22.03.2012 - 21:16 Uhr
Reckoner
19 Rezensionen
Reckoner
Sehr hilfreiche Rezension
16
„Wiederbelebung mit Folgeschäden“ oder „Sinn und ethische Fragen eines Reanimationsversuches“.
Scent 79 by Mark Buxton
Gestern war es so weit. Ich bekam meine Duftpost ins Haus. Ein kleiner Probentausch.
Wie schon so oft, hat mir der freundliche Tauschpartner der Sendung noch eine kleine Überraschung beigelegt: Ein weiterer Duft.
Ich schätze diese kleinen Aufmerksamkeiten dieser Community sehr und lese, "Scent 79 von Jil Sander".
Hm. Interessiert mich das heute? Habe ich Lust das zu testen? Hm.
Ach, egal. Rauf aufs Handgelenk damit.
Doch was ist das?
Es erwischte mich eiskalt und brennend heiß zugleich. Wie ein reissender Strudel greift mich die Vergangenheit, reisst mich hinab und projiziert Bilder und Empfindungen dieser irren Zeit in mein Bewusstsein.
Nicht etwa weil dieses Scent 79 ein so typisches Duftgewächs der Achtziger ist. Durchaus nicht. Der vorliegende Duft gehört voll und ganz ins Hier und Jetzt. Ich trudel und schwelge, weil dieser Duft augenscheinlich der Versuch sein will, DEN Duft meiner Jugend wieder zu beleben.
Man Pur by Jacques Artarit.
Man Pur war damals eine echte Sensation. Eine Offenbarung von Duft. So besonders, so herausragend. Dieser Duft war einfach eine Klasse für sich. In dieser Zeit genoss das Duftlabel Sander noch einen Ruf ungeheurer Güte. Die heutigen Düfte dieses Hause hingegen empfinde ich als eher durchschnittlich, ja fast langweilig.
Ich bin sehr irritiert. Was soll das? Ein Relaunch? Eine Neuauflage? Eine Reformulierung? Nichts mag so recht darauf zutreffen. Eine Neuinterpretation? Was es auch sein will. Das vorliegende Ergebnis ist eine Enttäuschung. Zumindest für die nicht mehr ganz taufrischen unter uns, denen Man Pur noch gut in Erinnerung ist.
Man Pur war viel zu perfekt, als dass man es wagen sollte, dieses Thema für heute neu aufzubereiten. Was hat sich Mark Buxton dabei nur gedacht?
Ich bin mir sicher, man hätte Man Pur in der alten Rezeptur, eins zu eins, wieder auf den Markt bringen können, sollen. Mit Erfolg. Mit wahrscheinlich sogar großem Erfolg.
So aber stellt sich mir die Frage nach Sinn und ethischer Vertretbarkeit eines solchen Reanimationsversuches. (Okay, wollen wir einräumen, dass diejenigen, die das alte Man Pur nicht kennen, in Anlehnung an selbiges, mit Scent 79 einmal diesen einzigartigen und wunderbar, typischen Akkord erleben dürfen. Alle anderen aber wird mit Scent79 unweigerlich Trauer, Enttäuschung und Wehmut überkommen.)
Egal woran es liegt, ob am Unvermögen des Parfumers, den Auflagen eines verblendeten Marketings,
neuen Qualitätsanforderungen an Inhaltsstoffe, gesetzliche Regelungen, hier wird einmal mehr deutlich, dass manchmal "Sterben lassen" weniger schmerzhaft ist, als der verzweifelte Versuch einer Reanimation.
Man Pur. Bitte ganz oder gar nicht!
Daher mein unnachgiebiges Urteil:
Operation gelungen - Patient tot.
Gestern war es so weit. Ich bekam meine Duftpost ins Haus. Ein kleiner Probentausch.
Wie schon so oft, hat mir der freundliche Tauschpartner der Sendung noch eine kleine Überraschung beigelegt: Ein weiterer Duft.
Ich schätze diese kleinen Aufmerksamkeiten dieser Community sehr und lese, "Scent 79 von Jil Sander".
Hm. Interessiert mich das heute? Habe ich Lust das zu testen? Hm.
Ach, egal. Rauf aufs Handgelenk damit.
Doch was ist das?
Es erwischte mich eiskalt und brennend heiß zugleich. Wie ein reissender Strudel greift mich die Vergangenheit, reisst mich hinab und projiziert Bilder und Empfindungen dieser irren Zeit in mein Bewusstsein.
Nicht etwa weil dieses Scent 79 ein so typisches Duftgewächs der Achtziger ist. Durchaus nicht. Der vorliegende Duft gehört voll und ganz ins Hier und Jetzt. Ich trudel und schwelge, weil dieser Duft augenscheinlich der Versuch sein will, DEN Duft meiner Jugend wieder zu beleben.
Man Pur by Jacques Artarit.
Man Pur war damals eine echte Sensation. Eine Offenbarung von Duft. So besonders, so herausragend. Dieser Duft war einfach eine Klasse für sich. In dieser Zeit genoss das Duftlabel Sander noch einen Ruf ungeheurer Güte. Die heutigen Düfte dieses Hause hingegen empfinde ich als eher durchschnittlich, ja fast langweilig.
Ich bin sehr irritiert. Was soll das? Ein Relaunch? Eine Neuauflage? Eine Reformulierung? Nichts mag so recht darauf zutreffen. Eine Neuinterpretation? Was es auch sein will. Das vorliegende Ergebnis ist eine Enttäuschung. Zumindest für die nicht mehr ganz taufrischen unter uns, denen Man Pur noch gut in Erinnerung ist.
Man Pur war viel zu perfekt, als dass man es wagen sollte, dieses Thema für heute neu aufzubereiten. Was hat sich Mark Buxton dabei nur gedacht?
Ich bin mir sicher, man hätte Man Pur in der alten Rezeptur, eins zu eins, wieder auf den Markt bringen können, sollen. Mit Erfolg. Mit wahrscheinlich sogar großem Erfolg.
So aber stellt sich mir die Frage nach Sinn und ethischer Vertretbarkeit eines solchen Reanimationsversuches. (Okay, wollen wir einräumen, dass diejenigen, die das alte Man Pur nicht kennen, in Anlehnung an selbiges, mit Scent 79 einmal diesen einzigartigen und wunderbar, typischen Akkord erleben dürfen. Alle anderen aber wird mit Scent79 unweigerlich Trauer, Enttäuschung und Wehmut überkommen.)
Egal woran es liegt, ob am Unvermögen des Parfumers, den Auflagen eines verblendeten Marketings,
neuen Qualitätsanforderungen an Inhaltsstoffe, gesetzliche Regelungen, hier wird einmal mehr deutlich, dass manchmal "Sterben lassen" weniger schmerzhaft ist, als der verzweifelte Versuch einer Reanimation.
Man Pur. Bitte ganz oder gar nicht!
Daher mein unnachgiebiges Urteil:
Operation gelungen - Patient tot.
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