09.03.2014 - 10:12 Uhr
Inger
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Inger
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18
Old fashioned!
Als seine Patentante Eleanor zu ihm in den Wagen stieg, meinte Roddy von einem riesigen Blumenstrauß erschlagen zu werden. Wie eine Keule sausten Rose, Iris, Nelke und Hyazinthe auf ihn nieder und verschlugen ihm den Atem. Nach einer Schrecksekunde konnte er den Mund wieder schließen und die Tante begrüßen. Beim obligaten Begrüßungsküsschen hielt er die Luft an, um nicht wieder zu erstarren. Mit der Zeit legte sich die Duftwolke und wurde etwas zarter.
Tante Eleanor liebte Parfums und genoß es sich zu beduften. Sie mußte sich unmittelbar vor Verlassen des Hauses besprüht haben - aber ziemlich ordentlich - wie es Roddy schien.
Bald erreichten sie das Opernhaus.
Wie ein Schlachtschiff bahnte sich Tante Eleanor erhobenen Hauptes den Weg zu ihrer Loge. Hin und wieder nickte sie anderen Opernbesuchern freundlich zu, dann wiederum blieb sie stehen und wechselte ein paar Worte. Roddy hielt sich im Hintergrund. Etwa alle zwei Monate lud ihn die Patentante zu einem Opernbesuch ein und er konnte ihr die Bitte nun einmal nicht abschlagen.
Ihr schwarzes Kleid raschelte bei jeder Bewegung. Sie trug all die Perlen, die ihr verstorbener Gatte ihr zu unzähligen Anlässen geschenkt hatte und hinter ihrer imposanten Erscheinung schwebte ein Duftschweif aus Rose, Iris, Nelke, Veilchen und Hyazinthe - nicht mehr so stark wie im Wagen doch immer noch sehr deutlich.
Niemand hätte geglaubt, das dies die selbe Frau war, die im Garten beim Abbrichten ihrer Bulldoggen brüllen konnte wie ein General. Aber die Bulldoggen folgten auch aufs Wort!
Sie erreichten ihre Loge und nahmen Platz. Roddy verstaute die Nerzstola auf dem dritten Sitzplatz und schob sie etwas weiter von sich, denn die Rosen-Iris-Hyazinthen-Mischung stieg ihm wieder in die Nase.
Mit Opernglas bewaffnet lehnte sich Tante Eleanor über die Brüstung und nickte Bekannten zu. Leises Hüsteln und Rascheln war zu hören. Tante Eleanor neigte sich zu Roddy und erzählte ihm die neueste Klatschgeschichte über die Meyers und die Bergers. Es läutete, Musik erklang, der Vorhang schwang auf, die Vorstellung begann.
Roddy machte es sich auf seinem Samtstuhl so bequem wie nur möglich. Seine langen Beine unterzubringen war gar nicht so einfach. Er schloß die Augen und dachte an Deidre.
Morgen würden sie aufs Land hinausfahren - nur sie beide. Er würde das Verdeck des Wagens öffnen und einen Picknickkorb mitnehmen. Bei einer schönen versteckten Wiese würde er eine karierte Decke ausbreiten und sie könnten es sich im Gras gemütlich machen. Oh, wie sehr er sich schon auf morgen freute. Die Vöglein würden singen, die Bienchen summen, die Blumen duften. Er meinte jetzt schon an der Seite Deidre's zu sitzen und ihren wohligen Duft einzuatmen. Liebliche Rosen und Hyazinthe konnte er riechen, und diese wunderschöne dunkelviolette Iris. Deidre's Augen waren von der selben dunkelvioletten Farbe. Zart und duftig, puderfein roch es. Nelken in rosa und weiß erschienen vor seinem inneren Auge. Ganz in der Nähe müssen Veilchen blühen. Er könnte Deidre ein Sträußchen pflücken. Ach wie schön!
Tosender Applaus rieß Roddy aus seinen Gedanken. Tante Eleanor erhob sich, deutete in Richtung Nerzstola, die ihr Roddy pflichbewußt um die Schulter legte, und schritt in Richtung Logentür. Mit einem kecken Blick über die Schulter forderte sie Roddy auf zu einem Glas Champagner an der Bar.
