17.04.2020 - 10:03 Uhr
Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
55
Guerlain und der Zeitgeist
Unkommentierte Düfte No. 148
Guerlain ist eine Traditionsmarke, Kein Zweifel! Aber auch Traditionsmarken haben irgendwann mal innovative Düfte auf den Markt gebracht: Jicky war der erste kompromisslos synthetische Duft, Mitsouko war der erste Pfirsich-Chypre, Habit Rouge hat mit seiner orientalischen, an Shalimar angelehnten Aura den Herrenmarkt revolutioniert. Da könnte einem noch mancher Guerlain-Duft einfallen.
Bei Patchouli Ardent handelt es sich aber weder um einen der klassischen Guerlain-Düfte noch um einen innovativen. Er ist eine Reminiszenz an den Zeitgeist. Ist das schlimm?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich den Duft genauer betrachten. Da ist zunächst eine fast dominante Pfeffernote, die ein wenig an Weihrauch erinnert: würzig, prickelnd, nimmt einem anfangs fast den Atem. Das hat aber einen rauen Charme. Vor allem deshalb, weil sich gleich noch eine grüne Note dazu gesellt, die ich erst gar nicht einordnen konnte, weil ich die Feige in oben stehender Übersicht überlesen hatte. Im Nachhinein ist das aber sicherlich der Grund für diese frische, ein bisschen grasige, unsüße Note, die sich typischerweise auch in anderen Feigendüften findet. Sobald dieser Akzent stärker wird, ist die Pfeffernote auch schon überstanden und der Duft näherst sich sehr schnell der Basis.
Patchouli ist sicherlich erkennbar, aber dass es nun ausgerechnet namensgebenden für diesen Duft sein musste, leuchtet nicht so recht ein. Irgendwie ist dieser holzige, dunkle, erdige Akzent aber immer präsent - und das sogar schon in der Kopfnote, vor allem auf Haut. Diese Kombination aus einer erdigen und einer grünen Note gefällt mir sogar ausgesprochen gut.
Soweit so ungewöhnlich. Also doch innovativ? Letzten Endes nicht, denn abschließend wird eine Ledernote stärker, die den aktuellen penetranten Kunstledernoten nachgebaut wurde und die seit Tuscan Leather zur Pest der Herrenparfümerie geworden sind. Ich bevorzuge stattdessen die klassischen Ledernoten (aus Bel Ami, Knize & Co.), die warme, ambrierte, harzige und holzige Töne mit Nelke, animalischen Akzenten verbinden. Dennoch ist die Ledernote hier nie so aufdringlich wie in manchen neuen Nischendüften, sondern guerlaintypsich maßvoll und duftdienlich eingesetzt. Wäre diese Note allerdings gar nicht vorhanden, hätte ich mich zu einer höheren Bewertung durchgerungen. So bleibt es erstmal bei der o.a. Wertung mit Tendenz nach oben.
Eine Stärke des Duftes ist, wie beschrieben, seine Entwicklung. Im Gegensatz zu vielen postmodernen Nischendüften, die keinerlei Entwicklung zeigen, sondern mit der Tür ins Haus fallen, gibt es hier eine Kopf-. Herz und Basisnoten, auch wenn sie nicht sehr stark ausgeprägt sind und der Duft recht schnell zum Ziel gelangt.
Kein schlechter neuer Guerlain, vielleicht sogar ein guter, aber auch keiner, der in meine Sammlung passt.
Guerlain ist eine Traditionsmarke, Kein Zweifel! Aber auch Traditionsmarken haben irgendwann mal innovative Düfte auf den Markt gebracht: Jicky war der erste kompromisslos synthetische Duft, Mitsouko war der erste Pfirsich-Chypre, Habit Rouge hat mit seiner orientalischen, an Shalimar angelehnten Aura den Herrenmarkt revolutioniert. Da könnte einem noch mancher Guerlain-Duft einfallen.
Bei Patchouli Ardent handelt es sich aber weder um einen der klassischen Guerlain-Düfte noch um einen innovativen. Er ist eine Reminiszenz an den Zeitgeist. Ist das schlimm?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich den Duft genauer betrachten. Da ist zunächst eine fast dominante Pfeffernote, die ein wenig an Weihrauch erinnert: würzig, prickelnd, nimmt einem anfangs fast den Atem. Das hat aber einen rauen Charme. Vor allem deshalb, weil sich gleich noch eine grüne Note dazu gesellt, die ich erst gar nicht einordnen konnte, weil ich die Feige in oben stehender Übersicht überlesen hatte. Im Nachhinein ist das aber sicherlich der Grund für diese frische, ein bisschen grasige, unsüße Note, die sich typischerweise auch in anderen Feigendüften findet. Sobald dieser Akzent stärker wird, ist die Pfeffernote auch schon überstanden und der Duft näherst sich sehr schnell der Basis.
Patchouli ist sicherlich erkennbar, aber dass es nun ausgerechnet namensgebenden für diesen Duft sein musste, leuchtet nicht so recht ein. Irgendwie ist dieser holzige, dunkle, erdige Akzent aber immer präsent - und das sogar schon in der Kopfnote, vor allem auf Haut. Diese Kombination aus einer erdigen und einer grünen Note gefällt mir sogar ausgesprochen gut.
Soweit so ungewöhnlich. Also doch innovativ? Letzten Endes nicht, denn abschließend wird eine Ledernote stärker, die den aktuellen penetranten Kunstledernoten nachgebaut wurde und die seit Tuscan Leather zur Pest der Herrenparfümerie geworden sind. Ich bevorzuge stattdessen die klassischen Ledernoten (aus Bel Ami, Knize & Co.), die warme, ambrierte, harzige und holzige Töne mit Nelke, animalischen Akzenten verbinden. Dennoch ist die Ledernote hier nie so aufdringlich wie in manchen neuen Nischendüften, sondern guerlaintypsich maßvoll und duftdienlich eingesetzt. Wäre diese Note allerdings gar nicht vorhanden, hätte ich mich zu einer höheren Bewertung durchgerungen. So bleibt es erstmal bei der o.a. Wertung mit Tendenz nach oben.
Eine Stärke des Duftes ist, wie beschrieben, seine Entwicklung. Im Gegensatz zu vielen postmodernen Nischendüften, die keinerlei Entwicklung zeigen, sondern mit der Tür ins Haus fallen, gibt es hier eine Kopf-. Herz und Basisnoten, auch wenn sie nicht sehr stark ausgeprägt sind und der Duft recht schnell zum Ziel gelangt.
Kein schlechter neuer Guerlain, vielleicht sogar ein guter, aber auch keiner, der in meine Sammlung passt.
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