07.11.2017 - 12:39 Uhr
Meggi
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Meggi
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30
Da stimmt die Chemie
Zum Start gibt’s eine Wolke von nahezu karottenfreier Iris. Binnen Sekunden schiebt sich eine Süße darunter, die schon den zweiten Namensgeber andeutet. Mit ein bisschen Abstand von der Haut dringt demgegenüber die Vanille sofort in die Nase. Noch während der ersten Minute erscheint ein raues, stützendes Gerüst. Nach einiger Überlegung verfalle ich auf gänzlich entfruchtetes Bergamotte-Adstringens; und erst gewappnet mit dieser Erkenntnis, vermag ich schließlich doch einen bitter-dunklen Hauch von Frucht zu erahnen.
„Ich sei, gewährt mir die Birte, in eurem Bunde der vierte.“ Woher auch immer die rätselhafte Birte ihre Autorität bezieht - das Iso-Holz fordert das von jener Gewährte erfolgreich ein und gesellt sich hinzu. Im Gegensatz zu meinem werten Vorredner empfinde ich den Duft aber nicht als herausragend iso-lastig bzw. derart offensiv laboriell, wie es mich bei anderen Schön-Düften mächtig gestört hat. Vor allem die Holz-Ausprägung gefällt mir wesentlich besser.
Das überrascht mich im vorliegenden Kontext allerdings nicht, denn zuweilen habe ich bereits festgestellt, dass sich unter Künstlich-Verdacht stehende, helle Holznoten mit Iris veredelnd aufpimpen lassen, siehe etwa ‚Italian Citrus‘ von D.S. & Durga oder ‚[96Cm] Curium‘ von One of those / nu_be. Das funktioniert selbstverständlich analog mit verschobenen Gewichten: Heute überstrahlt die Iris schlichtweg einen Gutteil des Laboriellen. Die sachte Süße der Vanille tut das Ihre dazu, dass ich mich vornehm beduftet fühle.
Das Adstringens des Auftakts verfliegt im Laufe des Vormittags und die Iris-Luftigkeit zieht sich ebenfalls zurück, ohne indes völlig zu verschwinden. Ihre Bitterstoffe werden womöglich von einer in dieser Hinsicht plausiblen Magnolien-Anmutung inklusive der (für mich) charakteristischen Tee-Haftigkeit ersetzt. Das darf, Synthetik hin oder her, weiterhin als feiner Ausgleicher für die Vanille gelten.
Am späteren Vormittag nähert sich die unverändert belüftete Süß-Holz-Note für ein Weilchen gar dem Lederartigen. Ein Intermezzo - bald landen die Gedanken wieder beim Vertrauten. Ich vermute, dass unverdrossen ein Rest Iris der nun allmählich stärker werdenden Iso-Holz-Frische hilft, denn es riecht wacker nicht nach Baumarkt.
Ein leicht floral-fruchtiger Dreh innerhalb der Vanille am Nachmittag, zu spüren allein direkt auf der Haut, lässt mich spekulieren, ob hinter der Herstellerangabe „Vanille-Knospe“ vielleicht mehr steckt als lediglich geduldiges Papier. Von den übrigen gelisteten Basisprodukten, die cremend oder erdend daherkommen könnten, bemerke ich hingegen nicht viel.
Erst nach gut acht Stunden nehme ich nochmal das böse Wort „Baumarkt“ in den Mund, das bleibt gleichwohl weitab von anderswo erlebbarem Grauen. Bis weit in den Abend hinein hält sich der Zweieinhalb-Klang in chemie-begründet erwartbarer Konstanz, wird jedoch – ausnahmsweise, ließe sich sagen – nicht penetrant. Ein letzter Pluspunkt.
Fazit: Edel. Ein verlässlich-stabiler, dezenter Begleiter durch einen langen Tag. Hier stimmt buchstäblich die Chemie. Sie sitzt ganz offenbar am rechten Platz, nämlich als eine unter mehreren geeigneten Partnerinnen.
