19.03.2017 - 05:19 Uhr
loewenherz
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Reluctance
auf deutsch etwa: 'Widerwillen', so heißt ein wunderbares Gedicht des Amerikaners Robert Frost. Er beschreibt darin die völlige Stille und - physische wie seelische - Leere des Mittwinters und verwendet diese gleichermaßen als eine Metapher für Abschied und Ende bzw. eben den Widerwillen dagegen, das Ende von etwas Geliebtem zu akzeptieren: '...out over the crusted snow - when others are sleeping.' Kälte. Melancholie. Einsamkeit.
Thierry Wasser arrangiert den Winterduft in Guerlains höchstexklusivierter Jahreszeitenserie entlang des Wesens von Frosts emblematischem Poem (auch wenn er wohl einen russischen Winter im Kopf hatte und keinen amerikanischen): still und klar, würdevoll und ebenso traurig wie doch durchdrungen von der noch fernen Ahnung eines Neuanfangs. L'Hiver fußt auf einem mineralischen, beinahe metallisch anmutenden Grundakkord - wie das Geräusch der Schritte, die im verharschten Schnee einsinken. Das initiale Nadelholz verfliegt rasch jenseits der Kopfnote und gibt Raum für eine lichtweiße Kühle aus einer verblüffend unpudrigen Iris und einem Weihrauch so fremd und körperlos wie der triebhafte Schrei einer unsichtbaren Krähe. Es ist Bewegung in diesem Duft - so wie das Echo des Krähenschreies sich zwischen den schwarzen Stämmen eines Winterwaldes verfängt - hinzu treten die kühle Bitterkeit der Engelwurz und ein ferner Anklang von Moschus so wie der Atem der Eisbärin tief unter dem Schnee, die ihre Jungen vor der Kälte zu beschützen sucht. Und etwas Wacholder scheint dabei - ganz ohne den alkoholischen Ginakkord, dem viele andere Wacholderdüfte nicht widerstehen können. Bitter. Und klar.
Einundzwanzig Exemplare gibt es von Les Quatre Saisons - L'Hiver, in handgemachten Baccarat-Flakons, besetzt mit weißen Schwanendaunen und Schneeeulenfedern, erhältlich zum Preis von 16.000 Euro ausschließlich in Paris. Kaufen wird bzw. kann entsprechend nur kaum jemand diesen wunderbaren Duft, mit dem Herr Wasser den finalen Beweis antritt, dass er auch jenseits von 'süß' ganz Wunderbares zu erschaffen in der Lage ist. Ein Kunstwerk. Von innen und von außen.
Fazit, in Robert Frosts finaler Strophe:
'Ah, when to the heart of man
was it ever less than a treason?
To go with the drift of things,
to yield with a grace to reason,
and bow and accept the end -
of a love or a season?'
Thierry Wasser arrangiert den Winterduft in Guerlains höchstexklusivierter Jahreszeitenserie entlang des Wesens von Frosts emblematischem Poem (auch wenn er wohl einen russischen Winter im Kopf hatte und keinen amerikanischen): still und klar, würdevoll und ebenso traurig wie doch durchdrungen von der noch fernen Ahnung eines Neuanfangs. L'Hiver fußt auf einem mineralischen, beinahe metallisch anmutenden Grundakkord - wie das Geräusch der Schritte, die im verharschten Schnee einsinken. Das initiale Nadelholz verfliegt rasch jenseits der Kopfnote und gibt Raum für eine lichtweiße Kühle aus einer verblüffend unpudrigen Iris und einem Weihrauch so fremd und körperlos wie der triebhafte Schrei einer unsichtbaren Krähe. Es ist Bewegung in diesem Duft - so wie das Echo des Krähenschreies sich zwischen den schwarzen Stämmen eines Winterwaldes verfängt - hinzu treten die kühle Bitterkeit der Engelwurz und ein ferner Anklang von Moschus so wie der Atem der Eisbärin tief unter dem Schnee, die ihre Jungen vor der Kälte zu beschützen sucht. Und etwas Wacholder scheint dabei - ganz ohne den alkoholischen Ginakkord, dem viele andere Wacholderdüfte nicht widerstehen können. Bitter. Und klar.
Einundzwanzig Exemplare gibt es von Les Quatre Saisons - L'Hiver, in handgemachten Baccarat-Flakons, besetzt mit weißen Schwanendaunen und Schneeeulenfedern, erhältlich zum Preis von 16.000 Euro ausschließlich in Paris. Kaufen wird bzw. kann entsprechend nur kaum jemand diesen wunderbaren Duft, mit dem Herr Wasser den finalen Beweis antritt, dass er auch jenseits von 'süß' ganz Wunderbares zu erschaffen in der Lage ist. Ein Kunstwerk. Von innen und von außen.
Fazit, in Robert Frosts finaler Strophe:
'Ah, when to the heart of man
was it ever less than a treason?
To go with the drift of things,
to yield with a grace to reason,
and bow and accept the end -
of a love or a season?'
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