08.09.2019 - 07:45 Uhr
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Top Rezension
24
Wenn ich noch ein wenig warte...
..werde ich ihn lieben.
Kennt Ihr das? Ihr testet einen Duft und er macht Euch erst einmal ambivalent. Da ist eine Note dabei, die irgendwie missfällt. Aber insgesamt ist der Duft doch recht schön und auch interessant, nicht zuletzt durch diesen Störfaktor. Diesen Störfaktor, der auch ein Nervfaktor ist und einen überlegen lässt, den Duft abzuwaschen und sich stattdessen einen hundertprozentigen Wohltäter aufzusprühen.
So stellt man den Duft erst einmal zurück, um ihn später nochmal zu testen.
Jetzt kommt ein zweiter Faktor zum Tragen: Die Marke des Duftes und ihr Ruf. Wenn dieser Duft ein Drogerieduft oder Promiduft ist, dann stehen seine Chancen auf einen erneuten Test schlecht, man wird ihn vielleicht einfach vergessen und irgendwann weitergeben. Wenn dieser Duft aber z.B. ein Montale ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er wirklich ein zweites Mal unter die Nase genommen wird.
Da kann man noch so sehr der Meinung sein, man gäbe nichts auf Marken oder Ruf oder Preise.
Also, der dritte Akt der Geschichte: Der Duft gehobener Marke kommt erneut unter die Nase. Erneut stört der Störfaktor. Erneut gefällt auch etwas. Erneut Ambivalenz.
Jetzt kommt der Punkt, der über Top oder Flop entscheidet:
Wenn man ihn nun nicht mehr trägt, war er logischerweise ein Flop. Aber trägt man ihn nur ein paar Tage länger, um ihn genauer auszuloten, vielleicht auch noch schöne Tage, Urlaubstage, dann wird er top. Dann fängt das eigene Gehirn an, komische Noten als vertraut zu empfinden, entdeckt weitere Nuancen und beginnt, das Negative irgendwie auszublenden.
Und es kann passieren, dass dann irgendwann die Abfüllung alle ist und man den Duft nicht gleich nachkaufen kann oder möchte. Kommt er einem nach einer solchen Pause erneut unter die Nase, denkt man: Um Himmels Willen, wie konnte ich DEN denn regelmäßig mit Begeisterung tragen? Bei DEM Nervfaktor? Da hat sich das Gehirn dann offensichtlich wieder neu kalibriert.
So ein Duft ist Roses Elixir.
Im Auftakt fruchtig-säuerlich alkoholisch, dann etwas süßer und leicht blumig mutet er erstmal wie ein Erfrischer an. Ich mag ja Säuerliches normalerweise nicht so, weil es auf mich schnell unangenehm vergoren wirkt, hier erweckt es jedoch eher den Eindruck spritzigen Sekts oder frischer Bowle. Ich kann keine Frucht identifizieren, nicht nicht einmal Bergamotte hätte ich erkannt. Es ist schon ziemlich seltsam künstlich, aber nicht schlecht.
Der Alkohol verfliegt sehr schnell und es wird herber. Nun beginnt der Störfaktor. Ich fürchte, der Störfaktor sind mal wieder meine problematischen alten Bekannten: ein Jasminriechstoff und ein Orangenblütenriechstoff, die sich einig sind, gemeinsam ordentlich bissig und zickig zu sein und die Trägerin ein wenig aufzumischen.
Es gelingt ihnen dabei, geschickt ihre Identität zu verschleiern, denn gleichzeitig tun sie so, als seien sie harmlose Wassermelonen mit etwas Seeluft am Strand. Ja, nun kommt mir der Duft aquatisch vor.
Ich mag normalerweise keine aquatischen Düfte, nicht weil mir Wasser und Seeluft nicht zusagten, sondern weil ich noch keinen Duft kenne, der diese Gerüche wirklich authentisch umsetzt. Aquatische Düfte empfinde ich so gut wie immer extrem unangenehm künstlich und irgendwie stickig. Einen Anflug davon hat es auch hier. Was mir aber auch auffällt - und hier besonders: Bei aquatischen Düften darf man nicht direkt an der Sprühstelle riechen, sondern muss immer in der Projektion prüfen. In der Projektion können sie frisch und hell erscheinen, während sie auf der Haut grausam an Chemielabor erinnern.
