurde etwas mitleidig - als lebte ich unter einem Stein - belehrt, dass der Verlobungsring drei Monatsgehälter des Mannes kosten müsse. Das käme daher, weil man sich nach dem Eheversprechen ja einander womöglich schon hingäbe - vorher nicht? I don't think so - und falls er einen dann doch sitzen ließe, sei man ja 'angeschlagene Ware' und hätte dann als kleines Goodie wenigstens den Ring. Und ich legte den Kopf leicht schief und musterte die beiden und dachte: 'Deutschland 2017 - wow.' Und ich war froh, dass ich ihr doch nicht von Guerlain und seinem schönen Hochzeitsduft erzählt hatte.
Genau kann ich mich nicht an den Preis von Le Plus Beau Jour de Ma Vie erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es deutlich unter fünfhundert Euro waren - und mithin weit entfernt von den Ansprüchen der beiden jungen Damen. Und ich weiß noch, wie ich während seines Testens dachte - in diesem Frühling in einem Guerlain-Store in Paris - was für ein wunderbares Verlobungsgeschenk die hübsche kleine Flasche mit dem Pumpzerstäuber doch sicher wäre. In meinem Kommentar zu Le Bouquet de la Mariée hab' ich den Duft beschrieben - Extrait und Eau de Parfum unterscheiden sich für mich nur kaum - es ist ein Parfum voll Zärtlichkeit und Lebensfreude und voll Überfluss. So leuchtend wie jubilierender Zucker und lebhaft wie weiße und zartrosa Schmetterlinge - und ganz unschuldig und einer, der nichts wissen will von 'drei Monatsgehältern' und von 'angeschlagener Ware', sondern nur von einem Versprechen für ein ganzes Leben - in guten wie in schlechten Zeiten - von Lachen und von Küssen vor dem Traualtar, von zahmen Tauben und von Rosenbögen, von klirrenden Champagnergläsern und von stolzen Eltern - die Brautmutter in Abricot, die Bräutigamsmutter in Flieder oder Blasstürkis - und der allerbesten Freundin, die am Schluss den Brautstrauß fängt.
Fazit: ein bisschen tat der zukünftige Bräutigam mir beinahe leid. Doch sicher ist es so ein blondgelocktes Bürschchen mit Barbourjacke und mit Jagdlizenz - und das Mitleid gab sich wieder. Und wenn sie im nächsten Frühling mit ihm und ihrem Einkaräter von Maximilianstraße, Goethestraße oder Neuem Wall vor den Altar tritt, wird sie nichts wissen von Guerlain und seinem schönen Hochzeitsduft. Und das ist gut.
Genau kann ich mich nicht an den Preis von Le Plus Beau Jour de Ma Vie erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es deutlich unter fünfhundert Euro waren - und mithin weit entfernt von den Ansprüchen der beiden jungen Damen. Und ich weiß noch, wie ich während seines Testens dachte - in diesem Frühling in einem Guerlain-Store in Paris - was für ein wunderbares Verlobungsgeschenk die hübsche kleine Flasche mit dem Pumpzerstäuber doch sicher wäre. In meinem Kommentar zu Le Bouquet de la Mariée hab' ich den Duft beschrieben - Extrait und Eau de Parfum unterscheiden sich für mich nur kaum - es ist ein Parfum voll Zärtlichkeit und Lebensfreude und voll Überfluss. So leuchtend wie jubilierender Zucker und lebhaft wie weiße und zartrosa Schmetterlinge - und ganz unschuldig und einer, der nichts wissen will von 'drei Monatsgehältern' und von 'angeschlagener Ware', sondern nur von einem Versprechen für ein ganzes Leben - in guten wie in schlechten Zeiten - von Lachen und von Küssen vor dem Traualtar, von zahmen Tauben und von Rosenbögen, von klirrenden Champagnergläsern und von stolzen Eltern - die Brautmutter in Abricot, die Bräutigamsmutter in Flieder oder Blasstürkis - und der allerbesten Freundin, die am Schluss den Brautstrauß fängt.
Fazit: ein bisschen tat der zukünftige Bräutigam mir beinahe leid. Doch sicher ist es so ein blondgelocktes Bürschchen mit Barbourjacke und mit Jagdlizenz - und das Mitleid gab sich wieder. Und wenn sie im nächsten Frühling mit ihm und ihrem Einkaräter von Maximilianstraße, Goethestraße oder Neuem Wall vor den Altar tritt, wird sie nichts wissen von Guerlain und seinem schönen Hochzeitsduft. Und das ist gut.
34 Antworten