Dass für eine solche synthetik-gestützte Geradlinigkeit ein gewisser Nuancen-Verzichts-Preis zu entrichten ist, liegt auf der Hand. Daher ist Vanille d’Iris für mich sicherlich kein Kauf-Kandidat, aber allemal ein Achtungs-Erfolg.
„Ich sei, gewährt mir die Birte, in eurem Bunde der vierte.“ Woher auch immer die rätselhafte Birte ihre Autorität bezieht - das Iso-Holz fordert das von jener Gewährte erfolgreich ein und gesellt sich hinzu. Im Gegensatz zu meinem werten Vorredner empfinde ich den Duft aber nicht als herausragend iso-lastig bzw. derart offensiv laboriell, wie es mich bei anderen Schön-Düften mächtig gestört hat. Vor allem die Holz-Ausprägung gefällt mir wesentlich besser.
Das überrascht mich im vorliegenden Kontext allerdings nicht, denn zuweilen habe ich bereits festgestellt, dass sich unter Künstlich-Verdacht stehende, helle Holznoten mit Iris veredelnd aufpimpen lassen, siehe etwa ‚Italian Citrus‘ von D.S. & Durga oder ‚[96Cm] Curium‘ von One of those / nu_be. Das funktioniert selbstverständlich analog mit verschobenen Gewichten: Heute überstrahlt die Iris schlichtweg einen Gutteil des Laboriellen. Die sachte Süße der Vanille tut das Ihre dazu, dass ich mich vornehm beduftet fühle.
Das Adstringens des Auftakts verfliegt im Laufe des Vormittags und die Iris-Luftigkeit zieht sich ebenfalls zurück, ohne indes völlig zu verschwinden. Ihre Bitterstoffe werden womöglich von einer in dieser Hinsicht plausiblen Magnolien-Anmutung inklusive der (für mich) charakteristischen Tee-Haftigkeit ersetzt. Das darf, Synthetik hin oder her, weiterhin als feiner Ausgleicher für die Vanille gelten.
Am späteren Vormittag nähert sich die unverändert belüftete Süß-Holz-Note für ein Weilchen gar dem Lederartigen. Ein Intermezzo - bald landen die Gedanken wieder beim Vertrauten. Ich vermute, dass unverdrossen ein Rest Iris der nun allmählich stärker werdenden Iso-Holz-Frische hilft, denn es riecht wacker nicht nach Baumarkt.
Ein leicht floral-fruchtiger Dreh innerhalb der Vanille am Nachmittag, zu spüren allein direkt auf der Haut, lässt mich spekulieren, ob hinter der Herstellerangabe „Vanille-Knospe“ vielleicht mehr steckt als lediglich geduldiges Papier. Von den übrigen gelisteten Basisprodukten, die cremend oder erdend daherkommen könnten, bemerke ich hingegen nicht viel.
Erst nach gut acht Stunden nehme ich nochmal das böse Wort „Baumarkt“ in den Mund, das bleibt gleichwohl weitab von anderswo erlebbarem Grauen. Bis weit in den Abend hinein hält sich der Zweieinhalb-Klang in chemie-begründet erwartbarer Konstanz, wird jedoch – ausnahmsweise, ließe sich sagen – nicht penetrant. Ein letzter Pluspunkt.
Fazit: Edel. Ein verlässlich-stabiler, dezenter Begleiter durch einen langen Tag. Hier stimmt buchstäblich die Chemie. Sie sitzt ganz offenbar am rechten Platz, nämlich als eine unter mehreren geeigneten Partnerinnen.
Dass für eine solche synthetik-gestützte Geradlinigkeit ein gewisser Nuancen-Verzichts-Preis zu entrichten ist, liegt auf der Hand. Daher ist Vanille d’Iris für mich sicherlich kein Kauf-Kandidat, aber allemal ein Achtungs-Erfolg.
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