Im Verlauf der Herznote kann ich als ersten angegebenen Bestandteil nun wirklich Orangenblüte herausriechen. Sie gefällt mir jetzt sogar. Aber neben ihr hat sich ein seltsam aquatisches Konglomerat etabliert, das noch eine weitere Note enthält, die ich nur sehr schwer beschreiben kann, weil sie auch künstlich ist und ich sie nur aus ein paar Parfums der 80er kenne. Ich empfinde diese Note am ehesten als eine entfernte Mischung von Anis und Bittermandel, aber wirklich nur entfernt. Ich denke, es ist die spezielle Entwicklung dieser seltsamen Aquatik, wie sie in den 80ern modern war. Im Hintergrund rieche ich aber auch etwas feinsinnig süß und leicht würzig-blumig Austariertes. Schade, dass es so zurücktritt, ich würde es mir mehr im Vordergrund wünschen.
Gen Basis wird Roses Elixir noch etwas süßer. Das gefällt mir gut und ich finde es auch nicht übermäßig süß oder gar klebrig, eher versöhnt es ein wenig mit dem vorherigen, synthetischen Stress-Konglomerat.
Nun kann ich anfangen, mich zu entspannen.
Der Duft wirkt immer noch frisch. Die Sillage ist sehr ordentlich. Wenn ich den Raum verlasse und nach ein paar Minuten wieder betrete, rieche ich eine fröhlich-leichte Frische, die ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert. Wie war das mit Aquatik und Projektion? Irgendwie ist der Duft doch toll!
Am Ende tritt der 80er-Vibe zugunsten einer nun zarten, sanften, trocken-süßlichen Würze immer mehr zurück. Ein Hauch von Vanille taucht auf. Der Moschus ist extrem dezent und in seiner Art ebenfalls trocken, ohne stickig zu sein. Amber bemerke ich gar nicht.
Auch Rose rieche ich zu keinem Zeitpunkt.
Und nun? Ich bin an dem virulenten Punkt, an dem ich mich entscheiden muss: Trage ich ihn noch ein paar Tage und lasse ihn zum Topduft avancieren?
Oder belasse ich es bei Flop?
Ich habe ein paar Urlaubstage. Ich werde spontan entscheiden. Folgenschwer.
Kennt Ihr das? Ihr testet einen Duft und er macht Euch erst einmal ambivalent. Da ist eine Note dabei, die irgendwie missfällt. Aber insgesamt ist der Duft doch recht schön und auch interessant, nicht zuletzt durch diesen Störfaktor. Diesen Störfaktor, der auch ein Nervfaktor ist und einen überlegen lässt, den Duft abzuwaschen und sich stattdessen einen hundertprozentigen Wohltäter aufzusprühen.
So stellt man den Duft erst einmal zurück, um ihn später nochmal zu testen.
Jetzt kommt ein zweiter Faktor zum Tragen: Die Marke des Duftes und ihr Ruf. Wenn dieser Duft ein Drogerieduft oder Promiduft ist, dann stehen seine Chancen auf einen erneuten Test schlecht, man wird ihn vielleicht einfach vergessen und irgendwann weitergeben. Wenn dieser Duft aber z.B. ein Montale ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er wirklich ein zweites Mal unter die Nase genommen wird.
Da kann man noch so sehr der Meinung sein, man gäbe nichts auf Marken oder Ruf oder Preise.
Also, der dritte Akt der Geschichte: Der Duft gehobener Marke kommt erneut unter die Nase. Erneut stört der Störfaktor. Erneut gefällt auch etwas. Erneut Ambivalenz.
Jetzt kommt der Punkt, der über Top oder Flop entscheidet:
Wenn man ihn nun nicht mehr trägt, war er logischerweise ein Flop. Aber trägt man ihn nur ein paar Tage länger, um ihn genauer auszuloten, vielleicht auch noch schöne Tage, Urlaubstage, dann wird er top. Dann fängt das eigene Gehirn an, komische Noten als vertraut zu empfinden, entdeckt weitere Nuancen und beginnt, das Negative irgendwie auszublenden.
Und es kann passieren, dass dann irgendwann die Abfüllung alle ist und man den Duft nicht gleich nachkaufen kann oder möchte. Kommt er einem nach einer solchen Pause erneut unter die Nase, denkt man: Um Himmels Willen, wie konnte ich DEN denn regelmäßig mit Begeisterung tragen? Bei DEM Nervfaktor? Da hat sich das Gehirn dann offensichtlich wieder neu kalibriert.
