12.07.2024 - 06:51 Uhr

Humphrey
8 Rezensionen

Humphrey
Hilfreiche Rezension
10
Eichenmoos, oh Eichenmoos - der Duft des Waldes
Kurz vorab: Evernia heißt Eichenmoos.
Eichenmoos ist dem Lateiner bekannt als Evernia prunastri. Das ist eine Flechte, die in Wäldern und auf Bäumen wächst. Dieses Eichenmoos hat einen unfassbar charakteristischen Duft, der als erdig, moosig, holzig und leicht animalisch beschrieben wird. Eichenmoos wird oft als frisch, grün und beruhigend wahrgenommen und erinnert -als Bild geprochen- an einen Waldspaziergang nach einem Regenschauer.
Der Evernia enthält aber gar kein Eichenmoos.
Um früher den Duft von Eichenmoos für Parfums zu gewinnen, wurde -wie so oft- die Extraktionstechnik der Enfleurage verwendet. Dabei wurden die echten Flechten in ein Lösungsmittel wie Alkohol oder Öl eingeweicht, um ihre aromatischen Verbindungen zu extrahieren. Nach einer bestimmten Zeit dann wurde das Lösungsmittel abgetrennt und destilliert - man erhielt konzentriertes Eichenmoos-Extrakt.
Mittlerweile werden aufgrund von Vorschriften und Einschränkungen im Zusammenhang mit Allergenen in Parfums nur und ausschließlich synthetische Alternativen zum natürlichen Eichenmoos verwendet. Diese synthetischen Moleküle reproduzieren den Duft des natürlichen Eichenmooses -wenn gut gemacht- sehr genau und ermöglichen es weiterhin komplexe und facettenreiche Eichenmoosdüfte zu kreieren.
Da es aber wohl nicht ganz einfach ist, das synthetische Eichenmoos, wenn man es derart in den Vordergrund stellt, natürlich wirken zu lassen, ist Eichenmoos immer mehr zum Begleiter der Duftnoten geworden und stellt immer seltener den Protagonisten, den Hauptakteur von Kopf- bis Herznote.
Dank Linda Pilkington und ihren handgefertigten Düften von höchster Qualität brauchen wir uns aber um unseren olfaktorischen Eichenmooseindruck dankenswerterweise keine Sorgen zu machen, sondern dürfen Ormonde Jayne auch hier quasi blind vertrauen.
Also...
...Eichenmoos, oh Eichenmoos, es geht mit der Beschreibung los.
Wenn der Herbst kommt und die Blätter fallen, erwacht der Wald zu einem magischen Ort voller Geheimnisse und vergänglicher Schönheit.
Während man eben noch in der Hitze der Sonne legere Leinenhemden und zarte Zitrik bevorzugte, verändern sich Temperatur und Natur nun so schnell so stark, dass man ganz andere Bedürfnisse entwickelt, als nach Zitrone, Tee und frischen Wässerchen zu riechen.
An einem dann kälter gewordenen, aber leuchtenden Herbsttag spaziert man beispielsweise gerne durch den dichten Wald. Die Farne flattern im Wind, während letzte Sonnenstrahlen durch die goldenen Blätter fallen. Man genießt die Stille und die beruhigenden Geräusche der Natur. Ein leises Rascheln. Ein majestätischer Baum, der mächtig aus dem Dickicht hervorragt.
All das nimmt man plötzlich wieder wahr, nach der dominierenden Hitze des sonnigen Sommers.
Die tiefe Verbundenheit mit der Natur und dem Wald ist im Herbst olfaktorisch so ausgeprägt wie zu kaum einer anderen Jahreszeit.
Natürlich liebt man das frische Gras des Frühlings, die Sonnencremeassoziationen der heißen Tage und den knisternden Schnee und die weihnachtliche Wärme zur Winterzeit.
Der Herbst aber scheint Natur und Geruch in fast magischer Weise so in Einklang bringen zu können, dass man mit bloßer Nase meint, erriechen zu können, ob die Blätter bereits fallen, noch bunt sind, es September, Oktober oder gar schon November ist.
Ich jedenfalls liebe den Herbst.
Ich trage dann kompromisslos eine klassische Barbourjacke und kann es nicht lassen, mich hin und wieder so zu kleiden, dass ich auch gut und gerne dem englischen Landadel angehörig sein könnte.
Wenn es soweit ist, also genau dann, wenn die Blätter langsam von den Bäumen fallen und die Luft kühler wird, dann ist es Zeit für Evernia.
Dieser Duft ist ein parfumgewordener Spaziergang durch den herbstlichen Wald, umgeben von Moos, Eichenmoos und frischer Luft.
Die unfassbar elegante Komposition des Evernia passt auch perfekt zu klassischer Garderobe.
Genau das ist Evernia für mich: Der Duft zu klassischer Garderobe im Herbst.
Im Auftakt leichter Pfeffer mit Kardamom. Auch wenn das Eichenmoos in der Kopfnote gar nicht gelistet ist, ist es doch von Anfang an voll da.