Roddy verstand die Welt nicht mehr. Tante Eleanor duftete jetzt ganz anders, fein und zart, wie blumiger Puderhauch - fast so wie Deidre auf der Blumenwiese. Er schüttelte leicht den Kopf. Die Liebe kann wohl die Welt verzaubern!
Tante Eleanor liebte Parfums und genoß es sich zu beduften. Sie mußte sich unmittelbar vor Verlassen des Hauses besprüht haben - aber ziemlich ordentlich - wie es Roddy schien.
Bald erreichten sie das Opernhaus.
Wie ein Schlachtschiff bahnte sich Tante Eleanor erhobenen Hauptes den Weg zu ihrer Loge. Hin und wieder nickte sie anderen Opernbesuchern freundlich zu, dann wiederum blieb sie stehen und wechselte ein paar Worte. Roddy hielt sich im Hintergrund. Etwa alle zwei Monate lud ihn die Patentante zu einem Opernbesuch ein und er konnte ihr die Bitte nun einmal nicht abschlagen.
Ihr schwarzes Kleid raschelte bei jeder Bewegung. Sie trug all die Perlen, die ihr verstorbener Gatte ihr zu unzähligen Anlässen geschenkt hatte und hinter ihrer imposanten Erscheinung schwebte ein Duftschweif aus Rose, Iris, Nelke, Veilchen und Hyazinthe - nicht mehr so stark wie im Wagen doch immer noch sehr deutlich.
Niemand hätte geglaubt, das dies die selbe Frau war, die im Garten beim Abbrichten ihrer Bulldoggen brüllen konnte wie ein General. Aber die Bulldoggen folgten auch aufs Wort!
Sie erreichten ihre Loge und nahmen Platz. Roddy verstaute die Nerzstola auf dem dritten Sitzplatz und schob sie etwas weiter von sich, denn die Rosen-Iris-Hyazinthen-Mischung stieg ihm wieder in die Nase.
Mit Opernglas bewaffnet lehnte sich Tante Eleanor über die Brüstung und nickte Bekannten zu. Leises Hüsteln und Rascheln war zu hören. Tante Eleanor neigte sich zu Roddy und erzählte ihm die neueste Klatschgeschichte über die Meyers und die Bergers. Es läutete, Musik erklang, der Vorhang schwang auf, die Vorstellung begann.
Roddy machte es sich auf seinem Samtstuhl so bequem wie nur möglich. Seine langen Beine unterzubringen war gar nicht so einfach. Er schloß die Augen und dachte an Deidre.
Morgen würden sie aufs Land hinausfahren - nur sie beide. Er würde das Verdeck des Wagens öffnen und einen Picknickkorb mitnehmen. Bei einer schönen versteckten Wiese würde er eine karierte Decke ausbreiten und sie könnten es sich im Gras gemütlich machen. Oh, wie sehr er sich schon auf morgen freute. Die Vöglein würden singen, die Bienchen summen, die Blumen duften. Er meinte jetzt schon an der Seite Deidre's zu sitzen und ihren wohligen Duft einzuatmen. Liebliche Rosen und Hyazinthe konnte er riechen, und diese wunderschöne dunkelviolette Iris. Deidre's Augen waren von der selben dunkelvioletten Farbe. Zart und duftig, puderfein roch es. Nelken in rosa und weiß erschienen vor seinem inneren Auge. Ganz in der Nähe müssen Veilchen blühen. Er könnte Deidre ein Sträußchen pflücken. Ach wie schön!
Tosender Applaus rieß Roddy aus seinen Gedanken. Tante Eleanor erhob sich, deutete in Richtung Nerzstola, die ihr Roddy pflichbewußt um die Schulter legte, und schritt in Richtung Logentür. Mit einem kecken Blick über die Schulter forderte sie Roddy auf zu einem Glas Champagner an der Bar.
Roddy verstand die Welt nicht mehr. Tante Eleanor duftete jetzt ganz anders, fein und zart, wie blumiger Puderhauch - fast so wie Deidre auf der Blumenwiese. Er schüttelte leicht den Kopf. Die Liebe kann wohl die Welt verzaubern!
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