So ein Duft ist Roses Elixir.
Im Auftakt fruchtig-säuerlich alkoholisch, dann etwas süßer und leicht blumig mutet er erstmal wie ein Erfrischer an. Ich mag ja Säuerliches normalerweise nicht so, weil es auf mich schnell unangenehm vergoren wirkt, hier erweckt es jedoch eher den Eindruck spritzigen Sekts oder frischer Bowle. Ich kann keine Frucht identifizieren, nicht nicht einmal Bergamotte hätte ich erkannt. Es ist schon ziemlich seltsam künstlich, aber nicht schlecht.
Der Alkohol verfliegt sehr schnell und es wird herber. Nun beginnt der Störfaktor. Ich fürchte, der Störfaktor sind mal wieder meine problematischen alten Bekannten: ein Jasminriechstoff und ein Orangenblütenriechstoff, die sich einig sind, gemeinsam ordentlich bissig und zickig zu sein und die Trägerin ein wenig aufzumischen.
Es gelingt ihnen dabei, geschickt ihre Identität zu verschleiern, denn gleichzeitig tun sie so, als seien sie harmlose Wassermelonen mit etwas Seeluft am Strand. Ja, nun kommt mir der Duft aquatisch vor.
Ich mag normalerweise keine aquatischen Düfte, nicht weil mir Wasser und Seeluft nicht zusagten, sondern weil ich noch keinen Duft kenne, der diese Gerüche wirklich authentisch umsetzt. Aquatische Düfte empfinde ich so gut wie immer extrem unangenehm künstlich und irgendwie stickig. Einen Anflug davon hat es auch hier. Was mir aber auch auffällt - und hier besonders: Bei aquatischen Düften darf man nicht direkt an der Sprühstelle riechen, sondern muss immer in der Projektion prüfen. In der Projektion können sie frisch und hell erscheinen, während sie auf der Haut grausam an Chemielabor erinnern.
Im Verlauf der Herznote kann ich als ersten angegebenen Bestandteil nun wirklich Orangenblüte herausriechen. Sie gefällt mir jetzt sogar. Aber neben ihr hat sich ein seltsam aquatisches Konglomerat etabliert, das noch eine weitere Note enthält, die ich nur sehr schwer beschreiben kann, weil sie auch künstlich ist und ich sie nur aus ein paar Parfums der 80er kenne. Ich empfinde diese Note am ehesten als eine entfernte Mischung von Anis und Bittermandel, aber wirklich nur entfernt. Ich denke, es ist die spezielle Entwicklung dieser seltsamen Aquatik, wie sie in den 80ern modern war. Im Hintergrund rieche ich aber auch etwas feinsinnig süß und leicht würzig-blumig Austariertes. Schade, dass es so zurücktritt, ich würde es mir mehr im Vordergrund wünschen.
Gen Basis wird Roses Elixir noch etwas süßer. Das gefällt mir gut und ich finde es auch nicht übermäßig süß oder gar klebrig, eher versöhnt es ein wenig mit dem vorherigen, synthetischen Stress-Konglomerat.
Nun kann ich anfangen, mich zu entspannen.
Der Duft wirkt immer noch frisch. Die Sillage ist sehr ordentlich. Wenn ich den Raum verlasse und nach ein paar Minuten wieder betrete, rieche ich eine fröhlich-leichte Frische, die ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert. Wie war das mit Aquatik und Projektion? Irgendwie ist der Duft doch toll!
Am Ende tritt der 80er-Vibe zugunsten einer nun zarten, sanften, trocken-süßlichen Würze immer mehr zurück. Ein Hauch von Vanille taucht auf. Der Moschus ist extrem dezent und in seiner Art ebenfalls trocken, ohne stickig zu sein. Amber bemerke ich gar nicht.
Auch Rose rieche ich zu keinem Zeitpunkt.
Und nun? Ich bin an dem virulenten Punkt, an dem ich mich entscheiden muss: Trage ich ihn noch ein paar Tage und lasse ihn zum Topduft avancieren?
Oder belasse ich es bei Flop?
Ich habe ein paar Urlaubstage. Ich werde spontan entscheiden. Folgenschwer.
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