Von der Bergamotte sollte man bitte nicht zu viel frische Zitrik erwarten, diese ist äußerst zurückhaltend und rahmt ebenso wie die schwarze Johannisbeere nur ein.
Die Johannisbeere an sich rieche ich sogar überhaupt nicht als Beere heraus, sondern eher den spätsommerlichen Johannisbeerstrauch als wohlriechendes Dickicht.
Die Basisnote verleiht dem Duft meiner Meinung nach lediglich eine gewisse Zartheit, Sanftheit, Weichheit, ist aber von den einzelnen Duftnoten her recht austauschbar.
Die Herznote allerdings ist überwältigend eichenmoosig, gepaart mit warmen holzigen Noten, die dezent erinnern an gemütliche Stunden vor dem Kaminfeuer in einem alten englischen Herrenhaus.
Opoponax als süße Myrrhe hätte ich eher als Weihrauch herausgerochen.
Die Kirchenbankassoziation, die man zuweilen liest, lässt sich nicht ganz leugnen.
Im Gegensatz zum Ormonde Man Eau de Parfum haben wir hier nicht die macho-maskuline Breitseite der Hemlocktanne, die so oudig eingelassen ist, dass der Tanne gut und gerne der Stamm morsch geworden sein könnte. Auch verzichtet der Evernia gänzlich auf den Koriander, der den Ormonde Man Eau de Parfum durchgehend begleitet und der sich ganz und gar nicht jedermanns Beliebtheit erfreut.
Nicht falsch verstehen, ich liebe den Ormonde Man Eau de Parfum , aber er ist eine liebevolle Zusammenstellung maskuliner Noten und kein in sich schlüssiges Bild einer Situation, wie es der Evernia ist.
Aber lassen wir die Einzelnoten mal Einzelnoten sein und kommen wieder zum Gefühl.
Wenn ich den Duft trage, fühle ich mich wie eine Figur aus einem Jane-Austen-Roman, als eine Figur aus Wiedersehen mit Brideshead, oder wegen mir auch aus Downton Abbey oder The Crown.
Englisch, elegant und zeitlos.
In meine Barbourjacke gehüllt, mit dem Evernia auf meiner Haut, fühle ich mich wie ein Teil des Englischen Landadels - stilsicher und voller Eleganz.
Dieser Duft ist für mich mehr als nur ein Parfum, er ist ein Erlebnis, das meine Liebe zum Herbst und zur britischen Kultur widerspiegelt.
Er ist eine Situation.
Er ist eine Jahreszeit.
Er ist der Herbst.
Er ist der Wald.
Er ist Eichenmoos in Perfektion.
Eichenmoos ist dem Lateiner bekannt als Evernia prunastri. Das ist eine Flechte, die in Wäldern und auf Bäumen wächst. Dieses Eichenmoos hat einen unfassbar charakteristischen Duft, der als erdig, moosig, holzig und leicht animalisch beschrieben wird. Eichenmoos wird oft als frisch, grün und beruhigend wahrgenommen und erinnert -als Bild geprochen- an einen Waldspaziergang nach einem Regenschauer.
Der Evernia enthält aber gar kein Eichenmoos.
Um früher den Duft von Eichenmoos für Parfums zu gewinnen, wurde -wie so oft- die Extraktionstechnik der Enfleurage verwendet. Dabei wurden die echten Flechten in ein Lösungsmittel wie Alkohol oder Öl eingeweicht, um ihre aromatischen Verbindungen zu extrahieren. Nach einer bestimmten Zeit dann wurde das Lösungsmittel abgetrennt und destilliert - man erhielt konzentriertes Eichenmoos-Extrakt.
Mittlerweile werden aufgrund von Vorschriften und Einschränkungen im Zusammenhang mit Allergenen in Parfums nur und ausschließlich synthetische Alternativen zum natürlichen Eichenmoos verwendet. Diese synthetischen Moleküle reproduzieren den Duft des natürlichen Eichenmooses -wenn gut gemacht- sehr genau und ermöglichen es weiterhin komplexe und facettenreiche Eichenmoosdüfte zu kreieren.
Da es aber wohl nicht ganz einfach ist, das synthetische Eichenmoos, wenn man es derart in den Vordergrund stellt, natürlich wirken zu lassen, ist Eichenmoos immer mehr zum Begleiter der Duftnoten geworden und stellt immer seltener den Protagonisten, den Hauptakteur von Kopf- bis Herznote.
Dank Linda Pilkington und ihren handgefertigten Düften von höchster Qualität brauchen wir uns aber um unseren olfaktorischen Eichenmooseindruck dankenswerterweise keine Sorgen zu machen, sondern dürfen Ormonde Jayne auch hier quasi blind vertrauen.
Also...
...Eichenmoos, oh Eichenmoos, es geht mit der Beschreibung los.
Wenn der Herbst kommt und die Blätter fallen, erwacht der Wald zu einem magischen Ort voller Geheimnisse und vergänglicher Schönheit.
Während man eben noch in der Hitze der Sonne legere Leinenhemden und zarte Zitrik bevorzugte, verändern sich Temperatur und Natur nun so schnell so stark, dass man ganz andere Bedürfnisse entwickelt, als nach Zitrone, Tee und frischen Wässerchen zu riechen.
An einem dann kälter gewordenen, aber leuchtenden Herbsttag spaziert man beispielsweise gerne durch den dichten Wald. Die Farne flattern im Wind, während letzte Sonnenstrahlen durch die goldenen Blätter fallen. Man genießt die Stille und die beruhigenden Geräusche der Natur. Ein leises Rascheln. Ein majestätischer Baum, der mächtig aus dem Dickicht hervorragt.
All das nimmt man plötzlich wieder wahr, nach der dominierenden Hitze des sonnigen Sommers.
Die tiefe Verbundenheit mit der Natur und dem Wald ist im Herbst olfaktorisch so ausgeprägt wie zu kaum einer anderen Jahreszeit.
Natürlich liebt man das frische Gras des Frühlings, die Sonnencremeassoziationen der heißen Tage und den knisternden Schnee und die weihnachtliche Wärme zur Winterzeit.
Der Herbst aber scheint Natur und Geruch in fast magischer Weise so in Einklang bringen zu können, dass man mit bloßer Nase meint, erriechen zu können, ob die Blätter bereits fallen, noch bunt sind, es September, Oktober oder gar schon November ist.
Ich jedenfalls liebe den Herbst.
Ich trage dann kompromisslos eine klassische Barbourjacke und kann es nicht lassen, mich hin und wieder so zu kleiden, dass ich auch gut und gerne dem englischen Landadel angehörig sein könnte.
Wenn es soweit ist, also genau dann, wenn die Blätter langsam von den Bäumen fallen und die Luft kühler wird, dann ist es Zeit für Evernia.
Dieser Duft ist ein parfumgewordener Spaziergang durch den herbstlichen Wald, umgeben von Moos, Eichenmoos und frischer Luft.
Die unfassbar elegante Komposition des Evernia passt auch perfekt zu klassischer Garderobe.
Genau das ist Evernia für mich: Der Duft zu klassischer Garderobe im Herbst.
Im Auftakt leichter Pfeffer mit Kardamom. Auch wenn das Eichenmoos in der Kopfnote gar nicht gelistet ist, ist es doch von Anfang an voll da.
Von der Bergamotte sollte man bitte nicht zu viel frische Zitrik erwarten, diese ist äußerst zurückhaltend und rahmt ebenso wie die schwarze Johannisbeere nur ein.
Die Johannisbeere an sich rieche ich sogar überhaupt nicht als Beere heraus, sondern eher den spätsommerlichen Johannisbeerstrauch als wohlriechendes Dickicht.
Die Basisnote verleiht dem Duft meiner Meinung nach lediglich eine gewisse Zartheit, Sanftheit, Weichheit, ist aber von den einzelnen Duftnoten her recht austauschbar.
Die Herznote allerdings ist überwältigend eichenmoosig, gepaart mit warmen holzigen Noten, die dezent erinnern an gemütliche Stunden vor dem Kaminfeuer in einem alten englischen Herrenhaus.
Opoponax als süße Myrrhe hätte ich eher als Weihrauch herausgerochen.
Die Kirchenbankassoziation, die man zuweilen liest, lässt sich nicht ganz leugnen.
Im Gegensatz zum Ormonde Man Eau de Parfum haben wir hier nicht die macho-maskuline Breitseite der Hemlocktanne, die so oudig eingelassen ist, dass der Tanne gut und gerne der Stamm morsch geworden sein könnte. Auch verzichtet der Evernia gänzlich auf den Koriander, der den Ormonde Man Eau de Parfum durchgehend begleitet und der sich ganz und gar nicht jedermanns Beliebtheit erfreut.
Nicht falsch verstehen, ich liebe den Ormonde Man Eau de Parfum , aber er ist eine liebevolle Zusammenstellung maskuliner Noten und kein in sich schlüssiges Bild einer Situation, wie es der Evernia ist.
Aber lassen wir die Einzelnoten mal Einzelnoten sein und kommen wieder zum Gefühl.
Wenn ich den Duft trage, fühle ich mich wie eine Figur aus einem Jane-Austen-Roman, als eine Figur aus Wiedersehen mit Brideshead, oder wegen mir auch aus Downton Abbey oder The Crown.
Englisch, elegant und zeitlos.
In meine Barbourjacke gehüllt, mit dem Evernia auf meiner Haut, fühle ich mich wie ein Teil des Englischen Landadels - stilsicher und voller Eleganz.
Dieser Duft ist für mich mehr als nur ein Parfum, er ist ein Erlebnis, das meine Liebe zum Herbst und zur britischen Kultur widerspiegelt.
Er ist eine Situation.
Er ist eine Jahreszeit.
Er ist der Herbst.
Er ist der Wald.
Er ist Eichenmoos in Perfektion.
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